Vor einem halben Jahrhundert schlossen sich einige zuvor eigenständige Schurwaldkommunen zu der neuen Gemeinde Aichwald zusammen. Im September wird das Jubiläum groß gefeiert.
Vor 50 Jahren wurde die Schurwaldgemeinde Aichwald aus der Taufe gehoben. Und es war „keine Liebesheirat“, als sich am 1. Januar 1974 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Aichelberg, Aichschieß mit Krummhardt und Schanbach mit Lobenrot zu der neuen Kommune Aichwald zusammengeschlossen haben, wie der heutige Bürgermeister Andreas Jarolim erzählt. Vielmehr habe es sich seinerseits um eine Zweckgemeinschaft gehandelt.
Die Alternative allerdings wäre noch unattraktiver gewesen: „Das wäre die Eingemeindung nach Esslingen gewesen“, sagt Jarolim. Um dem zu entgehen, entschied man sich dafür – wie viele andere Gemeinden während der Zeit der baden-württembergischen Gebietsreform zwischen 1969 und 1975 –, die kleinere Kröte zu schlucken.
Und heute? „Ich würde schon sagen, dass die Ortsteile inzwischen zusammengewachsen sind“, sagt Jarolim. In anderen Kommunen sei das nicht so gut gelaufen.
War ursprünglich geplant, das Jubiläum bereits am zweiten Juni-Wochenende gebührend mit einem großen Bürgerfest zu feiern, kam der Schurwaldgemeinde zwischenzeitlich der Termin für die Kommunal- und Europawahl am Sonntag, 9. Juni, dazwischen. Jetzt soll das Fest laut Andrea Dippon, bei der im Aichwalder Rathaus die Fäden für die Feierlichkeiten zusammenlaufen, vom 20. bis 22. September stattfinden. Am Freitagabend soll es zum Auftakt in der Schurwaldhalle in Schanbach einen Jubiläumsempfang geben – aber nur für geladene Gäste, wie Jarolim betont. Der genaue Ablauf stehe zwar noch nicht fest, doch solle alles „kurz und interessant“ gehalten werden.
Das eigentliche Bürgerfest soll dann am Samstag und am Sonntag sein. In und vor der Schurwaldhalle werden zwei Bühnen aufgebaut. Für Samstagabend ist bei freiem Eintritt ein Konzert mit dem Musikverein Aichelberg und zwei Bands geplant. Am Sonntag sollen sich Aichwalder Vereine präsentieren. Der Tag soll vor der Schurwaldhalle mit einem vom Musikverein Aichschieß umrahmten Frühschoppen beginnen. Danach stehen einzelne Vorführungen auf den beiden Bühnen auf dem Programm. „Die Aichwalder Vereine überlegen derzeit, was sie konkret machen wollen“, sagt Jarolim und betont, dass es sich bislang nur um ein vorläufiges Programm handelt.
Ein enormes Bevölkerungswachstum
Gefragt, was in den vergangenen 50 Jahren in Aichwald die wichtigste Entwicklung gewesen sei, muss der Schultes etwas länger nachdenken. „Das Wichtigste ist, dass Aichwald so gut zusammengewachsen ist“, sagt er schließlich. Anstatt konkrete Punkte zu nennen, spricht er lieber von einer „Summe von Kleinigkeiten“. Was allerdings auffällt, ist das enorme Bevölkerungswachstum nach dem Zusammenschluss im Jahr 1974. Das erklärt sich der Bürgermeister damit, dass jede Teilgemeinde noch kurz vor der Reform ihre eigenen Neubaugebiete ausgewiesen hat. Und so stieg die Bevölkerungszahl innerhalb von nur zehn Jahren von 5000 auf 8000 Einwohner. „Das war ein riesiger Sprung innerhalb kürzester Zeit“, sagt Jarolim.
Zudem verweist er noch auf einzelne Bauprojekte: Er nennt das Seniorenzentrum, die Schurwaldhalle, die in den 80er-Jahren gebaut wurde, und das neue Rathaus im Zentrum von Schanbach, das Mitte der 90er-Jahre, noch während der Amtszeit des ersten Aichwalder Bürgermeisters Richard Hohler, eröffnet wurde. Vieles sei schon „sehr gut gelungen“. Aichwald stehe heute deshalb so gut da, weil sich die Gemeinde stets auf „das Notwendige und Wichtige“ beschränkt habe.
Als wichtige Projekte der Zukunft nennt Jarolim den geplanten Neubau der Kindertagesstätte mit Schule in Aichschieß und die Sicherung der sogenannten Grundversorgung. „Es ist schade, dass so viele Aichwalder noch immer zum Einkaufen wegfahren, obwohl es bei uns im Ort doch alles gibt“, sagt Jarolim. Derzeit sei die Gemeinde dabei, an der Albstraße in Schanbach eine Fläche für die Ansiedelung eines Vollsortimenters sowie weiterer Pflegeplätze zu entwickeln.
Die Entstehung von Aichwald
Historie: Am 1. Januar 1974 hat sich auf dem Schurwald als Folge der baden-württembergischen Gebietsreform die Gemeinde Aichwald gegründet. Für kurze Zeit führte der ehemalige Bürgermeister von Schanbach, Peter Kuhn, als Amtsverweser die Geschäfte, bevor noch im selben Jahr Richard Hohler zum ersten Bürgermeister von Aichwald gewählt wurde. Von 2006 bis 2019 hatte Nicolas Fink das Amt inne. Andreas Jarolim wurde im Jahr 2019 zum Bürgermeister gewählt.
Name: Wie Recherchen zum Jubiläum ergeben haben, war ein wichtiger Grund bei der Namensfindung der Wunsch der Gewerbetreibenden, dass der Ortsname in den damaligen alphabetischen Verzeichnissen – das Internet stand noch nicht einmal in den Startlöchern – möglichst weit vorne auftauchen sollte. Zudem sollte der neue Name einen Bezug zu der Umgebung der neuen Gemeinde haben. Schließlich einigte man sich auf den Namen Aichwald. (kai)
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