Neckar Schurwald

Mehrheit stimmt für Herausforderer

Sebastian Flörchinger gewinnt mit 188 Stimmen Vorsprung bei der Bürgermeisterwahl in Altbach. Mitte Januar wird er die Amtsgeschäfte im Rathaus von Martin Funk übernehmen.

Die erste Reaktion? Erleichterung. Die vergangenen Wochen des Wahlkampfes waren anstrengend, erinnert sich Sebastian Flörchinger kurz vor der Verkündung des vorläufigen amtlichen Wahlergebnisses im großen Ratssaal des Altbacher Rathauses am vergangenen Sonntag. Der Herausforderer von Bürgermeister Martin Funk hat früh seinen Hut in den Ring geworfen und neben dem Beruf bei einem Automobilhersteller einen engagierten Wahlkampf betrieben. Am Ende stimmten mehr als 54 Prozent der Wählerinnen und Wähler für ihn. Mitte Januar wird er nun die Amtsgeschäfte im Rathaus übernehmen.
Das Nachsehen hatte der Bürgermeister Martin Funk. Er hat die Geschicke der Gemeinde in den vergangenen acht Jahren geleitet. Nach einer Amtszeit wollte die Mehrheit der Abstimmenden den Wechsel. „Man weiß nie, wie es ausgeht“, kommentierte Funk die knappe Niederlage. Ganz nachvollziehbar ist das Ergebnis für ihn nicht. „Ich habe eine erfolgreiche Bilanz“, betont der Bürgermeister. Einen Plan B habe er nicht gehabt. Nun müsse er sich bis Mitte Januar überlegen, wie es für ihn beruflich weitergehe.

Viele Zuschauer im Rathaus
Rund eine Stunde nach der Schließung der Wahllokale stand das Ergebnis kurz vor 19 Uhr am Sonntag fest. Die Präsentation der Ergebnisse aus den drei Wahllokalen sowie der Briefwahl wurde im Rathaus von vielen Zuschauern verfolgt. Dass die Wahl spannend werden würde, hatten im Vorfeld viele Besucher vermutet. „Das Stimmungsbild war nicht zu greifen“, sagte der UWV-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Mathias Lipp über die vergangenen Monate. Offenbar gebe es den Wunsch nach einem Wandel.
Die SPD-Spitze im Gemeinderat sah es kurz nach der Verkündung des Wahlergebnisses ähnlich. Man habe ein knappes Ergebnis erwartet, sagten die Fraktionsvorsitzende Andrea Barth und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Achim Weber. Die Wähler hätten sich mehrheitlich eher für den „frischen Wind“ entschieden und weniger die Erfahrung Funks honoriert. Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Nadine Ruckstädter vermutete, dass der Wahlsieg auch auf Flörchingers gute Kommunikationsstrategie zurückzuführen sei.

Ein Wahlergebnis mit Strahlkraft
Das Wahlergebnis hat Strahlkraft über Altbach hinaus. Der Präsentation wohnten zahlreiche Bürgermeister aus unterschiedlichen Nachbarorten bei. Zwei Punkte dürften sie aus Altbach mitgenommen haben. Erstens: Für eine Wiederwahl reicht gute Verwaltungsarbeit allein nicht mehr zwingend aus. Funk hatte in seinem Wahlkampf seine langjährige Erfahrung als Bürgermeister hervorgehoben und auf seine Erfolge verwiesen.
Und zweitens gibt es die diffuse Unzufriedenheit vieler Wähler, die zwar nicht unbedingt in der Kommunalpolitik ihre Ursache hat. Die Wähler wünschen sich dennoch einen Wechsel und wollen nicht, dass es so weiterläuft wie bisher.
Über die eigentliche Mehrheit hat am Wahlabend niemand gesprochen. Die meisten Stimmberechtigten haben nicht von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 46,6 Prozent. Was daraus abzulesen ist, ist schwer zu interpretieren. Eine Ablehnung beider Kandidaten hätte ebenso dazu führen können, der Wahlurne fernzubleiben, wie Zufriedenheit mit beiden oder schlicht Desinteresse.
Für den Sieger des Abends beginnt nun der berufliche Umstieg aus der Privatwirtschaft in die öffentliche Verwaltung. Ein Seminar an der Verwaltungshochschule in Kehl habe er bereits gebucht, erklärt Flörchinger. „Ich freue mich auf die Herausforderung.“

Im Januar übernimmt der neue Bürgermeister die Amtsgeschäfte
Ergebnis:
Nach dem vorläufigen amtlichen Wahlergebnis kommt der Herausforderer Sebastian Flörchinger auf 54, 39 Prozent der Stimmen. Dem Amtsinhaber Martin Funk haben 45,47 Prozent ihre Stimme gegeben.
Wahlbeteiligung: 46,59 Prozent der Stimmberechtigten haben an der Wahl teilgenommen (2122 von 4555 Wahlberechtigten). 1147 Menschen haben für Sebastian Flörchinger, 959 für Martin Funk gestimmt. 13 der abgegebenen Stimmen waren ungültig.
Amtszeit: Mitte Januar übernimmt der neu gewählte Bürgermeister die Amtsgeschäfte. Die Wahlperiode beträgt acht Jahre.   (bra)

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