Der Künstler Thitz verwandelt Tüten in Kunst – in einer großen Ausstellung ab dem 25. September zeigt die Wendlinger Galerie Werke und Projekte des Künstlers. In einem Atelier können die Besucher selbst kreativ werden.
„Das kommt nicht in die Tüte“, besagt ein geflügeltes Wort. Kommt es wohl, würde darauf der Künstler Thitz antworten. In der Kunstszene wird er auch Tüten-Thitz genannt, denn er ist für seine „Tütenbilder“ und „Tütenprojekte“ bekannt. Seit mehr als drei Jahrzehnten widmet er seiner Kunst der weltumspannenden Standard-Transporthilfe für Einkäufe. „Die Tüte ist ein weltweit verwendetes Kulturprodukt“, sagt Thitz über sein künstlerisches Arbeitsmaterial.
Darin sieht er ein vereinendes Moment aller Menschen. Jeder, egal wo auf diesem Planeten, kann mit Tüten etwas anfangen, jeder trägt seine Einkäufe, seine gekauften Luxusgüter oder im schlimmsten Fall sein gesamtes Hab und Gut mit Tüten von A nach B.
Tütenprojekte weltweit
Und Thitz? Er verwandelt die schnöde Papierverpackung in Kunst und spannende Projekte. In Wendlingen hat er ein Tütenprojekt gestartet mit dem Titel „Alles wird gut! – Wie wünscht Du Dir die Zukunft?“. Schon viele dieser konzeptuellen Kunstprojekte „Bag Art Projects“ wurden von ihm weltweit in Städten und Museen durchgeführt, zum Beispiel in der Kunsthalle Karlsruhe, Museum Goch, Cultural Center of the City of Athens, Miami Childrens Museum, Alp Galleries New York, Museum Siegen, Museum Waiblingen.
Doch in Wendlingen macht das besondere Thema den Reiz aus: Sie sollten ein (positives) Bild unserer Zukunft zeichnen. Der Galerieverein hatte im August die Wendlinger zum Mitmachen aufgefordert, eine selbst gestaltete recycelte Tüte für die Ausstellung zu bringen.
Und sie folgten dem Aufruf: etwa 150 Tüten wurden in den vergangenen Tagen in der Galerie abgegeben. Tüten aus Papier und Stoff, bunt, einfarbig, transparent, mit den unterschiedlichsten Wünschen für die Zukunft. Alles wurde geliefert: bemalt, beklebt, beschriftet, mit Collagen versehen und ausgeschnitten.
Erst kürzlich gab der Künstler einen Einblick, was er daraus macht: Eine Installation, die bei der Vernissage zur Ausstellung enthüllt wird.
Zukunftswünsche, kleine Aktbilder aus Drahtgeflecht, aufgemöbelte Kartoffeltüten oder witzige Botschaften haben die Menschen aus Wendlingen und den umliegenden Gemeinden abgegeben.
„Ich sehe schwarz“ steht auf einer Tüte – um auf der Rückseite aufzulösen: Es handelt sich um einen Astronauten.
Bunte großformatige Bilder mit und aus Tüten
Neben der Installation mit den Tüten werden weitere, auch großformatige Bilder von Thitz zu sehen sein. Ob das Flat Iron Building in New York, das Musée d’Orsay in Paris, das Matterhorn oder Venedig – gleich zweifach. Einmal das klassische Venedig, dann als versunkene Stadt, mit Unterwasserbewohnern.
Thitz hat sie alle in seinem ihm eigenen farbenfrohen Stil gemalt. Und er hat eine Botschaft: „Wir müssen es schaffen, wieder im Einklang mit der Natur zu leben.“ Das habe die Menschheit 200.000 Jahre gekonnt, dann sei es aus dem Gleichgewicht geraten. Deshalb steckt in seinen Werken immer auch die Botschaft: Lebt mit der Natur und in der Natur, ohne sie zu zerstören. Jeder könne seinen Beitrag dazu leisten, diese Utopie Wirklichkeit werden zu lassen. Und wer sich künstlerisch betätigen will, kann dies im Untergeschoss tun: Dort ist ein Atelier eingerichtet.
Hier haben die Ausstellungsbesucher während der gesamten Ausstellungszeit die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden und eigene Tüten zu gestalten.
Zweite Thitz-Aktion in Wendlingen
Zuletzt war Thitz im Jahr 2000 in Wendlingen mit einer Ausstellung zu sehen. Damals war es eine ganz ähnliche Aktion, bei der die Kinder der Ferienbetreuung „Fifefo“ des Wendlinger Jugendhauses einbezogen wurden.
Seine Werke wurden sowohl in vielen deutschen und europäischen Städten als auch in New York, Los Angeles, Hongkong sowie Korea und Taiwan ausgestellt. Jetzt ist auch in Wendlingen eine Auswahl zu sehen.
Die Ausstellung ist bis zum 10. November zu sehen. Die Öffnungszeiten sind mittwochs bis samstags 15 bis 18 Uhr und sonntags 11 bis 18 Uhr. An den Feiertagen 3. Oktober und 1. November 15 bis 18 Uhr.
Künstlergespräch mit Thitz
Neben der eigentlichen Ausstellung gibt es auch ein Rahmenprogramm:
So ist am Mittwoch, 2. Oktober, um 18 Uhr ein Künstlergespräch mit Führung im Rahmen der „Langen Nacht der Demokratie“ geplant. Ein weiteres Künstlergespräch mit Führung findet am 20. Oktober um 15 Uhr und die Finissage am 10. November um 15 Uhr statt.
Am letzten Tag der Ausstellung kann jede „Künstlerin“ und jeder „Künstler“ seine Tüte, das eigene Kunstwerk, mit nach Hause nehmen.