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Claus Hintennach

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Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, lädt ein umfangreiches Programm mit Führungen, Besichtigungen und Vorträgen dazu ein, tief in die Geschichte Esslingens einzutauchen. Aber auch jenseits der Stadtgrenzen wird viel geboten.

Mittelalterliche Glasfenster, unterschiedliche Fachwerktypen, archivierte Urkunden, jahrhundertealte Grabsteine, geheimnisvolle Steinmetzzeichen, ehemalige Fabrikbauten und prachtvolle Villen – all das und vieles mehr aus Esslingens Geschichte lässt sich am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, hautnah erleben. Insgesamt 65 Veranstaltungen, darunter Führungen, Besichtigungen und Vorträge, bietet das Programm. Die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz initiierte bundesweite Aktion wendet sich an Jung und Alt, an Laien und Experten. Bei freiem Eintritt öffnen sich dabei Türen zu Orten, die sonst der Öffentlichkeit nicht oder nur teilweise zugänglich sind.
Seit 1993 findet der Tag des offenen Denkmals immer am zweiten Sonntag im September statt. In diesem Jahr lautet das Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. „Jedes Denkmal in Esslingen ist ein Zeitzeuge für die Geschichte der Stadt und ihrer Menschen. Deswegen ist jedes Denkmal auch ein Wahr-Zeichen – es dokumentiert authentisches Wissen und ist gleichzeitig ein Zeichen seiner Zeit“, heißt es in der Ankündigung der Stadtverwaltung.
Passend zum Jahresmotto habe das vielköpfige Planungs- und Organisationsteam die komplette Denkmallandschaft in Esslingen in den Blick genommen, erläutert Hans-Georg Sigel, der Bürgermeister für Stadtentwicklung, Infrastruktur, Bauen und Umwelt: „Wir haben hier in Esslingen über 660 Denkmäler. Gerade diese Vielfalt und Dichte macht Esslingen mit seiner Gesamtanlage zu etwas ganz Besonderem.“
Denkmäler dienen als Vermittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart – das zeigt sich auch am Tag des offenen Denkmals. In Esslingen locken etwa eine Führung durch das Ausgrabungsmuseum unter St. Dionys, ein Besuch in der Synagoge im Heppächer, der Aufstieg zu den Türmen der Stadtkirche, ein Blick auf die Orgeln des 19. Jahrhunderts, ein Spaziergang zur expressionistischen Südkirche oder eine Stippvisite im Nachkriegsneubau der Christuskirche auf dem Zollberg.

Zugang zu vergangenen Epochen
Denkmäler sind auch ein Zugang zu vergangenen Epochen, das lassen in Esslingen weltliche Wahrzeichen wie die Burg und die Hochwacht über der Stadt erkennen, aber auch das Faulhabersche Haus, der Pliensauturm, das Gelbe Haus oder das Stadtarchiv, das wiederum einst eine Kapelle war. Auch Industriebauten wie etwa die Maschinenfabrik Esslingen und die Fabrikantenvillen zeugen eindrucksvoll von der Bedeutung Esslingens in der Industrialisierung Württembergs. Nicht zu vergessen ist am Denkmaltag das Alte Rathaus, das in diesem Jahr besonders im Fokus steht: Das bei Touristen beliebte Fotomotiv mit Renaissancefassade und Stuckhalle von Heinrich Schickhardt, mit Turmuhr und Glockenspiel feiert 2024 seinen 600. Geburtstag.
Besondere Bonbons im Programm des Denkmaltags sind das kleine Apothekenmuseum am Postmichelbrunnen, das Literarische Marionettentheater in der mittelalterlichen Hauskapelle des ehemaligen Zunfthauses der Schuhmacher, das Lapidarium mit seinen steinernen Zeitzeugen. Aber auch in die Zukunft Weisendes wird thematisiert wie die Pläne für eine regenerative Heizung für den Salemer Pfleghof.
Wer sich für Stadtgeschichte interessiert oder beruflich damit zu tun hat, trifft beim Denkmaltag auf Gleichgesinnte, betont Hans-Georg Sigel. Dabei macht die bundesweite Aktion immer auch auf das denkmalpflegerische Tun aufmerksam: Sigel versteht die Aktion auch als Würdigung des Engagements, der Ideen und der Kreativität all derer, die sich für Denkmalschutz stark machen: „Ohne diesen Einsatz könnte es nicht gelingen, all die Möglichkeiten und Werte einer historischen Stadt wie Esslingen überhaupt zu erhalten. Und sie dann an so einem Tag wie dem Denkmaltag herauszuarbeiten, darzustellen und zu präsentieren.“ (gw)

Der Tag des offenen Denkmals
Esslingen:
Mit einem Konzert bei Kerzenschein wird der Denkmaltag am Samstag, 7. September, 20.30 Uhr, in der Franziskanerkirche eröffnet. Der Start des Denkmaltags in Esslingen findet am Sonntag, 8. September, um 11 Uhr auf dem Rathausplatz vor dem Alten Rathaus statt. Auf dem Hafenmarkt findet parallel die Weinlounge statt. In der Schnapsbrennerei der Weilergenossenschaft Rüdern dreht sich alles ums Einmaischen und Destillieren. Die Bauhütte lädt zur Offenen Werkstatt, und in der Frauenkirche gibt es Orgelmusik. Das Programmheft liegt in der Stadtinfo aus und steht unter www.esslingen.de/
denkmaltag bereit. Zu allen Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich, falls im Programmheft nicht anders angegeben unter www.
esslingen.de/denkmaltag. Der Eintritt ist frei.
Auftakt: Die landesweite Eröffnungsveranstaltung zum Denkmaltag findet dieses Jahr in Schwäbisch Gmünd statt: am Samstag, 7. September, 18 bis 24 Uhr, und sonntags den Tag über.
Kirchheim: Kirchheim lädt zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag zu einem Blick hinter die Kulissen historischer Technik und Architektur ein. So öffnet dort das Rathaus seine Pforten, Ausstellungen sind zu sehen, es gibt einen Rathaushock und eine Stadtführung. Das Feuerwehrmuseum hat geöffnet. Technikinteressierte sind ebenso auf dem Gelände des Vereins für Historische Dampftechnik willkommen. Und nicht zuletzt lädt die aus dem 19. Jahrhundert stammende Kupferschmiede zu einem Besuch ein.
Fliegerhorst: In Ostfilderns modernstem Stadtteil, dem Scharnhauser Park, sind längst nicht alle Gebäude Neubauten. So entstand der ehemalige Wehrmachtsfliegerhorst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg und steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Stadtarchivar Jochen Bender wird dies bei einer Führung (14 Uhr) erläutern (Treffpunkt Alte Wache).

Programm: In zahlreichen Städten und Gemeinden gibt es noch mehr Denkmal-Programm: www.tag-des -offenen-denkmals.de (gw/hin)

Das Stoppelcross findet in Lichtenwald zum 13. Mal statt.

Am Wochenende, 7. und 8. September, werden sich zwei abgeerntete Getreidefelder nördlich des Lichtenwalder Teilorts Thomashardt in eine Rennsportarena verwandeln. Bei der 13. Auflage des Motocross-Events Schurwälder Stoppelcross werden an zwei Tagen etwa 250 Fahrerinnen und Fahrer ihre Maschinen über einen etwa 1000 Meter langen Parcours jagen.
Anders als Motocross-Strecken wie etwa jene „In den Horben“ in Aichwald führt die Rennstrecke in Thomashardt über annähernd ebenes Gelände. Der Parcours wird nur sanft mit Steilkurven und Sprunghügeln modelliert, damit ihn auch Nachwuchsfahrer mit kleinen Maschinen problemlos meistern können. Nicht zuletzt vom Motorsport begeisterte Kinder und Jugendliche hatte der Veranstalter Martin Mayer im Blick, als er den Stoppelcross vor 13 Jahren ins Leben rief. „Es gibt sonst in der Region für junge Fahrer fast keine Möglichkeiten, ihren Sport zu betreiben“, sagt Mayer. So sind auch in diesem Jahr wieder etliche junge Fahrer am Start, die mit kleinen Motocross-Maschinen mit 50-Kubikzentimeter-Motoren durch staubige Kurven heizen und über kleine Hügel springen.
Doch auch viele erwachsene Hobbyfahrer kommen nach Lichtenwald. Die Mehrzahl stammt aus der Region, „aber wir haben auch Teilnehmer, die aus Berlin, Frankfurt oder Nürnberg anreisen. Das Stoppelcross ist etabliert und hat einen Namen in der Szene“, erzählt Mayer. Insgesamt rund 4500 Besucher werden sich nach Mayers Einschätzung während des Wochenendes auf dem Gelände tummeln und den Trainings- und Rennläufen zuschauen. Auf Mayers Einladung hin werden am Samstag auch die Kinder aus den Lichtenwalder Kindergärten dabei sein. Sie erhalten eine Führung durch das Fahrerlager und über das Gelände, ein Essen und ein kleines Geschenk. Für die Erwachsenen wird am Samstagabend die Partyband „Just for Fun“ im Festzelt auftreten.
Mayer betont, dass es sich beim Stoppelcross um „eine reine Benefiz-Veranstaltung“ handelt. „Es werden keine Profite gemacht und der Reinerlös wird wie in den Vorjahren für gemeinnützige Zwecke gespendet“, stellt er klar. So werden in diesem Jahr die Freiwillige Feuerwehr Lichtenwald, die BMX-Abteilung des Evangelischen Jugendwerks Baltmannsweiler und das Frauenhaus Esslingen eine Zuwendung erhalten. „Die brauchen das Geld am dringendsten“, sagt Mayer. pst

Info: Schurwälder Stoppelcross am Samstag (9 Uhr) und Sonntag (8.30 Uhr), 7. und 8. September, beim Wanderparkplatz Lindenallee nördlich von Thomashardt. Besucherparkplätze sind ausgeschildert, das übrige Wiesengelände ist Landschaftsschutzgebiet und darf nicht genutzt werden. (pst)

    Aichwald ist die älteste Gemeinde der Region – nicht was ihr Gründungsjahr anbelangt, sondern mit Blick auf das Alter der Einwohner.

    Das bodenständige Aichwald und das mondäne Baden-Baden haben eine Gemeinsamkeit: In beiden Kommunen lebt eine Bevölkerung mit dem höchsten Altersdurchschnitt in Baden-Württemberg. Wobei Aichwald vor den Toren Stuttgarts die Nase noch ein bisschen weiter vorne hat: Dort beträgt das Durchschnittsalter der Einwohner 48 Jahre, und der Anteil der über 65-Jährigen ist kreisweit spitze. In Baden-Baden sind die Menschen im Schnitt 47,2 Jahre alt. Warum ist Aichwald attraktiv für Ältere – oder handelt es sich um einen statistischen Zufall?
    Auf diese Frage angesprochen, berichtet Michael Neumann, der seit vielen Jahren den Aichwalder Seniorenrat leitet und sich in seinem Viertel wie in einem großen Altersheim vorkommt, wie er lakonisch anmerkt, aus seinem breiten Erfahrungsschatz. Tatsächlich schätzt auch der frühere Hauptschullehrer das Leben in der Schurwaldgemeinde. Mit seiner Frau wohnt er seit dem Einzug in den 1980er-Jahren in dem Schan­bacher Quartier rund um Hesse-, Wieland- und Fontaneweg – und ist genauso wie die Nachbarn dort immer älter geworden.
    Kein schlechter Ort für den dritten Lebensabschnitt, darin sind sich Brigitte und Michael Neumann zusammen mit dem Gast und Weggefährten in der SPD-Ratsfraktion, Hans Ulrich Richter, einig. Kurze Wege ins Grüne aber auch ins Schanbacher Zentrum, das laut Brigitte Weber nicht nur mit einer „hervorragenden Bücherei“, sondern auch mit Läden und Dienstleistern punkten kann, machten die gute Wohnlage aus.
    Man müsse nur zum Facharzt oder für besondere Einkäufe in die Nachbarstädte Esslingen, Weinstadt oder Stuttgart. Und auch für Berufspendler und die Schülerinnen und Schüler sei die Lage gut, zumal der S-Bahn-Anschluss in Weinstadt-Endersbach innerhalb von 15 Minuten mit Auto oder Bus erreichbar sei, sagt Hans Ulrich Richter, der im Ortsteil Aichelberg lebt.
    Diese Infrastruktur sei typisch für Gemeinden und wohlhabende Städte im Umfeld von Wirtschaftszentren, heißt es auf der Website „Wegweiser Kommune“, die die Bertelsmann-Stiftung herausgibt. Kommunen im Stuttgarter Speckgürtel wie Aichwald verfügen demnach über eine gute Wohnqualität und ein familien- und kinderfreundliches Umfeld, beides seien gute Grundlagen für eine günstige demografische Entwicklung.

    Vieles konzentriert sich in Schanbach
    Wobei es lohnt, genauer hinzuschauen: „Wir haben eigentlich zwei Welten in Aichwald“, beschreibt Neumann die unterschiedliche Infrastruktur im Hauptort Schanbach, um den sich die Ortsteile Aichschieß, Krummhardt, Lobenrot und Aichelberg gruppieren. Verwaltungssitz, Apotheke, Vollsortimenter und Seniorenheim – das alles findet sich nur in Schanbach, während die Bewohnerinnen und Bewohner der Teilorte für viele alltägliche Besorgungen den Kernort aufsuchen müssten.
    Neumann und seine Fraktion beschäftige vor allem das Thema altersgerechtes Wohnen, bekennt der Sozialdemokrat, der sich eigentlich als Gegner der Zentralisierung bezeichnet. Aber es habe eben auch Vorteile, wenn die Menschen auch noch im Alter fußläufig zum Arzt oder zum Optiker gehen könnten – und sogar mit dem Rollator.
    Damit die Menschen auch im Alter in den eigenen vier Wänden leben können, brauche es neben einer gut aufgestellten Sozialstation, die ambulante Dienste leiste, auch das passende Mobilitätsangebot, das die Lücken des Nahverkehrs füllt. Diese Beobachtung deckt sich mit der Analyse der Bertelsmann-Stiftung. Dort heißt es: „Die Gewährleistung von Mobilität gehört zu den wichtigen kommunalen Aufgaben.“ Solche Orte müssten andererseits davon ausgehen, dass mit der gesellschaftlichen Alterung die Zahl der nicht motorisierten Einwohner zunimmt und unter den Jüngeren Mobilitätsformen jenseits des privaten Autos an Attraktivität gewönnen. Auch hier hat Aichwald etwas zu bieten. Vor mehr als sechs Jahren gelang es dem Unternehmer und Softwarespezialisten Albert Kamm, der 28 Jahre lang für die Freien Wähler im Aichwalder Gemeinderat saß, sein Projekt Bürgerbus auf die Straße zu bringen. Heute kurvt der Bus viermal täglich dank der rund 30 ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer durch alle Ortsteile. Doch sinkende Fahrgastzahlen und eine Halbierung der Einnahmen über Sponsoren lassen bei den Akteuren die Alarmglocken läuten.

    Bürger engagieren sich vielfältig
    Dabei finden die Neumanns und Hans Ulrich Richter viele lobende Worte über das ehrenamtliche Engagement der Aichwalder. Allein im örtlichen Seniorenrat, dem zweitgrößten Verein im Ort, der von der Spielgruppe über Beratungsangebote, einem Repaircafé, Radlertreff und Tanzgruppen bis zu den Vorlese-Omas im Kindergarten und einer eigenen Zeitung ein mannigfaches Angebot abdeckt, sind laut Michael Neumann mehrere Hundert Menschen aktiv. Noch besser sehe es aus beim Blick auf die vielfältige Aichwalder Vereinslandschaft samt der Feuerwehr und dem Roten Kreuz.
    „Und der soziale Zusammenhalt ist relativ hoch“, sagt Michael Neumann. Neumann macht dafür das hohe Bildungsniveau der Aichwalder verantwortlich, ebenfalls eine Beobachtung, die sich mit den Ergebnissen der Bertelsmann-Stiftung für Kommunen nahe einem Wirtschaftszentrum deckt. Ein „großes Kontingent an Fachkräften, Know-how und Kompetenzen bilden ein großes zivilgesellschaftliches Potenzial für bürgerschaftliches Engagement“, heißt es in der Analyse. Und das ist in Aichwald mannigfach zu erleben, egal, ob es ums normale Vereinsleben, die Aichwalder Kunsttage, das Musikfestival Goldgelb oder das Aichwalder Sportereignis Motocross geht. (com)

    Im wohl ältesten Gebäude Denkendorfs in der Türkengasse wohnten wahrscheinlich vor allem begüterte Bauern und Handwerker.

    Das vermutlich älteste noch erhaltene Haus Denkendorfs stammt aus dem 14. Jahrhundert und steht in der heutigen Türkengasse. Straßennamen kamen allerdings erst sehr viel später auf. Die Denkendorfer Schriftenreihe aus dem Jahr 1999 nennt als Baujahr des Bauernhauses 1336. Es ist ein vierstöckiges Haus mit Stall, Wohnetage und zwei Dachböden. Heute ist das Gebäude Türkengasse 4 verputzt. Vorkragende Balken zeugen von seiner Fachwerkkonstruktion. Das Gebiet um Türkengasse, Riempengasse, Platz (Rathausplatz) und Gass (heute Kirchstraße) bildete die Keimzelle der Ortsbebauung, sagt Reinhard Mauz, der sich intensiv mit der Denkendorfer Geschichte beschäftigt. Das Problem der genauen Altersbestimmung sei, dass in Denkendorf noch nie eine wirkliche historische Erkundung der Häuser stattgefunden habe.

    Die Siedlung einer Sippe
    Mauz wertet derzeit gemeinsam mit einem Team die Kataster aus dem 18. und 19. Jahrhundert aus. Hierin sind Flurstücke, ihre Nutzung und die darauf stehenden Gebäude beschrieben. Daraus lässt sich ablesen, dass das Haus Türkengasse 4 Teil eines größeren Anwesens war. Gemeinsam mit dem an die Kirchstraße angrenzenden Gebäude Türkengasse 2 bildete es eine sogenannte Hofstatt. „Das war immer die Siedlung einer Sippe“, erklärt Mauz. Dazu gehörten neben Wohngebäuden Ställe, Scheunen, Holzschuppen und ein Hofraum. In diese freien Plätze bauten oft die Nachkommen ihrerseits Häuser. Dadurch entstand mit der Zeit eine dichte Bebauung. Die Gebäude waren meist nur durch schmale Durchgänge (Biegel) getrennt.
    Die Verhältnisse in der Türkengasse 4 muss man sich düster vorstellen: ohne Licht, Luft oder einen Garten. Doch dies seien damals normale Lebensbedingungen gewesen, so Mauz. Die Dächer waren mit Stroh oder Holzschindeln gedeckt. Früh habe man diese in Denkendorf durch Ziegel ersetzt, sagt Mauz. Um 1400 gab es in Denkendorf rund 70 solcher Hofstätten. Um 1580 waren es schon 100. Gebaut wurde jedoch nur innerhalb Etters. Das meint das überwiegend bebaute Gebiet eines Ortes, das meist durch Holzzäune eingefriedet war.
    Wie lebte man in einem solchen Bauernhaus? Fast immer war es ein Mehrgenerationenwohnen. Im Erdgeschoss war der Stall und bildete sozusagen die Fußbodenheizung für die Wohnräume im ersten Stock. Dort gab es eine beheizbare Stube und mehrere Kammern. Die Küche befand sich meist im Flur. Die Dachböden wurden als Vorratskammern etwa für Getreide und ähnliches genutzt. Das Haus ist in Holzständerbauweise erstellt und hat einen Steinsockel – was flächendeckend erst im 16. Jahrhundert aufgekommen sei, so Mauz. Dieses gemauerte Erdgeschoss bewahrte das Gebäude möglicherweise davor, einem der Brände zum Opfer zu fallen, die Anfang des 17. Jahrhunderts mehrfach in Denkendorf wüteten. Die Bauweise deutet laut Mauz aber auch darauf hin, dass es sich bei den Besitzern um eher begüterte Bauern und Handwerker handelte. Irgendwann wurde es um einen Anbau nach hinten erweitert.
    Johann Michael Schäfer ist als erster Besitzer auszumachen. Er stammte aus Wolfschlugen und heiratete 1738 Anna Margaretha Brucker aus Denkendorf. „Vermutlich hat er damals das Haus gekauft“, sagt Mauz. Schäfer war eine Art früher Unternehmer. Er betrieb als Müller die Dorfmühle im heutigen Gebiet Klostermühle und war zugleich Bäcker und Schultheiß. Die Bäckerei hatte ihren Sitz wohl im Ensemble in der Türkengasse. Im vorderen, 1904 neu erbauten Haus Türkengasse 2, war noch bis ins 20. Jahrhundert eine Bäckerei ansässig. 1780 verkaufte Schäfer seinen Hausbesitz an Joseph Landenberger, der Feldmesser (Landvermesser) und ebenfalls Bäcker war. Er starb bereits 1798, und vermutlich verkaufte seine Witwe das Anwesen, weil sie neu heiratete.

    Häufige Besitzerwechsel an der Tagesordnung
    Käufer waren der Bauer Samuel Mezger und der Klosterchirurg Hans Jörg Nürk. Dass man Häuser gemeinsam erwarb, war damals keine Seltenheit. „Oft hatten die Leute nicht genug Geld und Miete war unüblich“, erklärt Mauz. Häufige Besitzerwechsel waren an der Tagesordnung. Gründe waren oft der Tod und die Wiederheirat. Häufig wurden die beengten Gebäude für die wachsenden Familien auch zu klein.
    1837 übernahm Mezger das gesamte Ensemble. Der zweimal verheiratete Bauer hatte insgesamt 19 Kinder, von denen allerdings zehn als Säuglinge oder Kleinkinder starben. Bei seinem Tod 1839 bekamen seine drei ledigen Kinder Maria, Samuel und Gottlieb als Erbteil das Haus Türkengasse 4. Damit war die wirtschaftliche Einheit der beiden Häuser laut Kataster aufgelöst, sie bildeten eigene Wirtschaftseinheiten.
    Als 1888 Gottlieb Mezger als Letzter der unverheirateten Geschwister starb, ging das Haus an jemand anderen, vermutet Mauz. Für das Jahr 1900 ist eine Familie Krinn als Besitzer erwähnt.
    Noch heute kann man dem Gebäude, das inzwischen rein als Wohnhaus dient, seine einst bäuerliche Nutzung ansehen. Mehrere Eingänge deuten darauf hin, dass dort die Zugänge zu den Wohnräumen und zum Stall waren. Viele der einstigen Gebäude der Umgebung sind abgerissen, sodass die frühere Enge der Bebauung sich nur erahnen lässt.

    So kam die Türkengasse zu ihrem Namen
    Türkengasse:
     Die schmale Türkengasse hat ihren Namen wohl von Leonhard Wirtelin, der „der Türk“ genannt wurde, weil er in einem oder mehreren Kriegen gegen die Türken gekämpft hatte. Als Hausname wurde er auf dessen Nachkommen übertragen – die „Türkengasse“ war geboren
    Fotos: Das Team um Reinhard Mauz sucht nach historischen Fotos von Häusern, die im Denkendorfer Kataster verzeichnet sind (E-Mail: reinhard.mauz@t-online.de; Telefon 07  11 / 34 41 77). (urh)

    Der Kirchturm der Esslinger Frauenkirche ist mit 73,5 Metern der höchste in der Region. Der Bau hat noch andere Besonderheiten aufzuweisen.

    Er ist weithin sichtbar und dennoch unnahbar: Der höchste Kirchturm in der Region Stuttgart ist jener der Frauenkirche in Esslingen. Weil er für die Öffentlichkeit nur an ausgewählten Tagen zugänglich ist, ist es auch ein einsamer Ort, der sich nur aus der Ferne bewundern lässt. Etwas Unerreichbares also, mystisch. Geeignet, religiöse Gefühle auszulösen, wenn man dafür empfänglich ist. In gewisser Weise steht der Turm also auch für all das, was die religiöse Vorstellungskraft hergibt, sich aber nicht anfassen lässt. Insbesondere die oberste Spitze, die über das gesamte Jahr ganz allein den Tauben gehört. Menschen haben hier nichts verloren. Einzige Ausnahme: Der Tag des offenen Denkmals, der dieses Jahr am 8. September stattfindet. An diesem Tag ist der Himmel einen Spalt weit geöffnet – es gibt Führungen auf den Turm.
    Der Weg nach oben ist mühevoll. Es ist eng, die Steinstufen teilweise steil. Irgendwann aber schafft man es auf ein erstes Plateau und ist überwältigt von einem Blick auf die Esslinger Altstadt, über die vielen Figuren auf Turm und Dach, die aus der Nähe betrachtet etwas unheimlich wirken. Es ist, als wäre man urplötzlich in einer anderen Welt, nämlich in Victor Hugos „Glöckner von Notre-Dame“.

    Stark verschnörkelt und voller Figuren
    Bereits von unten und von außen ist sofort erkennbar: Der gotische Bau ist stark verschnörkelt und voller Figuren. Wer in dem großen Ensemble nicht fehlen darf, ist der Teufel, der in Esslingen mit einer Zwiebel droht. So erhaben das Bauwerk wirkt, so witzig erscheint diese Figur – ein Widerspruch, der sich nur auflösen lässt, wenn man die Legenden der Stadt kennt.
    Die Esslinger bezeichnen sich selbst als Zwieb­linger. Das nicht, weil es auf der Gemarkung einen reichhaltigen Zwiebelanbau gäbe, sondern aufgrund einer skurrilen Erzählung: Eines Tages besuchte der Teufel den Esslinger Wochenmarkt. Dort stieß ihm ein roter Apfel in die Augen, den er probieren wollte. Die Marktfrau erkannte den Teufel am Pferdefuß und gab ihm keinen Apfel, sondern eine Zwiebel. Der Teufel biss gierig hinein. Die Reaktion ließ nicht lange warten, und er verfluchte die Esslinger: Sie sollten nicht länger Esslinger heißen, sondern Zwieblinger. Die Esslinger nahmen es gelassen, denn der Teufel machte sich davon. Was blieb, war der Name. Und die Figur hoch oben auf dem Dach der Frauenkirche. Die allerdings erst spät im 19. Jahrhundert zu der Kirche kam, die zu diesem Zeitpunkt schon über 300 Jahre lang ihre Dienste getan hatte.
    Vom ersten Plateau, das den Glockenturm umgibt, geht es noch ein Stückchen höher – und es wird immer schmaler. Hier braucht es gute Nerven, denn der Turm hat keine durchgängigen Mauern, sondern zahlreiche Öffnungen und Ornamente, was ihn äußerst filigran erscheinen lässt. So wirkt er zerbrechlich – ein weiterer Widerspruch in diesem Bauwerk, das ob seiner Größe und seines Alters zunächst einmal den Eindruck eines äußerst mächtigen Bauwerks macht.
    Es ist eine Kirche, die sowohl architektonisch als auch kirchenhistorisch von großer Bedeutung ist: Sie gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern Baden-Württembergs, weil sie als die früheste gotische Hallenkirche in Südwestdeutschland gilt. Und kirchenhistorisch wichtig: In dieser Kirche hielt die Reformation 1531 Einkehr in Esslingen – drei Jahre, bevor Württemberg evangelisch wurde.
    Auch ihre Entstehung ist außergewöhnlich. Die benachbarte Stadtkirche stand unter dem Zepter des Domkapitels Speyer. Der selbstbewussten Bürgerschaft in Esslingen gefiel es nicht, dass sie hier wenig Einfluss hatte und ihre Spenden nach Speyer flossen, anstatt in Esslingen zu bleiben.

    Durch Spenden der Bürgerschaft finanziert
    So entstand die „Kirche zu unserer lieben Frau“, die durch die Spenden der Bürgerschaft finanziert wurde. Baubeginn war 1325. „In den kommenden Jahrhunderten gab es immer wieder Baupausen, geschuldet bestimmten Nöten wie der Pest“, so der Pfarrer Christoph Bäuerle. Der Turm entstand gegen Ende der Bauzeit zu Beginn des 16. Jahrhunderts – am Vorabend der Reformation. Und auch seine Bauzeit erstreckte sich über eine lange Zeit: So wie er jetzt dort steht, wurde er erst im 19. Jahrhundert vollendet.
    Während der Reformation spielten Esslingen und die Frauenkirche eine besondere Rolle. Ulrich von Württemberg machte sein Herzogtum 1534 zu einem der ersten protestantischen Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Noch früher aber war Esslingen dran: 1531 gab es einen Kirchensturm, bei dem sehr viele Kunstwerke weggeschafft wurden. Die Werke wurden allerdings nicht zerstört wie andernorts, so Bäuerle. Was einen profanen Grund hat: Die Esslinger Bürgerschaft „wusste, was diese Kunst kostete“. In dieser Zeit predigte der Reformator Ambrosius Blarer in der Frauenkirche. Nach ihm sind in Esslingen auch ein Platz und eine kirchliche Veranstaltungsstätte benannt.
    Die Frauenkirche ist immer noch „in Betrieb“ – zu besonderer Gelegenheit findet hier ein Gottesdienst statt. Im Winter fand lange Zeit in der Frauenkirche die Esslinger Vesperkirche statt, inzwischen aber nicht mehr. Es gibt aber einige Schulgottesdienste und einmal im Monat einen Frühgottesdienst. „Die Kirche ist täglich geöffnet“, sagt Bäuerle und ist sich dabei bewusst, dass sie damit ein gewisses Risiko eingeht. Denn „es gab Probleme, die Tür zur Sakristei wurde schon einmal aufgestemmt, eine Opferbüchse aufgebrochen“. Was für den Dieb enttäuschend endete: Die Büchse wird ständig geleert. (jmf)

    Eines der ältesten Gebäude in Lichtenwald ist aus dem 18. Jahrhundert. Bauherr war wohl ein wohlhabender Bauer. Nun ist es ein modernes Wohnhaus.

    Das hohe Alter vieler Ortschaften im ländlichen Raum schlägt sich nicht zwingend auch im Gebäudebestand nieder. Oftmals sind in den vergangenen Jahrhunderten ganze Ortskerne niedergebrannt. In der Neuzeit verschwanden viele alte Gebäude, wurden abgerissen oder aber bis zur Unkenntlichkeit umgestaltet.
    Ein markantes Fachwerkhaus im Schlichtener Weg im Lichtenwalder Ortsteil Thomashardt entging diesem Schicksal. Zwar ist nicht bekannt, ob es sich – neben der Kirche in Hegenlohe – tatsächlich um das älteste Gebäude in der Gemeinde handelt, immerhin jedoch ist es eines der wenigen Häuser, deren Alter und bauhistorische Einordnung definiert werden kann.
    Nach den Ergebnissen einer dendrochronologischen Untersuchung der Balken wurde das Fachwerkhaus im Jahr 1755 als Wohnstallgebäude errichtet. Das bis auf ein kleines Gewölbe nicht unterkellerte Bauernhaus umfasste im Erdgeschoss rechts und links eines niedrigen Flurs, der sogenannten Stallgasse, Ställe für Kühe und Kleinvieh; im Obergeschoss war der Wohnraum für die Familie des Bauern und darüber bis unter das Dach Speicher.

    „Ein typisches Schurwald-Bauernhaus“
    „Es ist ein typisches Schurwald-Bauernhaus“, beschreibt Harald Petermann, mit seiner Frau Brigitte sowie Ute Hosch Eigentümer des Hauses. Im Jahr 1994 hatten die Familien Petermann und Hosch bei einer Rundfahrt durch den Kreis mit einem Sanierungsträger das Haus entdeckt. „Eigentlich war es nur abschreckend. Das Haus stand schon mehr als zehn Jahre leer, die Südseite war mit Eternitplatten verkleidet, das Fachwerk sah marode aus, alles war völlig runtergekommen“, erzählt Petermann. Doch der Sanierer habe sie vom Potenzial des Hauses überzeugt. „Und ich war sofort Feuer und Flamme“, sagt Ute Hosch. Kurze Zeit später war das Haus gekauft.
    Das war die Rettung für das Gebäude. Es war zwar als Baudenkmal eingetragen, die Gemeinde wollte jedoch kein Geld für einen Erhalt in die Hand nehmen und liebäugelte mit einem Abriss. „Ein bisschen Fachwerk und alles furchtbar vergammelt“, wird der damalige Bürgermeister Karl Roos in einem Artikel im Amtsblatt im April 1992 zitiert.
    Es dauerte rund drei Jahre, bis die Familien einziehen konnten. In der Zeit wurden das Fachwerk außen und die Gefache innen saniert, Wände und Dachflächen gedämmt, marode Balken getauscht, die Decken erneuert und die Böden mit neuen Dielen ausgestattet. Die einstigen Speicher ab dem zweiten Obergeschoss wurden zu einer Wohnung auf zwei Stockwerken umgebaut, die sich im oberen Teil bis zum First öffnet. Hinzu kamen Treppen, ein großer Balkon an der nicht denkmalgeschützten Nordseite, eine Heizung, Bad und Toiletten. „Es war eine Komplettsanierung“, berichtet Petermann und lobt dabei die „gute und problemlose Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt“.
    Bei den Bauarbeiten war zwar kein unter alten Dielen versteckter Schatz aufgetaucht, wie Brigitte Petermann bedauert, aber die Sanierung hielt einige Erkenntnisse über das bäuerliche Leben in vergangenen Jahrhunderten auf dem Schurwald parat.
    So war der Wohnraum im Obergeschoss in zwei Bereiche aufgeteilt. Im südlichen standen dem Jungbauern und seiner Familie eine größere Wohnstube über dem Kuhstall als Fußbodenheizung und eine Schlafkammer zur Verfügung. Im nördlichen Teil hauste der Altbauer in zwei kleinen Kammern. Alle teilten sich eine Küche und ein Plumpsklo, das an die Westfassade gebaut war. Im Speicher ein Stockwerk höher lagen zwei Kammern für das Gesinde.

    Es gibt keine rechten Winkel
    „Es muss ein wohlhabender Bauer gewesen sein“, mutmaßt Ute Hosch angesichts der Größe des Hauses und der verbauten Materialien. Das Erdgeschoss ist massiv mit Sandsteinblöcken aufgemauert, in den Obergeschossen stießen die Sanierer neben Balken aus Tanne auch auf Eichenbalken, die wohl aus einem viel älteren Abbruchhaus stammen. „Die waren auch damals begehrt und sehr teuer“, sagt Harald Petermann. Die Dokumentation des Denkmalamts weist darüber hinaus auch Türblätter und schmiedeeiserne Beschläge aus, die teilweise deutlich älter sind als das Haus.
    Im Denkmal zu wohnen, muss man wollen. „Man muss damit leben können, dass es keine rechten Winkel gibt. Auch die Raumhöhe ist so eine Sache, Möbel von der Stange passen nicht rein, auch mit einem Kronleuchter ist es schwierig“, sagt Petermann. Das Haus stehe nicht auf ebenem Grund, sondern neige sich um zehn Zentimeter gen Westen. Dies werde in den Räumen mit kleinen Stufen und Absätzen ausgeglichen. „Barrierearm ist es auch wegen der steilen Treppen nicht. Für das Alter ist es nichts, aber es hat Flair und sehr viel Charme.“ (pst)

    Am Fischbrunnenplatz kann man sich nun frisches Trinkwasser zapfen. Möglich gemacht hat das Projekt neben der Stadt auch der Verein Altenhilfe Plochingen-Altbach-Deizisau.

    PlochingenVor ziemlich genau zwei Jahren hat die Bundesregierung beschlossen, dass Trinkwasser aus dem Leitungsnetz an möglichst vielen öffentlichen Orten frei verfügbar sein soll. Die Kommunen wurden angewiesen, entsprechende Brunnen aufzustellen.
    Einige Städte und Gemeinden haben dies im Laufe der Zeit bereits getan. Seit kurzem kann nun auch am Plochinger Fischbrunnenplatz eine kostenlose Erfrischung eingenommen werden. Mit dem obligatorischen „O’zapft is!“ übergab Bürgermeister Frank Buß den Trinkwasserbrunnen seiner Bestimmung und ließ sich sogleich den ersten Becher schmecken.
    Möglich gemacht hat das Projekt neben der Stadt auch der Verein Altenhilfe Plochingen-Altbach-Deizisau mit einer Spende von immerhin 10 000 Euro. Insgesamt schlugen die Tiefbauarbeiten, die Vorbereitung, die Anschaffung und die Installation der Anlage mit 25 000 Euro zu Buche. Für Jörg Eberle (rechts), den Vorsitzenden des Altenhilfe-Vereins, war die Brunnen-Einweihung „der Anschub für die weitere Umsetzung eines Hitzeschutzplans“. Rathauschef Buß sieht das zwar ähnlich, betonte aber zugleich, „dass das nicht alles auf einen Schlag geht“. eas

    Zum elften Mal wird ein Sonnenblumenfeld am Ortsrand von Krummhardt zur Kulisse des Musikfestivals, das vom 15. bis 19. August stattfindet.

    Fünf Tage, zehn Bands: Mitte August steht in Krummhardt wieder das Goldgelb-Festival an. Inmitten von Sonnenblumen gibt es neben dem Wasserturm jeden Tag ein familientaugliches Angebot mit Kinderprogramm und Musik – ermöglicht durch großes ehrenamtliches Engagement.

    Das Festival: Wenn von Donnerstag bis Montag, 15. bis 19. August, wieder die Bässe über den Schurwald wummern und vor dem Aichwalder Ortsteil Krummhardt die Sonnenblumen blühen, dann ist Goldgelb-Zeit. Das Musikfestival, zu dem auch dieses Mal wieder zehn Bands und bis zu 15 000 Besucher erwartet werden, findet zum elften Mal statt. Das Team um Jürgen Zeiträg, dem Vorsitzenden des Kulturvereins Krummhardt, hat im Vorfeld kräftig angepackt, damit Stände und Abläufe stehen. Das Motto lautet wie immer: Genieße den Moment.

    Die Bands: Während der fünf Festivaltage treten auf dem Feld neben dem Wasserturm insgesamt zehn Bands auf, die Konzerte beginnen um 18.30 und um 21 Uhr – nur am Sonntag jeweils eine halbe Stunde früher. Den Auftakt am Donnerstag macht der Singer und Songwriter „PEZ“ mit Country-Rock, bevor mit „Willy and the poor Boys“ eine Creedence Clearwater Revival Band auf der Bühne steht. Am Freitag werden die Party- und Coverband „Radiocast“ sowie „Beatpolice“ erwartet; Letztere sind bekannt für ihre Dance-Music der 1990er- Jahre. Der Höhepunkt des Festivals – jedenfalls für Zeiträg und seine Vorstandskollegin Anita Geyer – wird der Samstag sein, wenn die Countryband „Nighthawk“ und die Queen-Tribute-Band „The Music of Queen“ auftreten. Am Sonntag sind die Roxette-Tribute-Band namens „Roxxxet“ und „Amokoma“, die Black-Funk- und Soul-Music präsentieren, an der Reihe. Am Montag klingt das elfte Goldgelb-Festival mit der „Eliana Cargnelutti Blues-Band“ und der „Jim Steinmann Meat Loaf Tribute Show“ aus.

    Die Tickets: Um die Preise für Essen und Trinken familienfreundlich zu halten, verlangt der Kulturverein Krummhardt wieder von allen Besuchern ab einem Alter von 16 Jahren Eintritt – und zwar ab 17 Uhr zehn Euro pro Abend. „Wir haben Bands dabei, für die allein der Eintritt normalerweise 40 Euro und mehr kostet“, sagt Geyer.
    Man sei auf jeden Fall viel günstiger als jedes andere Festival. Das tägliche Kinderprogramm ist für alle kostenlos, ebenso der Familiensonntag bis 18 Uhr. Karten kann man über die Seite www.goldgelb.eu kaufen; dort gibt es auch Angaben zu weiteren Vorverkaufsstellen. An der Abendkasse gibt es nur noch Restkarten. Damit niemand vergebens kommt, informiert der Verein auf seiner Seite darüber, wenn einzelne Abende ausverkauft sind. Insgesamt stehen pro Abend 5000 Tickets zur Verfügung.

    Die Sonnenblumen: Henry Wilde ist kein Musiker, sondern ebenso wie die Einfache Helianthus eine Sonnenblumenmischung. Beide Mischungen sorgen dafür, dass Sonnenblumen dem Festival seine einzigartige Atmosphäre verleihen, für die es seit mehr als 20 Jahren bekannt ist. Der viele Regen der vergangenen Monate hat dem Wachstum der Sonnenblumen aber Probleme bereitet. Rund 20 000 Blumen haben die Helferinnen und Helfer ausgesät – aber viele mussten nachgepflanzt werden.

    Das Kinderprogramm: Für die kleinen Besucherinnen und Besucher ist an allen Tagen jeweils von 14 bis 16.30 Uhr ein abwechslungsreiches Kinderprogramm geboten – diesmal direkt auf dem Goldgelb-Gelände. Es ist Teil des Aichwalder Sommerferienprogramms, weshalb Eltern ihre Kinder anmelden müssen. Insgesamt gibt es 14 verschiedene Stationen. Zu Gast ist beispielsweise ein Geschichtenerzähler, die Kinder können gemeinsam filzen, Windspiele basteln, Holzrahmen gestalten oder sich am Hockey-Brettspiel vergnügen. Pro Station gibt es jeweils 20 Plätze.

    Das Ehrenamt: Um den Goldgelb-Fans ein tolles Erlebnis zu verschaffen, sind wieder mehr als 650 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz. Als die Anmeldebögen Anfang Mai online gingen, hätten sich binnen 48 Stunden mehr als 300 Helferinnen und Helfer gemeldet. Immerhin müssen an den fünf Festivaltagen rund 850 Schichten bewältigt werden. „So groß war das Interesse noch nie“, sagt Zeiträg. Nach dem Grund für die große Resonanz gefragt, verweist der Vorsitzende des Krummhardter Kulturvereins auf den guten Ruf, den das Goldgelb weit über Aichwald hinaus genießt – sowohl bei den Gästen als auch bei den Bands.

    Die Gastronomie: Beim gastronomischen Angebot setzt der Kulturverein vor allem auf regionale Produkte. Es gibt zwei Stände mit Getränken und drei Essensstände, wo neben Fingerfood auch Flammkuchen, Gegrilltes, Maultaschen, Heringsbrötchen und Obatzter angeboten werden. Man kann in einer Weinlaube oder an einer Sommerbar sitzen. „Um die Preise möglichst niedrig zu halten, haben wir uns entschlossen, auch in diesem Jahr am Abend wieder Eintritt zu verlangen“, erklären Zeiträg und Geyer. kai

    Mit dem dritten Bauabschnitt soll die Sanierung des Dicken Turms vollendet werden. Burgverein und Turmwächter unterstützen das Projekt erneut mit Zuwendungen.

    Kaum ein historisches Gebäude liegt den Esslingerinnen und Esslingern so am Herzen wie der Dicke Turm, mit dem viele ganz persönliche Erinnerungen verbinden. Jahrzehntelang empfahl sich die dortige Gastronomie als Ort für besondere Gelegenheiten, doch im Jahr 2011 strichen die damaligen Betreiber die Segel, weil sich die unerlässliche Sanierung nicht mehr gerechnet hätte. Und im Rathaus war man sicher, dass die Lichter so rasch nicht wieder angeknipst werden würden. Doch viele Bürgerinnen und Bürger kämpften für das Esslinger Wahrzeichen. Mittlerweile sind zwei Sanierungsabschnitte fertig, der dritte wird nun angepackt. Großzügige Zuwendungen des Burgvereins und des Turmwächtervereins erleichtern der Stadt den nächsten Schritt. Ende 2025 soll der Turmsaal in neuem Glanz erstrahlen.


    Burgstube ist nun barrierefrei erreichbar


    Seit Beginn der Sanierung 2019 hat sich viel getan: Ein zeitgemäßes Entree ist entstanden, das Treppenhaus erstrahlt in neuem Glanz, über den Seilergang wurde ein zweiter Fluchtweg geschaffen. Die Burgstube ist nun barrierefrei erreichbar und wurde renoviert – wo bislang der angestaubte Charme der späten 1970er-Jahre das Bild bestimmt hatte, dominieren nun helle Farben und moderne Beleuchtung. Die alte Küche ist Geschichte – Veranstaltungen werden nun von Caterern bewirtet.
    Der Betriebsausschuss der Städtischen Gebäude (SGE) hat jüngst den Weg freigemacht für den dritten Bauabschnitt, der die Sanierung des noblen Turmsaals vorsieht, dem Oberbürgermeister Matthias Klopfer als „Beletage des Dicken Turms“ besondere Bedeutung zumisst. Der Saal wird barrierefrei erschlossen und mit einem zweiten Rettungsweg versehen. Die alten Fenster werden durch Isolierverglasung ersetzt, Deckenflächen, Boden- und Wandbeläge werden erneuert. Alles wird fürs Catering vorbereitet, Haustechnik, Beleuchtung und Elektrotechnik werden erneuert.
    920 000 Euro sind vorsorglich eingeplant
    920 000 Euro sind vorsorglich im Wirtschaftsplan der SGE eingeplant. Momentan rechnet der SGE-Mitarbeiter Philipp Kopper mit Sanierungskosten von 855 000 Euro. 2016 hatte die Stadt die Kosten für den dritten Bauabschnitt auf 595 000 Euro kalkuliert und festgelegt, dass saniert wird, sobald die Hälfte dieser Kosten durch Spenden finanziert ist – den Rest der tatsächlichen Baukosten übernimmt die Stadt.
    Dieses Miteinander von Stadt und privaten Förderern ist für Oberbürgermeister Matthias Klopfer vorbildlich: „An der großen Unterstützung durch Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen sieht man, wie wichtig vielen Esslingern ihr Dicker Turm ist. Viele freuen sich darauf, den Turmsaal wieder in ganzer Schönheit erleben zu können. Der Dicke Turm ist eine wichtige Ergänzung zum Angebot an repräsentativen Räumen in unserer Stadt. Gerade Firmen wollen den Turmsaal für Veranstaltungen nutzen.“
    Klopfer erinnerte außerdem an die vielen Spenden, die die Sanierung erst ermöglicht hatten, und dankte besonders dem Burgverein und dem Turmwächterverein, die die Sanierung seit Jahren durch ihr Engagement voranbringen.
    Hagen Schröter, der Vorsitzende des Burgvereins, hatte zum Vor-Ort-Termin mit dem Oberbürgermeister einen Scheck über 60 000 Euro für den dritten Bauabschnitt dabei und zeigt sich zuversichtlich, dass das insgesamt anvisierte Spendenziel von knapp 300 000 Euro in absehbarer Zeit erreicht wird. Das sei auch Claus Brodt zu verdanken, der schon zu Lebzeiten „viel für die Stadt getan“ habe und einen stattlichen Beitrag zur Sanierung des Dicken Turms hinterlassen hat. Solch großzügige Gesten sind für Schröter, der sich auch mit der Esslinger Wohnungsbau seit Jahren für den Turm einsetzt, der beste Beweis dafür, wie sehr die Sanierung vielen am Herzen liegt. Das zeige sich auch am Tag des offenen Denkmals im September, bei dem Burgverein und Turmwächter seit Jahren gemeinsam gut besuchte Führungen anbieten.
    Das können Thorsten Helmcke und Johannes Vollmer vom Turmwächter-Verein nur bestätigen. Seit zehn Jahren kämpft die Initiative auf vielen Ebenen für die Sanierung des Dicken Turms, die anfangs noch in weiter Ferne schien. Doch die Turmwächter haben unermüdlich geworben und zum Beispiel mit Blick auf den Brandschutz wertvolle Kontakte geknüpft. „Für uns war immer klar, dass wir das Projekt nicht nur ideell, sondern auch finanziell unterstützen“, betont Helmcke, der zum Vor-Ort-Termin ei­nen 20 000-Euro-Scheck mitgebracht hat – es war nicht die erste namhafte Zuwendung der Turmwächter. „Viele kleine und größere Spenden haben dazu beigetragen“, verriet der Schatzmeister. So haben Esslingerinnen und Esslinger anlässlich runder Geburtstage um Spenden für den Turm gebeten, die Turmwächter boten Führungen an und baten dafür um einen Obolus für den Turm.


    Hinter die Kulissen schauen lassen


    Thorsten Helmcke ist aber auch zur Stelle, wenn etwa die Jugendbauhütte hinter die Kulissen schauen will oder wenn die Burgstube vermietet und ein fachkundiger Vortrag gewünscht wird. Und was für Thorsten Helmcke das Wichtigste ist: „Es macht Spaß, sich für solch ein großes Projekt einzusetzen.“ adi

    Der Dicke Turm im Wandel der Zeit

    Geschichte: Die Esslinger Burg und damit auch der um 1527 gebaute Dicke Turm war Teil der Stadtbefestigung. Anfangs hatte der Turm mit seinen bis zu sechs Meter dicken Mauern ein flaches Kegeldach, das um 1800 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. 1887 entstand die heutige Haube, der Turm diente fortan als Aussichtsplattform. Mitte der 1970er-Jahre wurden der Innere und der Äußere Burgplatz zum Stadtjubiläum 1977 aufwendig renoviert. Der Dicke Turm beherbergte danach ein Restaurant, das nicht nur seiner schönen Aussicht wegen eine der besten gastronomischen Adressen in Esslingen war.

    Gegenwart: Im Jahr 2011 wurde das Restaurant im Dicken Turm geschlossen, neue Pächter fanden sich nicht. Lange schien es, als sollte sich daran so rasch nichts ändern, weil die Stadt die Sanierungskosten zunächst auf bis zu sieben Millionen Euro geschätzt hatte. 2014 gründete sich die Initiative Turmwächter, die später zum Verein wurde und sich für die Sanierung des Turms engagierte – wie auch der Burgverein, der sich zunächst auf die Burgstaffel und den Seilergang konzentriert hatte. Ein entscheidender Schritt gelang, als der Gemeinderat 2018 beschloss, jeden gespendeten Euro zu verdoppeln.

    Der Kreistag des Landkreises Esslingen hat einen neuen Landrat gewählt. Gewonnen hat am Ende Marcel Musolf, bisher Bürgermeister in Bissingen an der Teck – Er bekam 53 von 93 Stimmen.

    Nach 24 Jahren bekommt der Kreis Esslingen einen neuen Landrat – Marcel Musolf. Amtsinhaber Heinz Eininger konnte um 18.55 Uhr das Ergebnis der geheimen Abstimmung verkünden – und lang anhaltender Jubel brach im Goßen Saal der Filharmonie in Filderstadt aus: Gleich im ersten Wahlgang am vergangenen Freitag in der Filharmonie in Bernhausen hatte der Bürgermeister der Kreisgemeinde Bissingen an der Teck 53 von 93 abgegebenen Stimmen auf sich vereinen können. Für den Wahlsieg waren 48 Stimmen nötig. Auf den Mitbewerber Peter Rosenberger entfielen 40 Stimmen. Musolf, selbst Mitglieder der Freien Wähler, wurde von SPD und den Freien Wählern unterstützt, Rosenberger von CDU und den Grünen.
    In seiner Vorstellungsrede vor dem Kreistag hat der Bissinger Rathauschef sein Bild von einem wirtschaftlich starken, ökologischorientierten und sozial gerechten Landkreis Esslingen skizziert – einem Landkreis, in dem sich der gebürtige Karlsruher mit seiner Familie längst zuhause fühlt. In Bissingen ist der Verwaltungswirt 2011 zum Bürgermeister gewählt worden, 2019 wurde er in diesem Amt bestätigt – mit 99,9 Prozent der Stimmen. Dieser Vertrauensbeweis der Bürger sei ihm wichtiger als der Titel, mit damals 23 Jahren jüngster Bürgermeister im Land geworden zu sein, betonte er. Seine Bewerbung für das Landratsamt sei „eine Herzensangelegenheit“, die ihn innerlich antreibe, gemeinsam mit allen Akteuren „dafür zu sorgen, dass sich der Landkreisin all seinen Facetten prosperierend entwickeln kann“. Er betonte auch: „Für die anstehenden Herausforderungen werden wir Mut brauchen.
    Marcel Musolf folgt auf Heinz Eininger (CDU), der mit 68 Jahren in den Ruhestand geht. Die Amtszeit als Bissinger Bürgermeister würde noch bis 2027 dauern, nun aber wird in der 3500 Einwohner zählenden Gemeinde eine vorgezogene Neuwahl erforderlich. Sein Dienst als Chef der Esslinger Kreisverwaltung mit ihren rund 2500 Mitarbeitenden beginnt am 1. Oktober. Landrat Marcel Musolf soll in der Sitzung des Esslinger Kreistags am 10. Oktober auf das Amt vereidigt werden.
    In ihren Vorstellungsreden hatten beide Kandidaten unterschiedliche Akzente gesetzt. Während Lokalmatador Musolf damit warb, ohne lange Vorlaufzeit ins Amt starten zu können, betonte Rosenberger seinen „unverschränkten Blick von Außen“.
    Das Wahlergebnis sei natürlich eine große Enttäuschung, räumte Peter Rosenberger nach der Abstimmung ein – und gratulierte seinem Konkurrenten Marcel Musolf umgehend. Jetzt werde er erst einmal in den Urlaub gehen. eh