Nürtingen

So lief der Regionalwettbewerb von „Jugend debattiert“ am Robert-Bosch-Gymnasium Wendlingen

Beim Regionalwettbewerb „Jugend debattiert“ im Robert-Bosch-Gymnasium Wendlingen flogen die Argumente auf hohem Niveau hin und her.

Zehn Schulen aus dem Landkreis Esslingen und dem Filstal hatten jeweils ein bis zwei Schulsieger bei „Jugend debattiert“ zum Regionalwettbewerb nach Wendlingen entsandt. Er findet immer am Robert-Bosch-Gymnasium statt, weil dort die fleißige Regionalkoordinatorin Caroline Ulmer sitzt. Langsam kommt das Gymnasium an seine räumlichen Grenzen, weil beim Wettbewerb immer mehr Schulen mitmachen. Bei den Vorrunden am Vormittag wurde in neun Räumen parallel debattiert. Am Nachmittag folgten im Foyer die beiden Finalrunden – einmal die Acht- und Neuntklässler, einmal die Altersstufe darüber.

Finalisten besuchen den Bundestag in Berlin

Den Berliner Reichstagsbesuch inklusive Begleitperson hatten alle acht Finalisten schon sicher. Den Bestplatzierten winkte zusätzlich ein Besuch im Stuttgarter Landtag mit Essen, vom verhinderten Andreas Schwarz (Grüne) aus der Ferne zugesagt. Dabei wollten es die Landtagsabgeordneten Natalie Pfau-Weller (CDU) und Andreas Kenner (SPD) hinterher nicht belassen. Sie fanden die jugendlichen Debattierer so ebenbürtig, dass sie fraktionsübergreifend auch den anderen Finalisten den Landtagsbesuch mit Essen spendierten. So gab es am Ende lauter Gewinner.
Wer bei einer harten und fairen Debatte gewinnt, ist für den grünen Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel klar: „Die Demokratie gewinnt, wenn sich viele Leute mit guten Argumenten einbringen.“ Sein grüner Kollege Sebastian Schäfer meinte, der Bundestag solle sich immer wieder ein Beispiel daran nehmen, „wie fair das hier bei euch abläuft“. Auch die Bundestagsabgeordnete Renata Alt (FDP) forderte, „eine stilvolle Debattenkultur zu lernen“.
Ring frei zur ersten Runde zur Streitfrage „Sollen Städte und Kommunen mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen bauen?“. Amelie Mayer und Emelie Blessing, beide vom Robert-Bosch-Gymnasium selbst, argumentierten dafür, Lea Stepp vom Max-Planck-Gymnasium Nürtingen und Jan Herrmann vom Schlossgymnasium Kirchheim dagegen. Je zwei Minuten Eröffnungsrede, zwölf Minuten offene Aussprache, je eine Minute Schlussrede, die Runde dauerte also insgesamt 24 Minuten. Das Thema hatten die Debattierer schon zehn Tage vorher erfahren, aber nicht ihre Position: Ob sie für oder gegen die Streitfrage sprechen sollten, erfuhren sie erst kurz vorher. Die Argumente waren vielseitig: Trinkbrunnen können den Verbrauch an Einwegflaschen reduzieren – aber ihr Bau und die Wartung kosten Geld. Kann Werbung bei der Finanzierung helfen? Aber kann überhaupt sichergestellt werden, dass das Wasser sauber ist? Am Ende vergab die unabhängig besetzte, fünfköpfige Jury – davon ein Zeitwächter mit Glöckchen – den ersten Platz in dieser Runde an Emelie Blessing, den zweiten an Amelie Mayer – also zweimal nach Wendlingen. Beide Schülerinnen dürfen nun am Landeswettbewerb teilnehmen.

Pro und Kontra zu
Online-Gemeinderatssitzungen

Die Elft- und Zwölftklässler debattierten ebenso lebendig über die Streitfrage „Sollen Stadt- und Gemeinderatssitzungen grundsätzlich online durchgeführt werden?“. Dafür argumentieren Elena Meyder vom Freihof-Gymnasium Göppingen und Emilia Pauli vom Schelztor-Gymnasium Esslingen, dagegen Kathleen Gärtner vom Freihof-Gymnasium Göppingen und Max Siepmann vom Schelztor-Gymnasium Esslingen.
Wäre das so, könnte auch eine alleinerziehende Mutter Gemeinderätin werden, oder ein Student, argumentierte die Pro-Seite. Der persönliche Kontakt sei durch nichts zu ersetzen, betonte die Gegenseite. Max Siepmann sagte, online sei die Aufmerksamkeit viel geringer, und verwies auf den Corona-Online-Schulunterricht: „Wenn Schüler eine Formel nicht kennen, die sie wissen müssten, heißt es, das war in der Online-Zeit.“ Gelächter bei den Zuhörern. Am Freihof-Gymnasium sei Microsoft Teams wegen Datenschutzproblemen nicht zugelassen, sagte Kathleen Gärtner. „Dann doch erst recht im Gemeinderat.“ Das Argument mit den Kosten ließen die Pro-Vertreter nicht gelten: Die Tablets für die Gemeinderäte seien womöglich viel billiger als die ganzen Kosten für die Live-Sitzung.
Am Ende lag in dieser Runde Elena Meyder vorn, gefolgt von Max Siepmann. Doch die anderen beiden folgten ihnen dicht auf den Fersen. Und wer weiß, wie sich jeder Einzelne weiter verbessern wird, denn alle Regionalpreisträger dürfen auf ein Rhetorikseminar.
Ein paar kleine Tipps für jeden Einzelnen gab es von der Jury sofort.
Der eine bekam die Empfehlung, auf seinen roten Faden zu achten, die andere den Rat, auch eigene Erfahrungen einzubringen. Wiederholungen sollten reduziert, Behauptungen noch besser mit Beispielen belegt werden. Insgesamt aber lobte die Jury die „sehr lebendige Debatte mit super Ausdruckskraft“.
Vorbildlich auch das Publikum, zu dem auch Landrat Heinz Eininger, der Wendlinger Bürgermeister Steffen Weigel und viele Wendlinger Gemeinderäte gehörten: Caroline Ulmers Bitte um „absolute Ruhe“ wurde im Foyer des Gymnasiums perfekt nachgekommen.

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