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Sanitäranlagen in Schulen werden so massiv zerstört, dass sie nicht mehr nutzbar sind – auch in Esslingen. Das Schelztor-Gymnasium muss deshalb einige WC-Räume sperren.

Verstopfte Toiletten, herausgeschlagene Fließen, zerstörte Spiegel und beschädigte Türen: Seit Monaten werden die WC-Räume am Esslinger Schelztor-Gymnasium mutwillig zerstört. Sei es, weil versucht wird, Klopapierrollen, Pullover oder Farbe hinunterzuspülen, oder weil das Interieur zertrümmert wird. Deshalb ist die überwiegende Anzahl der Toiletten derzeit gesperrt.
Begonnen habe diese Form des Vandalismus bereits vor dem Sommerferien, nehme jetzt aber zu, sagt der Schulleiter Jörg Leihenseder. Die Schulgemeinschaft belaste diese Situation. „Wegen des massiven Vandalismus einer vermutlich eher kleinen Gruppe oder Einzelner leidet die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler“, sagt Leihenseder. Für die etwa 800 Schülerinnen und Schüler stehen wegen der Vorfälle zeitweise nur zwei Toilettenräume mit jeweils mehreren WCs zur Verfügung. Die Folge: lange Schlangen vor den Sanitäranlagen und eine notwendige Dokumentation, denn die Namen derjenigen, die auf die Toilette gehen, würden notiert.
Mit dem Ausmaß an Zerstörungswut ist aus Sicht des Gesamtelternbeirats eine „rote Linie“ überschritten, wie dessen Vorsitzender Thomas Schreiber sagt. Man neige aus Sicht des Gremiums seitens der Schulverwaltung nicht zur Überreaktion, aber diese Dimension der Zerstörungswut sei schlichtweg nicht hinnehmbar.

Belastend, teils sogar gesundheitsgefährdend
Auch für die Schülerinnen und Schüler ist die Situation belastend, kann sogar gesundheitsgefährdend werden. Etwa, wenn manche Jugendliche bis Schulschluss nichts mehr trinken, um nicht aufs WC gehen zu müssen. Dass auch die Schülerinnen und Schüler die Entwicklung verurteilen, zeigt sich in einem Schriftstück, das kürzlich auf dem Instagram-Account der Schule gepostet wurde und den Titel trägt „Vandalismus auf dem stillen Örtchen: die leisen Schreie unschuldiger Schüler“. Darin ist zu lesen: „Man kann nicht anders als die Stirn runzeln. Eine kleine Gruppe von Randalierern hat es geschafft, die Lebensqualität eines ganzen Kollektivs zu beeinträchtigen.“
Doch das Schelztor-Gymnasium ist bei Weitem nicht die einzige Schule, an der mutwillig Toilettenräume massiv zerstört werden. Auch der Stadt Esslingen ist das Problem bekannt. Vandalismus an Toiletten sei jedoch nicht an einzelnen Schulen festzumachen, sondern über das gesamte Stadtgebiet verteilt, heißt es vonseiten der Verwaltung. Die Formen des Vandalismus reichten von Schmierereien an den Wänden über abgebrochene Toilettenpapierhalter, herausgerissene Türen bis hin zu zerstörten WC-Sitzen und zu durch Toilettenpapierrollen verstopfte Kloschüsseln und Pissoirs.

Situation spitzte sich im Oktober zu
Auch Schulen in der Region sind betroffen, etwa die Realschule im Bildungszentrum Seefälle in Filderstadt-Bonlanden. Seit Beginn des Schuljahres kam es an der Schule zu starken Verschmutzungen und mutwilligen Zerstörungen der Toiletten, wie es damals in einer Rundmail der Schulleitung an die Eltern hieß. Die Situation spitzte sich im Oktober zu, auch an der Realschule wurden einige WCs gesperrt.
Dass es sich um ein bundesweites Problem handelt, zeigt ein Fall aus Halle an der Saale: Wie Medien Ende September berichteten, sollten dort an einer Gesamtschule Schülerinnen und Schüler wegen anhaltenden Vandalismus ihr Toilettenpapier selbst mitbringen. Es würden täglich Toilettenpapierrollen in die Toilettenbecken gestopft, hieß es in einem Brief des Schulleiters.

Sogenannte Challenge auf Tiktok
Bei den aktuellen Vorfällen am Schelztor-Gymnasium in Esslingen handelt es sich indes aus Sicht des Schulleiters Jörg Leihenseder nicht explizit um eine sogenannte Challenge auf der Social-Media-Plattform Tiktok. Denn vor zwei Jahren seien dort vermehrt Videos mit demolierten Schulklos aus aller Welt veröffentlicht worden. Unter dem Begriff „Devious Lick Challenge“ verbreite sich der Trend, Schuleinrichtung mutwillig zu beschädigen oder zu entwenden, schreibt die Organisation Jugendschutz.net in einem Beitrag vom März dieses Jahres. Mittlerweile seien zugehörige Hashtags auf der Plattform gesperrt worden. Dennoch kursierten immer wieder Videos mit ähnlichem Inhalt. (jas)