Plochingen lehnt weiter kategorisch ab, dass die Route für den geplanten Radschnellweg durch den Bruckenwasen verläuft. Die Kommune macht sich beim Land noch einmal für die Alternativtrasse stark.
Wir übernehmen für euch einen Teil der Planung, dafür befasst ihr euch zeitnah mit unserem Vorschlag: So lautet, stark vereinfacht, ein Appell der Stadt Plochingen ans Stuttgarter Regierungspräsidium. Sie will damit die Planungen für den Radschnellweg RS4 beschleunigen, denn das Tauziehen um dessen Trasse dauert schon eine ganze Weile und steht auch der Weiterentwicklung des westlichen Filsgebiets im Weg.
Das steht immerhin schon fest: Der Radweg wird auf der nördlichen Seite der Fils von Reichenbach herkommen und ungefähr bei der Fahrschule Hartmann, unter der B-10-Brücke, das Ufer wechseln. Dafür wird eine neue Brücke gebaut – eigentlich eine Fahrradbrücke, allerdings hatte man nun die Idee, diese Brücke solider und tragfähiger herzustellen als für den reinen Radverkehr nötig. Damit könnte sie als zeitweilige Zufahrt ins Filsgebiet dienen, während die bestehende Filsbrücke weiter flussabwärts abgebrochen und neu gebaut wird. Die Stadt müsste die Kosten für den höheren Standard übernehmen, sie würde sich aber gleichzeitig eine Behelfsbrücke während der Bauzeit der Kfz-Brücke sparen. Nach deren Fertigstellung würde die Radlerbrücke für den motorisierten Verkehr gesperrt, sie könnte aber in Notlagen weiterhin als zweite Zufahrt dienen.
Dieses Vorgehen ist bereits mit dem Regierungspräsidium besprochen, das eine entsprechende Vereinbarung aufgesetzt hat. Der Plochinger Ausschuss für Bauen, Technik und Umwelt (ABTU) hat ihr kürzlich zugestimmt. Der Gemeinderat muss wegen der Kostenhöhe ebenfalls noch zustimmen, womit man aber rechnen kann.
Eine zusätzliche Unterführung wäre nötig
Im ABTU wurde noch eine zweite Vereinbarung diskutiert und befürwortet, mit der Plochingen die verfahrene Diskussion um die Trasse des Radschnellwegs im Bereich Bruckenwasen voranbringen möchte. Denn an dieser Stelle klemmt die Planung schon seit geraumer Zeit: Das Land favorisiert einen Verlauf durch die bestehende Bahnunterführung beim Obst- und Gartenbauverein und dann weiter durch den Bruckenwasen zur Kläranlage. Dafür müsste ein Schotterweg auf gut 200 Metern als Radschnellwegstandard ausgebaut werden. Die Stadt wehrt sich vehement gegen diese Pläne im belebten Landschaftspark. Von den Alternativvorschlägen, die sie gemacht hat, ist nur noch einer im Rennen: eine Trasse, die etwa 150 Meter südlich der Unterführung auf die Bahnlinie trifft. Dort müsste, zwischen Kläranlage und Bruckenwasen, eine zusätzliche Unterführung gebaut werden, die dann weiter zur bereits geplanten neuen Neckarquerung für Radler führen würde.
Die Stadt Plochingen bietet dem Land nun an, die Planung dieser neuen Unterführung auf eigene Kosten in die Hand zu nehmen und damit dem Regierungspräsidium eine Grundlage für einen Variantenvergleich zur Verfügung zu stellen. Damit wolle Plochingen einen konstruktiven Beitrag leisten und erreichen, dass „diese Lösung und eine Durchfahrt durch den Bruckenwasen zunächst gleichrangig“ betrachtet würden, erklärt Bürgermeister Frank Buß. Ebenso erhofft man sich mehr Tempo, um auch den Verlauf des Radschnellwegs im Filsgebiet, zwischen den beiden feststehenden Anknüpfungspunkten, planen zu können. Schließlich entwickelt die Stadt dort derzeit ein Sanierungsgebiet.
Reiner Nußbaum (CDU) sprach davon, dass man mit der Vereinbarung „die Befürchtungen und Probleme minimieren“ wolle. Er äußerte aber auch die Erwartung, dass die Variante Bruckenwasen abgehakt werde. Als keine Ideallösung, aber „einigermaßen vertretbar“ stufte Joachim Hahn (SPD) das Vorgehen ein, man müsse „konstruktiv auf das Regierungspräsidium zugehen“.
Planungskosten könnten am Ende verloren sein
Auch Lorenz Moser (OGL) erhoffte sich, „dass ein bisschen Bewegung in die Sache kommt“. Bedenken gab’s allerdings auch, so hätte Ralf Schmidgall (CDU) an sich nichts gegen die Übernahme der Planungskosten, aber erst, wenn schon feststehe, dass die Unterführung tatsächlich gebaut werde. „Wenn wir nichts machen, sind wir in einem Jahr so weit wie jetzt“, befürchtete dagegen der Bürgermeister. Der Ausschuss beschloss schließlich mehrheitlich, der Vereinbarung zuzustimmen, trotz des Risikos, dass die Planungskosten am Ende verloren sind.
Begleitet wird die Vereinbarung von einem Schreiben, das von CDU, SPD und OGL verfasst ist. Die Fraktionen bekräftigen, dass der Bruckenwasen für sie tabu bleibt und appellieren an Verkehrsminister Winfried Hermann und die Landtagsabgeordneten des Wahlbezirks, die Alternativroute mit der neuen Unterführung zu unterstützen. (aia)
Kommentare sind deaktiviert.