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Das alternative Verkehrsmittel könnte die Lücke im Schienennetz zwischen den Fildern und dem Neckartal schließen

Fährt bald schon eine Magnetschwebebahn zwischen den Fildern und dem Neckartal? Grundsätzlich wäre das denkbar, sagt Stefan Tritschler vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart. Wie er im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Esslinger Kreistags berichtete, hat das Transportsystem TSB der Firma Max Bögl Vorteile gegenüber der bisher untersuchten S-Bahn-Varianten für den Ringschluss. Eine Realisierung erscheint derzeit dennoch utopisch.
Die Verlängerung der S-Bahn-Strecke von Bernhausen nach Neuhausen ist in trockenen Tüchern. Wie es ins Neckartal weitergehen soll, dafür gibt es Vorschläge, die zum Teil mit Hemmnissen, etwa des Natur-, Landschafts- und Lärmschutzes, verbunden sind. Auch immense Kosten lassen den Grad der Wirtschaftlichkeit gemessen an zu erwartenden Fahrgastzahlen weit unter den geforderten Schwellenwert sinken.
So hatte die CDU-Kreistagsfraktion die Idee einer Magnetschwebebahn ins Spiel gebracht. Die Planungszeiträume beim S-Bahn-Bau seien zu lang, kritisiert Fraktionschef Sieghart Friz. „Das muss deutlich schneller gehen als bisher, wenn die Verkehrswende als Teil der Klimawende wirksam werden soll.“
Doch kommt eine Magnetschwebebahn im Kreis Esslingen überhaupt infrage? Das haben die Stuttgarter Verkehrswissenschaftler anhand von fünf in bisherigen S-Bahn-Projekten untersuchten Korridoren geprüft: vom Flughafen nach Altbach/Plochingen, von Neuhausen nach Altbach/Plochingen, von Neuhausen über Denkendorf nach Wendlingen, von Neuhausen entlang der A 8 nach Wendlingen und von Bernhausen nach Nürtingen.
Tritschlers gute Nachricht lautet: Das von Bögl entwickelte Konzept einer eingleisig aufgeständerten Schwebebahn wäre geeignet. Es sei technisch machbar und „aktuell be­ste­hen­de Nachteile hinsichtlich Förderfähigkeit und Rechtslage können mit entsprechendem politischen Willen zu weiten Teilen aufgelöst werden“.
Wesentliche Vorteile der Magnetschwebebahn gegenüber einer S-Bahn-Lösung bestehen laut Tritschler bezüglich einer flexiblen Trassierung in Lage und Höhe sowie einer besser angepassten Fahrzeuggröße. Auch der fahrerlose und kostengünstige Betrieb sowie geringe Schallemissionen würden dafür sprechen.
Die schlechte Nachricht: „Ein erheblicher Nachteil liegt in der fehlenden Möglichkeit, die bestehende Schieneninfrastruktur mitzubenutzen.“ Für die Magnetschwebebahn müssten die Trasse, die Stationen und sonstige Betriebsanlagen neu gebaut werden. Zwar würden die Investitionskosten gegenüber dem S-Bahn-Bau deutlich geringer sein, weil der Bau aufwendiger Tunnel und Brücken entfiele, doch müssten Fahrgäste Umstiege an zentralen Knotenpunkten in Kauf nehmen. Das schrecke ab. Es werde ein deutlicher Rückgang gegenüber den S-Bahn-Varianten erwartet, so Tritsch­ler. In der Gesamtbetrachtung kommt er zum Schluss: „Die Einsparungen lassen ein besseres Bewertungsergebnis als bei den S-Bahn-Varianten erwarten. Dieser Effekt ist aber voraussichtlich zu gering, um einen Kosten-Nutzen-Indikator größer eins zu erreichen.“
Der TSB-Produktmanager Andreas Rau betont: „Wir sind davon überzeugt, dass die Magnetschwebebahn den zukünftigen Nahverkehr revolutioniert. Es ist ein emissionsarmes und nachhaltiges Transportsystem.“ Flächenverbrauch und Versiegelung seien gering. Die vorgefertigten Betonstützen ließen sich schnell aufbauen.
Auch wenn sich die Kreistagsfraktionen von der Idee der Schwebebahn angetan zeigen, schnell umsetzbar ist sie nicht. Um die Realisierungschancen einschätzen zu können, wären vertiefende Untersuchungen erforderlich. Einer Machbarkeitsstudie, die eine konkrete Trassenführung beinhaltet, müsste der Kreistag zustimmen.

eh / Foto: Firmengruppe Max Bögl