Esslingen

Schelztorhalle bleibt gesperrt

Seit Monaten ist die zentrale Sportstätte in Esslingen wegen ihrer fragilen Statik geschlossen. Ob Vereine und Schulen vor der Generalsanierung die Halle überhaupt nochmals nutzen können, ist derzeit weiter offen.

Als die Schelztorhalle im vergangenen Spätsommer dichtgemacht wurde, hat das niemanden überrascht. Mantraartig war zuvor gewarnt worden, dass eine Schließung aus Sicherheitsgründen jederzeit möglich sei. Denn die Halle aus den Fünfzigern ist marode. Vor allem ihr charakteristisches Sheddach machte Probleme und wurde von Statikern laufend überprüft. Im Juli 2023 hatte der Gemeinderat einhellig einer Generalsanierung der denkmalgeschützten Sportstätte zugestimmt. Bis dahin hätte sie theoretisch weitergenutzt werden können. Doch im September wurde die Situation so brenzlig, dass dies aus Sicht der Stadt nicht mehr zu verantworten war. Messungen hatten ergeben, dass sich ein Auflager in einer kritischen Position befindet. Einem Unwetter hätte die Halle womöglich nicht mehr standgehalten.
Im Sportausschuss berichtete Oliver Wannek, technischer Leiter des Eigenbetriebs Städtische Gebäude (SGE), nun über den derzeitigen Zustand der zweigeschossigen Halle. Seit November sei dort ein Monitoring-System installiert, das kleinste Bewegungen der Lager genau registriere. Alle 30 Sekunden misst dieses Gerät die Position der Rolllager, wie Wannek erläuterte. Sobald die Auslenkung 35 Millimeter überschreitet, ertönt in der Halle ein Signal, das die Bauarbeiter warnt. Zusätzlich werden automatisch SMS an zuständige Mitarbeiter der Stadt und an den Statiker verschickt. Gearbeitet wird derzeit an der Heizung. Dies diene aber eher dazu, die Anlage „über die Zeit zu retten“, sagte Wannek. Denn im Zuge der Sanierung wird die Heizung ohnehin energetisch ertüchtigt.
Abgeschlossen ist das Vergabe-Verfahren für die Sanierung. Für die Tragwerksplanung hat das Ingenieurbüro Balci und Werner aus Esslingen das Rennen gemacht, das schon bisher die statischen Untersuchungen betreut hat. „Das bringt viele Synergien mit sich“, sagte Wannek. Derzeit arbeitet die SGE ein Konzept für die Lagersanierung aus. Zwei Varianten werden diskutiert: Bei der Repositionierung würden die Konstruktion angehoben und die Rollen auf die ursprünglichen Lager abgesenkt. „Auch wenn es sich einfach anhört, ist der Aufwand dafür groß“, erläuterte der SGE-Chef. Eine zweite Möglichkeit wäre, die Lager komplett auszubauen und zu ersetzen.

Zum Stadtjubiläum auf Vordermann gebracht
In die Überlegungen hinsichtlich der beiden Varianten fließen auch jene Daten ein, die das elektronische Monitoring laufend liefert. Alternative eins würde voraussichtlich nicht vor August, Variante zwei nicht vor November dieses Jahres abgeschlossen sein. Ob die Halle vor der Sanierung, die Mitte 2025 starten könnte, nochmals vorübergehend für den Betrieb geöffnet werden kann, sei ebenfalls Gegenstand der jetzigen Betrachtungen. Ursprünglich hatte die Stadt gehofft, dass dies nach rund sechs Monaten, also im März oder April, wieder möglich sein soll. Eine Entscheidung, wie es kurzfristig weitergeht, sei noch nicht gefallen. Anfang 2027 zum Stadtjubiläum soll die Halle jedenfalls auf Vordermann gebracht sein.
Nach der Sanierung wird die zweigeschossige Schelztorhalle teilbar sein, um parallel genutzt werden zu können. Außerdem sollen eine behindertengerechte Toilette und ein neues Lehrer-WC eingebaut werden. Im Untergeschoss sollen weitere Trainingsräume und Umkleiden entstehen. Neben einer Sanierung der fragilen Dachkonstruktion muss auch das Tribünendach komplett ersetzt werden. In einer Machbarkeitsstudie wurden für das Projekt mindestens 13,4 Millionen Euro veranschlagt. In den Wirtschaftsplan der Jahre 2024/2025 hat die SGE vorsorglich knapp 15,1 Millionen Euro eingestellt, wie in der Sitzung bekannt wurde. Gleichzeitig will die Stadt Fördermittel beantragen.
Am liebsten hätte die Stadt die Schelztorhalle schon vor Jahren durch eine moderne Sportstätte ersetzt. Seit 2018 steht die zentrale Halle mit Platz für bis zu 900 Personen aber unter Denkmalschutz. Ein Abriss ist nicht möglich, und auch kleinere Instandhaltungen müssen mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. Betroffen von der Schließung sind vor allem der Schulsport des nahe gelegenen Georgii-Gymnasiums und das Training sowie die Punktspiele der Verbandsligahandballer des Team Esslingen.

Denkmal in marodem Zustand
Kulturdenkmal:
2018 hat das Landesdenkmalamt die Schelztorhalle in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen. Dieser Status ist bei allen Sanierungsarbeiten zu berücksichtigen. Die Sporthalle mit dem markanten Sheddach am Rande der Altstadt wurde 1957/1958 von der Stadt Esslingen erbaut, entworfen von Oberbaurat Hermann Kauß und Stadtbaumeister Richard Baumann. In den 50er-Jahren stellte die Halle ein Novum dar, für das es bundesweit keine Vorbilder gab.
Generalsanierung: Im Juli 2023 hat der Esslinger Gemeinderat beschlossen, die Schelztorhalle bis zum Jahr 2027 umfassend zu sanieren. Laut einer Machbarkeitsstudie werden sich die Kosten auf mindestens 13, 4 Millionen Euro belaufen. (pep)

Kommentare sind deaktiviert.