Neckar Schurwald

Festival-Dorf auf dem Schurwald

Viele verbinden Krummhardt mit dem Goldgelb-Festival. Doch der vor 25 Jahren gegründete, örtliche Kulturverein leistet viel mehr – vor allem für die Dorfgemeinschaft.

Stau bis nach Aichschieß habe es einmal gegeben, erinnert sich Anita Geyer. Damals, 2009, habe die Queen-Tribute-Band May Queen gespielt beim Goldgelb. So viele Besucher wollten die Songs von Freddie Mercury hören, dass sie in der Autoschlange mehr als zwei Kilometer lang bis in den übernächsten Teilort standen. Geyer ist seit gut zehn Jahren Schriftführerin und noch länger Mitglied des Kulturvereins Krummhardt. Dieser wird in diesem Jahr 25 und ist für Menschen weit über den Aichwalder Ortsteil hinaus mit dem Musikfestival im Sonnenblumenfeld verbunden. „Es ist aber wichtig, dass wir nicht nur das Goldgelb sind“, sagt der Vereinsvorsitzende Jürgen Zeiträg.
Ein ganz anderes Fest gab Anlass zur Gründung: das 600-Jährige von Krummhardt. Um das organisatorisch besser stemmen zu können, gründeten drei Frauen und sieben Männer den Verein am 17. März 1999 im Krummhardter Besa. Nach der Jubiläumsfeier arbeitete der Verein weiter. Neben dem Goldgelb, das 2003 erstmals stattfand, gibt es regelmäßig Programm für die Menschen in Krummhardt und Aichwald, wie Ausflüge, Kinderferienprogramme sowie Kulturveranstaltungen für größeres Publikum in der Schurwaldhalle. 2000 hat der Verein die Boulebahn im Ortskern aufgebaut, seither findet einmal im Jahr ein Turnier statt, und in Nicht-Goldgelb-Jahren die Veranstaltung Kultur an der Linde. Für die Renovierung des Krummhardter Backhauses hat der Verein einst ein Benefizfest gegeben. Das werde man wohl in den kommenden Jahren wiederholen, meint Geyer. Und man arbeite mit anderen Vereinen der Gemeinde zusammen. „Wir tun viel, um die Dorfgemeinschaft zu beleben und den Zusammenhalt zu fördern“, sagt Zeiträg.
Weder Geyer noch Zeiträg sind alteingesessene Krummhardter. Sie zog mit Familie 1999 aus dem Nachbarort Schanbach her, er 2013 aus Denkendorf. Dörfliche Skepsis sei ihnen nicht entgegengeschlagen. „Wir sind ziemlich schnell aufgenommen worden“, sagt Zeiträg. Das liege mit am Kulturverein und am Dorflädle-Verein, der seit ein paar Jahren am Dorfplatz auf ehrenamtlicher Basis die Nahversorgung sichert. Die Vereine haben die Dorfgemeinschaft verändert. „Es sind Freundschaften entstanden im Ort, mit Personen, mit denen man zuvor nichts zu tun hatte“, sagt Geyer.

Im Mai werden die Sonnenblumen ausgesät
Und beim Goldgelb sind weite Teile des 800-Einwohner-Dorfes involviert. Mehr als ein Jahr vor dem Fest, das immer in der Mitte der Sommerferien im August stattfindet, beginnt das Musikteam, das Line-up auszuwählen. Auch das Werbeteam beginnt früh mit der Arbeit. Im Mai werden die charakteristischen Sonnenblumen ausgesät, die die Festivalbühne am Wasserturm umrahmen. Und dann dauere der eigentliche Aufbau 13 Wochen, sagt Zeiträg. „Da ist es normal, dass man nach getaner Arbeit noch zusammensitzt, etwas trinkt und isst.“ Da lerne man sich kennen. „Viele Helfer sagen, dass der Aufbau die schönste Zeit ist“, erzählt der Vereinsvorsitzende. Denn während des Festivals selbst, das unter anderem als Einnahmequelle für andere Angebote des Vereins dient, müssen die Helfer viel anpacken. An die 400 Personen leisten mehrere Schichten während der fünf Goldgelb-Tage.
Der Aufwand lohnt sich offenbar. Sowohl für die Bands, die sich zuhauf bewerben, als auch für das Publikum ist das Goldgelb etwas Besonderes. Die mit Strohpuppen und Sonnenblumen dekorierte Fläche, familienfreundliche Angebote, die Stimmung, die nichts von den üblichen Musikfestivalexzessen hat – all das hat in Hochzeiten mehr als 30 000 Besucherinnen und Besucher ins beschauliche Krummhardt gezogen. Und renommierte Bands wie Grachmusikoff, die in Aichwald ihr Abschlusskonzert gaben.
Wie bereits vor zwei Jahren will der Kulturverein die Besucherzahl auf 5000 pro Abend begrenzen und einen Ticketpreis erheben, um die stark gestiegenen Kosten zu kompensieren. Auch diesmal ist wieder eine Queen-Tribute-Band im Programm – eines der Highlights des diesjährigen Goldgelbs, ist sich Geyer sicher. Ob es an diesem Samstagabend wieder Stau bis nach Aichschieß geben wird, wird sich zeigen. Wie immer ist der Erfolg mit vom Wetter abhängig. „Bislang gab es noch kein Goldgelb ohne Regen“, konstatiert Geyer.
Noch bevor ganz Krummhardt auf dem Sonnenblumenfeld engagiert ist, gönnt der Kulturverein sich und dem Dorf aber ein Geburtstagsfest: vom 26. bis 28. April wird das 25-jährige Bestehen gefeiert. Dazu werde die Dorfstraße gesperrt, es gibt Bewirtung und Programm bei freiem Eintritt.

Rückblick und Ausblick auf das Krummhardter Kulturjahr
Verein: 
Der Kulturverein Krummhardt wurde 1999 von zehn Mitgliedern gegründet, Vorsitzender bis 2006 war Stefan Felchle, der Hauptamtsleiter der Gemeinde Aichwald. Seit 2023 ist Jürgen Zeiträg Vorsitzender, Stellvertreter Jürgen Aulehla. Der Verein hat 571 Mitglieder, die meisten aus Krummhardt und Aichwald. Weitere Infos unter: www.kulturverein-krummhardt.de
Jubiläum: Die Feier zum Jubiläum ist vom 26. bis 28. April. Geplant sind ein großes Festzelt in der Lindenstraße, Bewirtung und ein Kinderprogramm. Am Freitagabend macht die „JB Band“ Partymusik; „Brozzo“ spielt am Samstag Schwabenrock. Am Sonntagmittag tritt der Musikverein Aichschieß auf.
Goldgelb: Das Musikfestival unterm Wasserturm in Krummhardt findet in diesem Jahr vom 15. bis 19. August statt. Auf dem Programm stehen Country, Charthits, Bluesrock, Funk und diverse Tributebands. Tickets kosten 10 Euro (www.goldgelb.eu)  (gg)

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