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Claus Hintennach

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Bis zum Stadtjubiläum 2027 möchte Esslingen den zentralen Ort im Herzen der Altstadt neu gestalten. Erste Pläne liegen inzwischen vor, Gemeinderat und Verwaltung drücken nun aufs Tempo. Parkplätze sollen das malerische Bild in Zukunft nicht mehr trüben.

Die Häuserkulisse stimmt, gestalterisch ist aber noch viel Luft nach oben: Seit Jahrzehnten wird in Esslingen über eine Aufwertung des Marktplatzes gesprochen – der entscheidende Schritt ist bislang nie gelungen. Nun wollen Gemeinderat und Stadtverwaltung keine weitere Zeit verlieren – die jüngsten Überlegungen wurden im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) des Gemeinderats vorgestellt. Bis zur 1250-Jahr-Feier der Stadt soll möglichst alles fertig sein. Ziel ist eine attraktive Mitte, die vielfältige Möglichkeiten für eine lebendige Stadt bietet. Parkende Autos sollen das Bild nicht länger stören, mehr Bäume, mehr Wasser und gezielte Beleuchtungseffekte sollen optische Akzente setzen.
OB Matthias Klopfer will die Neugestaltung des Marktplatzes rasch voranbringen: „Der Platz hat es verdient.“ Baubürgermeister Hans-Georg Sigel verwies auf die einzigartige Bedeutung für die Stadt und ihr Stadtbild, der der Marktplatz bislang aber nicht gerecht werde. Dass man auch im Gemeinderat dringenden Handlungsbedarf sieht, hatten Grüne, SPD und Freie Wähler mit Haushaltsanträgen unterstrichen. Bis zum Stadtjubiläum 2027 fertig zu sein, empfindet Sigel als „sehr sportliches Ziel“, das nur bei „stringenter Projektdurchführung“ zu erreichen sei. Der Platz soll auch künftig vielfältigen Anforderungen gerecht werden – als Wochenmarkt-Standort, Veranstaltungs- und Gastrofläche und als attraktiver öffentlicher Ort. Zudem gelte es, Aspekte des Denkmal- und des Klimaschutzes im Blick zu behalten. Die 3,2 Millionen Euro, die dafür im Haushalt eingeplant sind, werden für all das kaum ausreichen – die Stadt hofft auf Fördergelder.

Ämterübergreifende Arbeitsgruppe
Um das Projekt voranzubringen, hat die Verwaltung eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet. Projektleiterin Yvonne Bast-Schöning vom Stadtplanungsamt verwies darauf, dass der Marktplatz nicht nur isoliert gesehen werden darf, sondern dass auch die umliegenden Bereiche berücksichtigt werden müssen.
Dass sich ansprechende Gestaltung und Funktionalität in Einklang bringen lassen, machte Michael Höger mit ersten Skizzen deutlich. Der frühere Leiter der Abteilung Planung, Bau und Sanierung im Grünflächenamt hatte sich im Auftrag der Stadt konzeptionelle Gedanken gemacht. Auch für ihn ist klar: „Der Marktplatz muss autofrei sein, wenn wir eine neue Qualität entwickeln wollen.“ Der Platz müsse Teil eines Ganzen sein, das sich wie ein Puzzle zusammenfügt.
Angesichts der „unglaublichen historischen Kulisse“ gelte es, getreu dem Motto „weniger ist mehr“, nur ganz gezielt einzelne gestalterische Akzente zu setzen. Mehr Aufenthaltsqualität und Sitzmöglichkeiten regt Höger an, mehr Grün und Schatten durch einige zusätzliche Bäume, ein zurückhaltend gestaltetes Wasserfontänenfeld, das außerhalb von Märkten und Veranstaltungen klimafreundlich wirkt. Anstelle der in die Jahre gekommenen Asphaltdecke empfiehlt Höger barrierefreies Großpflaster. Eine Illumination der beiden Kirchen und der Rathäuser könnte ebenso Attraktivität schaffen wie Lichteffekte, die an das ehemalige Katharinenhospital erinnern, das einst an dieser Stelle stand. Der angrenzende Hof der Waisenhofschule soll als Spiel- und Rückzugsraum für Kinder und Jugendliche in das Gesamtkonzept integriert werden.
Im ATU fanden die Überlegungen der Verwaltung viel Beifall. Carmen Tittel (Grüne) befand: „Wenn das so kommt, hat die Stadt unglaublich gewonnen.“ Sie begrüßte vor allem die Überlegungen für eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Gestaltung der Abt-Fulrad-Straße. Zustimmung gab’s auch von Andreas Koch (SPD), dem an einer Beteiligung der direkt Betroffenen gelegen ist. Eberhard Scharpf (Freie Wähler) bescheinigte den Planern, sie hätten „an alles gedacht“. Angesichts wegfallender Parkplätze brachte er wieder ein Parkhaus im Burgberg ins Gespräch. Jörn Lingnau (FDP) sah „sehr schöne Ideen“. Besonders wichtig sei ihm ein Sicherheitskonzept – Sigel sagte zu, dass daran von Anfang an gedacht werde. „Großes Lob“ gab’s von Karin Pflüger (CDU). Johanna Renz (Linke) gefallen die Vorschläge für ein Fontänenfeld und für Lichteffekte.

So soll es beim Marktplatz weitergehen
Konzept: Von der Neugestaltung des Marktplatzes und der angrenzenden Bereiche verspricht sich die Stadt einiges: Entstehen soll „eine neue Mitte, eine Bühne als ‚Möglichkeitsraum’ zur Aneignung, für eine lebendige Stadt, für vielfältige Aktivitäten und Veranstaltungen, aber auch ein qualitätvoller Stadtraum zum Verweilen und als Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger“.
Zeitplan: Der Marktplatz soll bis zum Stadtjubiläum 2027 fertig sein – ein ambitioniertes Ziel. Erforderliche Leitungsarbeiten sollen im kommenden Jahr erledigt werden, müssen aber mit der Sanierung des Geiselbachkanals koordiniert werden. Die Arbeiten zum Straßenbau und den Oberflächen sollen Anfang 2026 beginnen und bis Ende November 2026 erledigt sein.
Kosten: In den Haushaltsjahren 2024 bis 2027 sind für Planung und Bau bisher 3,2 Millionen Euro eingeplant. „Dies wird für die vorgesehene Aufgabe aber nicht ausreichend sein“, betont die Verwaltung, die weitere Gelder im Haushaltsplan beantragen möchte. (adi)

Schon seit drei Jahren gehört der Gemeinde Altbach das Grundstück der ehemaligen neuapostolischen Kirche. Aber erst im nächsten Jahr sollen sich Investoren darum bewerben können. Dabei dauert vielen Gemeinderäten der Prozess schon jetzt zu lange.

Der Bedarf an Bauflächen ist in der ganzen Region enorm, allerorten ist Wohnraum bekanntlich knapp. Dass es in Altbach nun mehrere Jahre gedauert hat, bis die Gemeinde ein Verfahren auf den Weg bringt, das Grundstück der ehemaligen neuapostolischen Kirche zu verkaufen, stieß während der Sitzung des Gemeinderates im April manchem Kommunalpolitiker bitter auf. „Der Zeitplan ist signifikant zu lang“, meinte beispielsweise der UWV-Gemeinderat Jürgen Hoffmann. Denn mit dem Beschluss, ein Vergabeverfahren für Investoren zu beginnen, ist noch keine rasche Bebauung verbunden. Sofern alles nach Plan läuft, kann frühestens Anfang 2025 der Kaufvertrag unterschrieben werden – bis die Bagger rollen, wird es wahrscheinlich 2026. Gekauft hatte die Gemeinde das Grundstück Anfang 2021 für 800 000 Euro.

Licht am Ende des Tunnels sichtbar
Immerhin scheint nun das Licht am Ende des Tunnels sichtbar zu sein. Valerie Schrodi vom Büro Schreiberplan aus Stuttgart machte den Gemeinderäten allerdings klar: „Heute stehen wir ganz am Anfang des Verfahrens.“ Das Gremium votierte einstimmig dafür, das Büro für mehr als 12 000 Euro mit der Begleitung des weiteren Verfahrens zu beauftragen. Mit dem nun erfolgten Beschluss kann ein Exposé mit rechtlichen und planerischen Rahmenbedingungen erstellt werden. Bis das Exposé in den Fraktionen und im Gemeinderat besprochen und verabschiedet worden ist und damit veröffentlicht werden kann, wird es allerdings Herbst.
Während einer Klausurtagung hatte sich der Altbacher Gemeinderat bereits im Jahr 2021 mit der Zukunft des Geländes beschäftigt. Es sollen vor allem neue Wohnungen gebaut werden – differenziert und zeitgemäß. Auch Themen wie Ökologie sollen sich in dem Exposé wiederfinden. Im Erdgeschoss könnten auch einige Gewerbeflächen für die Nahversorgung eingerichtet werden.
Das Grundstück am Rande des Altbacher Ortskerns ist für die städtebauliche Entwicklung der Gemeinde wichtig. Der gesamte Bereich zwischen Bahnhof, Rathaus und dem Heinrich-Mayer-Park könnte aus Sicht der Verwaltung und des Gemeinderates eine Erfrischungskur vertragen. Im Jahr 2022 wurde deshalb ein Projekt mit Studierenden der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen aufs Gleis gehoben: 76 Studentinnen und Studenten machten 18 Vorschläge für die Aufwertung des Gebiets. Für das Grundstück der neuapostolischen Kirche schlugen sie – wie auch die Gemeinderäte – vor allem neue Wohnungen vor. Möglich wäre auch ein generationenübergreifendes Wohnprojekt mit sozialen Einrichtungen. Gestalterisch solle an der Stelle nahe dem Ortseingang eine Art Auftakt entstehen, regten die Studenten an.
Was sich von diesen Ideen nun in dem Exposé wiederfindet, muss abgewartet werden. Nach der Veröffentlichung des Exposés brauchen Interessenten zehn bis zwölf Wochen, um ihre Entwürfe vorzubereiten und einzureichen. Anschließend soll eine Beurteilungskommission Anfang 2025 einen Bewerber auswählen, der für den Verkaufsbeschluss im Gemeinderat vorgeschlagen wird. Bis der Kaufvertrag unterschrieben wird, vergehen laut Valerie Schrodi neun bis zwölf Monate.
Dass es in Altbach eher länger als kürzer dauert, hat verschiedene Gründe: Zum einen leidet das Rathaus unter Personalmangel. Zum anderen stehen am 9. Juni die Kommunalwahlen an. Der Bürgermeister Martin Funk würde den noch amtierenden Gemeinderat ungern in der vorletzten oder letzten Sitzung der Wahlperiode einen weitreichenden Beschluss fassen lassen. Lieber wäre es ihm, die konstituierende Sitzung des neuen Gemeinderates Ende Juli abzuwarten und die Beurteilungskommission danach zu besetzen.

Siebenstelliger Betrag bleibt ungenutzt
Im Gemeinderat verursachte der Zeitplan allerdings Missmut. „Wir haben ein Riesen-Potenzial brachliegen“, kritisierte der Gemeinderat Hoffmann (UWV). Ein siebenstelliger Betrag für die Gemeindekasse sei ungenutzt. Hinzu komme der Bedarf an Wohnraum. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Euchenhofer sah es ähnlich. „Wir sind nicht gerade schnell unterwegs“, merkte er selbstkritisch an. Viel Zeit sei seit der Klausurtagung 2021 vergangen. Offenbar schienen seitdem andere Aufgaben dringender gewesen zu sein. Der Umbau des Feuerwehrhauses und der Alten Schule, die Querelen um die Glasfaserverlegung und die Coronazeit beschäftigten das Rathaus. „Wir können das Rad nicht zurückdrehen“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Barth. Mit Blick auf die Zukunft forderte sie aber, dass das Verfahren nun zügig vorangehen solle.

Platz für mehrstöckige Häuser
Fläche: Das Grundstück umfasst 2378 Quadratmeter. Nördlich davon geht es steil bergauf. Der Haldenrainweg führt dort entlang und begrenzt das Areal.
Umgebung: In der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es bereits Hochhäuser mit bis zu acht Stockwerken. Entsprechend könnte auf der Fläche an der Esslinger Straße ebenfalls eine massive Bebauung geplant werden, was in einem Projektblatt der Gemeinde als „hohe Nutzungsintensität“ beschrieben wird.
Lage: Wohnungen auf dem ehemaligen Kirchengelände hätten mit dem nahen Bahnhof eine ideale Anbindung an das Schienennetz. Es sind nur wenige Minuten zu Fuß bis zum Bahnhof. Autofahrer gelangen rasch auf die B 10, sofern es auf der Brücke keinen Stau gibt. Und Fahrradfahrer könnten von dem Radweg profitieren, der auf beiden Seiten der Esslinger Straße entlangführt. Ein Nachteil für die zukünftigen Bewohner könnte allerdings das hohe Verkehrsaufkommen auf der Esslinger Straße sein.  (bra)

Der Jurist und Pfarrer setzt sich im ersten Wahlgang als neuer Köngener Bürgermeister deutlich durch. Ronald Scholz’ intensiver Einsatz und der sehr persönlich geführte Wahlkampf trugen Früchte.

Die Nacht war kurz – bis in die frühen Morgenstunden hinein hat der neue Köngener Bürgermeister Ronald Scholz seinen deutlichen Wahlerfolg mit 68,71 Prozent der abgegebenen Stimmen mit Freunden, Helfern und Familie gefeiert. „Ich habe schon frischer ausgesehen“, sagte der 44-Jährige lachend. Nichtsdestotrotz stand für den ausgebildeten Juristen und Theologen gleich am Montag eine Fortbildung bei seinem Noch-Arbeitgeber, der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, in Stuttgart an. Der Kirche wird Scholz nun mitteilen, dass er die Wahl annimmt, und besprechen, zu welchem Zeitpunkt er freigestellt werden kann. Auch mit dem Köngener Gemeinderat findet zeitnah eine Abstimmung statt, wann die offizielle Amtseinführung stattfinden soll.
Geht es nach Scholz, wird nicht allzu viel Wasser den Neckar bis dahin hinabfließen: „Ich werde mich bemühen, so zügig wie möglich von der Kirche freigestellt zu werden.“ Auch aus dem Köngener Gemeinderat waren bereits am Abend des vergangenen (Wahl-) Sonntags die ersten Stimmen zu vernehmen, dass die Amtsgeschäfte, die seit Anfang März von der stellvertretenden Bürgermeisterin Johanna Fallscheer geführt werden, so schnell wie möglich übergeben werden sollen – „auch mit Blick auf die anstehende Kommunalwahl Anfang Juni“, erklärte Scholz, der aktuell noch in Kirchheim wohnt, aber zügig wieder nach Köngen umziehen will.
Bereits nach Auszählung der ersten drei Wahlbezirke der 10 000-Einwohner-Kommune hatte der favorisierte Scholz, der bis vor wenigen Wochen noch als Pfarrer in Köngen tätig war, die Nase mit mehr als 65 Prozent vorne gehabt. Der Trend setzte sich fort, letztlich kam er in allen zwölf Wahlbezirken insgesamt auf 68,71 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auch sein Vorgänger Otto Ruppaner, der mittlerweile Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen ist, weswegen die Neuwahl erforderlich war, hatte es bei seiner ersten Wahl zum Bürgermeister von Köngen im Jahr 2014 auf Anhieb geschafft – allerdings mit 54,42 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 54,71 Prozent.

Freude über die hohe Wahlbeteiligung
„Ich bin immer noch überrascht und dankbar, dass ich bereits im ersten Wahlgang von den Köngener Bürgerinnen und Bürgern mit soviel Vertrauen und Rückenwind ausgestattet worden bin“, freute sich Scholz einen Tag nach der Wahl. Mit 57,59 Prozent lag die Wahlbeteiligung über dem Landesdurchschnitt bei Bürgermeisterwahlen (52 Prozent). Die Wahlbeteiligung sei ein Grund zum Feiern, sagte Scholz. Sie zeige zudem deutlich, dass radikale Positionen und vermeintlich einfache Lösungen keine Mehrheit in der Kommune gefunden hätten, fügte er mit Blick auf einige seiner insgesamt sieben Mitbewerber hinzu.
Sein intensiver Wahlkampf in den vergangenen Wochen habe indes Früchte getragen. An rund 2500 Köngener Haustüren hat Scholz dabei geklingelt und sich persönlich vorgestellt. Dazu präsentierte er sich regelmäßig auf dem Wochenmarkt, und abends standen zumeist Treffen mit den örtlichen Vereinen und Gruppierungen an. „Ich habe absichtlich nicht plakatiert. Mir ging es um die persönliche Begegnung, und das ist von den Wählern und Wählerinnen auch ein Stück weit honoriert worden“, so Ronald Scholz. Er will sich nun als Nächstes bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung vorstellen und hören, was sie umtreibt. „Der Bereich Teambuilding ist mir sehr wichtig. Ich will mich in den Verwaltungsapparat gut integrieren, damit wir die großen Aufgaben gemeinsam in die Hand nehmen können“, kündigt der 44-Jährige an.
In der Verwaltung ist man froh, dass es nicht zu einer Stichwahl – diese war für den 5. Mai vorgesehen – kommen wird und dass nun langsam wieder mehr Ruhe ins Rathaus einkehren wird. „Die Wahlbeteiligung war großartig“, freute sich Köngens Hauptamtsleiter Gerald Stoll. Positiv überrascht war auch die Köngener SPD-Kreisrätin Sonja Spohn: „Es spricht für die Köngener Bürger, dass bereits im ersten Wahlgang eine Entscheidung gefallen ist. Das Interesse war durchaus da.“
Als fairer Verlierer zeigte sich Ciprian Hoffmann, der mit 17,69 Prozent der Stimmen weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz gelandet war. „Das Ergebnis ist eindeutig. Ich bin aber unterm Strich sehr zufrieden mit der Wahl“, sagte der Köngener. Er hatte angesichts des mit acht Bewerbern großen Kandidatenfelds mit einer Stichwahl gerechnet. „Aber nach der öffentlichen Kandidatenvorstellung der Gemeinde im Burgforum war mir klar, dass es keine Stichwahl geben wird“, bekannte der 31-Jährige. Hoffmann bleibt der Köngener Kommunalpolitik allerdings eventuell erhalten – er steht als parteiloser Kandidat für die anstehenden Gemeinderatswahlen auf einem Listenplatz der örtlichen CDU-Fraktion.

Das weitere Prozedere
Amtliches Endergebnis:
 Der Gemeindewahlausschuss hat das Ergebnis der Köngener Bürgermeisterwahl bestätigt: Ronald Scholz (68,7 Prozent), Ciprian Hoffmann (17,7), Michael Reichen­ecker (6,4), Tim Stober (3,1), Gabriel Ileri (1,5), Anja Göttker (1,0), Carlo Keinrad (0,5), Marcel Sersch (0,4). Die Wahlbeteiligung lag bei 57,6 Prozent.
Prüfung: Das Wahlergebnis wird vom Esslinger Landratsamt geprüft. Köngens Hauptamtsleiter Gerald Stoll rechnet damit, dass dieser Vorgang bis zu zwei Wochen dauern wird. Parallel ist das Wahlergebnis in dieser Woche im Köngener Anzeiger offiziell bekannt gemacht worden. Damit startet eine einwöchige Einspruchsfrist.  (kd)

Esslingen möchte die Öffnungszeiten ihrer Kitas auf 45 Stunden in der Woche begrenzen. Das könnte das Angebot für Familien verlässlicher machen. Durch freie Kapazitäten sollen mehr Dreijährige von frühkindlicher Bildung profitieren.

Frühere Abholzeiten, ungeplante Schließtage oder Notbetreuung – der Fachkräftemangel führt dazu, dass vielerorts Kita-Träger ein verlässliches Angebot nicht mehr aufrechterhalten können. Laut Länderreport „Frühkindliche Bildungssysteme 2023“ der Bertelsmann-Stiftung fehlen in Baden-Württemberg 59 400 Kita-Plätze und bis 2025 insgesamt 14 800 Erzieherinnen und Erzieher. Auch im Kreis Esslingen stellt das Eltern, vor allem wenn sie berufstätig sind, immer wieder vor große Herausforderungen.
Die Stadt Esslingen reagiert nun und schlägt vor, von September an die Öffnungszeiten auf maximal 45 Stunden wöchentlich zu begrenzen, bislang sind es 50 Stunden. Wie das Kontingent verteilt wird, können die Kitas flexibel regeln. Für Kinder, die bereits eine Kita besuchen, soll es eine Übergangsfrist geben, die Regelung würde dann erst ab dem 1. Januar 2025 in Kraft treten. Zusammen mit weiteren Maßnahmen sollen damit Personalkapazitäten frei werden, Fachkräfte neu gewonnen oder gehalten werden und die Eltern ein verlässliches Angebot bekommen. Der Ausschuss für Bildung, Erziehung und Betreuung hat dem Vorschlag kürzlich mehrheitlich zugestimmt. Am 13. Mai wird der Gemeinderat sein endgültiges Votum abgeben. Die Änderung soll für städtische Kitas und Einrichtungen freier Träger gelten, deren Plätze die Stadt vergibt.
„Die Dienstplangestaltung in den Kitas wird durch kürzere und wegfallende Randzeiten einfacher“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung, und „eine Tätigkeit im Ganztagsbetrieb wird bei kürzeren Öffnungszeiten für das Personal attraktiver“. Da zudem sehr viele Kommunen im Umkreis ihre Zeiten reduzieren, könnte das zu einem größeren Stellenpotenzial auf dem Arbeitsmarkt führen, erläuterte Bernd Berroth, der Leiter des Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung: „Es gibt eine interkommunale Übereinstimmung, da wollen wir solidarisch sein.“ Der Effekt werde aber erst nach und nach im Rahmen der üblichen Fluktuation wirksam.
Konkret geht die Stadt davon aus, dass mittelfristig durch die reduzierten Zeiten zehn städtische Stellen und weitere 14 bei den freien Trägern verfügbar werden. „Wir müssen dennoch so ehrlich sein, dass wir keine absolute Verlässlichkeit versprechen können“, betonte Berroth. Viele Familien hätten aber überhaupt keinen Platz und ihre Kinder damit auch keinen Zugang zu frühkindlicher Bildung. Das müsse sich dringend ändern. Esslingen habe das Ziel, für jeden Dreijährigen einen Betreuungsplatz anzubieten. Bei der Schaffung neuer Plätze habe der Ü-3-Bereich Vorrang gegenüber U 3.

Gesamtelternbeirat sieht Pläne skeptisch
Die Ratsfraktionen begrüßten mehrheitlich den Vorschlag, betonten aber auch, dass damit keine Reduzierung des Personalschlüssels einhergehen dürfe. „Es ist eine Maßnahme der Solidarität gegenüber denjenigen, die keinen Platz haben“, hob Christa Müller (SPD) hervor. „Die Situation ist bitter für Eltern, die eine lange Betreuung brauchen“, sagte Tobias Hardt (Linke), „aber wir können uns keine Erzieherinnen schnitzen“.
Der Esslinger Gesamtelternbeirat Kita sieht die Pläne dagegen skeptisch. Er hätte sich einen ergebnisoffenen Austausch mit allen Akteuren gewünscht. Dem GEB erschließe sich derzeit nicht, wie sich Qualität, Personalplanung und Verlässlichkeit durch die generelle Reduzierung der Betreuungszeit verbessern sollen, sagte Romina Barth, beratendes Mitglied im Ausschuss. Denn in einem Großteil der Kitas sei die Betreuung schon jetzt notgedrungen auf täglich neun Stunden reduziert.
Kritik gab es auch von der FDP, die gegen den Vorschlag stimmte. „Uns fehlt eine Evaluation“, sagte Brigitte Häfele. Dem widersprach Bernd Berroth: „Um minutiös zu evaluieren, bräuchten wir noch mehr Personal.“
2019 hat die Stadt eine Personaloffensive gestartet, die pädagogischen Fachkräften bessere Rahmenbedingungen garantiert, etwa mehr Freistellungen. Auch die Zahl der Ausbildungsplätze ist deutlich erhöht worden. Die Verwaltung listet jetzt einen Mix aus zehn lang- und kurzfristigen Maßnahmen auf, die die Reduzierung der Öffnungszeiten flankieren. Das meiste davon ist nicht neu. Gestärkt werden sollen etwa Angebote mit verlängerten Öffnungszeiten statt Ganztag, wodurch mehr Plätze zulässig sind. Auch die Qualifizierung von Quereinsteigern soll ausgebaut werden.

Es gibt weiterhin Wartelisten
Kinder unter drei Jahre: 
Auch im kommenden Kitajahr 2024/2025 gibt es zu wenig Betreuungsplätze in Esslingen. Bis zum 15. Februar mussten Eltern ihren Bedarf anmelden. Im U-3-Bereich sind zwar mehr Plätze frei geworden, und die Zahl der Anmeldungen ist im Vergleich zum Vorjahr auch noch gesunken. Trotzdem fehlen 214 Plätze, davon 154 im Ganztag, noch nicht eröffnete Gruppen sind bereits eingerechnet. Die Stadt plant deshalb einen weiteren Ausbau der Tagespflege in anderen geeigneten Räumlichkeiten.
Kinder über drei Jahre: Im Ü-3-Bereich stehen mehr Plätze zur Verfügung, gleichzeitig sind laut Stadt die Anmeldungen stark gestiegen. Die Gesamtzahl der nicht versorgten Kinder ist im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, die Plätze sind auch mit der Eröffnung der geplanten Einrichtungen nicht ausreichend. 97 Kinder stehen auf der Warteliste, davon 65 im Ganztag. (pep)

Es gibt Tausende Parkplätze in der Esslinger Innenstadt – allerdings nicht immer dort, wo sie am meisten nachgefragt sind. Vor allem in den Parkhäusern in der City bleiben oftmals zahlreiche Stellplätze leer.

Was das Parken angeht, ist Esslingen ein heißes Pflaster. Immer wieder wird hitzig darüber diskutiert, wo Parkplätze erhalten oder entfernt und wie sie bewirtschaftet werden sollen. Auch über die Höhe der Parktarife gibt es immer wieder Auseinandersetzungen. Strittig ist das Thema nicht nur im Gemeinderat, sondern auch in der Bevölkerung und in der Geschäftswelt. Manch Händler befürchtet, dass mit dem Wegfall von Parkplätzen auch Kundschaft wegbricht. Ob es genügend Stellplätze in Esslingen gibt, will die Stadt nicht pauschal beantworten – klar ist aber, dass viele Parkhäuser oft nicht ausgelastet sind.
Prinzipiell ist das Parken auf öffentlichen Straßen laut Teresa Engel, Leiterin der Esslinger Stabsstelle Mobilität, immer erlaubt, sofern es genügend Platz dafür gibt – und es nicht aus bestimmten Gründen explizit verboten ist. In der Esslinger Innenstadt gebe es rund 2000 Parkplätze im öffentlichen Straßenraum, und zwar vor allem in den Bewohnerparkgebieten sowie im Bereich zwischen Fleischmann- und Eugenie-von-Soden-Straße. Außerdem seien 52 Standorte mit 756 Abstellmöglichkeiten für Fahrräder im öffentlichen Raum bekannt. Hinzu kommen laut Engel insgesamt rund 4000 weitere Stellplätze für Autos außerhalb des öffentlichen Raums. So gebe es neun Parkhäuser, Tiefgaragen und ebenerdige Parkplätze im näheren Umfeld der Innenstadt sowie zwei weitere etwas weiter entfernt beim Klinikum und in der Flandernstraße. In der Mobilitätsstation im Qbus seien zudem 370 Rad-Abstellmöglichkeiten vorhanden.
Doch Parken im öffentlichen Raum ist nicht immer oder nicht immer unbegrenzt erwünscht. Deshalb gibt es laut Engel verschiedene Möglichkeiten der Regulierung – etwa eine zeitliche Begrenzung der Parkdauer, die Erhebung von Parkgebühren oder die Privilegierung bestimmter Gruppen, beispielsweise mobilitätseingeschränkter Personen, Anwohner oder Nutzer von Elektro- oder Carsharing-Autos. In Esslingen werden laut Engel all diese Möglichkeiten der Regulierung angewandt – oft auch in Kombination.
Ein dynamisches Parkleitsystem zeige auf verschiedenen Anzeigetafeln in der Esslinger Innenstadt an, wie viele Parkplätze aktuell tatsächlich in den jeweiligen Parkhäusern verfügbar sind. Prinzipiell funktioniere dieses System. Allerdings gab Uwe Heinemann, Leiter des Tiefbauamts, im Mobilitätsausschuss zu bedenken, dass man dabei auf die Daten von den Parkhausbetreibern angewiesen sei. Ob diese tatsächlich die aktuelle Zahl an freien Stellplätzen übermittelten, wisse man nicht.
Laut Teresa Engel weiß man hingegen, dass einige Parkhäuser in Esslingen oft nicht besonders stark ausgelastet sind. Wie kann man also die Leute dazu bewegen, die Parkhaus-Möglichkeiten auch zu nutzen? „Wenn es so viele öffentliche Stellplätze gibt, dass man immer etwas findet, bekommt man die Leute nicht in die Parkhäuser“, erklärte Engel. Auch das Fahrradparkhaus in der neuen Mobilitätsstation im Qbus werde nach wie vor wenig genutzt. Die Auslastung liege bei lediglich rund zehn Prozent. Derzeit versuche man, mit verschiedenen Kampagnen verstärkt auf das Angebot aufmerksam zu machen.
Einen generellen Parkplatzmangel gibt es in Esslingen zwar offenbar nicht, allerdings sind laut Teresa Engel die Parkmöglichkeiten im Stadtgebiet unterschiedlich verteilt. Man versuche stets, Angebot und Nachfrage in den jeweiligen Bereichen in Einklang zu bringen. Derzeit laufe die Parkraumuntersuchung Innenstadt, die als Grundlage für eine Überarbeitung der Parkraumbewirtschaftung dienen soll. Zudem werde ein Parkraumkataster für die gesamte Stadt angelegt. Außerdem seien weitere Untersuchungen zu Bewohnerparkgebieten geplant.

Parkplätze und Parkverbote
Orientierung: Zu finden sind die Standorte von Fahrrad­abstellanlagen, Parkhäusern, Parkscheinautomaten und mehr auf dem digitalen Geoportal der Stadt Esslingen. Auch auf der städtischen Internetseite gibt es Informationen über Parkgebühren, Park-Apps, Bewohnerparken, Parkhäuser und mehr.
Halteverbote: Die Stadt will in der Fritz-Müller-Straße in Oberesslingen Parkbereiche neu ordnen. Der Grund: Oft parken dort zig Lastwagen, was zu hohem Parkdruck und Schwierigkeiten beim Begegnungsverkehr führe. Daher sollen die Parkbuchten im Bereich des Bahnhofs Oberesslingen ausdrücklich für Autos ausgewiesen werden, Laster dürfen dort nicht mehr parken. Zwischen den Parkbuchten und dem Neubau der Stadtwerke soll tagsüber an Werktagen ein absolutes Halteverbot gelten. Auch in der Ruiter Straße in Berkheim sollen an einigen Stellen Halteverbote eingerichtet werden.  (meb)

Mit einem professionellen Beteiligungs- und Planungsprozess soll es beim Thema Nachnutzung der Feuerwehrstandorte weitergehen.

Langsam, aber sicher kommen die Vorbereitungen voran. Es geht um eine mögliche Nachnutzung der beiden bisherigen Feuerwehrstandorte in Baltmannsweiler und Hohengehren, wo neuer Wohnraum geschaffen werden soll. Vor Ostern stellten die beiden beauftragten Büros ihre Konzepte zur geplanten Machbarkeitsstudie sowie zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit und Beteiligung der Einwohnerschaft im Gemeinderat vor.
Weil Baltmannsweiler vor geraumer Zeit den Zuschlag im Programm „Wohnraumoffensive Baden-Württemberg – Lücken nutzen“ erhalten hat, kommt die Gemeinde nun in den Genuss einer professionellen Begleitung bei der mehrstufigen Vorbereitung des städtebaulichen Projekts. Vorbereitungen, für die das Land viel Geld ausgibt. Mit 370 000 Euro wird dieser Prozess in der Schurwaldgemeinde gefördert, wobei der kommunale Anteil 20 Prozent betragen wird. Und von den Erfahrungen, die in Baltmannsweiler dabei gewonnen werden, sollen im besten Fall auch andere Kommunen im Land profitieren, darauf zielt das Programm „Lücken nutzen“ ebenfalls ab.
Die beteiligten Planungs- und Beratungsbüros stellten dem Gemeinderat kürzlich ihre Überlegungen vor. In der jetzigen Phase wird demnach ein Pflichtenheft für mögliche Investoren samt einem Exposé vorbereitet. Und bis Ende des Jahres sollen viele Fragen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie bearbeitet und geklärt werden, während die Projektsteuerung in den Händen der Gemeindeverwaltung bleibt, die parallel die Bebauungsplanverfahren vorantreiben wird. Viele Eckpunkte von der Grundstücksausnutzung, über die Zahl der Wohneinheiten, die Art der Wohnformen, Preise und das Raumprogramm könnten bereits ins Exposé geschrieben werden, erklärte Stadtplanerin Julia Finke vom beauftragten Büro Stadtbauplan.
Spannend dürfte auch die Markterkundung werden, die die Stadtplanerin ankündigte. „Wir wollen keine Luftschlösser bauen“, erklärte Finke mit Blick auf die Frage, ob es auf dem Markt zum Beispiel einen Bedarf für seniorengerechte Wohnungen gibt, mit denen mancher für die besagten Flächen in Baltmannsweiler liebäugelt. Untersucht werden soll, welche Grundstückspreise beim späteren Verkauf dort möglicherweise erzielt werden können. Und in diesem Jahr sollen auch erste Sondierungsgespräche mit potenziellen Investoren geführt werden.

Erste Workshops und Begehungen
Beginnen will die Gemeinde parallel dazu mit der Öffentlichkeitsarbeit, zu der auch die Bürgerbeteiligung zählt. Anwohner und verschiedene Interessengruppen wie Seniorenrat, Vereine und Jugendliche sollen sich zum Bedarf und zu möglichen Nutzungen äußern können. Die Geografin Verena Hudert und ihre Kollegin Vera Köhler vom Stadtberatungsbüro Fries aus Ostfildern wollen dazu vor den Sommerferien einen ersten Workshop und Begehungen an den Standorten anbieten. Es sei wichtig, mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen, um städtebauliche Alternativen gemeinsam abzuwägen, so die Planerinnen.
Ähnlich wie die bisherige Beauftragung der Büros fand auch diese Information für jedermann zugänglich während einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats statt. Noch intensiver wird sich das Gremium außerdem bei seiner Klausurtagung am 27. April mit den Themen befassen.
Auf den beiden Flächen in zentraler und attraktiver Lage, die sich bereits in kommunalem Besitz befinden, sollen lebendige Quartiere und am Gemeinwohl orientierter Wohnraum entstehen. In Baltmannsweiler befindet sich das rund 800 Quadratmeter große Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Aegidiuskirche. In Hohengehren liegt die Feuerwehr direkt hinter dem Rathaus aus den 1960er-Jahren, dort sind die Möglichkeiten besonders groß, da immerhin 2000 Quadratmeter überplant werden sollen. Auf dem Wunschzettel stehen neben Wohnraum und Dienstleistungen wie eine Kinderarzt- oder Rehapraxis auch ein Lebensmittelgeschäft.

Hier sollen viele Rädchen ineinander greifen
Idee: Die Wohnraumoffensive Baden-Württemberg will innovatives Wohnen in den Zentren kleiner Gemeinden fördern. Baltmannsweiler hatte als eine von fünf Kommunen im Land einen Zuschlag für diese Förderung bekommen. Dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen gefiel, dass mitten in der 5600-Einwohner-Kommune zwei lebendige Quartiere mit am Gemeinwohl orientiertem Wohnraum geschaffen werden sollen.
Vorbereitung: Für den komplexen Entwicklungsprozess im Vorfeld der Planungen wurden für Baltmannsweiler mehrere Aufgabenpakete geschnürt. In der ersten Phase geht es in diesem Jahr um die Bedarfserhebung sowie ein Betreiber- und Nutzerkonzept. Außerdem beginnt die Beteiligung der Bürgerschaft. Für die moderierten Workshops und weitere Veranstaltungen sollen die 2022 beschlossenen Leitlinien zur Bürgerbeteiligung angewendet werden. (com)

Monatelang wurde in akribischer Kleinarbeit PCB-belastetes Material im alten Hauptgebäude der Zollberg-Realschule in Esslingen abgetragen. Dann erst war der Weg frei für den Abriss. In der Schule löst das viel Freude aus.

Es geht vorwärts an der Zollberg-Realschule. Das mit dem Weichmacher PCB kontaminierte Hauptgebäude steht nicht mehr. Nach und nach wurde es abgerissen, die letzten Mauern fielen in den Osterferien. Innerhalb der Schulgemeinschaft sorgt dieser Abbruch für Aufbruchstimmung. „Jetzt ist etwas sichtbar, das motiviert uns alle ungemein“, sagt die Schulleiterin Carolin Saar. Für sie hat damit eine entscheidende neue Phase begonnen.
„Wir freuen uns sehr und können es kaum erwarten, dass es nun mit dem Neubau losgeht“, so die Rektorin. Es ist gar nicht so, dass in den vergangenen Jahren nichts passiert ist. Doch die Abbauarbeiten, mit denen im Oktober 2022 begonnen worden war, haben sich innen und vor allem von Bauzäunen akribisch abgeschirmt abgespielt. Stück für Stück und Schicht für Schicht musste der aus dem Jahr 1972 stammende Altbau zerlegt und abgetragen werden. Denn aus den Deckenplatten, den Wandfugen und dem Boden dünstete seit Jahrzehnten der giftige Weichmacher PCB aus. Deshalb musste unbedingt vermieden werden, dass verseuchter Staub bei den Bauarbeiten nach außen dringt. „Das war alles sehr zeitaufwendig“, sagt Carolin Saar. Dass sich überhaupt etwas auf der Baustelle tut, habe man aber eher gehört, zu sehen war lange Zeit so gut wie nichts.
Die Giftstoffe, darunter auch das besonders gefährliche PCB 118, hatten sich überall festgesetzt. Nicht nur im und am Haus, sondern auch in Möbeln oder Schulmaterial. Bergeweise mussten Bücher und Aktenordner zurückgelassen werden, als das Gebäude im Mai 2019 geräumt wurde. Nur wenige wichtige Dokumente durften gerettet werden, sie mussten aber speziell gereinigt werden, erinnert sich die Leiterin des Staatlichen Schulamts in Nürtingen, Corina Schimitzek. „Es hat einem teilweise in der Seele wehgetan, wenn man voll funktionsfähige Messgeräte oder eine komplette Bio-Sammlung zurücklassen musste“, sagt sie, „aber die Sicherheit musste an erster Stelle stehen.“ Die Stadt Esslingen und der Gemeinderat hätten diesen Prozess sehr gut unterstützt, lobt Schimitzek. Das gelte im Übrigen auch für das Containerdorf, das die Stadt auf einem der Schulsportplätze als Ausweichquartier für den belasteten Altbau errichten ließ. In dem Containerdorf wird mittlerweile schon das fünfte Jahr unterrichtet. „Die Stadt hat sich nicht lumpen lassen, und es wurden keine halben Sachen gemacht“, so die Amtsleiterin. Die Anschaffung von Beamern, Whiteboards oder Dokumentenkameras hätten die Zollberg-Realschule damals zu einer der am besten ausgestatteten Schulen gemacht.

Komfortabel und bestens ausgestattet
Eltern und Kinder seien häufig überrascht, wie komfortabel die provisorischen Klassenzimmer sind, berichtet Carolin Saar von Reaktionen, die sie etwa an den Tagen der offenen Tür mitbekommt. Ganz ausräumen ließ sich die Skepsis gegenüber den Containern nicht, was sich teilweise auch in den Anmeldezahlen der beliebten Realschule niedergeschlagen hat. „Die Vorbehalte werden weiter schwinden“, ist Corina Schimitzek angesichts der Baufortschritte überzeugt, „die Schule hat viel zu bieten“.
Nicht zuletzt haben die Probleme und Hürden der vergangenen Jahre die Schulgemeinschaft auch zusammengeschweißt. „Wir stemmen das gemeinsam“, sagt Carolin Saar über den positiven Geist an ihrer Schule. Vermutlich im Sommer 2026 können die Schülerinnen und Schüler der Zollberg-Realschule in das neue Hauptgebäude der Schule einziehen, das auch Raum für neue pädagogische Konzepte bieten soll.
Ursprünglich war die Fertigstellung bereits für 2025 angepeilt worden. Im vergangenen Jahr hat die Stadtverwaltung aber mitgeteilt, dass der Schulneubau später fertig und zudem teurer als ursprünglich geplant wird. Inzwischen geht man beim Eigenbetrieb Städtische Gebäude (SGE) wegen der massiv gestiegenen Baukosten sowie höheren gesetzlichen Anforderungen an die haustechnischen Anlagen von Kosten in Höhe von 26,9 Millionen Euro aus – 2022 waren noch 23,6 Millionen Euro veranschlagt worden. Hinzu kommen 2,6 Millionen Euro für die Sanierung weiterer Gebäudeteile, womit die Gesamtkosten für das Projekt mit ungefähr 30 Millionen Euro beziffert werden. Genannt wurden diese Zahlen in einer Sitzung des Betriebsausschusses der SGE im November 2023. Vorgestellt wurde dort auch die veränderte Entwurfsplanung für den Neubau. Diese sieht eine Konstruktion in Hybridbauweise aus Holz und Beton vor. Zunächst war eine Stahl-Beton-Konstruktion geplant, aber aus Gründen der Nachhaltigkeit und angesichts sinkender Holzpreise habe man die Pläne überdacht, hieß es aus der Verwaltung. (pep)

Die Gemeinde Hochdorf hat die Situation im Ortskern analysieren lassen. Das Fachbüro empfiehlt Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr. Beim Rathaus wird ein Kreisverkehr angestrebt.

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat ein Programm aufgelegt, mit dem Kommunen eine systematische Erfassung und Analyse der Qualität ihrer Ortsmitte durchführen lassen können. Auf Antrag der Gemeinderatsfraktion der Grünen hat Hochdorf als eine der ersten Kommunen im Land im vergangenen Jahr dieses kostenfreie Angebot wahrgenommen. Das beauftragte Fachbüro hat kürzlich in einem Dossier die Ergebnisse und einige Handlungsempfehlungen vorgestellt.
„Das Dossier sollte nicht mit unserem Ortsentwicklungskonzept verwechselt werden“, betont Hochdorfs Bürgermeister Gerhard Kuttler. Das sei als übergeordnetes Steuerungselement der Kommune zu verstehen. Die Gemeinde nutze vielmehr das Angebot des Ministeriums, mithilfe einer städtebaulichen Analyse eine praktische Unterstützung für eine unkomplizierte Verbesserung der Situation im Ortskern zu erhalten. Ziel seien Ideen und Vorschläge für die Beseitigung von Mängeln beim Rad- und Fußverkehr und auch beim Busangebot, ohne den Autoverkehr zu stark zu beschränken. So sollten eine höhere Aufenthaltsqualität erreicht und eine attraktivere Ortsmitte geschaffen werden. Und dies sollte ohne großen Aufwand umzusetzen sein.
Die Fachleute hatten für ihre Untersuchung ein eng gefasstes Gebiet im Ortskern ausgewählt, das jedoch aufgrund der Verkehrsbelastung und erkennbarer baulicher Mängel als symptomatisch gelten könne. Der betrachtete Straßenzug beginnt beim Rathaus an der stark frequentierten Kreuzung Kirchheimer/Kirchstraße und reicht entlang der Bachstraße bis zur Einmündung des Brunnenwiesenwegs bei der Feuerwehr. Einen grundsätzlichen Mangel sah das Untersuchungsergebnis darin, dass im Verlauf des Straßenzugs mit Tempo 50 gefahren werden darf, was für Radler ein hohes Risiko berge. Die empfohlene Anordnung von Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt sei dank des nun vorliegenden Lärmaktionsplans allerdings schon beschlossene Sache und werde in den kommenden Wochen umgesetzt, berichtet Kuttler.
Auch für Fußgänger bietet der Straßenzug Gefahren. So sind die Gehwege teilweise schmal und baulich nicht in bestem Zustand. Die Einmündungen von Seitenstraßen sind viel zu weit und verleiten Autofahrer zu flottem Abbiegen. Besonders für Kinder und ältere Menschen kann dies gefährlich werden, zumal Querungshilfen fehlen. Den Gehweg vorzuverlegen und zusätzlich Poller einzubauen könnte helfen. „Das werden wir bei Gelegenheit in Angriff nehmen. Es kostet natürlich etwas“, sagt Kuttler.

Ein abenteuerliches Unterfangen
„Der mit Abstand interessanteste und wichtigste Punkt in dem Dossier“ ist laut Kuttler die große Asphaltfläche beim Rathaus, wo die Kirchheimer Straße und die Kirchstraße, also eine Landes- und eine Kreisstraße, zusammentreffen. Dort eine der Straßen überqueren zu wollen, etwa um den Bus zu erreichen, kann zu gewissen Zeiten ein abenteuerliches Unterfangen sein, zumal es keine Querungshilfe gibt. „Dort gehört ein Kreisverkehr hin mit Zebrastreifen an allen drei Armen. Da geht es um Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger. Das ist die Meinung und der Wunsch der Verwaltung, des Gemeinderats und der Bürgerschaft. Es freut uns besonders, dass das in der Untersuchung, die ja vom Verkehrsministerium kommt, genau so vorgeschlagen wird“, sagt Kuttler. Da die L 1201 zwischen dem Filstal und Hochdorf seit der ersten Aprilwoche wegen Bauarbeiten ohnehin komplett gesperrt wird, „würde sich das mustergültig anbieten, den Kreisverkehr gleich mit einzurichten“, schlägt Kuttler vor.
Eine weitere Verbesserungsmöglichkeit sieht das Dossier bei den Bushaltestellen im Ort. Besonders die Haltestelle Rathaus müsse barrierefrei ausgebaut werden. Zudem sollte der Bus auf der Straße halten, da die bisherige Bucht zu viel Platz verbraucht. Stattdessen könnten die Grünfläche dort vergrößert, mehr Sitzbänke aufgestellt und der Wartebereich überdacht werden.
Auch wenn nicht jede Bushaltestelle im Ort aufgrund der Platzverhältnisse mit allem Komfort ausgestattet werden könne, habe die Verwaltung „die Verbesserung der Bushaltestellen in der Ortsmitte auf dem Schirm, und wir werden sie noch in diesem Jahr angehen“, verspricht Kuttler. Damit würden das Busfahren und auch die Ortsmitte durch weitere Sitzgelegenheiten attraktiver. Kuttler: „Wir benötigen mehr davon, aber mit Rückenlehne für ein gemütliches Sitzen, und mit Aufstehhilfen für Ältere. Auch das wird zu einer besseren Aufenthaltsqualität führen.“ (pst)

Trist, kahl, chaotisch: Die Optik des Esslinger Bahnhofsvorplatzes ist vielen ein Dorn im Auge. Die Stadt will ihn verschönern, doch die Optionen sind begrenzt.

Die Liste der Mängel ist lang. Schon seit Jahren gilt der Bahnhofsvorplatz als Sorgenkind in Esslingen. Zuletzt stand vor allem das Thema Sicherheit im Fokus, weil viele Bürgerinnen und Bürger sich dort unwohl fühlen – insbesondere bei Dunkelheit. Neben den bereits angekündigten Vorhaben für ein besseres Sicherheitsgefühl soll nun auch die Optik verstärkt in den Blick genommen werden. Dass aus dem hässlichen Entlein über Nacht ein schöner Schwan wird, glaubt vermutlich niemand. Doch mit mehr Grün, mehr Wasser und mehr Events könnte die Aufenthaltsqualität durchaus steigen, so die Hoffnung. Welche Ideen umsetzbar sind, ist allerdings noch unklar.
Immer wieder ist in den vergangenen Jahren über Sicherheit, Sauberkeit und Aufenthaltsqualität am Esslinger Bahnhofsvorplatz diskutiert worden. Anlass der neuerlichen Debatte vor Kurzem im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) war unter anderem ein Antrag der Grünen. Die Fraktion hatte konkrete Maßnahmen gefordert, die sowohl eine Steigerung der Attraktivität des Platzes als auch dessen Anpassung an den Klimawandel in den Blick nehmen sollten. Als mögliche Vorhaben hatte sie Wasserspiele, eine stärkere Begrünung sowie kleinere Events dort vorgeschlagen. Mit ihrer Forderung rannten die Grünen zwar offene Türen ein, die Vorhaben selbst sieht man im Rathaus aber skeptisch.
So sei mehr Grün auf dem Platz zwar wünschenswert, aber gar nicht so leicht zu realisieren, erklärte Axel Fricke, der Leiter des Stadtplanungsamtes. Denn am Standort des heutigen Bahnhofsvorplatzes habe sich von 1855 bis 1874 die Gasbeleuchtungsanstalt befunden, eine Vorläuferin der heutigen Stadtwerke, die dort durch Vergasung von Kohle unter Luftabschluss Gas herstellte. Deshalb schlummerten neben Resten baulicher Anlagen auch Altlasten im Boden, weshalb Eingriffe in den Untergrund kritisch zu sehen seien.
Untersuchungen von Fachbüros hätten ergeben, dass die Schadstoffe in Bewegung geraten und ins Grundwasser gelangen könnten, wenn Niederschlag in den Boden eindringe. Deshalb sollte es vermieden werden, den Bodenbelag zu öffnen. Daher könnten wohl höchstens ein bis zwei Bäume auf den wenigen unbelasteten Teilflächen des Platzes gepflanzt werden. Allerdings könne man sich durchaus mehr Grün in zusätzlichen Pflanzkübeln vorstellen.

Wasserspiele: attraktiv, aber sehr kostspielig
Wasserspiele wiederum wären zwar sicherlich attraktiv, aber sowohl die Installation als auch die Pflege seien sehr kostspielig, gab Fricke zu bedenken. „Wasser ist auf dem Bahnhofsvorplatz an sich schon wünschenswert“, befand Axel Fricke – aber man dürfe nicht vergessen, dass dabei strenge Hygienevorschriften einzuhalten, regelmäßig Wasserproben zu ziehen und Reinigungen zu erledigen wären.
Auch für Veranstaltungen komme der Platz nur begrenzt infrage. Denn er sei weder von der Strom- und Wasserinfrastruktur her als Eventlocation geeignet, noch von der Nettofläche, die nach Berücksichtigung aller Vorgaben wie Feuerwehr-Durchfahrten, Flucht- und Rettungswege übrig bleibe. Zudem sei die fehlende Aufenthaltsqualität ein Manko. Dennoch könne man sich prinzipiell vorstellen, die Fläche auf Wunsch für Marktstände oder Fahrgeschäfte zur Verfügung zu stellen.
Trotz aller Restriktionen plädierte Fricke dafür, sich grundsätzliche Gedanken über die künftige Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes zu machen. Denn schon jetzt sei dieser eine wichtige Mobilitätsdrehscheibe, deren Bedeutung mit dem Wachsen der Neuen Weststadt und dem neuen Hochschulstandort weiter zunehmen werde. Daher wolle man sich kurzfristig um zusätzliches Grün auf dem Platz bemühen. Mittelfristig stünden ein neues Beleuchtungskonzept sowie Überlegungen zum Thema Wasser auf dem Platz auf der Agenda.
Zudem müsse man sich auf längere Sicht Gedanken über mehr Übersichtlichkeit machen. „Es gibt auf dem Bahnhofsvorplatz eine sehr unklare Wegeführung, viele können sich nur schlecht orientieren“, sagte Fricke. In die Überlegungen müsse man auch die mögliche Aufwertung von Anschlussbereichen wie Kronenhof, Fleischmannstraße und Bahnhofsunterführung einbeziehen. „Es gibt viel zu tun, aber es müssen nicht immer die großen Maßnahmen sein“, sagte der Baubürgermeister Hans-Georg Sigel.
Bei den Stadträtinnen und Stadträten im ATU fielen die Ankündigungen auf fruchtbaren Boden. Es sei dringend notwendig, sich schnell um die Aufwertung des Bahnhofsvorplatzes zu kümmern, so der Tenor. „Meine Hauptbotschaft ist: Macht mal!“, sagte der SPD-Rat Andreas Koch – und fasste damit wohl die Haltung der meisten Ausschussmitglieder zusammen.

Platz mit Verbesserungspotenzial
Mängel:
 Die Gestaltung des Esslinger Bahnhofsvorplatzes ist vielen ein Dorn im Auge. Auch die Stadtverwaltung sieht zahlreiche Mängel, unter anderem die Dominanz des Verkehrs rund um den Platz, die eingeschränkte Sicht durch Infocenter und Toilettencontainer und die schwierige Orientierung durch unklare Wegeführungen sowie verstellte Bewegungsachsen. Auch die mangelnde Aufenthaltsqualität, die fehlende Identität des Platzes und die ergänzungsbedürftige Beleuchtung seien problematisch, ebenso der Mangel an Grün und kühlenden Schattenspendern. Zudem gebe es in den Erdgeschossen rund um den Platz wenig publikumswirksame Angebote.
Chancen: Positiv für den Bahnhofsvorplatz wirkt sich laut der Stadtverwaltung aber die Entwicklung auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände aus, etwa mit dem Neubau des Qbus an der Berliner Straße. Mit der Verlegung des Altstadtrings und der damit avisierten Verkehrsberuhigung in der Berliner Straße, der Ansiedlung der neuen Hochschule sowie potenziellen Frequenzbringern wie der Mobilitätsstation könne der Platz weiter an Attraktivität gewinnen.  (meb)

Der Neckarhafen Plochingen soll auch künftig für den Güterverkehr eine Rolle spielen. Es gibt ein Konzept, wie das gehen könnte.

Auch wenn der Güterumschlag in den baden-württembergischen Binnenhäfen dem Statistischen Landesamt zufolge im vergangenen Jahr um neun Prozent gesunken ist, wird den Wasserstraßen im Land in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle zukommen. Um mindestens 30, wenn nicht mehr als 40 Prozent – je nachdem, welcher Prognose man glaubt – dürfte der Güterverkehr zunehmen. Davon wollen und sollen die Häfen einen ordent­lichen Batzen abbekommen, natürlich auch der in Plochingen.
Hafendirektor Gerhard Straub hat im Plochinger Gemeinderatsausschuss für Bauen, Technik und Umwelt kürzlich aufgezeigt, was vor Ort getan werden kann, damit das gelingt, beziehungsweise, welche Gedanken sich die ansässigen Unternehmen und die Neckarhafen Plochingen GmbH gemacht haben, um den Güterumschlag zu erhöhen und für die damit verbundenen Herausforderungen gerüstet zu sein. Zusammengefasst sind die Ideen und Vorhaben in einem Papier mit dem Titel „Zukunftsstrategie Neckarhafen Plochingen“.
Diese fußt auf einem Workshop, zu dem sich im vergangenen Jahr die Hafengesellschaft und die Anliegerfirmen mit Vertretern von Fachorganisationen, Wirtschaftsverbänden und dem Verkehrsministerium getroffen haben. Straub machte den Räten gegenüber zunächst allerdings deutlich, dass man auch zuvor schon seine Hausaufgaben gemacht habe: „Die wasserseitige Erschließung und die Nutzung der Bahnflächen wurden verbessert und auch die Gewinnung von zusätzlichem Raum durch eine Optimierung von Abläufen ist fast erledigt.“
Dennoch würden, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels und der geplanten Energiewende, neue Herausforderungen auf sämtliche Wasserstraßen zukommen, ergänzte der Hafendirektor. „So müssen auch wir als Binnenhafen die Klimaziele erreichen und brauchen dafür ein entsprechendes Handeln.“ Immerhin habe die Politik die Perspektive, den Anteil der Wasserstraße Neckar am Güterverkehr von zurzeit 6,4 auf zwölf Prozent zu erhöhen.

Vier Handlungsfelder wurden ausgemacht
Mehrere Punkte wurden im Dialog bereits festgeklopft: So wollen die Anlieger mehr miteinander kooperieren, etwa bei Energiegewinnung und -beschaffung oder mit einem gemeinsamen Lokomotiven-Pool für die Arbeit im Hafen. Vier Handlungsfelder wurden ausgemacht, die beackert werden sollen: die Infra- und die Suprastruktur (Verkehrswege und Gebäude), die Ökologie und der Klimaschutz, der Netzwerkgedanke „Hafen Plochingen“ sowie ein Mehr an Kommunikation, um das Hafenprofil zu stärken.
Konkrete Ansätze gibt es in einigen der Handlungsfelder bereits: Was die Infra- und die Suprastruktur angeht, ist aus Straubs Sicht eine Technologieoffenheit für alle Verkehrsträger zwingend. In einem ersten Schritt soll eine Elektroladestelle für Lastwagen entstehen. Die Gleisanlagen gelte es zu erhalten, um auf die Flexibilität privater Eisenbahnverkehrsunternehmen zurückgreifen zu können. Zudem stehe die Bereitstellung moderner Uferanlagen im Vordergrund. Hinzu käme das Schaffen der technischen Voraussetzungen für die Etablierung eines IT-gestützten Hafenmanagements.
Im Bereich Ökologie und Klimaschutz wurden bereits Gespräche über die Begrünung von Dachflächen und die Errichtung weiterer Photovoltaikanlagen mit den Hafen-Unternehmen geführt. „Die weitere Entwicklung hin zur Klimaneutralität und -resilienz ist hingegen ein langwieriger Prozess, aber auch eine Chance im Bereich der Energiegewinnung und -speicherung oder der Kreislaufwirtschaft“, erklärte Straub.
Sehr froh sei er darüber, dass es eine hohe Identifikation mit dem Plochinger Hafen gebe. Im „Netzwerk Hafen Plochingen“ sollen deshalb künftig zahlreiche Aktivitäten gebündelt, beschleunigt und nach außen kommuniziert werden, um das Hafenimage unter dem Motto „Wir sind Hafen“ weiter zu stärken. Straub ließ allerdings auch keinen Zweifel daran, „dass die Politik handeln muss, um das Endziel erreichen zu können“. Er nannte unter anderem das Beispiel „Schleusen“, bei dem seit vielen Jahren „auf Zeit gespielt“ werde. Was deren immer wieder angekündigten Ausbau angehe, sei er ohnehin skeptisch. „Eine Sanierung ist aber dennoch notwendig, bevor sie zusammenfallen.“ Etliche Nachfragen von Ausschussmitgliedern machten deutlich, dass in Plochingen die Bedeutung des Hafens groß ist. Die Worte von Bürgermeister Frank Buß – „es ist gut, dass die Stadt bei den Plänen mitgenommen wird“ – dürften auch den Gemeinderäten aus dem Herzen gesprochen haben.

Aus der Zwischenstation wurde der Endhafen
Geschichte:
Ursprünglich hätte Plochingen nicht der Endhafen des Neckarkanals, sondern eine Zwischen­station der von Otto Konz geplanten Neckar-Donau-Verbindung werden sollen. Als dieses Projekt, inklusive der angedachten Verbindung mit dem Bodensee, in den 1960er-Jahren beerdigt wurde, lag der Fokus der Ingenieure darauf, den 14 Kilometer langen Abschnitt von Stuttgart nach Plochingen fertigzustellen. Dies gelang im Juli 1968, womit Plochingen an das Wasserstraßennetz von Europa angeschlossen war.
Zahlen: Der 38 Hektar große Hafen besteht aus den Bereichen „Am Nordseekai“ und „Am Rheinkai“. Er ist eine Schnittstelle von Straße, Bahn und der Bundeswasserstraße Neckar. Zudem liegt er unweit des Flughafens Stuttgart. Der Güterumschlag im Geschäftsjahr 2023 lag bei etwas weniger als 1,2 Millionen Tonnen. Den größten Anteil daran hatten Schrott und Düngemittel. (eas)