Der schwäbische Comedian spielte kürzlich im Neuffener Zehntkeller sein neues Programms „Mein lieber Scholli“. Es war ein ekstatisches Kabarettfeuerwerk.
Wenn sich das Publikum vor Lachen kringelt und die Stimmung am Kochen ist, kann einer nicht weit weg sein: Die „schwäbische Schwertgosch“ LinkMichel sorgte am Wochenende wieder einmal für intensives Lachmuskeltraining. Mit vollem Haus feierte er die Premiere seines neuen Programms „Mein lieber Scholli“ als Heimspiel im Neuffener Zehntkeller.
Gut vorbereitet sein ist die halbe Miete, findet LinkMichel. Was nicht gelernt ist, kann auch nicht vergessen werden, das sei schon damals im Matheunterricht sein Credo gewesen. Der Weltuntergang jedenfalls sollte gut geplant sein. In Grabenstetten sei man da auf der sicheren Seite, findet der Comedian, „da ändert sich eh nix“. Und solange es noch auf eine Zigarette reicht, kann ihm selbst eine Organspende nichts anhaben.
Einiges an Lernpotenzial sieht LinkMichel hingegen bei der derzeitigen Regierung: „Auch wenn sie wissen, es kann nicht funktionieren, probieren sie es aus.“ Von der Deutschen Bahn ganz zu schweigen. Die gehöre, so LinkMichel, zu einer der fünf Hauptreligionen: „Man muss daran glauben, dass ein Zug kommt.“ Früher habe es wenigstens die telefonische Zeitansage gegeben, auf die immer Verlass gewesen sei. Im Publikum wird da nostalgisch geseufzt.
Die Jugend von heute sei, so LinkMichel, auch nicht mehr das, was sie mal war. Von Unkrautjätintoleranz, Leistungsallergie bis zur laktosefreien Tartanbahn bei den Bundesjugendspielen: Eine Entwicklung, die bei Soja-Sören und Hirse-Dörte als Eltern kein genetisches Wunder sei. Auch LinkMichels Schwieger-Prinz Sebastian sei so ein bekennender Rasenmähanalphabet, dem Ökosystem wegen. Nicht, dass der Eisbär noch Achselschweiß bekommt.
Lokalkolorit und cleverer Wortwitz
Auch im ausverkauften Neuffener Zehntkeller geht es heiß her. Zwischen tosendem (Zwischen-)Applaus und nicht enden wollendem kollektivem Lachen bringt LinkMichel mit charakteristischem Lokal-Kolorit den Saal zum Beben. Meisterhaft beobachtet und analysiert er alltägliche Situationen und garniert sie mit cleverem Wortwitz. Stets mit einer Prise seines spitzbübischen Scharfsinns versehen, lässt er Pointen entstehen, die mal vorhersehbar, mal um die Ecke gedacht das Publikum mitreißen.
Die Neuzeit hat es wahrlich in sich. Urinale mit automatischer Spülfunktion zum Beispiel, sind für LinkMichel der Endgegner. „Nieder mit der Urinaldiktatur“, fordert er im Namen der Krone der Schöpfung. Ein Thema, das in der Pause auch noch im Publikum für humorvollen Gesprächsstoff sorgt.
Als Mann hat man es eben nicht leicht, seufzt LinkMichel. Schon gar nicht als Vater von drei Töchtern und einer Krimi-Autorin als Ehefrau. „In einem Frauenhaushalt ist die Spinne der beste Freund“, weiß er sich zu helfen. In LinkMichels Fall heißt sie übrigens Roswitha, mit der er ganz in Ruhe Tier-Dokus auf dem heimischen Klo – ohne automatisierte Spülung – anschauen kann.
Wie es beim Männerstammtisch zugeht
Gut, dass es den traditionellen Männerstammtisch gibt, um angestauten Alltagsfrust loszuwerden. Und dort ist ordentlich was los: Neben selektivem Zuhören ist vor allem Synchronschwätzen angesagt. „Wer will, kann mithören, ist aber kein Muss“, beschreibt LinkMichel den zehnköpfigen Testosteronhaufen. Zu erzählen gebe es im Übrigen viel, am liebsten Heldengeschichten aus alter Zeit. Nebensächlich scheint dabei nur manch Erinnerungslücke an bestimmte Details.
Ganz anders gehe es hingegen beim Frauenstammtisch zu. Die Themen reichen dort von Abtasten am Flughafen als Erotik im Alter bis zur Selbstfindungsreise nach Indien. „Wie kann man eigentlich was verloren haben, wenn man noch nie dort war?“, findet LinkMichel. Es ist köstlich, wie er mimisch seine Vorstellung eines solch rein-weiblichen Zusammentreffens parodiert.
Direkt, raffiniert-komödiantisch und stets dem Publikum nah: Beim LinkMichel wird der Abend zum besonderen Lacherlebnis. Seinen Dank richtet LinkMichel auch dieses Mal wieder an die Mitglieder des Turnerbundes Neuffen, die traditionell und mit großem Einsatz das Premieren-Wochenende unterstützen.
Als Zugabe gibt es das, was letztes Mal fehlte und vom Publikum schon vermisst wurde: „Ich habe euch wichtige Infos vorenthalten“, gibt der schwäbische Comedian mit breitem Grinsen zu. Und erzählt über seine ausgemalte Vorstellung eines Kennenlernens mit Sharon Stone – ausgerechnet in der Aral-Tankstelle in Linsenhofen. Schade nur, dass daheim bereits Julia Roberts auf der Couch sitzt. „Mein lieber Scholli“, wären dazu wohl LinkMichels Worte. (Text und Bild: Sara Hiller)