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Claus Hintennach

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Ein Förderprogramm des Bundes eröffnet Esslingen die Möglichkeit, grüne Farbtupfer in der Innenstadt zu setzen und so rascher auf den Klimawandel zu reagieren.

Der Klimawandel zeigt auch hierzulande Wirkung. Die Sommer werden heißer – in Tallagen wie in Esslingen werden die hohen Temperaturen für viele Menschen zunehmend zum Problem. Die Stadt Esslingen strebt bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität an, doch die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen bleiben spürbar. Für den Chef des Grünflächenamts, Matthias Scheider, ist klar: „Es wird heißer, es wird trockener, es wird belastender, Starkregenereignisse nehmen zu.“ Scheider und sein Team wollen gezielt gegensteuern: In den nächsten drei Jahren sollen 200 neue Bäume gepflanzt werden, sie erhoffen sich positive Einflüsse auf das Innenstadtklima.
Experten sagen bis zum Jahr 2050 für den Kreis Esslingen eine Zunahme der mittleren Lufttemperatur von 1,3 Grad voraus. Die Zahl der Hitzetage, an denen die Tageshöchsttemperatur 30 Grad erreicht oder übersteigt, wird weiter zunehmen. Scheiders Diagnose: „Wegen der lokalen Topografie, des hohen Versiegelungsgrades der Innenstadt und der mangelnden Durchlüftung ist eine Verstärkung des bereits merklichen urbanen Hitzeinseleffekts in den Esslinger Tallagen zu erwarten. Damit einher gehen zunehmende gesundheitliche Hitzefolgen für die dort lebenden und arbeitenden Menschen. Risikogruppen wie sehr junge oder betagte Menschen, chronisch kranke, hilfsbedürftige oder schwer körperlich arbeitende Personen sind für diese gesundheitlichen Folgen besonders anfällig.“
Grünflächen können die Situation entschärfen, doch die sind in der Esslinger Innenstadt deutlich rarer als in vielen anderen Städten. Um Hitzeinseln entgegenzuwirken, hat die Stadt eine Reihe von Werkzeugen zur Hand: Entsiegelungen können das Aufheizen von Flächen verringern und helfen, Regenwasser länger zu halten. Der Ausbau beschatteter Sitzgelegenheiten bringt Aufenthaltsqualität. Die Anlage artenreicher Blühwiesen auf entsiegelten Flächen erhöht die Biodiversität. Vor allem können Baumpflanzungen Schatten spenden, die kühlende Verdunstung sowie die CO2-Speicherung in der Biomasse erhöhen.

Entsiegelung und Begrünung
Rückenwind auf diesem Weg erhält die Stadt durch Fördergelder aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“, mit dem kommunale Projekte mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz und Klimaanpassung unterstützt werden. Das Grünflächenamt hat im September 2023 eine Projektskizze zur Klimafolgenanpassung in den Tallagen vorgelegt. Schwerpunkte sind die Entsiegelung und die Begrünung im öffentlichen Raum. Der Bund hat für Esslingen ein Gesamtvolumen von drei Millionen Euro bis 2028 abgesegnet und übernimmt davon 2,25 Millionen Euro. Der warme Regen aus dem Bundessäckel fließt, sofern sich die Stadt bis Ende 2028 daran mit 750 000 Euro beteiligt.
Dank der Förderung können in den nächsten drei Jahren 200 neue Bäume in den Esslinger Tallagen gepflanzt werden – pro Baum werden rund 15 000 Euro fällig. Noch herausfordernder als die Finanzierung ist die Suche nach geeigneten Baumstandorten in einer dicht besiedelten und stark versiegelten Innenstadt. An manchen Stellen müssen Parkplätze entlang von Straßen durch Baumbeete ersetzt werden, was bei Anwohnern nicht nur Freude auslöst, weil die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt ohnehin begrenzt sind.
Das Grünflächenamt hat sich nach städtischen Flächen umgeschaut, die Möglichkeiten zur Entsiegelung und Begrünung bieten. Was als geeignet identifiziert wurde, muss dann jeweils mit Tiefbauamt, Ordnungsamt, Feuerwehr und der Stabsstelle Mobilität abgestimmt werden, um spätere Konflikte so weit wie möglich auszuschließen. Manchmal müssen Matthias Scheider und sein Team kreative Lösungen suchen und aus der Platznot eine Tugend machen – wie in der Augustinerstraße, wo das Grünflächenamt vor einer Garagenfront auf kleinstem Raum Bäume so gepflanzt hat, dass die Zufahrt zu den Garagen weiter möglich bleibt.
Im Ausschuss für Bauen, Mobilität und Klimaschutz fanden die Pläne des Grünflächenamts einmütige Zustimmung. Herbert Schrade (CDU) sieht den städtischen Obolus und die Bundeszuschüsse mit Blick auf die Zukunft gut angelegt. Für Andreas Fritz (Grüne) zählen Projekte wie dieses zu den „wichtigsten Zukunftsinvestitionen“. Daniel Scharpf (SPD) sieht die Stadt mit solchen Konzepten auf dem richtigen Weg. Rena Farquhar (FDP/Volt) empfahl mit Blick auf die nötigen Feuerwehrzufahrten, frühzeitig das Wachstumspotenzial der jeweiligen Bäume in die Überlegungen einzubeziehen.
Martin Auerbach (Linke/FÜR) begrüßt das Projekt, hätte es aber effizienter gefunden, Freiflächen wie das frühere ZOB-Gelände oder das Karstadt-Areal zu begrünen, anstatt sie zuzubauen. Andreas Klöpfer (WIR/Sportplätze erhalten) findet die Devise „Mehr Grün, weniger Grau“ für die Tallagen richtig. Für Jürgen Häußler (AfD) ist es „städtebaulich zu begrüßen, dass die Stadt diesen Weg geht“. Mit Blick auf wegfallende Parkplätze sieht er allerdings Konfliktpotenzial.

Esslinger Klimaziele
Perspektiven:
Bis zum Jahr 2040 möchte die Stadt Esslingen Klimaneutralität erreichen. Den Weg dorthin weist ein kommunales Klimaschutzkonzept. Eine erste Fassung hatte die Stadt im Jahr 2010 verabschiedet: Die Treibhausgas-Emissionen sollten (ab 2007) um 25 Prozent gesenkt werden, letztlich gingen die Emissionen bis zum Jahr 2020 um 32 Prozent zurück, heißt es auf der städtischen Internetseite.
Maßnahmen: 37 Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung werden genannt. Treibhausgas-Emissionen sollen so weit wie möglich vermieden werden, zugleich sollen die Auswirkungen des Klimawandels abgemildert werden. Geplant sind unter anderem der Ausbau der Nah- und Fernwärmeversorgung, die Sanierung städtischer Gebäude sowie nachhaltiges Bauen, die Reduzierung des Stromverbrauchs und der Ausbau erneuerbarer Energien, die verstärkte Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel, die Hitzevorsorge und die Anpassung der Naturräume an Trockenheit und Hitze. (adi)

Der Glasfaserausbau verläuft in Altbach und Deizisau bislang überhaupt nicht nach Plan. Nun hat das zuständige Unternehmen einen neuen Zeitrahmen vorgestellt. In den Gemeinderäten beider Orte überwiegt jedoch die Skepsis.

Der gehörig stockende Ausbau des Glasfasernetzes sorgt in Altbach und Deizisau seit Jahren für Aufregung. Erwartungen wurden enttäuscht, Vertrauen ist verloren gegangen. Nun hat das zuständige Telekommunikationsunternehmen, die GVG Glasfaser, einen neuen Zeitplan präsentiert. Dieser sieht vor, dass der Ausbau im September weitergeht. Bis Ende 2026 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
„Das ist hier mittlerweile ein sehr emotionales Thema“, sagte Deizisaus Bürgermeister Thomas Matrohs in der Sitzung des Gemeinderats Mitte März. Man sei 2022 mit viel Schwung in das Projekt Glasfaser gestartet. Damals hatte die GVG in beiden Gemeinden mit dem eigenwirtschaftlichen – also vom Unternehmen selbst finanzierten – Ausbau des Netzes geworben. Doch schnell häuften sich Verzögerungen. Bei den Arbeiten traten bauliche Mängel auf, Tiefbauunternehmen wurden ausgetauscht, die GVG selbst geriet zwischenzeitlich in finanzielle Nöte. Aus dem ursprünglichen Ziel, den Ausbau bis Ende 2024 abzuschließen, wurde nichts. „Die vergangenen anderthalb Jahre waren sehr ernüchternd“, sagte Matrohs.
All dies gilt auch für Altbach, mit dem Unterschied, dass dort ein etwas größerer Teil des Netzes bereits verlegt ist. Dafür sehe die Gemeinde „inzwischen aus wie ein Flickenteppich“, kritisierte Manuela Veigele von der UWV Altbach.
Um die Wogen zu glätten, hat Michael Hegemann in beiden Orten Sitzungen des Gemeinderats besucht. Er ist seit November einer der Geschäftsführer der GVG, die Ende 2024 nahezu ihr komplettes Führungspersonal ausgetauscht hatte. „Ich möchte mich im Namen des Unternehmens für die Verzögerungen entschuldigen“, sagte Hegemann zunächst in Deizisau und dann in Altbach. Er fügte hinzu: „Das war bislang ein steiniger Weg, den Sie mit uns gehen mussten.“
In Zukunft soll sich das allerdings ändern. „Wir haben entschieden, dass wir hier weiterbauen werden“, sagte Hegemann. Bis Ende Mai will die GVG die notwendigen Verträge abschließen. Ein neuer Ausbaupartner stehe zwar noch nicht fest, man befinde sich aber in guten Gesprächen mit Tiefbauunternehmen. Im September soll es dann mit den tatsächlichen Bauarbeiten losgehen. Die GVG peilt an, bis Ende 2026 den letzten der planmäßig vorgesehenen Haushalte an das Glasfasernetz in Altbach und Deizisau angeschlossen zu haben. Schon während des laufenden Ausbaus könne man erste Kunden schalten, sagte Hegemann. All dies sei konservativ geplant, die Umsetzung absolut realistisch.

Skepsis in beiden Gemeinderäten
Dennoch reagierten die Gemeinderäte in beiden Orten mit Skepsis auf den Vortrag des GVG-Geschäftsführers. Zu viel Kredit hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren verspielt. Man höre nun zum dritten Mal, dass es mit dem Ausbau richtig losgehen soll, sagte Oliver Krüger von der Deizisauer CDU-Fraktion. Er richtete deshalb klare Worte an Hegemann und die GVG: „Wenn wir überhaupt an der Kooperation festhalten, ist das ist für Sie der letzte Schuss.“
Sein Ratskollege Gerhard Knospe (FWG) zitierte mit Blick auf den neuen Zeitplan Johann Wolfgang von Goethe: „Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ In Altbach bezeichnete Achim Weber von der SPD-Fraktion Hegemanns Vortrag gar als „Luftnummer“. Allerdings sei man auf die GVG angewiesen. „Ansonsten würde ich den Antrag stellen, die Zusammenarbeit aufzukündigen“, sagte Weber.
Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart, war bei den Sitzungen ebenfalls zu Gast. Über die Zusammenarbeit mit der GVG in Altbach und Deizisau sagte er: „Der bisherige Prozess ist nicht zufriedenstellend.“ Einen Ersatz zu finden, würde seiner Einschätzung nach aber zwei bis drei Jahre dauern. Dem Unternehmen sei außerdem zugute zu halten, dass es den Ausbau eigenwirtschaftlich vornehme, ohne Förderung durch öffentliche Gelder.
Andrea Barth von der Altbacher SPD-Fraktion kommentierte dies mit den Worten: „Ich entwickle langsam eine Allergie gegen den Begriff eigenwirtschaftlicher Ausbau.“ Schließlich arbeite jeder Selbstständige für die eigene Kasse, das sei nichts Besonderes. Auch weitere Gemeinderäte hoben hervor, dass die GVG nicht einfach einen Dienst für das Allgemeinwohl leiste, sondern an dem Projekt Geld verdienen wolle.
Als Zugeständnis nach den Verzögerungen forderte Mathias Lipp (Unabhängige Wählervereinigung), in Altbach den Haldenrainweg mit auf Plan zu nehmen – „ob wirtschaftlich oder nicht“. Dort gilt der Netzausbau ebenso wie in der Edelhalde als technisch schwierig. Hegemann vermied bei diesem Thema eine klare Zusage. Lipps Appell an ihn und die GVG lässt sich jedoch auch auf Deizisau übertragen: „Sie stehen nun in der Pflicht.“

Das Projekt Glasfaserausbau
Umfang:
Nach eigenen Angaben will die GVG in Altbach und Deizisau insgesamt rund 2000 Haushalte an das Glasfasernetz anschließen. Dazu müssen zusammengenommen etwa 30 Kilometer Trasse verlegt werden. Dies sei ein riesiges Infrastrukturprojekt, sagte GVG-Geschäftsführer Michael Hegemann. Die GVG investiere rund 15 Millionen Euro.
Telekom: Im Kreis Esslingen ist die GVG lediglich mit dem Ausbau des Glasfasernetzes in Altbach und in Deizisau beauftragt. Ansonsten ist die Deutsche Telekom der wichtigste Akteur im eigenwirtschaftlichen Bereich. Das Unternehmen baut auch in Altbach, dort allerdings nur im Gewerbegebiet und damit auf deutlich weniger Fläche als die GVG. (vas)

Der Bedarf an günstigem Wohnraum steigt stetig, doch das Angebot sinkt. Mit dem Bau städtischer Wohnungen will man in Esslingen die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt abmildern. Wann das erste Objekt entstehen wird, ist aber unklar.

Wer in Esslingen eine günstige Wohnung sucht, hat schlechte Chancen. Bezahlbaren Wohnraum gibt es viel zu wenig – und das, obwohl der Bedarf stetig steigt. Seit Jahren ist die Lage auf dem Markt sehr eng, eine Entspannung ist nach wie vor nicht in Sicht. Nun will sich die Stadt neu organisieren, um künftig mehr städtische Wohnungen bauen und zu günstigeren Preisen vermieten zu können. Einer städtischen Wohnbaugesellschaft erteilt sie jedoch eine Abfuhr.
Dabei kommt im Esslinger Gemeinderat immer wieder mal der Wunsch auf, die Wohnbau Stadt Esslingen GmbH (WSE) zu reaktivieren. Diese existiert seit Anfang der 1990er, ist aber laut Stadtverwaltung seit Jahren faktisch inaktiv und hält lediglich einen Restbestand von sechs Wohnungen. Ende des vergangenen Jahres hatte die Fraktion der Grünen beantragt, die brachliegende WSE wieder aufzupäppeln zu einer funktionierenden Wohnbaugesellschaft, die den städtischen Wohnungsbau vorantreiben solle. Im Rathaus hält man jedoch nicht viel davon.
Stattdessen schlägt die Stadtverwaltung eine andere Lösung vor. So sei eine eigene Abteilung innerhalb des Eigenbetriebs Städtische Gebäude Esslingen (SGE) viel geeigneter als eine Wohnbaugesellschaft, um den Bestand an städtischen Wohnungen auszubauen. Denn eine GmbH bedeute einen höheren Verwaltungsaufwand, weil etwa eine eigene Geschäftsführung, eine Buchhaltung und ein Wirtschaftsprüfer notwendig seien. Zudem müsse ein eigener Personalbestand für die Gesellschaft aufgebaut werden – und die Förderquoten für Wohnbauprojekte seien geringer als bei kommunalen Eigenbetrieben.
Mehr städtische Wohnungen auf dem Esslinger Wohnungsmarkt hingegen hält man auch im Rathaus für sinnvoll. Gunnar Seelow, Leiter der Stabsstelle Wohnen, betonte in der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport und Soziales (KSA): „Die Situation ist sehr angespannt.“ Die Zahl der Haushalte in der Notfallkartei, also die Liste der Haushalte mit Wohnberechtigungsschein, sei innerhalb eines Jahres um 25 Prozent gestiegen – nämlich von 357 im Jahr 2023 auf 446 in 2024. „Und es ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, so Seelow. Zumal die Zahl der günstigen Wohnungen mit Sozialbindung permanent abnehme. „Die Schaffung von städtischem Wohnungsbestand ist ein ganz wichtiges Element für mehr bezahlbaren Wohnraum“, glaubt Seelow.

Alle notwendigen Kompetenzen sind da
Allerdings sei es am sinnvollsten, städtische Wohnungen in der SGE anzusiedeln, so der Leiter der Stabsstelle. Auch, weil der Gesetzgeber Kommunen mit dem Förderprogramm „Wohnungsbau BW – kommunal“ dazu bringen wolle, eigenen Wohnungsbestand aufzubauen – den höchsten Fördersatz gebe es aber nur für hundert Prozent kommunale Betriebe. Im Übrigen verwalte die SGE bereits etwa 145 Wohnungen und verfüge daher über alle notwendigen Kompetenzen, etwa in Sachen Mietrecht, Vertragsmanagement oder Nebenkostenabrechnungen.
Zudem könne man über eine sogenannte Spartenrechnung „Wohnen“ innerhalb der SGE Zuschüsse und Förderprogramme zielgerichtet verbuchen und transparent darstellen, welche Erträge und Aufwendungen für den Wohnungsbestand notwendig sind. Und über den Wirtschaftsplan der SGE habe der Gemeinderat weiterhin die Hoheit über den möglichen Bau weiterer städtischer Wohnungen. „Für die Stadt wären eigene Wohnungen besonders gut, weil sie dann bestimmte Gruppen wie etwa Haushalte aus der Notfallkartei direkt bedienen könnte“, betonte Seelow.
Bei den Mitgliedern des KSA kam der Vorschlag der Verwaltung durch die Bank gut an. „Bezahlbarer Wohnraum ist elementar für das soziale Gefüge in der Gesellschaft“, erklärte etwa Ursula Hofmann, Stadträtin der Grünen. Sie sei dankbar für den kreativen Ansatz der Stadt, mit der neuen Abteilung im Eigenbetrieb SGE eine schlanke Organisation für den Wohnungsbau einzurichten, die hundert Prozent städtisch und hundert Prozent transparent sei. Mit ähnlichen Argumenten lobten auch die Vertreterinnen und Vertreter der anderen Fraktionen und Gruppen das Vorhaben und segneten es einstimmig ab.
Allerdings kam die Frage auf, ob der KSA der richtige Ausschuss für das Thema Wohnbau sei. Auf Antrag der FDP-Fraktionsvorsitzenden Rena Farquhar beschloss das Gremium mehrheitlich, das Thema noch einmal im Ausschuss für Bauen, Mobilität und Klimaschutz vorstellen zu lassen und allumfassend in einer Klausurtagung zu bearbeiten. Wann die Stadt dann tatsächlich weitere Wohnungen baut, ist aber weiter unklar. Es gehe zunächst nur um die rechtliche Form für den städtischen Wohnungsbau“, erklärte der Erste Bürgermeister Ingo Rust.

Wohnbau Stadt Esslingen
Niedergang:
Die Wohnbau Stadt Esslingen GmbH (WSE) wurde 1991 gegründet. Geschäftsziel war es, den städtischen Immobilienbesitz zu ordnen und zu entwickeln. Doch im Jahr 2005 war die zu 98 Prozent städtische Tochter zu Grabe getragen worden, weil sie ihren Bestand nicht mehr unterhalten konnte. Die Immobilien der WSE waren an die Esslinger Wohnungsbau (EWB) verkauft worden, die je zur Hälfte der Stadt und der lokalen Wirtschaft gehört.
Wiederbelebung: Obwohl sie faktisch kaum noch aktiv ist, existiert die Wohnbau Stadt Esslingen seit Jahren als rechtliche Hülle weiter. Immer wieder war aus Reihen des Esslinger Gemeinderats der Wunsch geäußert worden, die WSE als kommunale Wohnbaugesellschaft zu reaktivieren, um die dringend benötigten Sozialwohnungen zu bauen. Von der Stadtverwaltung wurde dies nun erneut abgelehnt. (meb)

In Lichtenwald soll ein alter Brauch aufleben. Ein neu gegründeter Verein möchte wieder einen Maibaum stellen und bereitet ein Dorffest als Gemeinschaftserlebnis vor. Der Baum kommt aus dem Gemeindewald.

Wie in vielen ländlichen Kommunen in der Region war es auch in Lichtenwald Brauch, einen Maibaum aufzurichten und dabei zu einer Hocketse zusammenzukommen. Doch das ist vor einigen Jahren eingeschlafen. Einige Lichtenwalder wollen diese Tradition nun wieder beleben und haben dafür den Verein Maibaumfreunde Lichtenwald gegründet. Die Vorbereitungen für das Maibaumstellen und das Fest laufen auf Hochtouren.
„Da wird er stehen, mitten in der Gemeinde, nicht zu übersehen“, sagen Marco Wittek und Sven Schlotz und weisen auf einen Fleck Erde bei der künftigen Boulebahn zwischen dem Sportgelände und der Mehrzweckhalle Lichtenwald. Die beiden Vorstandsmitglieder des Vereins Maibaumfreunde Lichtenwald haben den Standort für den Maibaum und einen Maihock mit Bedacht gewählt. Der Platz vor der Halle sei bereits als Festplatz erprobt, in der Halle stehen Küche und Toiletten zur Verfügung. „Und er ist für alle leicht erreichbar“, sagt Sven Schlotz.

Die Dorfgemeinschaft zusammenbringen
Wittek und Schlotz unterhielten sich im vergangenen Herbst bei einer Wanderung über ein Problem, das etliche Gemeinden im ländlichen Raum betrifft, in Lichtenwald jedoch sehr deutlich spürbar ist. „Es gibt immer weniger Gelegenheiten für die Menschen im Ort, zusammenzukommen, gemeinsam Zeit zu verbringen und miteinander zu feiern“, sagt Wittek. Doch nur zu klagen helfe nicht, „und so haben wir beschlossen, dass wir etwas für die Dorfgemeinschaft tun wollen“, ergänzt Schlotz.
Mit Blick auf die Nachbarkommunen wurde auch die Zielrichtung deutlich. „In jedem Ort in der Region wird ein Maibaum gestellt und dann wird gefeiert. Bei uns ist das spätestens 2019 eingeschlafen, schon damals gab es kein Maifest mehr“, sagt Marco Wittek. Klar war, dass es mit viel Aufwand verbunden sein würde, eine Tradition wieder aufleben zu lassen und damit auch das gesellige Leben der Dorfgemeinschaft zu fördern. „Aber in allen anderen Gemeinden im Umland klappt es. Es braucht eben die Leute, die anpacken und die es machen.“
Die sind mittlerweile zur Stelle. Nach der Vereinsgründung im Januar stieg die Zahl der Mitglieder rasch auf etwa 40 an. Auch Freunde und Nachbarn sind aktiv und haben ihre Hilfe für den Maihock zugesagt, die Feuerwehr, der TSV, weitere Organisationen und Privatleute leihen Equipment fürs Fest. „Im Dorf ist doch alles vorhanden.“ Auch an der Stelle wolle der Verein die gegenseitige Unterstützung als Prinzip einer guten Dorfgemeinschaft fördern, erklärt Wittek.
Bürgermeister Ferdinand Rentschler hat die Unterstützung der Gemeinde zugesagt. So konnte der Verein gemeinsam mit dem Förster einen Baum im Gemeindewald aussuchen und fällen, und die Gemeinde nimmt zweckgebundene Spenden für den – nicht gemeinnützigen – Verein entgegen.
Diese Zuwendungen sind sehr willkommen, denn das Vorhaben ist nicht ganz günstig. Für den ersten Aufschlag wird der etwas mehr als zehn Meter hohe Maibaum etwa einen Meter tief im Boden eingegraben. Dies sorge in den wenigen Tagen, an denen der Baum in diesem Jahr aufgerichtet bleibe, für ausreichende Standfestigkeit. „Das ist aber nicht die endgültige Lösung“, sagen Schlotz und Wittek. Künftig soll eine professionelle Halterung für den Maibaum, eine sogenannte Spange, fest im Boden verankert werden. Diese Vorrichtung ist nicht im Billigregal zu finden. Einschließlich Fundament werde der Verein etwa 16 500 Euro dafür aufbringen müssen, eine Summe, die sich jedoch schnell amortisiere. So sitzt bei der Vorrichtung die Buchse, in die der Fuß des Baums eingepasst wird, auf einem Scharnier: umgeklappt kann der Baum somit im Liegen eingesetzt werden.

Mit Traktor und Seilen in Position ziehen
Dies spart viel Geld, da der Baum nicht per teurem Kranwagen freischwebend senkrecht in seine Position gebracht werden muss, sondern mit einem Traktor und Seilen in seine Position gezogen werden kann. „Wir wollen das richtig gut machen und so gestalten, dass es weitergehen kann. Der Maibaum und der Maihock sollen keine Eintagsfliege sein, sondern in Zukunft dauerhaft zum Dorfleben gehören“, erklären Schlotz und Wittek.

Tradition und Dorffest
Der Maibaum:
Die Ursprünge der Maibaumtradition sind nicht eindeutig nachgewiesen. In Süddeutschland und Österreich sind der Brauch und das dazu gefeierte Dorffest seit dem Spätmittelalter dokumentiert. Ab dem 16. Jahrhundert sind Maibäume mit Figurengruppen, Wappen oder Handwerkszeichen an Querbalken bekannt.
Das Fest in Lichtenwald: Start ist am Mittwoch, 30. April, um 17.30 Uhr, mit dem traditionellen Maibaumstellen, begleitet vom Jugendorchester des Musikvereins Köngen. Der Maibaumhock am Donnerstag, 1. Mai, beginnt um 11.30 Uhr, begleitet von den Chorälchen des Gesangsvereins Frohsinn Lichtenwald und später dem Alleinunterhalter Roli Schubert.
Die Spendenaktion: Der Verein freut sich über Spenden für die Maibaumspange, die Aktion ist zu finden unter: https://www.gofundme.com/f /maibaumspange-lichtenwald; Kontakt zum Vorstand gibt es unter: maibaumfreunde- lichtenwald@gmx.de. (pst)

Die Neuausschreibung der Esslinger Oberleitungsbusse hat nun doch etwas Positives für die Stadt: Für die 52 Elektrohybridbusse muss sie deutlich weniger zahlen als ursprünglich angenommen. Dabei hatten viele Stadträte eine Kostenexplosion befürchtet.

Die Insolvenz des Busherstellers van Hool im vergangenen Jahr hatte die Zukunft des Esslinger Busverkehrs zunächst heftig ins Schlingern gebracht. Denn für einige Stadträte war sie ein Anlass gewesen, den bereits beschlossenen Weg in Richtung batterieergänzte Oberleitungsbusse noch einmal zu überdenken. Nun aber hat die wegen der Insolvenz notwendig gewordene Neuausschreibung einen positiven Nebeneffekt: Die batterieergänzten Oberleitungsbusse werden deutlich günstiger als gedacht.
Das günstigste Angebot für die 52 Batterie-Oberleitungsbusse stammt von der tschechischen Firma Skoda Electric und liegt bei rund 41,4 Millionen Euro – das sind etwa acht Millionen Euro weniger, als für die 46 Elektrohybridbusse der Firma van Hool fällig geworden wären. Und nicht nur preislich, sondern auch bei anderen Kriterien wie etwa dem Verbrauch oder der behindertengerechten Ausstattung habe die Firma von allen Bietern am besten abgeschnitten, betont Johannes Müller, der technische Werksleiter des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE). „Die Ausschreibung lief aller Unkenrufe zum Trotz sehr gut“, sagt auch der für den Busverkehr zuständige Erste Bürgermeister Ingo Rust.
Auf Grundlage dieser Entwicklung hat der Gemeinderat den Auftrag vergeben. Damit ist der Weg frei für die Produktion der Oberleitungsbusse, die bis Ende 2026 fahrtauglich sein sollen. Für die Stadt ist die Einhaltung dieser Frist sehr wichtig, weil der ungewöhnlich hohe Bundeszuschuss von 27,4 Millionen Euro für dieses Vorhaben nur bis Ende des kommenden Jahres abgerufen werden kann.
Der SVE-Chef Johannes Müller rechnet damit, dass der ambitionierte Zeitplan eingehalten werden kann: „Ich gehe davon aus, dass wir im Sommer 2026 die ersten Busse ausgeliefert bekommen.“ Voraussichtlich würden pro Woche fünf bis sechs Fahrzeuge geliefert. Diese müssten dann noch den letzten Schliff für die Verkehrstauglichkeit erhalten und vom Regierungspräsidium abgenommen werden. „Wir haben mit Skoda ausgemacht, dass während der Anlieferung immer Techniker vor Ort sind, damit wir die Fahrzeuge schnellstens dem Verkehr übergeben können“, sagt Müller.

Parkfläche im Gewerbegebiet Sirnau
Angeliefert werden sollen die neuen Fahrzeuge auf einem Grundstück in der Esslinger Dornierstraße. Im Vorfeld hatte es kontroverse Diskussionen um die Nutzung des rund 4000 Quadratmeter großen Gewerbegrundstücks gegeben, das zwischen dem Abholcenter eines großen Möbelhändlers und dem Geschäft eines Farbenspezialisten im Stadtteil Sirnau liegt. Denn im Gemeinderat sahen einige in dem Grundstück einen idealen Gewerbestandort, den sie nicht als „Busparkplatz“ verscherbelt wissen wollten. Mit hauchdünner Mehrheit wurde letztlich dennoch beschlossen, das Areal künftig als Abstellfläche für den städtischen Busverkehr zu nutzen. Ziel sei es nun, das Gelände spätestens bis zum Sommer 2026 dafür herzurichten, sagt Müller.
Auch der Ausbau der Oberleitungen schreite voran, berichtet der SVE-Technikchef. In der Pliensauvorstadt seien die Arbeiten bereits beendet, derzeit bereite man den Ausbau auf der Mülbergerstraße und der Rotenackerstraße in den Esslinger Norden vor. Auch die Ausstattung des Altstadtrings habe man bereits im Blick. „Die Arbeiten auf dem Altstadtring sollen im zweiten Quartal 2026 starten, damit sie bis Ende des Jahres abgeschlossen sind“, erklärt Müller.

Energiepreise durch die Decke gegangen
Dass die O-Busse nun so viel günstiger sind als die 50 Millionen Euro, die bei van Hool für die 46 Batterie-Oberleitungsbusse angefallen wären, überrascht Müller nicht sonderlich. „Die damalige Ausschreibung fiel direkt in die ersten Wirren des Ukraine-Kriegs“, erklärt er. Damals seien die Energiepreise durch die Decke gegangen, deshalb hätten die Hersteller wohl Sicherheitspuffer eingerechnet. Daher sei das Preisniveau in der Branche insgesamt höher gewesen. Inzwischen hätten sich die Kriegswirren differenziert und die Energiepreise seien nicht mehr ganz so hoch, weshalb auch die Kosten für die Busse gesunken seien. Und das, obwohl die Stadt inzwischen 52 statt der bei van Hool bestellten 46 Batterie-Oberleitungsbusse benötigt – unter anderem, weil die neue Ausbaustufe des Lärmaktionsplans zu einem höheren Bedarf an Bussen führt.

Beschlüsse
Im Jahr 2017 hatte der Gemeinderat beschlossen, dass der städtische Busverkehr schnellstmöglich rein elektrisch betrieben werden soll. Zwei Jahre später fiel die Entscheidung für einen stufenweisen Ausbau der Oberleitungen. 2020 folgte der Beschluss, dass der gesamte Busverkehr vom Städtischen Verkehrsbetrieb bedient werden soll – bis dato hatten private Busunternehmen ein Drittel des Nahverkehrs übernommen. (meb)

Einigung zwischen Naturschutzverbänden und Investoren: Solarpark auf ehemaliger Daimler-Teststrecke in Wernau rückt näher.

Im Februar haben die Naturschutzverbände BUND, Nabu und LNV (Landesnaturschutzverband) eine Vereinbarung mit der Grünline GmbH unterschrieben. Letztere will im Auftrag der Grundstückseigentümer auf dem Gelände der ehemaligen Daimler-Teststrecke in Wernau einen Solarpark bauen.
„Es ist so, dass man intensiv gerungen hat“, sagte Christian Küpfer, als er den Kompromiss im Gemeinderat vorstellte. Sein Büro Stadt-Land-Fluss hat versucht, Naturschutz und wirtschaftliche Interessen des Investors in Einklang zu bringen. Zuletzt hatte sich die Situation allerdings zugespitzt: Als die Rodung der Bäume und Gehölze auf der Fläche begann – auf Basis einer Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes vom 17. Dezember – legte der LNV mit dem Rückhalt von Nabu und BUND Widerspruch ein. Dieser hatte aufschiebende Wirkung, das Abholzen wurde gestoppt.
So kam es zu einem Gespräch und einem Vor-Ort-Termin der beiden Parteien, wobei die Naturschützer einige Punkte durchsetzen konnten, die ihnen wichtig waren. Sie hatten von Anfang an eine 30 Meter breite Pufferzone zum Naturschutzgebiet gefordert, die man nun im Durchschnitt erreichen dürfte, sagt Roland Appl, der Sprecher des Nabu-Kreisverbands und seit Jahrzehnten für das Naturschutzgebiet Wernauer Baggerseen engagiert. Zudem habe die Randzone einen sinnvolleren Zuschnitt, sodass keine bestehenden Biotope zerschnitten würden. Ebenso dürfe der Nabu diesen Bereich, obwohl er nicht zum Schutzgebiet selbst gehört, nach Naturschutzgesichtspunkten entwickeln und pflegen. „Wenn die durch das Planungsbüro Stadt-Land-Fluss erarbeiteten Ausgleichsmaßnahmen noch wie vereinbart umgesetzt werden, sind wir soweit zufrieden“, sagt Appl.
Grund zum Feiern haben die Naturschützer dennoch nicht. War doch ihre Hoffnung ursprünglich, dass mit dem Ende der Teststrecke diese Fläche dem Naturschutzgebiet zugeschlagen würde. Diese Hoffnung hat sich durch die Pläne der Grundstückseigner – es sind die Eigentümer des Wernauer Betonwerks – zerschlagen. Appls Fazit: Bei einer Abwägung von erneuerbaren Energien gegen den Naturschutz werde letzterer „zurzeit immer den Kürzeren ziehen“ – entsprechend der Priorität, die die Energiewende auf hoher politischer Ebene habe.
Anders als der Investor gehen die Naturschützer nicht davon aus, dass das Grundstück mit der Freiflächen-Solaranlage ökologisch gewinnt. Denn vorher verlief hier zwar die Teststrecke, der größte Teil des Geländes war aber mit Feldgehölzen und Bäumen bewachsen. Christian Küpfer und Stadt-Land-Fluss sind dagegen überzeugt, die Biodiversität werde „mindestens genauso hoch“ wie bisher sein. Fest steht, dass die Fläche unter den aufgeständerten Solarmodulen beweidet werden soll, außerdem ist alle paar Reihen die Pflanzung niedriger Hecken vorgesehen. Und auf einer benachbarten Fläche, bereits auf Markung Köngen, sollen zum Ausgleich für die gerodeten Wildgehölze wieder Feldhecken gepflanzt werden.
Inzwischen liegt der Stadt auch ein Bescheid des Regierungspräsidiums vom 6. März vor, dass die Zielabweichung für die ehemalige Teststrecke zugelassen werde. Diese Zustimmung ist notwendig, weil das Gebiet in einem regionalen Grünzug liegt, der solche Nutzungen eigentlich ausschließt. Der Wernauer Gemeinderat hat zudem kürzlich den zugehörigen Bebauungsplan „Gemeindewasen“ – bei Enthaltung der Grünen – als Satzung beschlossen. Ebenso hat das Gremium der Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt. Damit ist das Verfahren einige Schritte weiter. Und das Gelände zwischen dem See beim Fischereiverein und dem „kleinen See“ im Naturschutzgebiet ist mittlerweile komplett gerodet.

Solarpaneele und Zauneidechsen
Die Anlage:
Der Solarpark, einschließlich der nicht genutzten Puffer- und Randzonen, wird rund 5,2 Hektar Fläche umfassen. Darauf sollen 45 Reihen mit Solarpaneelen errichtet werden. Die Leistung der Anlage ist mit 5,45 Megawatt-Peak geplant.
Schützenswerte Natur: Bei der artenschutzrechtlichen Untersuchung wurden rund zwei Dutzend Brutvögel und verschiedene Fledermausarten beobachtet. Es handle sich jedoch zum größten Teil um häufige Arten, so der Bericht. Auch Blindschleichen, Ringelnattern und Zauneidechsen sind gesichtet worden. In der Bauzeit müssen Schutzmaßnahmen im Hinblick auf die Eidechsen beachtet werden. Nicht weit entfernt vom Solarparkgebiet befindet sich ein Biberbau. Naturschützer befürchten Auswirkungen auf das angrenzende Schutzgebiet, in dem weitaus mehr Vogel- und anderen Tierarten leben. Auch als Zwischenhalt für Zugvögel ist das Gebiet von großer Bedeutung. (aia)

Das Jugendstilbad hat nun noch mehr Stil: Das Merkel’sche Schwimmbad in Esslingen wurde saniert. Von April an dürfen Schulen und Vereine wieder rein. Die Öffentlichkeit muss aber noch bis zum Herbst warten.

Das Merkel’sche Schwimmbad sitzt nicht mehr auf dem Trockenen. Seit Herbst 2023 wurden vor allem das Sportbad, das Lehrschwimmbecken und der Eingangsbereich saniert. Nun hat die Einrichtung in der Mühlstraße in Esslingen wieder geöffnet. Schülerinnen, Schüler und Vereine dürfen sich seit April in die Fluten stürzen. Die Öffentlichkeit kann erst ab September in Merkel’schen Badefreuden schwelgen.
Die Tribüne im Sportbad fehlt. Das fällt sofort auf. Sie wurde abgebaut. In dem Bereich wurden beheizte Sitzstufen installiert, sagte Esslingens Finanzbürgermeister Ingo Rust bei der Eröffnungsfeier vor wenigen Tagen. Auch der Sprungbereich hat sich verändert: Der Sprungturm wurde abgebaut und durch eine Drei-Meter-Anlage sowie ein Ein-Meter-Brett ersetzt. Das zuvor geflieste Becken sieht nun edler aus mit seiner Edelstahlwanne und der Überlaufrinne. Das riesige Kunstwerk mit den Buntglasfenstern hat eine zusätzliche Glasfassade erhalten, die Wassertechnik wurde entscheidend verbessert.
Das habe auch einen ökologischen Effekt, führte Ingo Rust ein Schmankerl am Rande an: Früher wurde das nicht mehr gebrauchte Wasser des Merkel’schen Schwimmbads der Kanalisation zugeführt. Heute ist es so qualitätvoll, dass es für die Bewässerung städtischer Grünanlagen genutzt werden kann. Es ist viel getan worden. Etwa 12,5 Millionen Euro hat es laut Rust gekostet, das Jugendstilbad auf Vordermann zu bringen. Der Bund hat mit 5,6 Millionen Euro Förderung etwa 40 Prozent der Summe zugeschossen.

Schmuckstück sieht noch schmucker aus
Die Investition hat sich nach Ansicht von Ingo Rust gelohnt: Ein Esslinger Schmuckstück sieht nun noch schmucker aus. Die Öffentlichkeit darf dennoch erst im Herbst rein. Im Mai wäre sowieso Saisonende im Merkel’schen Schwimmbad gewesen, sagt der Finanzbürgermeister, denn dann ist das Neckarfreibad mit seinen Open-air-Badefreuden wieder für Wasserfreunde da. Und nur für einen Monat zu öffnen, wäre nicht sinnvoll gewesen. Daher bleibt das Merkel’sche Schwimmbad vorerst den Schulen und Vereinen vorbehalten.
Die Zeit bis Herbst wird für weitere Arbeiten genutzt. Michael Werner, Abteilungsleiter für den Bäderbetrieb der Stadtwerke Esslingen (SWE) als Betreiberin, zählt auf: „Es wird unter anderem noch an dem neuen Kassenbereich, an der Montage und der Installation der Kassenperipherie, der Neugestaltung des Sauna-Gastrobereichs sowie in verschiedenen Bereichen der technischen Anlagen gearbeitet.“ Diese Maßnahmen könnten aber unabhängig von der Nutzung des Lehr- und des Sportbeckens erfolgen.
Nötig geworden war die Sanierung laut Michael Werner, weil das Merkel’sche Schwimmbad in die Jahre gekommen war. Nach den Arbeiten entspreche das Bad nun den aktuellen Anforderungen etwa bei der Dämmung durch die neue Außenfassade oder bei der Barrierefreiheit durch die beiden Aufzüge: „Im Zuge der Sanierung wurden zudem die zeitgemäßen Brandschutzanforderungen umgesetzt und die gesamte Badewassertechnik erneuert.“
Mit der Übergabe des Merkel’schen Schwimmbads an die Schulen und Vereine machen die Stadtwerke und die Stadt einen Knopf an die Sanierung ihrer Bäderanlagen. Nacheinander waren alle drei Einrichtungen überarbeitet worden. Ab 2018 war zunächst das Neckarfreibad für Kosten in Höhe von etwa 2,6 Millionen auf Vordermann gebracht worden, rechnet Ingo Rust vor. Es wurde im Mai 2019 wieder eröffnet. Dann kam das Hallen-Freibad im Stadtteil Berkheim an die Reihe. Gut zehn Millionen Euro wurden für seine Sanierung von 2019 bis Juni 2021 ausgegeben: „Insgesamt wurden seit 2018 rund 25 Millionen Euro in die Sanierung der Esslinger Bäder investiert.“

25 Millionen Euro für drei Bäder
Das Merkel’sche Schwimmbad kam als letztes dran. Ein Schlag ins Wasser war die Sanierung nicht, darüber waren sich alle Beteiligten bei der Eröffnung einig. Viele Veränderungen stechen ins Auge: Das Lehrschwimmbecken hat eine Edelstahlverkleidung erhalten, Decke und Boden wurden erneuert, der Zugang zu den Duschen wurde neu gemacht. Auch Saunagänger können nach der Öffnung für die Öffentlichkeit im Herbst von den Arbeiten profitieren, denn der Gastrobereich wird gerade vergrößert und das Außenbecken wird erneuert.
Viel Energie haben die Verantwortlichen auch in die Energieversorgung gesteckt: Im Mineralbad wird Mineral-Thermalwasser genutzt, das mit 30 Grad aus der Tiefe kommt und nur um vier Grad zusätzlich erwärmt wird, teilt Holger Koller, der Pressesprecher der Stadtwerke, mit. Neu ist auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die mit ihren Full-Black-Modulen zur Innenstadt passe, ergänzt Stadtwerkechef Jörg Zou. Er und Oberbürgermeister Matthias Klopfer sprangen zur Eröffnung zwar nicht vom neuen Drei-Meter-Turm – sie freuten sich aber über das frisch herausgeputzte Bad. Denn das hat nach umfangreichen Sanierungen nun stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Das Merkel’sche Schwimmbad
Geschichte:
Das Merkel’sche Schwimmbad wurde von dem Esslinger Tuchfabrikanten Oskar Merkel gestiftet und 1907 eröffnet. Ende der 50er-Jahre wurde es um die Schwimmhalle mit dem 25-Meter-Becken und der Sprunganlage, den Sanitär- und Umkleidebereich sowie einem Lehrschwimmbecken im Untergeschoss erweitert. Es gilt als eines der schönsten noch erhaltenen Jugendstilbäder Deutschlands.
Betreiber: Die Stadtwerke Esslingen versorgen etwa 200 000 Menschen mit Erdgas, Wärme und Trinkwasser. Die SWE betreiben außerdem die drei Esslinger Bäder – das Merkel’sche Schwimmbad, das Neckarfreibad und das Hallen-Freibad in Berkheim. (sw)

In Köngen wird das Gebiet „Östlich Blumenstraße“ für die Bebauung freigegeben. An bezahlbarem Wohnraum fehlt es in der Gemeinde trotzdem.

Es ist vermutlich auf sehr lange Sicht das letzte reine Wohnbaugebiet der Gemeinde Köngen: Nach sechseinhalbjähriger Planung inklusive Erschließungsphase hat die Kommune jetzt die Hochbaufreigabe im neuen Wohngebiet „Östlich Blumenstraße“ erteilt.
Ausgewiesen sind auf dem rund 1,9 Hektar großen Areal insgesamt 36, zum Großteil private Wohnbauflächen. Sie sind aufgeteilt in acht Einfamilien-, 14 Doppel-, acht Reihen- und vier Mehrfamilienhäuser. Für drei der kommunalen Bauplätze hatte die Gemeinde Ende Januar einen aus sozialen Kriterien beruhenden Bewerbungskatalog ins Rennen geworfen. Bis zum Abschluss der Frist haben sich für die Bauplätze 17 potenzielle Häuslebauer beworben. „Sie kommen alle aus Köngen und Umgebung“, sagt Köngens Bürgermeister Ronald Scholz.

Bewerbungen werden ausgewertet
Ihre Bewerbungen werden nun von der Verwaltung ausgewertet, dann erfolgt die Vergabe. Bei Punktgleichheit entscheidet das Los. „Wir sind schon mal froh, dass es mehr Anfragen als Bauplätze gibt“, ergänzte Ortsbaumeister Oliver Thieme. Bebaut werden müssen alle Grundstücke innerhalb von drei Jahren. Bauanträge für die privaten Grundstücke seien zwar noch keine eingegangen, Thieme rechnet aber damit, dass die ersten Häuslebauer schon in den Startlöchern sitzen: „Die ersten Anträge werden sicherlich in den nächsten Tagen kommen.“
Noch nicht festgelegt sind indes die Kriterien für das größte Teilstück des neuen Baugebietes, das für den Geschosswohnungsbau vorgesehen ist und sich ebenfalls in kommunalem Besitz befindet. Bis zu 34 Wohneinheiten sollen dort entstehen. Die Verwaltung hat jüngst ein Büro beauftragt, das Kriterien für eine Konzeptvergabe an einen Investor entwickelt. Auf diesen Grundlagen wird der Gemeinderat eine Entscheidung fällen. Wünschenswert wäre es laut Scholz, wenn das bis Ende des Jahres in trockenen Tüchern ist: „Die Wohnraumfrage ist eines der großen Themen unserer Zeit“, erklärte der Verwaltungschef. Denn auch in Köngen fehlt es an bezahlbaren Mietobjekten. So treibt die Verwaltung nach wie vor die schleppende Entwicklung im bereits vor einigen Jahren eröffneten Baugebiet „Burgweg West III“ um: „Wir befinden uns aber in enger Abstimmung mit dem Investor“, kündigte Bürgermeister Scholz an.
Von den dort ursprünglich geplanten zehn Mehrfamilienhäusern werden zunächst lediglich fünf Gebäude mit 55 Wohnungen gebaut, das zweite Baufeld liegt immer noch brach. Laut städtebaulichem Vertrag zwischen Gemeinde und Investor, der in Karlsruhe ansässigen Weisenburger Bau GmbH, unterliegen rund 20 Prozent der Wohnungen im „Burgweg West II“ der sozialen Mietpreisbindung. Geht es nach der Verwaltung, sollten dort „so schnell wie möglich“ (Scholz) auch auf dem zweiten Baufeld die Bagger rollen.

Kaum Reaktionen auf Kampagne
Jüngst wurde im Zuge der Haushaltsverhandlungen angesichts des Wohnraummangels obendrein in Köngen beschlossen, Leerstände mittels regelmäßiger Inserate im örtlichen Anzeiger zu aktivieren. Allerdings hatte die Kampagne bislang nur wenig Erfolg: „Die Rückmeldungen auf unsere Anzeigen sind äußerst gering“, gestand der Verwaltungschef ein. Damit zog bislang auch der damit verbundene finanzielle Anreiz, die vom Land gewährte Wiedervermietungsprämie von 2000 Euro für einen unbefristeten Mietvertrag an die jeweiligen Vermieter weiterzugeben, bislang nicht. (kd)

Die Esslinger Kulturverwaltung stellt Weichen für die Zukunft der städtischen Galerie Villa Merkel und des Bahnwärterhauses.

Die städtische Galerie Villa Merkel genießt in der Kunstszene einen guten Ruf, doch das Publikumsinteresse vor Ort ist ausbaufähig. Deshalb arbeiten die Esslinger Kulturverwaltung und die Galerieleitung seit zwei Jahren an Ideen, wie sich die Villa stärker öffnen und wie sich das benachbarte Bahnwärterhaus neu beleben ließe. Einiges wurde bereits umgesetzt, manches wartet noch auf Realisierung. Das Bahnwärterhaus soll nun zum spartenübergreifenden Kreativlabor werden. Dafür gab’s im Kulturausschuss einmütige Zustimmung.
Rund um die Galerie hat sich einiges getan: So wurde die Beflaggung vor der Villa Merkel reaktiviert, Banner machen auf das Haus und seine Ausstellungen aufmerksam, an der Unterführung Fabrikstraße prangt ein Hinweis mit der Aufschrift „Ab in die Villa“. Parkmöglichkeiten für Fahrräder wurden ergänzt. Ein leuchtend rotes Kunstwerk am Eingang soll symbolisch den roten Teppich ausrollen und für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen den Zugang zum Haus erleichtern. Für diejenigen, für die der Weg ins Obergeschoss zu beschwerlich ist, sollen Filmclips einen Eindruck vom dort Gebotenen vermitteln.
Die bislang eher abschreckende Unterführung von der Fabrikstraße aus wurde neu gestaltet, die Werbung in der Stadt wird etwa durch Banner in der Bahnhofstraße intensiviert. Zentraler Anspruch von Galerieleitung und Kulturverwaltung ist es, die Villa Merkel stärker zu öffnen – etwa durch Kooperationen mit anderen Veranstaltern und Kulturakteuren wie das Theaterprojekt „Esslinger Suppkultur“ oder die Beteiligung am Kulturrucksack. Zeichenworkshops, Führungen und Gespräche zum Haus runden das Angebot ab.

Kulturfest und Außengastronomie
2024 wurden 60 öffentliche Führungen und 89 Veranstaltungen für unterschiedlichste Zielgruppen angeboten. Ein Höhepunkt war das viertägige Kulturfest „Ab in Onkel Oskars Garten“, das vor allem junges Publikum lockte. Ein Hit war in den Sommermonaten auch die Außengastronomie unterhalb des Wintergartens.
Ein zentraler Baustein im Konzept der städtischen Galerie soll das Bahnwärterhaus werden, um das es in den vergangenen Jahren still geworden war, nachdem die Stadt dort aus Einsparungsgründen den Ausstellungsbetrieb eingestellt hatte. Nun soll das kleine Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert wiederbelebt werden. Gemeinsam mit potenziellen Nutzern wurde ein Konzept entwickelt, das nun Zug um Zug realisiert werden soll. Erklärtes Ziel ist es, das Bahnwärterhaus „im Zusammenspiel mit der städtischen Galerie und dem Merkelpark als offenes Haus für die Stadtgesellschaft zu etablieren und die Attraktivität des Standortes zu steigern“. Zusammen mit vielen Esslingerinnen und Esslingern soll ein Kreativ-Labor entstehen, das kulturelle Angebote in kleinerem Rahmen ermöglicht.
Die Pläne für die Villa Merkel fanden jüngst im gemeinderätlichen Ausschuss für Kultur, Sport und Soziales viel Beifall – das Konzept für die künftige Nutzung des Bahnwärterhauses wurde einstimmig abgesegnet. Einhellig wurde von den Ratsmitgliedern gelobt, dass sich die städtische Galerie zusehends geöffnet habe und ihren Weg, mehr als nur elitäres Publikum anzusprechen, konsequent weitergehen wolle. Sabine Mickeler (CDU) sorgt sich allerdings um das Sicherheitsgefühl vor allem in den Abend- und Nachtstunden. Der Merkelpark und die Unterführung unter der Bahnlinie werde von vielen vor allem bei Dunkelheit als Angstraum empfunden – für viele Frauen sei das „eine No-Go-Area“. Mickeler regte zudem an, dass neben der digitalen auch eine telefonische Buchung des Bahnwärterhauses möglich sein soll, um Senioren die Nutzung zu erleichtern. Aglaia Handler (CDU) verwies auf Hundekot rund um die Villa Merkel: Das passe nicht zu den Bemühungen, kunstinteressiertes Publikum stärker zu interessieren. Edda Höfer, die für die Linken als beratendes Mitglied im Kulturausschuss sitzt, regte zudem an, die Probenräume im Bahnwärterhaus auch mit digitalem Klavier oder Schlagzeug auszustatten.

Die Villa Merkel und ihr Konzept
Das Haus:
 Die Villa Merkel wurde 1872/1873 für den Unternehmer Oskar Merkel gebaut. Er ließ sein Familiendomizil im Stil der Neurenaissance in einem Landschaftsgarten errichten. Seit 1973 wird die Villa als städtische Galerie genutzt, zu der das Bahnwärterhaus in der Nachbarschaft gehört, das 1895/1896 gebaut wurde.
Das Konzept:  Esslingens städtische Galerie hat es sich zur Aufgabe gemacht, jüngere Positionen der internationalen Gegenwartskunst zu präsentieren. Die Villa Merkel versteht sich gegenüber Künstlerinnen und Künstlern als „kompetente Zuspielpartnerin“, die helfen möchte, Neues auf den Weg zu bringen. (pep/adi)

Nachdem sich die Initiative Mahlwerk aus der Programmgestaltung für die Galerie der Stadt Plochingen zurückgezogen hat, übernimmt das Kulturamt die Ausstellungsorganisation in Eigenregie: „Bitte Platz nehmen.“

Markus Schüch bedauert, dass die Initiative Mahlwerk nicht mehr aktiv am Ausstellungskonzept für die Galerie der Stadt Plochingen beteiligt ist. „Es war für beide Seiten ein Gewinn“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt, der gemeinsam mit Judith Rühle für den Fachbereich Kultur, Tourismus und Vereine zuständig ist. Die Aufgaben sind verteilt. Rühle ist für Veranstaltungen, die lange Kunstnacht und Seniorennachmittage zuständig. Schüch betreut unter anderem die Bereiche Theater und Ausstellungen.
In den vergangenen zehn Jahren hat die Initiative Mahlwerk jährlich zwei Kunstausstellungen gestemmt, das Kulturamt drei. Aus fünf werden künftig vier, dafür mit längerer Laufzeit – und, ganz wichtig für Schüch, künftig eine Schau mit direktem Plochingen-Bezug.
Rüdiger Keßler machte Ende vergangenen Jahres den Auftakt. Elisabeth Hahn wird das aktuelle Ausstellungsjahr beschließen. Die einstige Hölzel-Schülerin zählt zu den Wegbereiterinnen der weiblichen Avantgarde in Deutschland, lebte und arbeitete von 1955 bis 1967 in Plochingen. „Sie hat sich in einer männerdominierten Gesellschaft als starke Frau durchgekämpft“, verdeutlicht Markus Schüch.
An die Fotoausstellung mit Arbeiten von Uwe Keller, die Mitte März die Ära der Initiative Mahlwerk beendet hat, schließt die Esslinger Siebdruckerin Verena Könekamp an. Sie stellt ihre lichtdurchfluteten Arbeiten in ihrem Atelier im Kulturpark Dettinger her. Abwechslung ist dem Ausstellungsmacher ebenso wichtig, wie den Blick auf die Wandelbarkeit der Räume zu lenken. Deshalb wird mit der Auftaktschau des Kulturamts ein ganz anderes Thema in den Mittelpunkt gerückt: Von der Fotografie zu den textilen Objekten Könekamps.

Vernissage als Kunstspaziergang
Bei der Gemeinschaftsausstellung „Out oft the Dark“ ist ein weiterer Ateliermieter federführend. Der Maler und Grafiker Werner Fohrer und drei weitere Künstler der Region (Klaus Fischer, Maler; Rolf Linnemann, Fotografie; Christoph von Haussen, Fotografie) zeigen im Frühsommer an zwei Ausstellungsorten ihre Arbeiten zum Thema Dunkelheit. Die Vernissage ist entsprechend als Kunstspaziergang angelegt. Nach dem Auftakt in der städtischen Galerie ist ein gemeinsamer Fußmarsch zum Schauraum im Dettinger-Areal geplant, dem zweiten Standort der Präsentation. Ähnlich dem Konzept der Doppel-Documenta in Kassel und Athen, nur halt viel kleiner.
Der Ausstellungsbogen 2025 spannt sich von Fotografie über Siebdruck und Malerei zu Naturmaterialien. Unter dem Titel „Materia Florida“ zeigt die Nürnberger Künstlerin Katja Wunderling Assemblagen, Zeichnungen und Objekte. Dafür sammelt sie, was die Natur produziert: Samen, Kapseln, Blätter, Blüten. Sie ist eine von rund 50 Kunstschaffenden, die sich jährlich in Plochingen bewerben. „Es sind viele tolle Sachen dabei“, so Schüch.
Der Schwerpunkt liegt jedoch bei regionalen Künstlern und einem spezifischen Plochinger Thema: „Danach ist nicht mehr viel Platz.“ Präsentiert wird zeitgenössische Kunst von Kunstschaffenden, die ihren Lebensunterhalt damit bestreiten. Sie erhalten eine Plattform zur Präsentation. „Die Künstler haben maximale Freiheit bei der Konzeption“, betont Markus Schüch. Die Kosten für Werbung, Flyer und Vernissage übernimmt das Plochinger Kulturamt, und es gibt eine kleine Aufwandsentschädigung.
Damit man die Kunstwerke entspannt genießen kann, hat das Kulturamt im Januar bequeme Sitzgelegenheiten angeschafft. „Bitte Platz nehmen“, heißt es jetzt im städtischen Musentempel. Richtung Marktstraße soll die Sichtbarkeit der Galerie der Stadt Plochingen erhöht werden, damit noch mehr Besucher und Besucherinnen in den Genuss dieses kleinen Ausstellungsjuwels mit dem besonderen Konzept kommen.

Eintritt frei
Gestalter:
Markus Schüch und Judith Rühle teilen sich nach dem Abschied von Susanne Martin die Stelle des Fachbereichs Kultur, Tourismus, Vereine. Der ehemalige Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing Plochingen zeichnet für das Ausstellungskonzept verantwortlich. Die gesamte Jahresübersicht des Ausstellungsprogramms 2025 liegt in der Plochingen-Info aus.
Programm: In diesem Jahr werden noch fünf Ausstellungen in der Galerie der Stadt Plochingen gezeigt. Ab 2026 sind es jährlich vier Präsentationen. Ab 3. April, 19.30 Uhr (Vernissage), zeigt das Kulturamt „Licht und Farbe: Weitungen“ von Verena Könekamp (bis 17. Mai). Der Eintritt zu allen Ausstellungen ist frei. Informationen unter: www. plochingen.de/galerie (pb)