Die Post-Tochter DHL will den Standort in Köngen erweitern – Die Kommunalpolitik stellt Weichen
Seit einigen Jahren steht im DHL-Postfrachtzentrum in Köngen eine Erweiterung an – und sorgt für reichlich Arbeit in der Kommunalpolitik: Mehr als 1000 Seiten, darunter sieben Fachgutachten von Verkehr über Lärm- und Artenschutz bis hin zum Mikroklima, hatten die Gemeinderäte von Köngen und Wendlingen durchzuackern, um die zunächst anstehende Änderung des Flächennutzungsplans sowie den Bebauungsplan auf den Weg bringen zu können. Beide Gremien erteilten ihre Zustimmung, den endgültigen Beschluss treffen die Vertreter aus Köngen und Wendlingen nun im Juni bei einer Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands Wendlingen.
Nötig wird die Erweiterung, weil durch den zunehmenden Onlinehandel und die damit verbundene Erhöhung des Sendungsaufkommens die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Paketzentrums Köngen weit überschritten sind – was etwa in der Vorweihnachtszeit zu langen Staus rund um das Paketzentrum führt. Mit der Erweiterung soll auch die Verkehrssituation verbessert werden, wie der Stadtplaner Robert Schneider von der Architektenpartnerschaft Stuttgart (ARP) den Köngener Gemeinderäten kürzlich erläuterte.
Begrünter Lärmschutz
Erweitert werden soll das Gelände in nordöstliche Richtung: Geplant sind der Neubau einer sogenannten Co-Location, ein Erweiterungsbau zum bestehenden Postfrachtzentrum, zwei Parkhäuser, zusätzliche Stellplätze, größere Rangierflächen sowie ein neuer Anschluss an die Plochinger Straße am nordöstlichen Rand des erweiterten Areals. Um die Vorgaben des Lärmschutzes einzuhalten, wird eine auf der Köngener Seite bis zu 16 Meter hohe, teilweise begrünte Lärmschutzwand um das gesamte 15,6 Hektar große Betriebsgelände gezogen. Zur Bundesstraße B 313, also zur Wendlinger Seite hin, ist die Wand sechs Meter hoch. Der Motorsportclub Köngen-Wendlingen, der lange um seine Existenz bangte, gibt für die Erweiterung sein angestammtes Areal auf und wird auf das benachbarte Gelände der ehemaligen Lackfabrik umgesiedelt, wo eine moderne Trialanlage gebaut werden soll.
Bisher kann das Postfrachtzentrum nur über die Robert-Bosch-Straße angefahren werden – der Bau der neuen Zufahrt an der Plochinger Straße, über die dann fast der gesamte An- und Abfahrtsverkehr laufen soll, soll die Situation wesentlich entzerren. Rückstaus auf der Landstraße sollen aufgrund der größeren Kapazitäten für wartende Lastwagen innerhalb des Zentrums der Vergangenheit angehören. Die Zulieferer, die von der A 8 kommen, sollen bis zur Ausfahrt Köngen-Nord fahren und über den Kreisel auf die Plochinger Straße gelangen. Von Stuttgart aus soll die Abfahrt Wernau der B 313 genutzt werden. „Damit das funktioniert, ist allerdings ein Leitsystem für die Fahrer zwingend notwendig“, sagte Schneider. Tabu sein soll die Abfahrt Köngen-Wendlingen der B 313, die bislang immer mal wieder von Zulieferern genutzt wird. Empfohlen wird zudem, die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Plochinger Straße von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde zu reduzieren.
Mehrbelastung durch Verkehr
Den Köngener Gemeinderat Günter Hoffelner (Freie Wähler) treibt neben dem erhöhten Verkehrsaufkommen besonders der Lärm um: „Die Lärmschutzwände schützen uns vor dem Lärm, der vom DHL-Gelände ausgeht, aber nicht vor dem Verkehrslärm.“ Bürgermeister Otto Ruppaner räumte ein, dass mit der Erweiterung eine verkehrliche Mehrbelastung einhergehe. Entscheidend sei aber, dass der Verkehr nicht durch den Ort geführt werde. Auch der Unterhalt der Straßen und ein möglichst simples Leitsystem trieben die Köngener Gemeinderäte um – letztlich fiel der Beschluss aber wie auch in Wendlingen einstimmig.
Den Wendlinger Kommunalpolitikern bereitete neben möglichen Schallreflexionen an der Lärmschutzwand auch das teils wilde Parken von DHL-Fahrzeugen im Gewerbegebiet am Schäferhauser See Sorgen. Laut DHL-Vertretern würden Schallreflexionen an der Wand aber durch eine hohe Absorptionsfähigkeit des Materials vermieden. Und Parkplätze sollen künftig innerhalb des Betriebsgeländes in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.
kd/Foto: Kerstin Dannath
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