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Die Täuflinge mussten auf dem Kirchheimer Marktplatz einiges über sich ergehen lassen, jetzt beginnt für die Kloster-Deifel aus Kirchheim die heiße Phase des Faschings.

Mit einem Böllerschuss und dem elfmaligen Knallen einer Karbatsche sind die Kloster-Deifel in Kirchheim am Dreikönigstag wieder aus den Tiefen der Hölle geweckt worden. Auf den ersten Blick haben die eingenebelten Kirchheimer Fürsten der Finsternis die närrische Enthaltsamkeit gut überstanden. Zwar haben sich die eingestaubten und mit Spinnweben behafteten Deifel gegenseitig sauber gemacht, was

Täufling Svenja hat viel
Spaß bei der ­Zeremonie
auf dem Kirchheimer Marktplatz

allerdings gar nicht geht, dass einige darunter keine Teufelsmaske tragen. Neben einem rosafarbenen Basecap werden außerdem eine Krone sowie ein Cowboyhut von dem aufmerksamen Gegenüber entdeckt. „Hat da deine Erziehung versagt?“, hakt Kontrolleur Harry alias Häs-Verantwortlicher Harald Müller beim Zunftmeister Holger Böhm nach, denn letztgenannte zwei unpassenden Kopfbedeckungen schmückten dessen Tochter und Sohn.

Viele Narren-Gruppen waren der „teuflischen“ Einladung aus der Teckstadt gefolgt, wie die „Lenninger Hexa“, „Mühlenhexa“ aus Mühlhausen, „Süß’ner Waldhexa“ aus Süßen, „Kirschkernspucker“ aus Heiningen oder die „Durlacher Turmberg Hexa“ aus Scheibenhardt.

Nicht zuletzt gibt es auch einige Neulinge, unter anderem die „Haddahefer Ofadeifl“ aus Hattenhofen sowie die „Bellenberger Lacha-Dreggler“, die zwischen Neu-Ulm und Memmingen zu Hause sind.

Bevor es die berüchtigten „proteinhaltigen Getränke“ gab, stand für die Täuflinge Elke Greipl, Svenja Gölz, Elisabeth Langhammer, Vito Palmiotti und Jakob Schlensog ihre erste Prüfung an. Und die hatte es in sich, waren dafür reichlich Geschicklichkeit und Körperbeherrschung gefragt. Optisch ein Hingucker im farbenfrohen Einhorn-Kostüm, mussten alle fünf Täuflinge über selbiges ohne Zuhilfenahme ihrer Hände begleitet vom „Wellermann-Lied“ eine Damenunterhose anziehen. „Das war voll lustig, ich hab mir schier in die Hose gemacht“, verrät Leonie und ignoriert das peinlich berührte Gesicht ihres Freundes Jan. Vier „Vollstrecker“ in weißer Schutzkleidung kümmerten sich darum, dass auf der Bühne alles korrekt ausgeführt wird.

Kloster-Deifel haben noch mehr als
20 Termine
bis
Faschingsdienstag

Bevor aufgetischt wurde, entschied das Publikum mit Blick auf die nur für sie lesbaren Schilder mit einem laut zugerufenen links oder rechts, aus welchen Ingredienzen die Getränke und die Speisen sein sollten. Auswählen konnten sie zwischen Zwiebel und Knoblauch, Rote Beete und Sauerkraut, Götterspeise und Lakritz, Saure Gurke oder Wurstwasser und am Ende aus 100 oder 200 Gramm Mehlwürmern – voilà, die Zutaten wurden so für die „blinden“ Täuflinge frisch zusammengemischt. „Es ging mir noch nie besser“, verkündete Svenja, als sie mittendrin im „Bottle-Flip“ war. Als sie und ihre vier Mitstreiter mit dem obligatorischen Löffel voller proteinhaltiger Lecker­eien gefüttert wurde, blieb nur zu sagen: „bon appétit“. Zum krönenden Abschluss der Tauf-Zeremonie, bekamen sie noch eine Würzladung voller Ketchup und Senf garniert mit feiner Asche und Holzspänen verpasst.

Wer das Spektakel in Kirchheim verpasst hat, muss sich keine Sorgen machen: Es gibt noch mehr Möglichkeiten, die Deifel zu erleben. Rund 20 Termine stehen für die Kloster-Deifel bis zum Februar auf dem Programm, zum Beispiel am Freitag, 12. Januar, in Baltmannsweiler oder beim Nachtumzug in Göppingen. Am 21. Januar sind sie dann wieder unter der Teck zu sehen, beim Umzug in Dettingen. Am Donnerstag, 8. Februar, findet der Rathaussturm in Kirchheim statt, am Samstag, 10. Februar, geht es zu den Wernauer Narren, am 12. Februar zum Rosenmontagsumzug nach Wiesensteig. Den Schlusspunkt setzt der Auftritt am Faschingsdienstag in Stuttgart.  ack

www.kloster-deifel.de