Esslingen

Mehr Tempo auf dem Weg zur Radroute

Die Stadt hat vier potenzielle Radschnellwegtrassen auf Esslinger Gemarkung präsentiert. Bis Jahresende soll Entscheidung fallen.

Statt einen Spurt hinzulegen, hat man sich in Esslingen bei der Planung des Radschnellwegs in den vergangenen Jahren mühsam abgestrampelt. Allerdings bislang vergebens: Nach wie vor ist unklar, wo die Trasse auf Esslinger Gemarkung entlang führen soll. Nun aber will man Tempo in die Sache bringen: Bis Ende des Jahres soll die Streckenführung stehen. Die Stadt hat auf Grundlage der Beiträge einer Onlineumfrage jetzt vier mögliche Routen vorgestellt.
Bereits Anfang des vergangenen Jahres hat das Land die Vorzugs­trasse für den Radschnellweg RS 4 zwischen Reichenbach und Stuttgart festgezurrt. Allerdings wurden dabei zwei strittige Abschnitte auf Esslinger und Plochinger Gemarkung ausgeklammert. Während in Plochingen die Streckenführung beim Landschaftspark Bruckenwasen noch nicht abschließend geklärt ist, konnte man sich in Esslingen noch nicht auf eine Route zwischen der Stadtgrenze Stuttgart und dem Alicensteg einigen.
Jetzt aber will man in Esslingen kräftig in die Pedale treten. Auf Grundlage einer Onlinebeteiligung hat man vier potenzielle Routen identifiziert, die genauer untersucht werden sollen. An der Onlinebefragung konnten sich alle beteiligen, die von dem Radschnellweg tangiert sind – und viele nutzten diese Möglichkeit. Laut Stadtverwaltung gingen mehr als 250 Kommentare von rund 150 verschiedenen Personen ein. Obwohl Anregungen und Kritik zur gesamten Strecke des RS 4 möglich waren, lag der klare Fokus mit mehr als 200 Kommentaren auf der Esslinger Gemarkung – und hier vor allem auf der Pliensauvorstadt und auf Weil.
Neben Hinweisen auf Konfliktpunkte und Kritik an bestimmten Trassenverläufen gingen laut Sasan Aslani von der Esslinger Stabsstelle Mobilität auch zahlreiche Ideen für Alternativrouten ein. Insgesamt habe man etwa 30 Trassenvorschläge aus den Beiträgen der Bürger herauskristallisiert. Diese habe man dann mit eigens erarbeiteten Ausschlusskriterien abgeglichen.
So seien etwa Routen durch Gewerbegebiete wegen des hohen Aufkommens von Schwerlastverkehr tabu, ebenso Strecken mit viel Verkehr, durch wertvolle Grünflächen oder durch Gebiete mit vielen schützenswerten Arten. Auch Trassen mit größeren Steigungen oder Bereiche, deren Erhalt für die Bevölkerung sehr wichtig ist – wie etwa der Rote Platz in der Pliensauvorstadt –, gelte es zu meiden. Zudem sei die Wirtschaftlichkeit zu beachten: Zu hohe Kosten für den Bau einer Radtrasse seien ein Ausschlusskriterium, erklärte Aslani im jüngsten Mobilitätsausschuss.

Teils untereinander kombinierbar
Übrig geblieben sind letztlich vier potenzielle Routen auf Esslinger Gemarkung, die teils untereinander kombinierbar sind. Diese sollen nun weiter untersucht und gegebenenfalls modifiziert werden. Allerdings mahnte Aslani: „Wir werden die Trasse finden, die am verträglichsten ist, nicht aber eine ohne Konfliktpotenzial – denn die wird es nicht geben.“ Konkret geht es um eine Trasse nördlich und drei südlich des Neckars (siehe Grafik). Dabei würde Route 1 von Stuttgart aus am nördlichen Neckarufer entlang und dann offenbar über die Mettinger Straße, die Schelztorstraße und die Wehrneckarstraße bis zur Kiesstraße und von dort in die Fahrradstraße Hindenburgstraße führen. Route 2 würde um den Stadtteil Weil herum und dann wohl über Feldwege auf die Stuttgarter Straße in der Pliensauvorstadt führen und bei der Vogelsangbrücke zur B 10 gelangen. Route 3 ist als Abzweig von Route 2 oder Route 4 über die Parkstraße angedacht. Und Route 4 könnte über den westlichen Teil der Weilstraße bis zur Karl-Pfaff-Straße in der Pliensauvorstadt führen, wo sie auf Route 2 oder 3 übergehen könnte. Die Resonanz im gemeinderätlichen Mobilitätsausschuss war durchwachsen. Während Grüne, SPD und Linke die Routenvorschläge begrüßten und das geplante weitere Vorgehen lobten, zeigten sich Freie Wähler, FDP und CDU skeptisch. Derweil betonte Baubürgermeister Hans-Georg Sigel: „Es ist keine der Routen in Stein gemeißelt, wir sind mitten im Prozess.“ (meb)

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