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Stephanie Danner

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Das Bundeskabinett hat eine Teillegalisierung von Cannabis beschlossen. Eine gute Wende in der Drogenpolitik oder unterschätzte Gefahr?

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Legales Cannabis gut?

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Musikvereine im Landkreis stark getroffen während Corona – Jetzt gibt es wieder mehr Auftritte

Musizieren macht Laune. Besonderen Spaß macht das Spielen vielen in einem der 52 Vereine des Blasmusikverbands Esslingen, in denen sich die Musizierenden einem breit gefächerten Repertoire von der Klassik über Originalkompositionen für Blasorchester bis hin zur Unterhaltungsmusik widmen. Die Freude wurde durch die Coronapandemie jedoch deutlich getrübt: Wie die Gesangvereine galten auch die Bläser als „Virenschleudern“. Zeitweise wurde das Vereinsleben durch die staatlichen Verordnungen auf null gesetzt, und auch im Zuge der Lockerungen liefen die Aktivitäten nur sehr zögerlich wieder an. Wie hat Corona die Vereine verändert? Mit welchen Nachwirkungen kämpfen die Musikvereine nach dem Abklingen der Pandemie noch heute?
„Die Coronazeit brachte für uns große Herausforderungen“, sagt Marcus Schmidlechner, der Vorsitzende des Musikvereins Berkheim. Zunächst lief wochenlang nichts. „In der Not führten wir dann Online-Proben durch, um unsere Musikerinnen und Musiker bei der Stange zu halten“. Das Konzept hat sich bewährt: Als der Verein später mit den damals gebotenen Abständen erste Open-Air-Proben ansetzte, waren fast alle wieder mit an Bord. Ähnliches berichtet Philip Schulz, der der Stadtkapelle Plochingen vorsteht. „Stamm- und Jugendkapelle haben in der heißen Coronaphase verschiedene Werke übers Internet einstudiert, und so den Kontakt gehalten“. Deshalb waren die beiden Kapellen nach Abklingen der Pandemie schnell wieder spielfähig. Mittlerweile konnten einige Auftritte absolviert werden.
Etwas anders stellt sich die Situation beim Musikverein Denkendorf dar. Schon vor Corona war die Orchesterbesetzung des Fildervereins nicht optimal, und die sich über viele Monate erstreckende proben-lose Zeit brachte weitere Verluste. „Um die musikalischen Aktivitäten wieder zu aktivieren, denken wir über neue Konzepte nach, wie Projektkonzerte oder eine Spezialisierung auf die Unterhaltungsmusik“, sagt Vereinsvorstand Stefan Schlagbauer. Auch im Jugendbereich sei eine intensive Aufbauarbeit notwendig.
Geholfen haben den Vereinen in der schwierigen Zeit staatliche Förderprogramme, beispielsweise die vom Bund geförderten Zuschüsse durch den „Bundesmusikverband Chor & Orchester“. Im Rahmen von „Neustart Amateurmusik“ erhielt auch der Musikverein Berkheim vom Dachverband der deutschen Amateurmusik finanzielle Unterstützung. „Aus diesen Geldern konnten wir die Anmietung der Berkheimer Osterfeldhalle finanzieren und dort Proben mit großem Abstand zwischen den Orchestermitgliedern durchführen“, sagt Marcus Schmidlecher. Er war beim Musikverein als Pandemiebeauftragter auch für die Umsetzung der ständig wechselnden staatlichen Vorgaben verantwortlich.
Beim Musikverein Berkheim funktioniert die Jugendausbildung bestens. Mit großem Engagement organisieren die ehrenamtlichen Jugend- und Ausbildungsleiterinnen des Vereins den Unterricht und die Orchesterarbeit der angehenden Blasmusiker.
„Während der heißen Pandemiephase wurde der Musikunterricht durch unsere professionellen Lehrkräfte online durchgeführt“, berichtet Nicole Droxner, die für die Koordination des Ausbildungsbetriebs verantwortlich ist. Doch nach einigen Monaten hätte man eine nachlassende Begeisterung und eine Lustlosigkeit gespürt. Auch die Lehrer waren froh, als sie ihre Schülerinnen und Schüler wieder im Live-Unterricht betreuen konnten. Es gab einen deutlichen Motivationsschub: Das Musizieren machte wieder großen Spaß. Dies sorgte auch in der Jugendkapelle des Musikvereins für frischen Wind, die seit Januar mit dem neuen Dirigenten Leon Zidek einen Aufschwung erlebt. „Wir tun viel, um die Kameradschaft unter den jungen Musikerinnen und Musikern zu fördern“, erzählt Vorstand Schmidlechner. Auf dem Programm der Jugendkapelle stehen – neben regelmäßigen Auftritten und Schülervorspielen – auch Probenwochenenden und Ausflüge. Kürzlich erkundeten die Nachwuchsmusiker den Erlebnispark Tripsdrill und hatten dort großen Spaß auf rasanter Achterbahn-Fahrt oder beim Besuch des Wildparadieses.
„Durch Corona sind unsere Früherziehungskurse und Schnupperstunden leider auf der Strecke geblieben“, bedauert Schmidlechner. Hier will die Jugendleitung ansetzen. „Wir werden die Kurse der musi­kalische Früherziehung reaktivieren, und auch die ‚Youngsters‘, unser Kinder-Ensemble, sind demnächst wieder am Start“, gibt der Vereinschef einen Einblick in die aktuellen Planungen. „Wir haben die Corona-Zeit gut gemeistert und sind auf einem erfolgreichen Weg“.

kell/Foto: Kellmayer

Das Festival „Flammende Sterne“ erstrahlt am Wochenende zum 19. Mal über dem Scharnhauser Park

Mit Feuerwerkskunst aus Belgien, den USA und Griechenland geht das Feuerwerksfestival „Flammende Sterne“ in die 19. Runde. Nachdem der Ostfilderner Gemeinderat am 26. Juli mit großer Mehrheit entschieden hatte, dass die Großveranstaltung auf dem ehemaligen Gartenschaugelände zumindest noch bis 2025 stattfinden wird, war die Erleichterung bei Carina Speidel, Geschäftsführerin des Veranstalters MCE Ideenschmiede, groß, auch weil es in diesem Jahr genügend Personal gebe.
Die Vereine aus der Nachbargemeinde Neuhausen und ein Team der Narrenzunft Köngen übernehmen Thekendienste. Auch für den Einlass meldeten sich genügend Kräfte. Das ist nach Speidels Worten nicht selbstverständlich. Froh ist die Veranstalterin auch, dass es in den vergangenen Wochen immer wieder geregnet hat. Trockenheit und Brandgefahr seien daher „nicht in dem Maße ein Thema wie im vergangenen Jahr.“ Dennoch sind die Veranstalter im ständigen Kontakt mit den Brandschutzexperten der Feuerwehr Ostfildern. Alle Akteure seien „bestens aufeinander eingespielt“.
Der Bauhof der Stadt Ostfildern und das Ordnungsamt sind seit langem intensiv damit beschäftigt, das Festival nicht nur logistisch vorzubereiten. Auch die Sicherheit steht im Fokus. „Dieses Jahr stellen wir die Parkverbotsschilder früher auf, damit sich die Anwohner besser vorbereiten und ihre Autos an anderer Stelle parken können“, sagt Daniel Blank, der das Amt für Kultur und Bewegung leitet. Für sie sei die Großveranstaltung mit Einschränkungen verbunden. 2500 Parkplätze stellen die Veranstalter zusätzlich zur Verfügung. Dafür mieten sie Flächen von der Landwirtschaft an. „Dennoch wird es immer knapp“, sagt Speidel. Und gerade die Ausfahrt sei für die Autofahrer mit langen Wartezeiten verbunden. Deshalb ist sie froh, dass der Verkehrsverbund Stuttgart wieder ein Kombiticket anbietet. Die Eintrittskarte gilt zugleich im VVS. „An den drei Festivaltagen setzen die Stuttgarter Straßenbahnen ihre Bauarbeiten zwischen Heumaden und der Ruhbank aus“, sagt Daniel Blank. Mit Schienenersatzverkehr und dem ausgedünnten Fahrplan, die zurzeit auf der Strecke zwischen Nellingen und Stuttgart angeboten werden, ließen sich die Massen kaum bewältigen.
Der Wettbewerb zwischen den drei teilnehmenden Feuerwerksfirmen wird am Sonntag entschieden. „Alle drei haben Chancen auf den Titel“, findet Joachim Berner. Der deutsche Pyrotechniker stellt die Technik und setzt die Feuerwerkskunst mit den internationalen Gästen um. Die gesetzlichen Vorgaben für Feuerwerke seien in Deutschland streng und in jedem Land anders. Deshalb reisen die Teams bereits morgen an, um mit den deutschen Kollegen alles vorzubereiten. Bis die Feuerwerke beginnen, gibt es eine Lasershow. Dann stellen sich die Teams vor, bevor ihre Feuerwerkskunst den Himmel erleuchtet.

Programm und Wettbewerb

Das Programm beginnt vom 25. bis 27. August jeweils um 18 Uhr. Neben einem Markt und Fahrgeschäften gibt es ein Kulturprogramm mit Bands und Musiker aus der Region.
Am Freitag treten „The Racoons“ und der Sänger und Gitarrist John Noville auf. „Mørts Plan B“ und die „H-Rocks“ aus Wolfschlugen bringen am Samstag Rocksound auf die Bühne. Den Abschluss machen am Sonntag die Rock-Coverband „Squeezed“ und die „Crazy Crocodile Band“. Feuerartisten und die Trommler von „Rapicando“ sind auf den Traumfeldern unterwegs. Für Kinder gibt es Bastel- und Mitmachaktionen.

Wettbewerbsteilnehmer „Dewico“ aus Belgien hat schon Shows von Lady Gaga, Robby Williams, 50 Cent, Imagine Dragons oder Limp Bizkit pyrotechnisch in Szene gesetzt. „Fireworks & Stage FX America“ aus Kalifornien setzt auf temporeiche Choreografien und bringt 30 Jahre Erfahrung in Sachen Pyrotechnik mit. Eine Feuerwerkschoreografie für den Frieden haben die griechischen Feuerwerker von „Nanos Fireworks“ für Ostfildern entwickelt. Sie waren 2011 bereits Teilnehmer des Festivals im Scharnhauser Park. eli/red

www.flammende-sterne.de

eli/Foto: Bulgrin

Seit Juli hat der Deizisauer Heimatverein in einem alten Bauernhaus ein Dorfmuseum eingerichtet

Es scheint, als ob die Zeit stehen geblieben sei. Alte grobschlächtige Landmaschinen lassen vermuten, wie schwer das bäuerliche Leben früher einmal gewesen sein muss. Vergilbte Bilder an den Wänden und alltägliche Gegenstände wie Bügeleisen, Kochtöpfe und Werkzeuge erinnern an die Menschen früherer Zeiten und an ihren täglichen Kampf ums Überleben. Im liebevoll hergerichteten Schweinestall grunzt es aus kleinen Lautsprechern und im Kuhstall muht es. Wer das neue Dorfmuseum an der Neckarstraße 1 in Deizisau besucht, erfährt viel über die vergangenen Zeiten.
Am 1. Juli hat das von Mitgliedern des Deizisauer Heimatvereins in den vergangenen drei Jahren konzipierte und weitgehend in Eigenleistung aufgebaute Dorfmuseum offiziell für Besucher seine Pforten geöffnet. Ab September kann das Museum dann einmal im Monat immer sonntags besichtigt werden – für Gruppen auch nach Absprache.
Feierlich eröffnet wurde das Museum von Franz Bingel, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, und von Bürgermeister Thomas Matrohs. „Ich bin begeistert von dem, was Franz Bingel und sein Team geleistet haben“, zeigte sich Matrohs von dem neuen Museum sehr angetan. Das letzte im Ort erhaltene Bauernhaus gehörte bis vor kurzem noch der betagten Deizisauerin Martha Clauß. Die hatte vor einigen Jahren der Gemeinde ihr 1891 erbautes und danach immer wieder erweitertes Elternhaus nebst Scheunen und großem Garten an der Neckarstraße 1 zum Kauf angeboten mit der Bedingung, dass in Deizisau ein Heimatverein gegründet und in ihrem Wohnhaus an das bäuerliche Leben im Ort erinnert wird. Alles wurde notariell abgemacht. Als Martha Clauß, die zuletzt im benachbarten Quartiershaus Palmscher Garten lebte, im Sommer 2022 im Alter von 94 Jahren starb, nutzte die Gemeinde das Vorkaufsrecht und erwarb das Anwesen. Ihr Einverständnis für das Dorfmuseum hatte sie schon früher, nach der Gründung des Deizisauer Heimatvereins im Jahr 2020, gegeben.
In dem neuen Dorfmuseum stecken auch viele Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder, wie Bingel betont. Dort, wo etwas nicht selbst gemacht werden konnte, sprangen befreundete Fachleute ein, etwa beim Herrichten des geschotterten Innenhofs, wo die Besucher bei schönem Wetter auf Bierbänken Kaffee und Kuchen oder erfrischende Getränke genießen können.
Eine zentrale Rolle spielen in der Ausstellung die rund 1000 historischen Objekte, die der Heimatverein in den vergangenen Jahren von Deizisauern als Spende erhalten hat. Viele stammen laut Bingel aus dem 18. Jahrhundert. Ein Großteil davon ist in der Dauerausstellung zu sehen.
Im Hinblick auf die nähere Zukunft haben Vereinschef Bingel und sein Stellvertreter Horst Hermann klare Vorstellungen. Als nächstes wollen sie sich mit ihrem Team um die Gestaltung des Gartens kümmern und die beiden Scheunen im Außenbereich sanieren.

kai/Foto: Kaier

Razzien bei Aktivisten der „Letzten Generation“, der Staatsschutz prüft auf „kriminelle Vereinigung“. Finden Sie das angemessen?

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Klimakleber kriminell?

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  • Ja! (28%, 21 Stimmen)

Wähler insgesamt: 74

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Winfried Kretschmann ist Namenspatron einer Miniwespe – Deren Entdeckerin ist Marina Moser, Doktorandin aus Esslingen

Der Naturforscher krabbelt über die Wiese, dreht Grashalme um – und entdeckt eine neue Art. So ungefähr könnte man es sich vorstellen. Die Realität sieht allerdings anders aus, oft zeigt sich erst unter dem Mikroskop, dass man auf etwas bisher Unbekanntes gestoßen ist. So war es auch bei der mittlerweile nach dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann benannten Wespenart, die die Biologin Marina Moser entdeckt hat. Das Insekt ist nämlich nur einen Millimeter groß.
Marina Moser wohnt in Esslingen-Sulzgries und ist oft und gerne in der Natur unterwegs. Als Forschungsreferentin und Doktorandin im Stuttgarter Rosensteinmuseum verbringt sie allerdings auch viel Zeit am Schreibtisch oder am Mikroskop. Wie an jenem Tag, als sie sich sogenannte Alkoholproben von Insekten anschaute – „Hunderte von Tieren“. Zweck der Übung war, das Auge zu schulen und Routine beim Bestimmen zu bekommen. Denn die 27-Jährige nimmt an dem Projekt „German Barcode of Life“ teil, das eine Referenzbibliothek der deutschen Flora und Fauna erstellt. Dafür werden an mehreren Standorten in Baden-Württemberg regelmäßig Proben mit Keschern und Zeltfallen genommen und später mikroskopisch untersucht. Ein Schwerpunkt sind bislang wenig erforschte Insektengruppen, zu denen auch die parasitoiden Wespen gehören. Diese Tiere, die um ein Vielfaches kleiner sind als die bekannten schwarz-gelben Wespen und ihre Eier in einem anderen Insekt ablegen, haben es Marina Moser angetan. Bei einem Kurs zwischen dem Bachelor- und dem Masterstudium an der Uni Hohenheim hat sie die Insektengruppe entdeckt: „In den drei Kurswochen hat sich mir eine ganze Welt erschlossen.“

Der Professor in Amerika wundert sich
Die Gattung heißt Aphanogmus – und Marina Moser weiß mittlerweile viel über sie: Sie hat sie zum Gegenstand ihrer Doktorarbeit gemacht. Rund 50 Aphanogmus-Arten kennt man in Europa. Aber was die Doktorandin an jenem Tag beim Blick ins Mikroskop sah, verwunderte sie: Eine etwa einen Millimeter große Wespe hatte am Hinterleib nicht nur Haare, sondern eine Art Borsten oder Stacheln. Das war ungewöhnlich, und Moser schickte ein Foto an einen Experten in den USA, der beim Bestimmen helfen sollte. Weltweit gibt es nicht viele Experten auf diesem Gebiet. Der Professor in Amerika wunderte sich ebenfalls: So etwas hatte er noch nie gesehen.
Nach einigen Recherchen war klar, dass es sich um eine neue Art handeln könnte. Denkbar wäre auch ein einzelnes Tier mit einer Fehlbildung gewesen, doch das ist inzwischen widerlegt. „Wir haben mittlerweile 28 Exemplare gesammelt, die meisten am Spitzberg in Tübingen“, erzählt Marina Moser. Alle diese Miniwespen saßen an einem Südhang, offensichtlich mögen sie Wärme. Wofür die kleinen Stacheln da sind, kann man bisher nur vermuten. Denkbar wäre, dass die Wespe dieses Werkzeug wie eine Säge nutzt, um ihren Wirt für die Eiablage „zu öffnen“. Das ist eine Hypothese von Moser und ihren Kollegen, bewiesen ist es noch nicht. Ebenso wenig weiß man bisher, in welchem Wirt die Miniwespen ihre Eier ablegen. Aber egal welcher das ist, „wie so ein kleines Tier, nur einen Millimeter groß, in der komplexen Welt seinen einen Wirt findet – das fasziniert mich“, sagt die Entdeckerin.

Der Ministerpräsident kennt sich aus
Dass ausgerechnet Kretschmann zum Namensgeber wurde, ist kein Zufall. Zum einen hat er selbst einmal Biologie studiert, zum anderen hat Marina Moser ihn kennengelernt und als sehr kompetent und interessiert erlebt. So war der Ministerpräsident bei der Studierenden-Initiative „Bunte Wiese Stuttgart“ zu Gast, die sie mitgegründet hat. Außerdem fördere er die Forschung zur Biodiversität sehr, sagt sie. Und ihn störe auch nicht, dass eine parasitoide Wespe – umgangssprachlich würde man Schmarotzerwespe sagen – nach ihm benannt ist. Als Fachmann wisse er, dass diese Tiere enorm wichtig für das Ökosystem sind. „Er hat sich wirklich wahnsinnig gefreut“, sagt die junge Biologin. Inzwischen haben Winfried Kretschmann und sie einige gemeinsame Auftritte vor der Presse und dem Fernsehen absolviert.
Marina Moser wird weiter an den Miniwespen forschen und weiterhin auch ehrenamtlich aktiv sein. In Hohengehren aufgewachsen, stieß sie vor einigen Jahren zum Naturschutzbund Plochingen-Reichenbach und ist mittlerweile dessen Insekten-Spezialistin. Kürzlich hat sie dort einen Vortrag über Wespen gehalten. Es war bestimmt nicht das letzte Mal.

aia/Foto: Karin Ait Atmane

Die Post-Tochter DHL will den Standort in Köngen erweitern – Die Kommunalpolitik stellt Weichen

Seit einigen Jahren steht im DHL-Postfrachtzentrum in Köngen eine Erweiterung an – und sorgt für reichlich Arbeit in der Kommunalpolitik: Mehr als 1000 Seiten, darunter sieben Fachgutachten von Verkehr über Lärm- und Artenschutz bis hin zum Mikroklima, hatten die Gemeinderäte von Köngen und Wendlingen durchzuackern, um die zunächst anstehende Änderung des Flächennutzungsplans sowie den Bebauungsplan auf den Weg bringen zu können. Beide Gremien erteilten ihre Zustimmung, den endgültigen Beschluss treffen die Vertreter aus Köngen und Wendlingen nun im Juni bei einer Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands Wendlingen.
Nötig wird die Erweiterung, weil durch den zunehmenden Onlinehandel und die damit verbundene Erhöhung des Sendungsaufkommens die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Paketzentrums Köngen weit überschritten sind – was etwa in der Vorweihnachtszeit zu langen Staus rund um das Paketzentrum führt. Mit der Erweiterung soll auch die Verkehrssituation verbessert werden, wie der Stadtplaner Robert Schneider von der Architektenpartnerschaft Stuttgart (ARP) den Köngener Gemeinderäten kürzlich erläuterte.

Begrünter Lärmschutz
Erweitert werden soll das Gelände in nordöstliche Richtung: Geplant sind der Neubau einer sogenannten Co-Location, ein Erweiterungsbau zum bestehenden Postfrachtzentrum, zwei Parkhäuser, zusätzliche Stellplätze, größere Rangierflächen sowie ein neuer Anschluss an die Plochinger Straße am nordöstlichen Rand des erweiterten Areals. Um die Vorgaben des Lärmschutzes einzuhalten, wird eine auf der Köngener Seite bis zu 16 Meter hohe, teilweise begrünte Lärmschutzwand um das gesamte 15,6 Hektar große Betriebsgelände gezogen. Zur Bundesstraße B 313, also zur Wendlinger Seite hin, ist die Wand sechs Meter hoch. Der Motorsportclub Köngen-Wendlingen, der lange um seine Existenz bangte, gibt für die Erweiterung sein angestammtes Areal auf und wird auf das benachbarte Gelände der ehemaligen Lackfabrik umgesiedelt, wo eine moderne Trialanlage gebaut werden soll.
Bisher kann das Postfrachtzentrum nur über die Robert-Bosch-Straße angefahren werden – der Bau der neuen Zufahrt an der Plochinger Straße, über die dann fast der gesamte An- und Abfahrtsverkehr laufen soll, soll die Situation wesentlich entzerren. Rückstaus auf der Landstraße sollen aufgrund der größeren Kapazitäten für wartende Lastwagen innerhalb des Zentrums der Vergangenheit angehören. Die Zulieferer, die von der A 8 kommen, sollen bis zur Ausfahrt Köngen-Nord fahren und über den Kreisel auf die Plochinger Straße gelangen. Von Stuttgart aus soll die Abfahrt Wernau der B 313 genutzt werden. „Damit das funktioniert, ist allerdings ein Leitsystem für die Fahrer zwingend notwendig“, sagte Schneider. Tabu sein soll die Abfahrt Köngen-Wendlingen der B 313, die bislang immer mal wieder von Zulieferern genutzt wird. Empfohlen wird zudem, die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Plochinger Straße von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde zu reduzieren.

Mehrbelastung durch Verkehr
Den Köngener Gemeinderat Günter Hoffelner (Freie Wähler) treibt neben dem erhöhten Verkehrsaufkommen besonders der Lärm um: „Die Lärmschutzwände schützen uns vor dem Lärm, der vom DHL-Gelände ausgeht, aber nicht vor dem Verkehrslärm.“ Bürgermeister Otto Ruppaner räumte ein, dass mit der Erweiterung eine verkehrliche Mehrbelastung einhergehe. Entscheidend sei aber, dass der Verkehr nicht durch den Ort geführt werde. Auch der Unterhalt der Straßen und ein möglichst simples Leitsystem trieben die Köngener Gemeinderäte um – letztlich fiel der Beschluss aber wie auch in Wendlingen einstimmig.
Den Wendlinger Kommunalpolitikern bereitete neben möglichen Schallreflexionen an der Lärmschutzwand auch das teils wilde Parken von DHL-Fahrzeugen im Gewerbegebiet am Schäferhauser See Sorgen. Laut DHL-Vertretern würden Schallreflexionen an der Wand aber durch eine hohe Absorptionsfähigkeit des Materials vermieden. Und Parkplätze sollen künftig innerhalb des Betriebsgeländes in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.

kd/Foto: Kerstin Dannath

Esslinger Verwaltung will mehr Veranstaltungstage in Innenstadt ermöglichen – Open-Air-Richtlinien überarbeitet

Die Esslinger Innenstadt bietet reizvolle Kulissen, um zu feiern und um Kultur unter freiem Himmel zu genießen. Doch was Besucher und Veranstalter freut, kann für Anwohner von Marktplatz, Rathausplatz und Hafenmarkt zur Bürde werden. Seit 1997 regeln Open-Air-Richtlinien, was in der Innenstadt möglich ist. Dass Anwohner, Bürgerausschuss, Marktbetreiber und Veranstalter versuchen, einen gemeinsamen Weg zu gehen, hat sich nach Einschätzung der Stadtverwaltung bewährt. Weil das sommerliche Veranstaltungstreiben zuletzt immer wieder Ausnahmen nötig machte, will die Stadt das Regelwerk jedoch anpassen – und einige zusätzliche Veranstaltungstage festschreiben.
Gewöhnlich sind Veranstaltungen in der Innenstadt werktags bis 20 Uhr möglich. Im Ausnahmefall können sie bis 23 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen zugelassen werden. Näheres regeln die Open-Air-Richtlinien – unter anderem die maximale Zahl von Veranstaltungen, die nach 20 Uhr enden. Zusätzliche Tage muss der Gemeinderat im Einzelfall legitimieren. Das soll nun anders werden – sofern die Ratsmitglieder am 16. Juni der geplanten Änderung des Regelwerks zustimmen. „Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen der Veranstaltungen auf dem Marktplatz/Rathausplatz müssen die Open-Air-Richtlinien Innenstadt angepasst werden“, ließ die Verwaltung den Verwaltungsausschuss wissen.

„Toleranz der Bewohner nicht überstrapazieren“
Zuvor hatten Verwaltung und Stadtmarketing ihre Überlegungen mit dem Bürgerausschuss erörtert. Dessen langjährige Vorsitzende Barbara Frey hatte in der jüngsten Einwohnerversammlung betont: „Die Toleranz der Innenstadt-Bewohner ist groß, aber sie darf nicht überstrapaziert werden.“ Erklärtes Ziel der Stadt ist deshalb „ein möglichst reibungsloses Miteinander der Bewohner, der anliegenden Geschäfte und Gastronomen und der Stadt“. Dazu gehört auch, dass eine konkrete und zeitlich möglichst eng begrenzte Auf- und Abbauplanung Teil der Genehmigung sein muss.
Die Verwaltung ist vom Handlungsbedarf überzeugt: Wenn alle wiederkehrenden Veranstaltungen weiterhin gesetzt sind, bleiben nach den bislang gültigen Richtlinien nur noch zwei Veranstaltungstage mit Ende vor 22 Uhr zur freien Vergabe übrig. Damit würde die Stadt etwa beim Schwörfest, wie sich das Bürgerfest künftig nennt, Probleme bekommen: Nach dem neuen Konzept beginnt das dreitägige Fest nämlich bereits am Freitag auch auf dem Marktplatz, und es endet am Sonntag um 18 Uhr. Damit am Freitag bis 24 Uhr gefeiert werden kann, musste der Kulturausschuss einen zusätzlichen Tag bis Mitternacht separat genehmigen.
Ähnliches beim Estival: Das Stadtmarketing möchte die Open-Air-Sause von elf auf 13 Tage ausdehnen. „Somit sind auch hier zwei weitere Veranstaltungstage nach 22 Uhr nötig“, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat. „Dies ist nach den alten Richtlinien nicht mehr möglich.“ Und für außergewöhnliche Veranstaltungen wie etwa das CVJM-Jubiläum gäbe es ohnehin keine freien Tage mehr im Veranstaltungskalender. Vor allem von Juli bis Anfang August ballen sich auf dem Marktplatz die Veranstaltungen. „Dies würde 2023 durch das Landeskinderturnfest nochmals verschärft“, erläutert die Verwaltung. Für das Kulturfest „Stadt im Fluss“ sind alle drei Jahre sowohl für den Markt- und Rathausplatz als auch für den Hafenmarkt drei zusätzliche Tage nötig, zwei davon mit einem Veranstaltungsende nach 22 Uhr. Auch das soll künftig in den Richtlinien dauerhaft berücksichtigt werden.
Derzeit verlangen die Open-Air-Richtlinien nach zwei Veranstaltungswochenenden zwingend ein Ruhewochenende. „Ein Verzicht auf diese Ruhewochenenden wenigstens für Juli/August wäre sinnvoll“, heißt es im Rathaus. Dies würde auch den Wochenmarktbeschickern entgegen kommen.
Diesem Vorschlag sei der Bürgerausschuss Innenstadt allerdings nicht gefolgt. Signalisiert habe der Ausschuss jedoch seine grundsätzliche Bereitschaft, bei konkreter terminlicher Kollision im Einzelfall auch mal Ausnahmen hinzunehmen. Erstmals würden die überarbeiteten Open-Air-Richtlinien für die Innenstadt in der Freilichtsaison 2024 gelten – allerdings nur, wenn der Gemeinderat am 16. Juni seine Zustimmung dafür gibt.

adi/Foto: Roberto Bulgrin

Die Strom- und Gaspreise sollen nun auch bei Grundversorgern nachgegeben haben. Ist die Preissenkung auch schon bei Ihnen angekommen?

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Bei der Reform 1973 hat sich der Landkreis Esslingen um das Altkreis-Nürtingen-Gebiet vergrößert – Wunden sind verheilt

Es war eine schwere Geburt mit heftigen Wehen: Vor 50 Jahren entstand der Landkreis Esslingen in seiner heutigen Form. Der runde Geburtstag ist vergangene Woche mit einem Festakt im Wernauer Quadrium gefeiert worden. Anders als 1973 gibt es Grund zur Freude: Längst ist zusammengewachsen, was ein radikaler Verwaltungsakt zusammengebracht hatte.
Seit dem 19. Jahrhundert bildeten die Oberämter Esslingen, Nürtingen, Kirchheim und das Amtsoberamt Stuttgart den Kernbereich des heutigen Landkreises Esslingen. Im Zuge der Verwaltungsreform von 1938 wurde er um einige Gemeinden des aufgelösten Amtsoberamts Stuttgart vergrößert, hinzu kamen zudem die Schurwaldgemeinden des einstigen Oberamts Schorndorf sowie die Gemeinden Hochdorf und Reichenbach. Aus den Oberämtern Kirchheim und Nürtingen entstand der Kreis Nürtingen.
Vorschläge, die kleinteilige württembergische Oberamtsstruktur aufzuheben, habe es schon zu früheren Zeiten gegeben, sagt der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner. Gleichwohl kam die Idee, im Südwesten „Großkreise“ zu schaffen, einem Erdbeben gleich: Als die aus CDU und SPD gebildete Landesregierung 1969 ihre Vorstellungen zu einer Gebietsreform der Landkreise öffentlich machte, erschütterte das die Kommunalverwaltungen landauf und landab. Denn das „Denkmodell“ sah vor, aus bislang 63 Landkreisen durch Zusammenschlüsse per Gesetz nur noch 25 zu machen. Davon versprach man sich effizientere und vor allem kostengünstigere Verwaltungen.
Sogleich begann ein Hauen und Stechen auf allen politischen Ebenen. Kein Kreis wollte unter die Räder kommen und das Rennen verlieren, jeder wollte seinen Kreissitz verteidigen. Im Stuttgarter Landtag, dem Hauptschauplatz lebhafter Diskussionen, versuchten die Kommunalvertreter aus dem ganzen Land, die Abgeordneten quer durch die Fraktionen auf ihre Seite zu ziehen. „Iss und trink, solang dir’s schmeckt, schon wieder ist ein Kreis verreckt“, soll man sich in jenen Tagen in der Landtagsgaststätte zugerufen haben.

Spielball der Politik
Die Reaktion auf den Vorschlag ließ nicht lange auf sich warten: Die CDU-Landtagsfraktion legte 1970 ein „Alternativmodell“ vor, das 38 Landkreise vorsah. Nach vielen Debatten und weiteren Gutachten legte sich die Koalition am Ende auf 35 Kreise fest. Für einige Kreise änderte das freilich wenig an der Dramatik, sie wurden zum Spielball der politischen Verhandlungen.
Der Landkreis Nürtingen, sagt Waßner, war eines der umstrittensten „Opfer“ der Reform. Er steht im Magazin des Kreisarchivs, wo die Zeitzeugen des erbitterten Nachbarschaftsstreites mit Esslingen lange Regalreihen füllen: von Akten über Gutachten und Broschüren bis hin zu Protestplakaten. Mit einer wahren Publikationsflut hatten beide Seiten versucht, ihre Argumente unters Volk zu bringen.
Obwohl zunächst mehrere Gutachten den beiden Kreisen Esslingen und Nürtingen bescheinigt hatten, mit ihrer Größe jeweils für sich existenzfähig zu sein, wurde 1971 vom Parlament die Zusammenlegung ins Auge gefasst und schließlich – gegen große Widerstände vor allem in Nürtingen – auch beschlossen. Sitz des neuen Kreises sollte zunächst Nürtingen werden. „Man ging lange davon aus, dass Esslingen eine kreisfreie Stadt wird“, sagt Waßner. Das wiederum wollten die Esslinger verhindern. Sie fürchteten, die Stadt würde durch die Ausweisung in den Schatten von Stuttgart geraten. Ihre geschickte Lobbyarbeit zahlte sich aus: In der dritten und letzten Lesung des Gesetzes im Landtag setzte sich Esslingen mit elf Stimmen mehr als Kreissitz durch. Nürtingen sammelte daraufhin fleißig Unterschriften für die Volksabstimmung über die Auflösung des Landtages und reichte beim Staatsgerichtshof eine Klage gegen das Reformgesetz ein, was letztendlich erfolglos war.

Gemeinden kommen und gehen
Die Landkreise Esslingen und Nürtingen bildeten somit zum 1. Januar 1973 den neuen Landkreis Esslingen: Die Gemeinde Grafenberg wurde an den vergrößerten Landkreis Reutlingen abgegeben, 1975 kamen bei der Bildung der Stadt Leinfelden-Echterdingen noch Musberg und Leinfelden vom Kreis Böblingen dazu, sodass der Landkreis Esslingen nunmehr 44 Städte und Gemeinden umfasst, in denen inzwischen rund 538 000 Menschen leben. Kommissarischer Landrat war zunächst der Esslinger Landrat Richard Schall, bevor sich bei der Wahl im Herbst 1973 Hans Peter Braun durchsetzte. Er blieb bis zum Jahr 2000 im Amt. Ihm folgte Heinz Eininger nach, der bis zum heutigen Tag oberster Kommunalbeamter des Kreises ist. Aus historischer Sicht, sagt Kreisarchivar Waßner, sei der Zusammenschluss der beiden Landkreise die richtige Entscheidung gewesen.

eh / Foto: Ines Rudel