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Sanierung des Bahnhofs kommt

Es ist besiegelt, dass der wichtige Verkehrsknoten in Plochingen modernisiert wird – Bahnsteige werden angehoben

Dass der Plochinger Bahnhof die Modernisierung dringend nötig hat, ist unumstritten. Außer an Gleis 1 und an den S-Bahn-Gleisen 7 und 8 gibt es bislang keinen Aufzug. Die meisten Nah- und die wenigen verbliebenen Fernverkehrszüge sind folglich nur über Treppen zu erreichen. Fahrrad, Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen müssen getragen werden. Dabei ist der Bahnhof nach wie vor ein wichtiger Knotenpunkt. Rund 13 000 Reisende steigen hier täglich ein, aus oder um. Deshalb war der Umbau des Plochinger Bahnhofs schon im Zuge des Modernisierungsprogramms I vorgesehen, das von 2009 bis 2019 lief. Das scheiterte jedoch, weil die Stadt die geforderte finanzielle Beteiligung ablehnte.
Die Bahn ist zwar Eigentümerin der Anlagen, erwartet aber von den jeweiligen Gemeinden grundsätzlich eine 20-prozentige Beteiligung an den Kosten. Gerade für Plochingen, wo der Bahnhof viel größer und bedeutender ist, als die Einwohnerzahl vermuten ließe, war das „deutlich zu hoch“, wie Michael Groh, Regionalleiter Südwest bei DB Station & Service, kürzlich selbst einräumte. Diese Einsicht habe dazu geführt, dass die Bahn für die zweite Auflage des Modernisierungsprogramms eine Härtefall­regelung einführte, die den kommunalen Zuschuss auf 80 Euro pro Einwohner deckelt. Damit sinkt die Kostenbeteiligung von Plochingen auf 1,2 Millionen Euro, was der Stadt immer noch zu viel war. Nur, weil der Landkreis nach einem knappen Beschluss – Freie Wähler, CDU und Die Linke stimmten dafür, die Grünen, SPD, FDP und AfD dagegen – die Hälfte des Betrags übernimmt, stimmte auch der Plochinger Gemeinderat zu. Damit sind die nächsten Schritte möglich. Würde man die 20-Prozent-Regel anlegen, müsste die Stadt sogar 3,4 Millionen Euro einbringen. Denn die jüngste Schätzung für den Bahnhofsumbau ging von Gesamtkosten in Höhe von 17,3 Millionen Euro aus – und sie stammt aus 2020, könnte also bereits überholt sein. „Ich bin froh, dass wir jetzt so weit sind“, sagte Bürgermeister Frank Buß, als er mit Michael Groh im Alten Rathaus die Unterschrift unter den Finanzierungsvertrag setzte. Es sei ein langer und schwieriger Weg gewesen, mit harten, aber vertrauensvollen Verhandlungen. Ebenfalls ein langer Weg wird noch zurückzulegen sein, bis aus dem Vertrag und den Plänen Realität geworden ist. Jetzt geht es an die Vorentwurfsplanung, die die Bahn bis Ende 2024 abschließen möchte. Für weitere Planungen, Genehmigungen und Ausschreibungen werden ebenfalls Jahre ins Land gehen. Unter den aktuellen Bedingungen könne man mit einem Baubeginn im Jahr 2029 rechnen, schätzt Groh. Der Umbau selbst erfolgt abschnittweise im laufenden Betrieb und wird wohl etwa zwei Jahre dauern. Somit wäre die Modernisierung ungefähr im Jahr 2031 abgeschlossen.
Momentan seien die Verfahren sehr langwierig, stellte Groh fest. Man suche ständig nach möglichen Beschleunigungen, auch im eigenen Interesse – schließlich steigen mit der Dauer meistens die Kosten. Der kommunale Anteil bleibt aber dank der Pauschalberechnung bei der Härtefallregelung gleich.
In Plochingen konkret vorgesehen ist, die Bahnsteige 1, 2 und 3 neu zu bauen und dabei auf eine einheitliche Höhe von 76 Zentimetern zu gehen, womit der barrierefreie Einstieg in Züge in der Regel gewährleistet ist. Bahnsteig 2 und 3, die die Gleise 3/4 sowie 5/6 bedienen, sollen außerdem Aufzüge erhalten, und zwar so dimensioniert, dass auch ein Fahrrad gut hineinpasst. Zur neuen Ausstattung der Station zählen auch Schilder in Brailleschrift und ein Bodenleitsystem für Menschen mit Sehbehinderung, außerdem neue Tontechnik, neue Beleuchtung und neue Fahrgastanzeigen. Letztere könnten even­tuell sogar schon vor dem großen Umbau kommen, stellte Grohe den Plochingern in Aussicht.

aia / Foto: Karin Ait Atmane

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