Der Jurist und Pfarrer setzt sich im ersten Wahlgang als neuer Köngener Bürgermeister deutlich durch. Ronald Scholz’ intensiver Einsatz und der sehr persönlich geführte Wahlkampf trugen Früchte.
Die Nacht war kurz – bis in die frühen Morgenstunden hinein hat der neue Köngener Bürgermeister Ronald Scholz seinen deutlichen Wahlerfolg mit 68,71 Prozent der abgegebenen Stimmen mit Freunden, Helfern und Familie gefeiert. „Ich habe schon frischer ausgesehen“, sagte der 44-Jährige lachend. Nichtsdestotrotz stand für den ausgebildeten Juristen und Theologen gleich am Montag eine Fortbildung bei seinem Noch-Arbeitgeber, der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, in Stuttgart an. Der Kirche wird Scholz nun mitteilen, dass er die Wahl annimmt, und besprechen, zu welchem Zeitpunkt er freigestellt werden kann. Auch mit dem Köngener Gemeinderat findet zeitnah eine Abstimmung statt, wann die offizielle Amtseinführung stattfinden soll.
Geht es nach Scholz, wird nicht allzu viel Wasser den Neckar bis dahin hinabfließen: „Ich werde mich bemühen, so zügig wie möglich von der Kirche freigestellt zu werden.“ Auch aus dem Köngener Gemeinderat waren bereits am Abend des vergangenen (Wahl-) Sonntags die ersten Stimmen zu vernehmen, dass die Amtsgeschäfte, die seit Anfang März von der stellvertretenden Bürgermeisterin Johanna Fallscheer geführt werden, so schnell wie möglich übergeben werden sollen – „auch mit Blick auf die anstehende Kommunalwahl Anfang Juni“, erklärte Scholz, der aktuell noch in Kirchheim wohnt, aber zügig wieder nach Köngen umziehen will.
Bereits nach Auszählung der ersten drei Wahlbezirke der 10 000-Einwohner-Kommune hatte der favorisierte Scholz, der bis vor wenigen Wochen noch als Pfarrer in Köngen tätig war, die Nase mit mehr als 65 Prozent vorne gehabt. Der Trend setzte sich fort, letztlich kam er in allen zwölf Wahlbezirken insgesamt auf 68,71 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auch sein Vorgänger Otto Ruppaner, der mittlerweile Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen ist, weswegen die Neuwahl erforderlich war, hatte es bei seiner ersten Wahl zum Bürgermeister von Köngen im Jahr 2014 auf Anhieb geschafft – allerdings mit 54,42 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 54,71 Prozent.
Freude über die hohe Wahlbeteiligung
„Ich bin immer noch überrascht und dankbar, dass ich bereits im ersten Wahlgang von den Köngener Bürgerinnen und Bürgern mit soviel Vertrauen und Rückenwind ausgestattet worden bin“, freute sich Scholz einen Tag nach der Wahl. Mit 57,59 Prozent lag die Wahlbeteiligung über dem Landesdurchschnitt bei Bürgermeisterwahlen (52 Prozent). Die Wahlbeteiligung sei ein Grund zum Feiern, sagte Scholz. Sie zeige zudem deutlich, dass radikale Positionen und vermeintlich einfache Lösungen keine Mehrheit in der Kommune gefunden hätten, fügte er mit Blick auf einige seiner insgesamt sieben Mitbewerber hinzu.
Sein intensiver Wahlkampf in den vergangenen Wochen habe indes Früchte getragen. An rund 2500 Köngener Haustüren hat Scholz dabei geklingelt und sich persönlich vorgestellt. Dazu präsentierte er sich regelmäßig auf dem Wochenmarkt, und abends standen zumeist Treffen mit den örtlichen Vereinen und Gruppierungen an. „Ich habe absichtlich nicht plakatiert. Mir ging es um die persönliche Begegnung, und das ist von den Wählern und Wählerinnen auch ein Stück weit honoriert worden“, so Ronald Scholz. Er will sich nun als Nächstes bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung vorstellen und hören, was sie umtreibt. „Der Bereich Teambuilding ist mir sehr wichtig. Ich will mich in den Verwaltungsapparat gut integrieren, damit wir die großen Aufgaben gemeinsam in die Hand nehmen können“, kündigt der 44-Jährige an.
In der Verwaltung ist man froh, dass es nicht zu einer Stichwahl – diese war für den 5. Mai vorgesehen – kommen wird und dass nun langsam wieder mehr Ruhe ins Rathaus einkehren wird. „Die Wahlbeteiligung war großartig“, freute sich Köngens Hauptamtsleiter Gerald Stoll. Positiv überrascht war auch die Köngener SPD-Kreisrätin Sonja Spohn: „Es spricht für die Köngener Bürger, dass bereits im ersten Wahlgang eine Entscheidung gefallen ist. Das Interesse war durchaus da.“
Als fairer Verlierer zeigte sich Ciprian Hoffmann, der mit 17,69 Prozent der Stimmen weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz gelandet war. „Das Ergebnis ist eindeutig. Ich bin aber unterm Strich sehr zufrieden mit der Wahl“, sagte der Köngener. Er hatte angesichts des mit acht Bewerbern großen Kandidatenfelds mit einer Stichwahl gerechnet. „Aber nach der öffentlichen Kandidatenvorstellung der Gemeinde im Burgforum war mir klar, dass es keine Stichwahl geben wird“, bekannte der 31-Jährige. Hoffmann bleibt der Köngener Kommunalpolitik allerdings eventuell erhalten – er steht als parteiloser Kandidat für die anstehenden Gemeinderatswahlen auf einem Listenplatz der örtlichen CDU-Fraktion.
Das weitere Prozedere
Amtliches Endergebnis: Der Gemeindewahlausschuss hat das Ergebnis der Köngener Bürgermeisterwahl bestätigt: Ronald Scholz (68,7 Prozent), Ciprian Hoffmann (17,7), Michael Reichenecker (6,4), Tim Stober (3,1), Gabriel Ileri (1,5), Anja Göttker (1,0), Carlo Keinrad (0,5), Marcel Sersch (0,4). Die Wahlbeteiligung lag bei 57,6 Prozent.
Prüfung: Das Wahlergebnis wird vom Esslinger Landratsamt geprüft. Köngens Hauptamtsleiter Gerald Stoll rechnet damit, dass dieser Vorgang bis zu zwei Wochen dauern wird. Parallel ist das Wahlergebnis in dieser Woche im Köngener Anzeiger offiziell bekannt gemacht worden. Damit startet eine einwöchige Einspruchsfrist. (kd)
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