Neckar Schurwald

Hafen soll fit werden für die Zukunft

Der Neckarhafen Plochingen soll auch künftig für den Güterverkehr eine Rolle spielen. Es gibt ein Konzept, wie das gehen könnte.

Auch wenn der Güterumschlag in den baden-württembergischen Binnenhäfen dem Statistischen Landesamt zufolge im vergangenen Jahr um neun Prozent gesunken ist, wird den Wasserstraßen im Land in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle zukommen. Um mindestens 30, wenn nicht mehr als 40 Prozent – je nachdem, welcher Prognose man glaubt – dürfte der Güterverkehr zunehmen. Davon wollen und sollen die Häfen einen ordent­lichen Batzen abbekommen, natürlich auch der in Plochingen.
Hafendirektor Gerhard Straub hat im Plochinger Gemeinderatsausschuss für Bauen, Technik und Umwelt kürzlich aufgezeigt, was vor Ort getan werden kann, damit das gelingt, beziehungsweise, welche Gedanken sich die ansässigen Unternehmen und die Neckarhafen Plochingen GmbH gemacht haben, um den Güterumschlag zu erhöhen und für die damit verbundenen Herausforderungen gerüstet zu sein. Zusammengefasst sind die Ideen und Vorhaben in einem Papier mit dem Titel „Zukunftsstrategie Neckarhafen Plochingen“.
Diese fußt auf einem Workshop, zu dem sich im vergangenen Jahr die Hafengesellschaft und die Anliegerfirmen mit Vertretern von Fachorganisationen, Wirtschaftsverbänden und dem Verkehrsministerium getroffen haben. Straub machte den Räten gegenüber zunächst allerdings deutlich, dass man auch zuvor schon seine Hausaufgaben gemacht habe: „Die wasserseitige Erschließung und die Nutzung der Bahnflächen wurden verbessert und auch die Gewinnung von zusätzlichem Raum durch eine Optimierung von Abläufen ist fast erledigt.“
Dennoch würden, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels und der geplanten Energiewende, neue Herausforderungen auf sämtliche Wasserstraßen zukommen, ergänzte der Hafendirektor. „So müssen auch wir als Binnenhafen die Klimaziele erreichen und brauchen dafür ein entsprechendes Handeln.“ Immerhin habe die Politik die Perspektive, den Anteil der Wasserstraße Neckar am Güterverkehr von zurzeit 6,4 auf zwölf Prozent zu erhöhen.

Vier Handlungsfelder wurden ausgemacht
Mehrere Punkte wurden im Dialog bereits festgeklopft: So wollen die Anlieger mehr miteinander kooperieren, etwa bei Energiegewinnung und -beschaffung oder mit einem gemeinsamen Lokomotiven-Pool für die Arbeit im Hafen. Vier Handlungsfelder wurden ausgemacht, die beackert werden sollen: die Infra- und die Suprastruktur (Verkehrswege und Gebäude), die Ökologie und der Klimaschutz, der Netzwerkgedanke „Hafen Plochingen“ sowie ein Mehr an Kommunikation, um das Hafenprofil zu stärken.
Konkrete Ansätze gibt es in einigen der Handlungsfelder bereits: Was die Infra- und die Suprastruktur angeht, ist aus Straubs Sicht eine Technologieoffenheit für alle Verkehrsträger zwingend. In einem ersten Schritt soll eine Elektroladestelle für Lastwagen entstehen. Die Gleisanlagen gelte es zu erhalten, um auf die Flexibilität privater Eisenbahnverkehrsunternehmen zurückgreifen zu können. Zudem stehe die Bereitstellung moderner Uferanlagen im Vordergrund. Hinzu käme das Schaffen der technischen Voraussetzungen für die Etablierung eines IT-gestützten Hafenmanagements.
Im Bereich Ökologie und Klimaschutz wurden bereits Gespräche über die Begrünung von Dachflächen und die Errichtung weiterer Photovoltaikanlagen mit den Hafen-Unternehmen geführt. „Die weitere Entwicklung hin zur Klimaneutralität und -resilienz ist hingegen ein langwieriger Prozess, aber auch eine Chance im Bereich der Energiegewinnung und -speicherung oder der Kreislaufwirtschaft“, erklärte Straub.
Sehr froh sei er darüber, dass es eine hohe Identifikation mit dem Plochinger Hafen gebe. Im „Netzwerk Hafen Plochingen“ sollen deshalb künftig zahlreiche Aktivitäten gebündelt, beschleunigt und nach außen kommuniziert werden, um das Hafenimage unter dem Motto „Wir sind Hafen“ weiter zu stärken. Straub ließ allerdings auch keinen Zweifel daran, „dass die Politik handeln muss, um das Endziel erreichen zu können“. Er nannte unter anderem das Beispiel „Schleusen“, bei dem seit vielen Jahren „auf Zeit gespielt“ werde. Was deren immer wieder angekündigten Ausbau angehe, sei er ohnehin skeptisch. „Eine Sanierung ist aber dennoch notwendig, bevor sie zusammenfallen.“ Etliche Nachfragen von Ausschussmitgliedern machten deutlich, dass in Plochingen die Bedeutung des Hafens groß ist. Die Worte von Bürgermeister Frank Buß – „es ist gut, dass die Stadt bei den Plänen mitgenommen wird“ – dürften auch den Gemeinderäten aus dem Herzen gesprochen haben.

Aus der Zwischenstation wurde der Endhafen
Geschichte:
Ursprünglich hätte Plochingen nicht der Endhafen des Neckarkanals, sondern eine Zwischen­station der von Otto Konz geplanten Neckar-Donau-Verbindung werden sollen. Als dieses Projekt, inklusive der angedachten Verbindung mit dem Bodensee, in den 1960er-Jahren beerdigt wurde, lag der Fokus der Ingenieure darauf, den 14 Kilometer langen Abschnitt von Stuttgart nach Plochingen fertigzustellen. Dies gelang im Juli 1968, womit Plochingen an das Wasserstraßennetz von Europa angeschlossen war.
Zahlen: Der 38 Hektar große Hafen besteht aus den Bereichen „Am Nordseekai“ und „Am Rheinkai“. Er ist eine Schnittstelle von Straße, Bahn und der Bundeswasserstraße Neckar. Zudem liegt er unweit des Flughafens Stuttgart. Der Güterumschlag im Geschäftsjahr 2023 lag bei etwas weniger als 1,2 Millionen Tonnen. Den größten Anteil daran hatten Schrott und Düngemittel. (eas)

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