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Ein Immobilienmakler bereitet ein Angebot für das ehemalige Jagdschloss in Altbach vor – Umfassende Sanierung nötig

Es ist beschlossen: Das Hohengehrener Jagdschloss im Altbacher Ortskern soll verkauft werden. Dafür wurde vor Kurzem das Maklerbüro Denk-Mal aus Beuren beauftragt, das sich auf historische und denkmalgeschützte Immobilien spezialisiert hat. Der Geschäftsführer Tobias Eric Ott ist zuversichtlich, dass trotz der notwendigen und umfangreichen Sanierung ein Käufer für das geschichtsträchtige Gebäude gefunden wird. Vorstellbar sei beispielsweise eine gewerbliche Nutzung für Anbieter von Gesundheitsleistungen. Auch eine reine Büronutzung, etwa durch eine Anwaltskanzlei oder eine Beratungsfirma, sei denkbar.
Das kleine Schloss, das 1816 gebaut wurde und heute unter Denkmalschutz steht, hat eine im wahrsten Sinn des Wortes wechselvolle Geschichte: Einst diente es dem König als Jagdschloss im Wildpark Hohengehren. Als Wilhelm I. den Wildpark auflöste, wurde das Gebäude im Jahr 1839 für 6049 Gulden an die Gemeinde Altbach verkauft. Die ließ es abtragen und als Rathaus an seinen heutigen Standort versetzen.
Den Entschluss zum Verkauf hat der Gemeinderat daher nicht leichtfertig gefällt. Lange wurde überlegt, was aus dem kleinen Schloss gemacht werden könnte. Die zündende Idee ist aber ausgeblieben. „Wir haben keinen Nutzen für das Gebäude“, lautet das Fazit des Bürgermeisters Martin Funk. Und die Sanierung hätte viel Geld gekostet: Auf rund 1,5 Millionen Euro kam die jüngste Berechnung. „Wir haben den finanziellen Spielraum nicht“, erklärt Funk. Die Gemeinde habe derzeit einige kostspielige Themen vor der Brust. Die Sanierung und Aufstockung des Feuerwehrgebäudes zählen ebenso dazu wie der Umbau des alten Schulhauses zu einem Kindergarten. Vor diesem Hintergrund habe sich der Gemeinderat gegen die Sanierung des Schlosses entschieden. Wichtig sei aber, dass es als ortsbildprägendes Gebäude erhalten bleibe. Und sollte sich kein passender Käufer finden, könne man noch einmal neu überlegen.
Was genau an dem Haus gemacht werden müsse, hänge stark von der künftigen Nutzung ab, erklärte der Makler Ott. Es gibt aber auch einige Sanierungsbereiche, die in jedem Fall angegangen werden müssten, etwa die Fassade. Die Bausubstanz sei aber gut, betont der Makler. Der Einbau einer Heizung sei hingegen unumgänglich. Ebenfalls geklärt werden müssen Fragen des Brandschutzes. Und bei allem muss die enge Abstimmung mit dem Denkmalamt gesucht werden. Ott hofft, beim Denkmalschutz auf keine großen Hürden zu stoßen: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Das Denkmalamt habe ebenfalls ein Interesse daran, dass das Schloss saniert werde, ergänzt Funk: „Wenn man weiter nichts macht, verfällt es.“
Eine Einschränkung für die künftige Nutzung könnte das Fehlen eigener Parkplätze sein. Vielleicht wäre es aber möglich, einige öffentliche Stellplätze in der näheren Umgebung dem Gebäude zuzuordnen, meint Funk. Darüber hinaus sei das Gebäude auch gut an den Nahverkehr angeschlossen. Kaum realisierbar dürfte indes Gastronomie sein, vermuten Funk und Ott. Der Aufwand für einen Umbau wäre vermutlich zu groß, eine Küche gibt es im Schloss nicht. Ähnlich wäre es bei der Einrichtung von Wohnungen. Auch dafür sei das Gebäude eher nicht geeignet, meint der Immobilienmakler.
Was es dafür gibt, sind zwei voll nutzbare Etagen und ein Dachstuhl, der noch ausgebaut werden könnte. Ein besonderer Hingucker ist der große Saal im Obergeschoss, wo einst der Gemeinderat tagte. „Es ist ein sehr repräsentatives Gebäude“, schwärmt Ott. Nach der Sommerpause sollen nun Interessenten gefunden werden. Bevor ein Käufer den Zuschlag erhält, muss er seine Ideen für die Zukunft des Jagdschlosses im Gemeinderat vorstellen. Die Kosten für das Gebäude sind mit 400 000 Euro zunächst nicht besonders hoch. Man habe sich am Bodenrichtwert orientiert, sagt Funk. Die Hauptinvestition werde die Sanierung sein, ergänzt Ott. Ein Neubau wäre günstiger, schätzt er.

bra / Foto: Philipp Braitinger