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Claus Hintennach

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Baumfällungen lösen häufig Aufregung aus. Aber offenbar nicht in der Reichenbacher Hauptstraße. Bei einer Bürgerinformation wurden die Pläne für die Ortsmitte sehr gut aufgenommen.

In Reichenbach wird gründlich geplant, auch mit ungewohnten Methoden: Wenn es die Sache verlangt, sucht der Baumgutachter auch mal das Gespräch mit Platanen. So zumindest beschrieb Martin Müller vom Büro Kompetenz für Bäume in Welzheim (Rems-Murr-Kreis) sein Vorgehen. Der Fachmann war mehrfach in der Reichenbacher Hauptstraße und hat den dort wachsenden Platanen ebenso in die Kronen geschaut wie auf die in erhöhten Rundbeeten eingezwängten Füße.
Er hat, meist vergeblich, nach Vögeln und Insekten Ausschau gehalten und schließlich, so fasste er zusammen, „mit allen Platanen gesprochen: Jede hat mir gesagt: Ich würde gern weggehen“. Etwas nüchterner ausgedrückt: Die Bäume stehen in schlechtem Untergrund, bekommen zu wenig Wasser und haben zu wenig Platz, weshalb sie regelmäßig stark gestutzt werden. Die dabei entstandenen Knollen seien pilzanfällig und ausbruchgefährdet. Kurzum: Müller sieht in der Hauptstraße keine Zukunft für die ahornblättrigen Platanen. Sein Rat: „Wenn Sie da was machen, machen Sie es richtig.“ Damit meinte er, die Platanen zu fällen und geeignetere Arten unter besseren Bedingungen neu zu pflanzen.
Die knapp 50 Bürgerinnen und Bürger am Infoabend nahmen das kürzlich mit Fassung auf. Die Pläne zur Neugestaltung der Hauptstraße kamen insgesamt gut an. Nicht infrage komme eine Fußgängerzone, dafür sei Reichenbach zu klein, betonte der Bürgermeister Bernhard Richter: „Wenn wir keine Parkplätze dort haben, können die Läden zumachen.“ Aber eine klare Struktur soll verdeutlichen, wo geparkt und wo gefahren wird, ein neuer Belag soll Optik und Barrierefreiheit verbessern und eine Grünzone in der Mitte soll zum Verweilen einladen.

Fünf Parkplätze fallen weg
Indem die Kreuzung mit der Wilhelmstraße angehoben wird, will man die Höhenunterschiede nivellieren. Unterm Strich werden fünf Parkplätze wegfallen, was die Planer für vertretbar halten.
Die Bürgerinnen und Bürger hatten gegen all das keine Einwände. Die meisten Nachfragen kamen von den Gewerbetreibenden als Hauptbetroffenen der Umgestaltung: etwa, ob durch neue Bäume die Sicht auf ihre Geschäfte versperrt werde oder ob Außenbewirtschaftung möglich sei. Die Vorschläge wolle man „in die Neuplanung einspeisen“, so der Bürgermeister. Details wie die Baumarten oder der Straßenbelag stehen bislang noch nicht fest. Klar ist, dass die Bauzeit vor allem für den Einzelhandel schwierig wird: Die Hauptstraße müsse komplett aufgerissen werden, bestätigten die Planer.
Am Schul- und Sportcampus wird bereits gebaut, aktuell noch an der neuen Sporthalle mit Mensa. Im Anschluss sind die Außenanlagen dran. Das Gelände soll vielschichtig entwickelt werden: Spielanlagen, Kleinsportfelder, Laufbahn und Weitsprunggrube, Schulwald, Renaturierung des Lützelbachs und die mehr als 3000 Quadratmeter große „Bürgerwiese“ wurden angesprochen. Ob Letztere denn auch als Festwiese zu gebrauchen sei, wollte ein Bürger wissen. Richter machte ihm keine großen Hoffnungen: Ein Zelt auf einer Wiese aufzustellen sei aufwendig, die rechtlichen Auflagen generell hoch.

Wünsche und Ideen einbringen
Insgesamt wird die Neugestaltung mit Vorfreude erwartet, Bürgerin Christa Rüdinger fragte vorsichtig an, in wie viel Jahren man denn damit rechnen könne. Da die Detailplanung noch aussteht, können Wünsche und Ideen weiterhin eingebracht werden. Welche Art von Seniorengeräten und an welchen Standorten werden am besten angenommen? Wie schafft man es, dass Kinder und Jugendliche parallel zum Zug kommen, ohne dass die Älteren die Jüngeren verdrängen? Das sind zwei der Fragen, die noch vertieft werden müssen. Denn das Gelände soll von allen Generationen und verschiedenen Zielgruppen genutzt werden und frei zugänglich bleiben. „Es gibt keinen Zaun – das ist ein großes Pfund“, sagte der Landschaftsarchitekt Harald Fischer.


Wann wird gebaut?
Schul- und Sportcampus:
Sobald der Bau der neuen Sporthalle mit Mensa abgeschlossen ist, soll es möglichst nahtlos mit dem Außengelände weitergehen. Die Verwaltung rechnet damit, dass die Halle einschließlich der neu anzulegenden Parkplätze Ende 2024 fertig sein wird. Der nächste Bauabschnitt wäre die Renaturierung des Lützelbachs; von dieser aus werde man sich auf dem Gelände „von unten nach oben arbeiten“.
Hauptstraße: Als realistischen Baubeginn nennt Reichenbachs Bürgermeister Bernhard Richter „das Jahr 2025, es kann aber auch schon Ende 2024 sein“. Das hänge unter anderem davon ab, wann die Platanen gefällt werden können, so die Planer. Auch Fördermittel hofft die Gemeinde bis dahin noch aufzutun. (aia)

Sanitäranlagen in Schulen werden so massiv zerstört, dass sie nicht mehr nutzbar sind – auch in Esslingen. Das Schelztor-Gymnasium muss deshalb einige WC-Räume sperren.

Verstopfte Toiletten, herausgeschlagene Fließen, zerstörte Spiegel und beschädigte Türen: Seit Monaten werden die WC-Räume am Esslinger Schelztor-Gymnasium mutwillig zerstört. Sei es, weil versucht wird, Klopapierrollen, Pullover oder Farbe hinunterzuspülen, oder weil das Interieur zertrümmert wird. Deshalb ist die überwiegende Anzahl der Toiletten derzeit gesperrt.
Begonnen habe diese Form des Vandalismus bereits vor dem Sommerferien, nehme jetzt aber zu, sagt der Schulleiter Jörg Leihenseder. Die Schulgemeinschaft belaste diese Situation. „Wegen des massiven Vandalismus einer vermutlich eher kleinen Gruppe oder Einzelner leidet die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler“, sagt Leihenseder. Für die etwa 800 Schülerinnen und Schüler stehen wegen der Vorfälle zeitweise nur zwei Toilettenräume mit jeweils mehreren WCs zur Verfügung. Die Folge: lange Schlangen vor den Sanitäranlagen und eine notwendige Dokumentation, denn die Namen derjenigen, die auf die Toilette gehen, würden notiert.
Mit dem Ausmaß an Zerstörungswut ist aus Sicht des Gesamtelternbeirats eine „rote Linie“ überschritten, wie dessen Vorsitzender Thomas Schreiber sagt. Man neige aus Sicht des Gremiums seitens der Schulverwaltung nicht zur Überreaktion, aber diese Dimension der Zerstörungswut sei schlichtweg nicht hinnehmbar.

Belastend, teils sogar gesundheitsgefährdend
Auch für die Schülerinnen und Schüler ist die Situation belastend, kann sogar gesundheitsgefährdend werden. Etwa, wenn manche Jugendliche bis Schulschluss nichts mehr trinken, um nicht aufs WC gehen zu müssen. Dass auch die Schülerinnen und Schüler die Entwicklung verurteilen, zeigt sich in einem Schriftstück, das kürzlich auf dem Instagram-Account der Schule gepostet wurde und den Titel trägt „Vandalismus auf dem stillen Örtchen: die leisen Schreie unschuldiger Schüler“. Darin ist zu lesen: „Man kann nicht anders als die Stirn runzeln. Eine kleine Gruppe von Randalierern hat es geschafft, die Lebensqualität eines ganzen Kollektivs zu beeinträchtigen.“
Doch das Schelztor-Gymnasium ist bei Weitem nicht die einzige Schule, an der mutwillig Toilettenräume massiv zerstört werden. Auch der Stadt Esslingen ist das Problem bekannt. Vandalismus an Toiletten sei jedoch nicht an einzelnen Schulen festzumachen, sondern über das gesamte Stadtgebiet verteilt, heißt es vonseiten der Verwaltung. Die Formen des Vandalismus reichten von Schmierereien an den Wänden über abgebrochene Toilettenpapierhalter, herausgerissene Türen bis hin zu zerstörten WC-Sitzen und zu durch Toilettenpapierrollen verstopfte Kloschüsseln und Pissoirs.

Situation spitzte sich im Oktober zu
Auch Schulen in der Region sind betroffen, etwa die Realschule im Bildungszentrum Seefälle in Filderstadt-Bonlanden. Seit Beginn des Schuljahres kam es an der Schule zu starken Verschmutzungen und mutwilligen Zerstörungen der Toiletten, wie es damals in einer Rundmail der Schulleitung an die Eltern hieß. Die Situation spitzte sich im Oktober zu, auch an der Realschule wurden einige WCs gesperrt.
Dass es sich um ein bundesweites Problem handelt, zeigt ein Fall aus Halle an der Saale: Wie Medien Ende September berichteten, sollten dort an einer Gesamtschule Schülerinnen und Schüler wegen anhaltenden Vandalismus ihr Toilettenpapier selbst mitbringen. Es würden täglich Toilettenpapierrollen in die Toilettenbecken gestopft, hieß es in einem Brief des Schulleiters.

Sogenannte Challenge auf Tiktok
Bei den aktuellen Vorfällen am Schelztor-Gymnasium in Esslingen handelt es sich indes aus Sicht des Schulleiters Jörg Leihenseder nicht explizit um eine sogenannte Challenge auf der Social-Media-Plattform Tiktok. Denn vor zwei Jahren seien dort vermehrt Videos mit demolierten Schulklos aus aller Welt veröffentlicht worden. Unter dem Begriff „Devious Lick Challenge“ verbreite sich der Trend, Schuleinrichtung mutwillig zu beschädigen oder zu entwenden, schreibt die Organisation Jugendschutz.net in einem Beitrag vom März dieses Jahres. Mittlerweile seien zugehörige Hashtags auf der Plattform gesperrt worden. Dennoch kursierten immer wieder Videos mit ähnlichem Inhalt. (jas)

Ab dem 23. November werden Gaukler, Händler und mittelalterliche Handwerkskünstler die Stadt Esslingen in eine vorweihnachtliche Erlebniswelt verwandeln. Am 21. Dezember schließt der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt dann wieder seine Pforten.

Bald wird es in der Esslinger Innenstadt wieder von Musikern und Stelzenläufern, Marktschreiern und Geschichtenerzählern, Künstlern und Handwerkern wimmeln. Denn am 23. November eröffnet der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt, der mit seinem mittelalterlichen Flair vor historischer Fachwerkkulisse alljährlich rund eine Million Besucher in die ehemalige Reichsstadt lockt. In diesem Jahr beginnt er schon weit vor dem ersten Advent.
Michael Metzler, Chef der Esslinger Markt und Eventgesellschaft (EME), die den Markt veranstaltet, hatte im vergangenen Jahr von einem der bestbesuchten Weihnachtsmärkte überhaupt gesprochen. Doch angesichts sehr kurzer Vorlaufzeiten sowie pandemiebedingter Geschäftsaufgaben und Unsicherheiten hatte man 2022 nicht alle üblichen Attraktionen anbieten können. „Jetzt sind wir wieder in allen Bereichen gut aufgestellt“, sagt Petra Pfeiffer, Leiterin des Veranstaltungsmanagements bei der EME. So sei wieder ein internationales Kulturprogramm möglich, ebenso Aktionen in geschlossenen Räumen – etwa im beliebten Märchenzelt.

Derwisch und Mäuseroulette
Auch Indoor-Angebote wie ein Fechtkurs oder rituelles Räuchern sind wieder im Programm. Ebenso das Mäuseroulette, das im vergangenen Jahr flach gefallen war, weil die Mäuse laut Pfeiffer die Pandemie nicht überlebt hatten. Sogar den beliebten Derwisch, der zeitweise verschollen gewesen sei, habe man wieder ausfindig machen und für den Esslinger Markt verpflichten können, freut sich Petra Pfeiffer.
Insgesamt sind laut der Veranstaltungschefin rund 70 Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Ländern am Start, darunter musikalische Gruppen, Tänzer, Jongleure, Feuerspucker, Akrobaten, ein Seiltänzer, eine Harfenspielerin, Marionettentheater und Märchenerzähler. Außerdem zahlreiche Handwerker wie Löffelschnitzer, Zinngießer oder Glasbläser, die mittelalterliche Fertigungsmethoden präsentieren und diese bei Mitmachaktionen erlebbar machen.

Auch einige neue Marktbeschicker
Neben vielen etablierten Händlern, Gastronomen und Handwerkskünstlern sind in diesem Jahr auch einige neue Beschicker auf dem Markt vertreten. So gibt es auf dem Weihnachtsmarkt am Marktplatz einen neuen Stand mit Hausschuhen und Socken, einen weiteren mit hochprozentigen und alkoholfreien Getränke-Spezialitäten sowie einen Gastronomen, der unter anderem Röstbrote aus Sauerteig serviert. Nach einer Pause wieder dabei ist zudem ein Stand mit Südtiroler Holzschnitzereien. Auch auf dem Mittelaltermarkt gibt es neue Akteure, nämlich eine Glaswerkstatt, einen Stand mit Naturfellen sowie einen Steinmetz. Neu ist auch ein Stand mit Wollwalkprodukten, etwa Pullovern, Hosen und Westen. Zudem ist wieder ein Instrumentenstand mit Tam-Tams, Gongs, Trommeln und anderen Musikgeräten am Start.
Neben Vorführungen der Handwerkskunst, Erlebnisführungen, Workshops und Konzerten findet auch wieder ein Fackelumzug zur Burg statt (19. Dezember), wo die Besucher dann eine Feuershow erwartet. Apropos Feuer: Dem Brandschutz werde im Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt ebenso Rechnung getragen wie der Verkehrssicherheit sowie der Verhinderung von Diebstahl und Vandalismus, erklärt die Stadt. Der bereits etablierte Terrorschutz mit Zufahrtsblockaden für Laster werde wieder angewandt, zudem beobachte die Polizei die Lage ständig und reagiere entsprechend. Was den Verkehr betrifft, so ist die Innenstadt vom 16. November bis zum 22. Dezember bis auf wenige Ausnahmen für alle Fahrzeuge gesperrt.
Eigentlich hätte der Weihnachtsmarkt erst am 28. November öffnen sollen. Denn die Esslinger Marktordnung sieht einen Beginn am Dienstag vor dem ersten Advent vor. Das bedeutet, dass die Marktdauer von Jahr zu Jahr schwankt, 2023 wäre die mit 24 Tagen kürzestmögliche Dauer angesagt gewesen. Doch wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie hatten die Marktbeschicker den Wunsch nach mehr Markttagen geäußert. Der Gemeinderat erhörte das Ansinnen und machte den Weg frei für die Eröffnung am Donnerstag, 23. November (17 Uhr).

Zahlen und Daten:
Öffnungszeiten:
 Der Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt ist vom 23. November bis zum 21. Dezember geöffnet. Sonntags bis donnerstags sind die Marktstände von 11 bis 20.30 Uhr geöffnet, freitags und samstags von 11 bis 21.30 Uhr. Am Totensonntag, 26. November, ist der Markt ganztags geschlossen.
Stände: Insgesamt umfasst der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr rund 180 Stände, davon etwa 70 auf dem Marktplatz, 75 in den Altstadtgassen und ein halbes Dutzend auf der Weihnachtsinsel am Postmichelbrunnen. Hinzu kommen an den Wochenenden 30 bis 40 Buden auf dem Adventsmarkt in der Ritterstraße. (meb)

Vom 1. Januar 2024 an werden Linienbusse durch den Hochdorfer Ortsteil verkehren, bisher hatte dieser keine Anbindung. Ein Alternativvorschlag der Anwohner fiel bei einer Prüfung durch die Behörden durch.

Durch den baulich engen Hochdorfer Ortsteil Ziegelhof werden vom 1. Januar 2024 an Linienbusse fahren. Die Ziegelhof-Anwohner hatten zwar einen Alternativvorschlag unterbreitet, wonach der Bus über eine Wendeschleife im Amselweg auf die aktuelle Route von Reichenbach nach Hochdorf (K 1206) zurückfährt. Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) und das Landratsamt halten den Vorschlag jedoch nicht für umsetzbar: Für die vorgeschlagene Stichfahrt zum Reitverein auf dem Ziegelhof bei Weiterführung der Buslinie 144 nach Reichenbach reiche die zur Verfügung stehende Zeit nicht aus. In Reichenbach würden Busanschlüsse versäumt und die notwendigen Übergangszeiten von und zum Zug nicht ausreichen. Die maximal zur Verfügung stehende Fahrzeit geben Zuganschlüsse in Kirchheim und in Reichenbach vor. Die Linienführung ohne den Ziegelhof hätte wiederum zur Folge, dass im Hauptort Haltestellen wegfallen müssten.

Ersatz für wegfallende Parkplätze
Die Gesamtfahrzeit der Linie 144 von Reichenbach über Hochdorf und Notzingen bis Kirchheim sei auf Basis der zulässigen Geschwindigkeiten und einem verbesserten Straßenzustand auf dem Ziegelhof mit 28 Minuten Richtung Reichenbach sowie 29 Minuten Richtung Kirchheim kalkuliert – verlässliche Bahnanschlüsse inklusive.
Die aktuelle Planung führt nach Angaben der Behörden zu einer deutlichen Angebotsverbesserung für Hochdorf. Die Runde durch den Hauptort inklusive dem Gewerbegebiet/Edeka übernimmt künftig die neue Linie 147 zwischen Plochingen und Hochdorf. Im Lerchenweg auf dem Ziegelhof, durch den die Busse künftig fahren sollen, ist die Straßenbreite für Begegnungsverkehr aktuell nicht ausreichend, zumal auch Gelenkbusse zum Einsatz kommen. Aus Gründen „der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs“ werde im Lerchenweg daher abschnittsweise ein Halteverbot angeordnet.
Zudem müssten die Blumenkübel entfernt werden. „Wir werden wohl mit Interimshaltestellen beginnen. Das Weitere muss sich in den kommenden Wochen klären“, sagte Bürgermeister Gerhard Kuttler. Für die wegfallenden Parkplätze im Lerchenweg werde die Gemeinde Schotterparkplätze an der Rampe hoch zum Reitverein herstellen. Ob weitere Parkplätze am Amselweg geschaffen werden können, hänge von der baulichen Entwicklung dort ab.
Alle Alternativen zur geplanten Linienführung seien geprüft worden. Ohne die Ziegelhofüberquerung entsteht dem Hauptort Hochdorf laut Kuttler „ein nicht hinnehmbarer Nachteil, weil dann nur noch die Haltestelle am Rathaus angedient werden könnte“. Die bisherige 144er-Runde ohne den Ziegelhof wäre zeitlich nur möglich, wenn Notzingen auf seine Haltestelle am Rathaus verzichtet, „worauf Notzingen verständlicherweise nicht eingehen konnte“, so Kuttler. Die Durchfahrt über den Ziegelhof sei die einzige Möglichkeit, im Hauptort Hochdorf und in Notzingen ein angemessenes Angebot aufrechtzuerhalten und zugleich den Ortsteil Ziegelhof anzubinden. Als Busunternehmen werde wie bisher Fischle übernehmen.

„Wir fühlen uns nicht ernst genommen“
Bei den Ziegelhof-Anwohnern herrscht Unverständnis. Der Hauptort bekomme eine bessere Taktung auf dem Rücken der Ziegelhöfer, heißt es aus deren Reihen. Es sei befremdlich, dass in Zeiten allgegenwärtiger verkehrsberuhigender Maßnahmen ein fragwürdiges Buslinienkonzept durchgezogen und eine verkehrsberuhigte Nebenstraße zu einer frequentierten Durchgangsstraße aufgerüstet werde. Der Frust sei groß, denn man habe den Eindruck, dass die im Detail ausgearbeiteten Alternativvorschläge nie wirklich in Erwägung gezogen worden seien. „Wir haben uns als Vertretung der Ziegelhofbewohner zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, haben über 150 Unterschriften gesammelt und fundierte Alternativvorschläge für eine Anbindung gemacht. Wir fühlen uns aber nicht ernst genommen“, sagt Kirsten Bihl, eine Sprecherin des Arbeitskreises.

Neuerungen ab Januar 2024:
Linien:
 Die Linie 144 soll täglich zwischen Reichenbachs Bahnhof via Hochdorf-Ziegelhof und dem Hauptort über Notzingen bis Kirchheim und zurück fahren: montags bis sonntags stündlich, montags bis freitags tagsüber zusätzlich halbstündlich zwischen Reichenbach und Notzingen mit der Linie 168. Neu dazu kommt die Linie 147, die zwischen Plochingen und Hochdorf montags bis freitags zur Hauptverkehrszeit halbstündlich und in der Nebenverkehrszeit plus samstags stündlich fährt.
Haltestellen: Für die neue Route der Linie 144 müssten neue Haltestellen am Beginn des Ziegelhofwegs („Kulturzentrum“), im Ziegelhof (beim Mitfahrbänkle) sowie in Hochdorf als Stopps „Reußensteinweg“, „Talbachbrücke“ und „Gewölbegasse“ eingerichtet werden. Für den 147er durch Hochdorf kommen „Mozartstraße“ und „Ostring“ hinzu. (eis)

Nach der Abkehr von der Kohle bleibt das Kraftwerk in Altbach/Deizisau wichtig für die Strom- und Wärmeerzeugung. Nun ist mit einem Spatenstich der Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerks eingeläutet worden.

Der Umbau ist in vollem Gange: Deutschland ist auf dem Weg, seine Energieversorgung neu auszurichten. Das Kohlekraftwerk Altbach/Deizisau wird dafür so umgebaut, dass dort Energie und Wärme ab dem Jahr 2026 aus Gas-, später aus Wasserstoff gewonnen werden (Fuel Switch). Vergangene Woche fand der offizielle Spatenstich für den Bau des neuen Gaskraftwerks auf dem westlichen Kraftwerksgelände statt.
Neben den Bürgermeistern Thomas Matrohs (Deizisau) und Martin Funk (Altbach) sowie dem EnBW-Vorstand für nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur, Georg Stamatelopoulos, kam die Landesministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Thekla Walker (Bündnis 90/Die Grünen), zum Spatenstich nach Altbach. „Es ist ein wichtiger Meilenstein, den wir heute setzen“, sagte die Ministerin. Es gehe um nicht weniger, als das Land auf eine neue Energieversorgung vorzubereiten. Mit Blick auf die lange Geschichte des Standortes erklärte Walker: „Man bleibt hier der Innovation treu.“ Das Kraftwerk werde zu einem wichtigen Anker für die notwendige Reduzierung des CO2-Ausstoßes.

Bei Windenergie noch Luft nach oben
Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreite parallel voran. Während Walker dem Ausbau der Sonnenenergie im Land einen guten Stand attestierte, sei beim Ausbau der Windenergie Luft nach oben. „Da werden wir noch Fahrt aufnehmen“, versprach sie. Gleichzeitig würden Wind und Sonne vermutlich auch bei einem weiteren Ausbau nicht den gesamten Energie- und Wärmebedarf decken können.
An manchen Tagen gelinge es bereits, rund 70 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen, erklärte der EnBW-Vorstand Stamatelopoulos. Doch die Energieerzeugung mit Wind und Sonne sei nicht immer gleichmäßig. „Wir brauchen weiter Kraftwerke, die zu jeder Tages- und Nachtzeit Energie zur Verfügung stellen können“, erklärte er. Gleichzeitig ermögliche es die Produktion von Wasserstoff, überschüssige regenerative Energie sinnvoll zu verwenden. Denn nicht immer, wenn beispielsweise die Sonne kräftig scheine, werde auch viel Strom benötigt. Zukünftig könnte die überschüssige Energie zur Herstellung von Wasserstoff verwendet werden.
Dass der Kohleausstieg ermöglicht werde, sei auch den Fuel-Switch-Projekten in Stuttgart-Münster, Altbach/Deizisau und Heilbronn zu verdanken. Die momentanen Pläne sähen vor, den Betrieb der Gasturbinen bis 2035 auf Wasserstoff umzustellen. Damit wäre man klimaneutral, so Stamatelopoulos. Wichtig für den Umstieg seien allerdings Planungssicherheit sowie Förderung: „Es geht um mehrere Gigawatt Kraftwerksleistung.“ Ob der Umstieg gelinge, hänge auch davon ab, wie erfolgreich eine Infrastruktur für die Versorgung mit Wasserstoff in den nächsten Jahren aufgebaut werde.
Der Deizisauer Bürgermeister Thomas Matrohs lobte die Kooperation zwischen der Kommunalpolitik, den Einwohnern und dem Kraftwerksbetreiber. „Not in my backyard“ (Nicht in meinem Hinterhof), das sei hier nicht die Devise. „Mit dieser Haltung kommen wir auf Dauer nicht weiter“, so Matrohs. Lange sei Versorgungssicherheit kein öffentliches Thema gewesen. Mit dem Krieg in der Ukraine habe sich dies schlagartig geändert. Dass das Heizkraftwerk 3 (HKW 3) nun gebaut werde, zeige Entschlossenheit, Zuversicht und Vertrauen.

Lange Geschichte des Kraftwerks
Der Altbacher Bürgermeister Martin Funk freut sich, dass die lange Geschichte des Kraftwerks fortgeschrieben wird. Gerade im dicht besiedelten Neckartal seien Einwohner und Betriebe auf eine zuverlässige Energieversorgung angewiesen. Besonders lobte Funk, dass die Emissionen weiter sinken sollen. Es habe auch Zeiten gegeben, da hätten die Altbacher ihre nasse Wäsche nicht zum Trocknen nach draußen hängen können, weil diese sonst von den Abgaspartikeln aus dem Kraftwerk wieder schmutzig geworden wäre.
Ein Wermutstropfen ist für Funk allerdings, dass das HKW 1 nun unter Denkmalschutz steht. Freie Flächen für Unternehmen gibt es in der Gemeinde nur wenige. Dass auf dem Kraftwerksgelände nun umfangreiche Flächen aufgrund des Denkmalschutzes ungenutzt bleiben müssen, sorgt für Kopfschütteln bei der Kommunalverwaltung.

Der Energieversorger EnBW investiert 1,6 Milliarden Euro
Strategie: Die EnBW baut im Mittleren Neckarraum drei neue Gaskraftwerke. Neben Altbach/Deizisau hat der Bau im Kraftwerk Stuttgart-Münster im Frühjahr begonnen. Als drittes Projekt folgt Anfang des kommenden Jahres der Standort Heilbronn.
Kosten: Der Energieversorger investiert insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro in den Umbau seiner drei Standorte Stuttgart-Münster, Altbach/Deizisau und Heilbronn. Rund 600 Millionen Euro soll das Fuel-Switch-Projekt in Altbach/Deizisau kosten.
Emissionen: Der Kraftwerksbetreiber hofft, dass die neue Gas- und Dampfturbinenanlage bereits nach 2026 den CO2-Ausstoß um 60 Prozent senkt. Nach einer Umstellung auf Wasserstoff könnte die Anlage offenbar sogar klimaneutral betrieben werden. (bra)

In Denkendorf öffnet ein unkonventioneller Naturerlebnispfad. Ein zweieinhalb Kilometer langer Rundkurs führt über 13 Stationen.

Manchmal hatte der Denkendorfer Bürgermeister Ralf Barth Mitte vergangener Woche Mühe, sich Gehör zu verschaffen. So aufgeregt plapperten vor allem die vielen Kinder durcheinander, die zur Einweihung des Naturerlebnispfads gekommen waren. Sie konnten es kaum aushalten, bis endlich die ersten Kugeln durch die zehn Rinnen rollen durften. Konzipiert hat den rund zweieinhalb Kilometer langen Erlebnispfad, der Teil des Landschaftsparks Verband Region Stuttgart ist, der Ostfilderner Landschaftsarchitekt Tobias von Kortzfleisch.
Die Strecke führt um die Streuobstwiesen zwischen Körschtal und Autobahn. Zentrales Element sind Kugelbahnen in verschiedener Ausprägung und Gestaltung. Start und Ziel ist beim CVJM-Vereinsheim in der Heinrich-Werner-Straße. An 13 Stationen können sich die Besucher informieren, rasten und sich spielerisch oder sportlich betätigen.

Der Erste seiner Art im Landkreis
Neben den Kugelbahnen gibt es einen Kletterwald entlang des „Schneckengässles“, Spiel- und Turngeräte, einen Barfußpfad sowie Informationstafeln unter anderem zu Fauna, Flora und Geschichte. Außerdem Sitzbänke und Stationen mit einem Kugelquiz. Auch ein „Naschgarten“ mit Obstbäumen und Sträuchern wurde angelegt, ein Bienenhotel aufgestellt. Der Kugelpfad führt über Asphalt- und Feldwege und ist auch mit Kinderwagen gut zu begehen. Rollstuhlfahrern wird eine Begleitung empfohlen. All dies solle zu einem Ausflug in die Natur einladen und Lust machen, sich im Freien aufzuhalten, aber auch Informationen vermitteln, betonte Ralf Barth.
Mit dem Konzept eines Naturerlebnispfads sei der Denkendorfer Kugelpfad der erste seiner Art im Landkreis. Er wurde nicht einfach konzipiert und dann von einer Fachfirma umgesetzt, sondern ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem örtliche Vereine, Unternehmen und der kommunale Bauhof beteiligt waren. Unzählige fleißige Hände haben laut Barth geschraubt und gebastelt, gesägt und betoniert, gebuddelt und gepflanzt.
„Ohne das große ehrenamtliche Engagement hätten wir nur die Idee, aber nichts zum Anfassen“, erklärte der Landschaftsarchitekt Tobias von Kortzfleisch. Und tatsächlich ist die Liste derer, die mitgewirkt haben, lang: Örtliche Firmen spendeten Material, leisteten tatkräftige Arbeit oder unterstützen das Vorhaben finanziell. Die Landjugend packte beim Barfußpfad bei der Himmelstreppe mit an, der Obst- und Gartenbauverein pflanzte Bäume und Sträucher, der Naturschutzbund Nellingen befüllte das Bienenhotel und erstellte eine Wildbienenfläche, die Bürgerstiftung spendierte zwei Sitzbänke. Arbeiten im Wert von 60 000 Euro seien ehrenamtlich erbracht worden, rechnete der Bürgermeister vor. Hinzu kamen knapp 136 000 Euro an Zuwendungen – allen voran der Verband Region Stuttgart (70 000 Euro) und die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (28 000 Euro). Damit verblieben der Gemeinde weniger als die Hälfte der rund 270 000 Euro Gesamtkosten für das Projekt, freute sich Barth.

Jens Kulhanek ist „Mister Kugelpfad“
Seinen Ideenreichtum und sein handwerkliches Geschick hat Jens Kulhanek, der Leiter des örtlichen Bauhofs, in das Projekt eingebracht. Er hat getüftelt und ausprobiert, wie man unter anderem Rinnen in krumme Holzstämme fräst, wie viel Neigung die Bahnen benötigen, damit die Kugeln richtig rollen, oder was es braucht, damit alle Kugeln am Ende wieder aus den Stationen herauskommen. Dafür wurde „Mister Kugelpfad“ vom Bürgermeister das „Kugelbahnendiplom“ überreicht. Fast euphorisch ob des Entstandenen zeigte sich Alexander Lahl, der Regionaldirektor des Verbands Region Stuttgart: „Bombastisch, was Sie hier für die Erlebbarkeit von Natur und Landschaft geleistet haben. Da geht einem das Herz auf.“ Da sei die 70 000-Euro-Förderung des Verbands gut angelegt.

Natur und Spaß erleben
Strecke: Der Naturerlebnispfad führt vom Start am Westeingang des Friedhofs beim CVJM-Vereinshaus in großen Serpentinen bis zum Weg entlang des Lärmschutzwalls an der A  8 und dann über die Friedhofstraße in einem Bogen um das Kloster hinunter in den Maierhof. Von dort geht es entlang der Körsch wieder zurück zum Ausgangspunkt. Einsteigen in den Rundkurs kann man unter anderem am Kloster oder am Wanderparkplatz „Kleines Viadukt“.
Kugeln: Die bunten Holzkugeln gibt es für 50 Cent an den Automaten beim Start oder im Klosterhof. (urh)

Die Kunsttage Aichwald punkten mit großen Namen. Auch wird mit ihnen junge Kunst gefördert. Zudem stehen soziale Zwecke im Fokus der Aktivitäten.

Anspruchsvolle Kulturarbeit und soziales Engagement zu verbinden, das reizt den Mediziner Wolfgang Sperber. Mit dem Team der Aichwalder Kulturtage holt der Kunstfreund jedes Jahr Werke bekannter Künstler ins evangelische Gemeindehaus nach Aichschieß. Damit will er „ein Publikum erreichen, das sonst nicht in Museen geht“. Gemeinsam mit Ulrike Blum leitet er den Verein, der Kunstgenuss im Dorf möglich macht. Am 17. November wird eine Schau mit Zeichnungen des Schauspielers Armin Müller-Stahl eröffnet.
Tatkräftig unterstützt wird das Kulturprojekt von Pfarrer Jochen Keltsch. Die evangelische Kirche stellt nicht nur die Räume zur Verfügung, die Gemeinde hilft auch bei den Vorbereitungen. Im Treppenhaus hängen Bilder früherer Ausstellungen. „Über Kunst und Religion ins Gespräch zu kommen“, das gefällt Wolfgang Sperber.
„Auf der ART in Karlsruhe holen wir uns Inspirationen für unser Programm“, sagt Sperber. Das ganze Jahr über plant der Verein Ausflüge in größere Kunsthäuser. Wichtig ist es Ulrike Blum, den Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern zu halten. Deshalb besuchen die Männer und Frauen Ateliers, um mit Kunstschaffenden ins Gespräch zu kommen. Über die Jahre haben sie auch ein dichtes Netzwerk mit Galerien aufgebaut. Das zahlt sich aus, wenn man auf die Liste der Ausstellungen blickt.
Neben großen Namen wie dem Glaskünstler Hans Gottfried von Stockhausen oder dem Zeichner und Grafiker Horst Janssen entdecken die Veranstalter auch junge Kunst: Im Frühjahr 2023 zeigte der Stuttgarter Jan-Hendrik Pelz in Aichwald sein Projekt „An Inner Place“, das Geflüchteten in der Fremde ein Gesicht gibt. Die Installation des Malers war danach auch auf der Documenta in Kassel zu sehen.
2015 nahm der Verein nach zweijähriger Pause die Tradition des Aichwalder Kunstkreises wieder auf, der sich nach neun Ausstellungsjahren und dem Tod seines Gründers Frieder Gadesmann aufgelöst hatte. Der evangelische Theologe und Erziehungswissenschaftler war ein Motor für Kulturarbeit, die breite Schichten erreicht. „Wichtig ist es uns, die Kunst im Gemeinwesen zu verankern“, sagt Ulrike Blum. So gibt es etwa für die Grundschüler aus Aichschieß kindgerechte Führungen. Die Vernissagen gestaltet das Team in der evangelischen Kirche Aichschieß festlich. „Da bauen wir auf unsere Kooperationen“, sagt Wolfgang Sperber. Dazu gehört die Freie Musikschule Engelberg, die Ekkehard Hessenbruch leitet. „Dass unsere jungen Musikerinnen und Musiker hier spielen dürfen, ist ein Gewinn“, betont der Cellist und Pädagoge.
Das soziale Engagement des Vereins ist für Ulrike Blum nicht von der Kunst zu trennen: „Es ist uns wichtig, die verdienstvolle Arbeit von sozialen Organisationen vor Ort, aber auch in der ganzen Region zu unterstützen.“ Auf der Liste der Geförderten stehen das Deutsche Rote Kreuz in Aichwald, der Verein Wildwasser in Esslingen und die Telefonseelsorge.
Auf die Ausstellung mit Werken des deutschen Schauspielers Armin Müller-Stahl freut sich der Vereinschef. Der 93-Jährige ist vielen aus Filmen wie „Die Buddenbrooks“ oder „Illuminati“ bekannt. Ihn nun auch als begabten Maler und Zeichner zu erleben, das ist für das Team der Kunsttage eine ganz besondere Entdeckung.

Armin Müller-Stahls Malerei
Vielseitig: Als Schauspieler hat es Armin Mueller-Stahl nach Hollywood geschafft, weniger bekannt ist er als Schriftsteller, Musiker oder Maler. Die Bilder des 93-Jährigen sind bei den Aichwalder Kunsttagen zu sehen.
Ausstellungen: Obwohl Armin Mueller-Stahl schon seit Jahrzehnten malte, fanden seine ersten Ausstellungen erst statt, als er schon 70 Jahre alt war. In der evangelischen Kirche in Aichschieß wird die Ausstellung am Freitag, 17. November, 18 Uhr, eröffnet. Danach sind die Arbeiten im Gemeindehaus zu sehen. Öffnungszeiten sind samstags (14 bis 19 Uhr) und sonntags (11 bis 18.30 Uhr), 18. und 19. sowie 25. und 26. November. (eli)

Lange wurde geplant, jetzt beginnt der Bau des Neckaruferparks. Es entsteht ein kleines, aber wichtiges Naherholungsgebiet.

Grün ist die Hoffnung, und die hat Esslingen nie aufgegeben, wenn es um die kleine grüne Oase zwischen Bahngleisen und dem Neckar ging. Über zwei Jahrzehnte lang wurden die Planungen für den Neckaruferpark in der mit Freiflächen unterversorgten Weststadt verändert, aber nie fallengelassen. Jetzt wird er Realität – endlich. Wesentliche Voraussetzung dafür war, dass die Stadt 2018 zwei Hektar Fläche von der Bahn doch noch kaufen konnte. Bereits Ende der 1990er-Jahre wurden im Rahmen eines Bürgergutachtens Ideen entwickelt, daraufhin gab es zahlreiche Test-Entwürfe für das nur rund 50 Meter breite Areal. Das Gelände mit seinen großen Höhenunterschieden, zu dem wertvolle, aber auch sanierungsbedürftige Natursteinmauern gehören, sei eine Herausforderung für die Planer gewesen, so die Stadt. Zudem gebe es Altlasten.
„Es gibt eine große Sehnsucht der Esslingerinnen und Esslinger nach ihrem Neckar. Hier werden sie nah an ihn herankommen“, sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer beim symbolischen Spatenstich vergangene Woche. Das neue Erholungsgebiet am Fluss, das von WGF Objekt Landschaftsarchitekten in Nürnberg geplant wurde, wird aus verschiedenen Bereichen bestehen. Den Auftakt der rund zweieinhalb Jahre dauernden Bauarbeiten macht der auf Höhe der Bahnhofsunterführung geplante Stadtbalkon, eine Art Terrasse, die Platz für Sitzgelegenheiten, Gastronomie oder Veranstaltungen bietet. Danach wird stückweise flussabwärts weitergebaut.

Naturufer, Kiesstrand, Rad- und Fußwege
Ein Teilstück des Neckarufers wird zum Naturufer umgestaltet. Auch ein Steg wird entstehen. Am Hechtkopf, wo der Roßneckarkanal in den Neckar fließt, ist mit einem Kiesstrand ein direkter Zugang zum Fluss vorgesehen. Der Bereich wird als Parkeingang von Mettingen aus neu gestaltet. In weiteren Abschnitten werden die Natursteinmauern saniert und getrennte Rad- und Fußwege angelegt. Nicht umgesetzt wird vorerst das in der Mitte des Parks geplante „Neckarplateau“. Die Entsorgung von Altlasten in diesem Abschnitt würde mit massiven Kostensteigerungen zu Buche schlagen. Um nicht in Verzug zu geraten und damit Fördergelder zu gefährden, wurde der Bau des Plateaus zurückgestellt. Für das rund 9,5 Millionen Euro teure Vorhaben rechnet man im Rathaus mit Zuschüssen in Höhe von sechs Millionen Euro. Dafür muss der Park bis Ende 2025 fertiggestellt sein. Realisiert werden soll noch immer die Freitreppe. Aber die bisherige Planung müsse überarbeitet werden, hieß es aus dem Grünflächenamt. Aufgeschoben ist zudem die Umgestaltung des Neckarufers am Pliensauturm.
Weil die Neue Weststadt immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner anzieht, ist der Bedarf an wohnungsnahen Freiflächen dort besonders groß. Zudem müssen sich die Innenstädte gegen zunehmende Hitze und Trockenperioden wappnen. „Bei der neuen Parkanlage stehen Aspekte der Klimawandelanpassung besonders im Fokus“, betont die Stadt. Auch die Artenvielfalt werde durch neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere nachhaltig gefördert.
Ohne Sperrungen werden die Bauarbeiten nicht ablaufen. Aus Sicherheitsgründen wird das gesamte Baufeld abgeriegelt. Auch der Neckaruferweg zwischen Pliensaubrücke und Unterführung bei der Schenkenbergstraße in Mettingen wird ab 6. November bis zur Fertigstellung des Parks Ende 2025 gesperrt. Von der Sperrung ist auch die Unterführung zwischen dem Hengstenberg-Areal und der Roßneckarbrücke betroffen. Für den Radverkehr wird eine Umleitung eingerichtet.

Langer Weg bis zum Baustart
Vorlauf: Erst im Jahr 2018 konnte die Stadt Esslingen ein für den Neckaruferpark essenzielles Grundstück von der Bahn erwerben. Von da an wurden die Pläne für den Grünstreifen immer konkreter. Bereits im Jahr 1997 setzten sich Bürgerinnen und Bürger erstmals mit der Idee für einen Park auseinander, 2011 war er Teil eines städtebaulichen Wettbewerbs.
Radschnellweg: Nach der aktuellen Trassenführung wird der geplante Radschnellweg von Stuttgart bis nach Reichenbach nicht durch den Neckaruferpark führen. Auf Esslinger Gemarkung ist die Route zunächst südlich des Neckars an der B 10 entlang bis nach Weil geplant und soll dann weiter durch die Pliensauvorstadt bis zum Alicensteg gehen. Von hier aus verläuft die Trasse südlich des Neckars am Ufer weiter und entlang der K 1215 an Sirnau vorbei. Kurz vor dem Kraftwerk Altbach wechselt die Route ans Nordufer des Neckars. (pep)

Als erste deutsche Kommune wird Esslingen seinen Linienverkehr bald komplett elektrisch betreiben, mit dem Ausbau des Oberleitungsnetzes wird begonnen. Die Flotte soll bis zum Jahr 2025 um 46 Busse aufgestockt werden.

Viele Jahre wurde Esslingen für seine Oberleitungsbusse belächelt. Sie wirken wie Überbleibsel aus einer anderen Zeit und waren einst eher als Notlösung gedacht. Weil es in den 1940er-Jahren zu wenig Stahl für Schienen gab, um Straßenbahnnetze auszubauen, sei die Idee aufgekommen, stattdessen Busse an Oberleitungen einzusetzen, wie der Erste Bürgermeister Ingo Rust mit Blick auf die Historie der mit Strom betriebenen Busse erzählt. Ab 1944 fuhren die Modelle auch durch Esslingen.
Genau diese vermeintliche Retro-Technologie macht Esslingen nun zum Vorreiter. Als erste Stadt in ganz Deutschland wird hier der Linienverkehr in naher Zukunft zu 100 Prozent klimaneutral unterwegs sein. Bereits im Jahr 2020 hatte der Gemeinderat den Städtischen Verkehrsbetrieb (SVE) damit beauftragt. Derzeit ist das Oberleitungsnetz in Esslingen 29 Kilometer lang. Nur weitere fünf Kilometer müssen dazukommen, dann kann das gesamte Omnibusliniennetz mit elektrischem Antrieb betrieben werden. Voraussichtlich 2025 wird es so weit sein.
Mit einem symbolischen Spatenstich in der Pliensauvorstadt ist vor Kurzem der Startschuss für den Leitungsausbau erfolgt. „Dies ist ein äußerst wichtiges Signal und ein großer Schritt zur Stärkung der klimafreundlichen Mobilität“, betonte OB Matthias Klopfer. „So können wir unsere CO2-Emissionen konsequent und schnell senken, um in Esslingen bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität zu erreichen.“ Das Netz wird schrittweise ausgebaut. Den Auftakt macht ein Abschnitt in der Pliensauvorstadt, alle 30 Meter werden insgesamt 65 Masten aufgestellt. Danach folgt der Zollberg, ab Mitte 2024 ist der Esslinger Norden an der Reihe, den Abschluss macht Mitte 2025 der Altstadtring.

Oberleitung und Batterie kombiniert
„Mit relativ wenig Ausbau erreichen wir sehr viel Effekt“, stellte Rust fest. Möglich ist das durch In-Motion-Charging, bei der Oberleitung und Batterie kombiniert werden. Einen Teil des Stroms, der verbunden über zwei Stangen aus der Oberleitung gezapft wird, nutzt der Bus zur Fortbewegung, einen Teil aber auch, um seine Batterie vollzuladen. Auf die kann er zurückgreifen, wenn es keine Oberleitung gibt. „Das spart Zeit, und man braucht weniger Busse“, sagt Andreas Clemens vom SVE. Zusätzlich werden die beiden Betriebshöfe mit Ladeeinrichtungen ausgestattet. So ist über Nacht ein „Balancing“ möglich, das die Lebensdauer der Batterien erhöht. Gefahren wird mit grünem Strom, der von der Tochtergesellschaft „grünES“ der Stadtwerke Esslingen kommt. Das Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie für alternative Antriebe im Personenverkehr mit 27,4 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Damit gehört Esslingen zu einer der ersten zehn ausgewählten Kommunen und Verkehrsbetriebe deutschlandweit, die diese Fördermittel erhalten, und darf sich einreihen neben Großstädte wie Berlin, München, Hamburg und Köln.
In die neue Infrastruktur werden rund 14 Millionen Euro investiert (12,6 Millionen davon über die Förderung finanziert). Zudem werden bis 2025 zu den bisherigen zehn Bussen weitere 46 Batterie-Oberleitungsbusse (34 Gelenk- und zwölf Standardbusse) in Betrieb gehen. Die Bestellung an den belgischen Hersteller van Hool hat ein Volumen von rund 50 Millionen Euro (davon 14,8 Millionen gefördert). Die ersten Fahrzeuge werden aber wohl nicht vor 2024 in Esslingen eintreffen. Nach und nach werden dann die Dieselbusse ersetzt. (pep)

Wann werden die neuen Oberleitungen wo gebaut?
Vier Abschnitte: In der Pliensauvorstadt werden bis Ende 2024 neue Oberleitungen zwischen Stuttgarter Straße, Eberhard-Bauer-Straße und Weilstraße stadtauswärts gebaut. Danach wird auf dem Zollberg stadteinwärts ab Haltestelle Nellinger Linde über Zollbergstraße bis Jusiweg gearbeitet. Ab Mitte 2024 ist der Esslinger Norden an der Reihe (vom Neckar Forum über die Mülberger-, Wieland-, Rotenackerstraße bis zur Haltestelle Eugen-Bolz-Straße. Den Abschluss macht der Altstadtring, wo von Herbst 2024 bis Mitte 2025 von der Maille-Kreuzung über Kiesstraße, Grabbrunnenstraße, Ebershaldenstraße, Augustinerstraße, Berliner Straße bis zum Schelztor eine Oberleitung in beide Fahrtrichtungen gebaut wird.
Lange Tradition: Seit 1944 in Esslingen der erste O-Bus in Betrieb ging, wurde er laut SVE immer weiterentwickelt, über den Duo-Bus, O-Bus mit Dieselaggregat bis hin zum Batterie-Oberleitungsbus, der erstmals 2016 in Esslingen zum Einsatz kam. Bundesweit sind O-Busse nur noch in Solingen und Eberswalde im Einsatz. Marburg möchte ein Netz aufbauen. (pep)

Mehr als 100 Seiten umfasst das neue Konzept, das für die Ortsentwicklung bis zum Jahr 2035 als Leitfaden dient.

Bürgermeister Gerhard Kuttler brachte es vor Kurzem bei einer Sondersitzung des Hochdorfer Gemeinderats in der Breitwiesenhalle sinnbildlich auf den Punkt: ,„Kreise schließen sich heute, und zugleich beginnt etwas Neues.“ Bezogen hat er dies auf die weitere Gestaltung der Gemeinde und das neue Ortsentwicklungskonzept 2035 (OEK), das nach dem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats auf das vorherige aus den Jahren 2012/2013 folgt. Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft haben dafür unter fachlicher Begleitung durch Petra Schmettow (finep) und Valerie Schrodi (Schreiberplan) seit 2022 gemeinsam viele Ideen entwickelt und ausgearbeitet – das Ganze in den fünf auf den Ort bezogenen Themenfeldern Demografie/Bildung/Soziales/Freizeit; Siedlungsentwicklung/Ortsbild/Ortsgrün; Landschaft/Klima/Energie/Hochwasserschutz; Wirtschaft sowie Verkehr/Mobilität.
15 Leitbilder mit insgesamt 74 Zielen und derzeit 113 formulierten Maßnahmen sind unterm Strich zusammengekommen. „Und damit beginnt noch etwas Neues: die Phase der Umsetzung, in der wiederum Gemeindeverwaltung, Gemeinderat, Bürger und Fachbüros gefragt sein werden“, schloss Gerhard Kuttler seine Kreis-Metapher. Nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse des aktuellen OEK „nicht für die Ewigkeit in Stein gemeißelt“ seien, sondern vielmehr als hilfreiche Orientierung für die kommenden Jahre bis 2035 gelten und bei Bedarf an aktuelle Gegebenheiten und Einflüsse angepasst werden können. Die Umsetzungsphase sei ein fließender, dynamischer Prozess. Birgit Wiesenhütter (Die.Mitte) betonte, dass das Konzept zwar „keine konkrete Garantie“ sei, „aber doch eine gewisse Verbindlichkeit für künftige Ziele mit sich bringt und nichts für die Schublade ist“.

Renaturierung des Talbachs
Zu den Themen, die der Hochdorfer Bürgerschaft sehr wichtig sind, zählt laut Petra Schmettow etwa der Hochwasserschutz, gerade im Zusammenhang mit der vorgesehenen Renaturierung des Talbachs unter Berücksichtigung von Biotopen und des Artenschutzes im zentral gelegenen Breitwiesenareal. Der Bach soll dort als zentrales, verbindendes und grünes Element erlebbar gemacht werden, etwa mit Sitzgelegenheiten. Das Areal selbst wird weiterentwickelt, unter anderem mit einem neuen Wohn- und Geschäftshaus. Überhaupt soll das Breitwiesenareal zum noch attraktiveren Treffpunkt für alle Generationen werden. Geplant sind zudem neue Fuß- und Radwegeverbindungen zwischen dem Areal, dem historischen Ortskern sowie den weiteren Wohngebieten.
Die Verbesserung der örtlichen ÖPNV-Anbindung/Taktung ist laut Schmettow ein weiterer zentraler Punkt für die Bürgerschaft. Im aktuellsten Beispiel zur geplanten neuen Buslinie über den Ortsteil Ziegelhof besteht aber weiterer Klärungsbedarf, in welcher Variante die Busroute tatsächlich umgesetzt wird. Die kontinuierliche Beteiligung der Jugend bei der Ortsentwicklung ist ein ebenso zentrales Anliegen, dem Rechnung getragen werden soll. So wünschen sich die jüngeren Bewohner Hochdorfs neue Treffpunkte zusätzlich zum bestehenden Jugendhaus und weitere Freizeitangebote, etwa im Sportbereich.
Valerie Schrodi ging auf künftig hervorzuhebende und entwickelbare „Identifikationsorte“ im Hochdorfer Ortsbild ein. Dazu zählen in direkter Umgebung zum Breitwiesenareal das Mühlen-, Volksbank- und Bauhofareal mit historischem Pumpenhäuschen oder auch die Wette- und Kauzbühlstraße mit ihren teils noch vorhandenen ortstypischen historischen Siedlungsstrukturen. Erhalten oder auch neu geschaffen werden können Hof-Strukturen als ein Nebeneinander von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Der Ziegelhof sei ebenso ein Identifikationsort und biete in seiner Entwicklung Potenzial zur Bildung einer eigenen Mitte, so Schrodi.
In Sachen Siedlungsentwicklung liegt ein Fokus auf dem Plangebiet Obeswiesen/Mittleres Feld mit einem Mix aus Gewerbe, Wohnen, neuem Edeka und Pflegeheim. Eine Daueraufgabe der Gemeinde ist außerdem das Schließen innerörtlicher Baulücken. Zu den Ideen gehören hier neue Wohnformen wie das ortskernnahe Mehrgenerationenwohnen oder Senioren-WGs. Neubauten sollen sich in historisch gewachsene Strukturen einfügen, nannte Valerie Schrodi weitere Punkte des OEK. Bei allen künftigen Maßnahmen müssten konkrete und gangbare Prioritäten gesetzt werden. Mit dem neuen Ortsentwicklungskonzept habe man dafür jetzt eine aktuelle, umfassende Grundlage, waren sich die Gemeinderatsfraktionen einig. (eis)