Esslingen

Facettenreiche geistliche Musik

Die Stunde der Kirchenmusik in der Esslinger Stadtkirche blickt auf eine 60-jährige Geschichte zurück. Mit dem Jubiläumsprogramm zeigt Kirchenmusikdirektor Uwe Schüssler die musikalische Bandbreite.

Kunst und Kultur leben von der Innovation, aber auch von Kontinuität. Diese wird in der Esslinger Stadtkirche seit sechs Jahrzehnten gelebt. Hans Arnold Metzger, Kirchenmusiker in St. Dionys und erster Leiter der damaligen Esslinger Hochschule für Kirchenmusik, hatte die Stunde der Kirchenmusik im April 1964 aus der Taufe gehoben. Seit 1989 hält Uwe Schüssler die konzeptionellen Fäden der Konzertreihe in der Hand, und er hat das musikalische Profil der Reihe konsequent weiterentwickelt und stets auf der Höhe der Zeit gehalten. Zum 60-Jahr-Jubiläum will Schüssler mit einem profilierten Programm zeigen, was den Reiz dieser Konzertreihe ausmacht.

Fast immer freier Eintritt
Seit Hans Arnold Metzgers Zeiten zeichnen die jeweiligen Kantoren der Esslinger Stadtkirche für die Stunde der Kirchenmusik verantwortlich. Dem Gründer waren später die Kirchenmusiker und Hochschulprofessoren Werner Schrade und Hans Georg Bertram gefolgt, die Nähe zur Hochschule für Kirchenmusik war bis zu deren Umzug von Esslingen nach Tübingen deutlich zu spüren. Knapp 20 Konzerte stehen Jahr für Jahr auf dem Programm, die allermeisten werden bei freiem Eintritt angeboten. „Das ist uns wichtig, weil wir die Stunde der Kirchenmusik und damit auch unsere Kirche für möglichst viele Menschen öffnen wollen“, sagt Uwe Schüssler, der vor 20 Jahren für sein vielfältiges Engagement zum Kirchenmusikdirektor ernannt wurde.
Die evangelische Kirche engagiert sich finanziell, ein städtischer Zuschuss hilft, die Kosten für Solisten und technische Erfordernisse zumindest teilweise zu decken, Spenden der Konzertbesucher tun ein Übriges. Nur bei besonders kostspieligen und aufwendigen Projekten wie dem Sonderkonzert „Talkin’ about Barbara“ am 14. September in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Dieselstraße wird ein Eintrittsgeld fällig.
Stilistisch hat Uwe Schüssler das Programm der Reihe ganz bewusst geöffnet. Dazu tragen Kooperationen etwa mit dem Podium-Festival am 25. April oder dem Forum für junge Solisten am 9. November bei. Viele der Künstlerinnen, Künstler und Ensembles, die in der Stunde der Kirchenmusik zu hören sind, kommen aus der Umgebung wie der Esslinger Kammerchor ExVocal (3. Februar), der südwestdeutsche Kammerchor Tübingen, der am 2. März A-cappella-Passionsmusik aufführt, oder die Singakademie Stuttgart, die am 16. März geistliche Chormusik zur Passionszeit bietet.
Dass sich das Kirchenjahr im Programm widerspiegelt, ist ebenso Teil des Konzepts wie die liturgischen Elemente in den meisten Konzerten und die starke Präsenz der Chöre der Stadtkirche. Besonders gilt das im Jubiläumsjahr, wenn Jugendkantorei und Kantorei am 29. März zusammen mit dem Stuttgarter Ensemble Musica Viva sowie einigen Solisten Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion aufführen. Kurrende und Jugendkantorei sind am 19. Juli mit Bent Peder Holbechs Jazzmesse „Missa Rotna“ zu hören. Am 23. November führen Jugendkantorei und Kantorei zusammen mit der Sinfonia 02 Felix Mendelssohn Bartholdys Lobgesang op. 52 auf.
Mit Christian Fink wird am 11. Mai ein Esslinger Komponist in den Fokus gerückt, dessen Werk es für viele Musikliebhaber erst noch genauer zu entdecken gilt. International wird es am 15. Juni, wenn das Vokalensemble Bach speglarna zu Pfingsten schwedische, dänische und norwegische Chormusik darbietet. Und am 13. April kommt der renommierte Organist Pavel Kohout aus Prag nach Esslingen. (adi)

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