Eigentlich war eine Sanierung geplant. Doch jetzt zeigt sich, dass die Bausubstanz an dem Gebäude in Altbach so schlecht ist, dass ein Abriss naheliegt.
Entschieden ist noch nichts. Doch angesichts der maroden Bausubstanz des Alten Schulhauses in Altbach scheinen der Abriss und ein Neubau eine sinnvolle Alternative zur bisher geplanten Sanierung zu sein. Dann würden die Gesamtkosten des Projekts jedoch auf mehr als sieben Millionen Euro steigen. Der Gemeinderat hat kürzlich darüber beraten, wie angesichts der neuen Erkenntnisse weiter vorgegangen werden soll. Bürgermeister Martin Funk sprach von einer „Misere“.
Eigentlich sollte das Gebäude erhalten werden. Zwei Ziele wurden damit verfolgt. Zum einen lag das ortsbildprägende Haus vielen Menschen am Herzen. Gleichzeitig war die Hoffnung, eine Sanierung günstiger als einen Neubau stemmen zu können. Dass diese Ziele noch erreicht werden, scheint nun aber zweifelhaft.
Der Bauleiter Uwe Schöttle bezeichnete die Bausubstanz als „marode und kaputt“. Er bezweifelt, dass eine bauliche Ertüchtigung überhaupt noch in einem sinnvollen Rahmen möglich ist. An vielen Stellen seien die Schäden so offensichtlich, dass es keiner genaueren Untersuchung mehr bedarf. Ein Problem ist, dass das Haus aufgrund vieler Umbau- und Ergänzungsarbeiten über die Jahre an Stabilität verloren hat. Falls trotzdem an einer Sanierung festgehalten werden soll, würde diese deutlich teurer als bisher angenommen werden.
Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2021 fand ohne eine Untersuchung der Bausubstanz statt, wie die Projektleiterin Eva Atkinson vom beauftragten Architekturbüro Buerohauser erklärte. Anlass für die genauere Untersuchung der Bausubstanz waren zunächst die Decken, deren Zustand schon früh eine umfangreiche Erneuerung angezeigt hatten. Eine Verstärkung der Decken machte die Untersuchung der Mauern und des Fundaments notwendig – mit dem beschriebenen Ergebnis.
Buerohauser hat dem Gemeinderat drei mögliche Varianten für das weitere Vorgehen vorgeschlagen. Die Variante eins beinhaltet eine Betonsanierung, die zwischen 950 000 und 1,1 Millionen Euro kosten würde. Das Problem dabei wäre allerdings, dass trotz der hohen Kosten viel der alten Bausubstanz übrig bleiben würde. Bei der Variante zwei würde das Gebäude zu einem Teil zurückgebaut. Mit 550 000 bis 900 000 Euro wäre dies die günstigste Variante. Auch bei dieser Variante würde viel vom bisherigen Gebäude bestehen bleiben – mit dem Risiko, dass während der Bauarbeiten weitere Überraschungen im Bestand auftauchen.
Gut planbar, komplett neu
Als dritte Variante schlug das Büro einen Abriss und anschließenden Neubau mit dem bereits beschlossenen Raumprogramm vor. Dies wäre zwar mit Mehrkosten von 1,1 bis 1,3 Millionen Euro die teuerste Variante. Sie hätte aber den Vorteil, dass sie gut planbar wäre. Außerdem hätte die Gemeinde damit ein komplett neues Gebäude. Angesichts der bisher geplanten Investition von 6,5 Millionen Euro (Stand September 2023) würde der Neubau eine Kostensteigerung von sechs bis acht Prozent bedeuten, so Buerohauser. Die gute Nachricht sei, dass unabhängig von der Wahl der Variante noch nicht viel Geld verloren sei, betonte Nico Dürr von dem Architekturbüro. Ferner liege man derzeit angesichts günstiger Entwicklungen in der Baubranche aktuell rund eine halbe Million Euro unter der bisherigen Kostenrechnung.
Die Stimmung unter den Gemeinderäten hat diese Nachricht allerdings kaum verbessert. „Es wird auf die Variante drei hinauslaufen“, sagte schließlich Peter Schnirzer (Unabhängige Wählervereinigung). Die beiden anderen Varianten brächten nur eine geringfügige Kostenersparnis bei hohem Risiko. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Euchenhofer sprach sich ebenfalls für einen Neubau aus, möchte aber noch geklärt wissen, was die rechtlichen Folgen wären. Die Frage ist, ob der Gemeinde Schadenersatzforderungen für bereits vergebene Aufträge drohen.
Die SPD beantragte eine Vertagung des Tagesordnungspunktes, sodass der neue Gemeinderat über die Angelegenheit entscheidet. Der Antrag fand zwar keine Mehrheit. Beschlossen wurde – abgesehen vom Wechsel des Fachplanungsbüros – während der Sitzung trotzdem noch nicht, wie es weitergehen soll. Die Tendenz aus der Diskussion für die Planung eines Neubaus konnte Buerohauser aber mit nach Hause nehmen.
Eisenbetondecken galten einst als moderne Bauweise
Zeit: Unabhängig davon, für welche Variante sich der Gemeinderat entscheidet, wird das neue Kinderhaus erst in der zweiten Jahreshälfte 2026 fertig sein. Ursprünglich sollte das Kinderhaus bereits im Sommer 2025 in Betrieb genommen werden.
Betreuung: Eine offene Frage ist, wie mit den geplanten und nun erst später zur Verfügung stehenden Kinderbetreuungsplätzen umgegangen wird. Die zuständige Rathausmitarbeiterin Martina Grasser erklärte, dass es verschiedene Möglichkeiten gebe. So könne beispielsweise eine weitere Gruppe im Waldkindergarten aufgemacht werden. Auch eine Überbelegung von Gruppen wäre denkbar. „Aber optimal ist das nicht“, betonte Grasser.
Geschichte: Mit dem Bau des heute „Alten“ Schulhauses wurde im Winter 1913/1914 begonnen. Die Einweihung fand im Januar 1914 statt, wie es im Geschichtsbuch „Altbach“ von Friedrich und Gerhard Krapf heißt. Das Haus sei damals mit der neuesten Bautechnik erstellt worden, zu denen auch die nun so problematischen Eisenbetondecken gehörten. (bra)
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