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Vier Kommunen aus dem Kreis Esslingen haben bei der Erweiterung des Schutzgebietes gute Chancen

Das Unesco-Biosphärengebiet Schwäbische Alb wird größer. Sechs weitere Kommunen sollen künftig dabei sein; zudem wollen 15 Städte und Gemeinden, die bereits Mitglied im Verband sind, ihren Flächenanteil erweitern. Die finale Beitrittsentscheidung fällt jedoch erst im Herbst 2024. Für die vier interessierten Kommunen im Landkreis Esslingen – Beuren, Bissingen, Dettingen und Weilheim – stehen die Chancen nicht schlecht.
Erstmals seit der Ausweisung des 85 300 Hektar umfassenden Biosphärengebietes (BSG) Schwäbische Alb im Jahr 2008 steht nun eine Flächenerweiterung an. Interessierte Kommunen konnten sich bis Ende März um die Aufnahme in die Modellregion bewerben. Und das Interesse, zieht die Geschäftsstelle des BSG eine Zwischenbilanz, sei groß gewesen. So groß, dass so mancher Bewerber leer ausgehen wird. Denn mehr als 120 000 Hektar soll eigentlich das Schutzgebiet nicht umfassen, hatten die Akteure vor dem Start des Verfahrens festgelegt. Doch allein mit den Flächen der ausgewählten 21 Kommunen kommt man auf 132 000 Hektar.
Der Lenkungskreis zieht deshalb die Reißleine. Er hat beschlossen, keine weiteren Städte und Gemeinden in den Erweiterungsprozess einzubeziehen. „Wir möchten keine Hoffnungen wecken, die nicht bedient werden können“, sagt der Lenkungskreisvorsitzende, Tübingens Regierungspräsident Klaus Tappeser. Das Biosphärengebiet soll „händelbar“ bleiben und mit „Augenmaß wachsen“, heißt es zur Begründung. Verbindlich ist die Gebietserweiterung damit noch nicht, weder für die Kommunen, die ihre Bewerbung auch wieder zurückziehen können, noch für den Lenkungskreis des ­Biosphärengebiets.
Unesco-Biosphärenreservate weisen eine räumliche Gliederung in drei Zonen auf: Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone. Die Entwicklungszone des Biosphärengebiets Schwäbische Alb macht bereits 55 Prozent der Gesamtfläche aus. Die entscheidende Frage im Erweiterungsprozess ist nun, wo Pflege- und wo Kernzonen ausgewiesen werden können. Letztere, so lautet die Maßgabe, sollen mindestens drei Prozent des Schutzgebietes umfassen. Bei 132 000 Hektar Gesamtfläche würden demnach fast 4000 Hektar Kernzone erforderlich werden – bislang sind es rund 2600 Hektar im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. In Betracht kommen hierbei nur Waldflächen im Eigentum der öffentlichen Hand, also keine Privatwälder.
Nicht jede Kommune aber kann oder will diese einbringen, sind damit doch erhebliche Einschränkungen verbunden: Auf diesen Flächen ist die forstwirtschaftliche Nutzung eingestellt, die jagdliche Nutzung auf ein Minimum reduziert und das Betreten nur auf ausgewiesenen Wegen erlaubt. „Wir erwarten intensive Abstimmungen und sind in einem sehr guten Austausch mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren aus dem Bereich Forst, Naturschutz, Kommunen und natürlich den Flächeneigentümern“, sagt Achim Nagel, der Leiter der BSG-Geschäftsstelle.
Dieser Prozess werde aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Zu den potenziellen Erweiterungsflächen der vier Kommunen im Kreis Esslingen macht die Geschäftsstelle keine Angaben. Die Vorschläge der Städte und Gemeinden seien noch vertraulich, heißt es.
Drei der vier Kreiskommunen sind an den Kernzonen des Biosphärengebietes Schwäbische Alb bislang nicht beteiligt. Die Gemeinde Beuren hat bisher 1113 Hektar Fläche eingebracht, 512 davon gehören zur Pflegezone und 600 Hektar zur Entwicklungszone. Dettingen hat bisher gerade mal 22 Hektar Pflegezone ausgewiesen. „Die Gemeinde würde gerne die gesamte Gemarkungsfläche von 1513 Hektar in das Biosphärengebiet einbringen“, sagt der Bürgermeister Rainer Haußmann. Bissingen ist mit gut 1253 Hektar am Schutzgebiet beteiligt, davon sind 679 Hektar Pflege- und 574 Hektar Entwicklungszone. Weilheim hat immerhin schon 57 Hektar Kernzone vorzuweisen, dazu noch 1455 Hektar Pflege- und knapp 60 Hektar Entwicklungszone.
Nach Angaben der BSG-Geschäftsstelle sollen bis zum Herbst nächsten Jahres alle offenen Fragen beantwortet sein, insbesondere zur neuen Außengrenze des Biosphärengebiets, zur Lage der Kern- und Pflegezonen sowie zu den Höhen der Mitgliedsbeiträge für jede der daran beteiligten Kommunen.

eh / Foto: Biosphärengebiet/Reiner Enkelmann