In der ehemaligen elterlichen Bäckerei entstanden einst nicht nur Brötchen und Brot, sondern es entsteht im Jahr 1923 auch ein Werkzeug, das Albrecht Schnizler Metallbohrdreher nennt – eine Erfindung, die ihm noch im selben Jahr einen Großauftrag über 500 Maschinen für den Export nach England einbringt und auch gleich den Namen für das 1924 gegründete Unternehmen liefert, das heute weltweit unter „Metabo“ bekannt ist. Aus dem einstigen mittelständischen Familienunternehmen, das immer wieder innovative Ideen wie die kabellose Baustelle umsetzt, ist im Laufe der Jahrzehnte ein Teil eines international aktiven Konzerns geworden. Und aus der hundertjährigen Geschichte des in Nürtingen verwurzelten Unternehmens Metabo erzählen nun im Rahmen einer Sonderausstellung im Stadtmuseum Nürtingen rund 30 Werkzeuge und Maschinen, die von Hand, elektrisch per Kabel oder Akku betrieben werden. Flankiert werden die Exponate von Panorama-Aufnahmen und Wänden, auf denen sich die Unternehmens-Historie von der Gründungszeit bis zur Gegenwart erstreckt.
Die Ausstellung ist in gewisser Weise ein Stadtrundgang, denn die Geschichte von Metabo ist auch ein Stück Nürtinger Stadtgeschichte. Erster Schauplatz der Ausstellung: Das Elternhaus des Mitgründers Albrecht Schnizler am Schloßberg wo alles mit dem „Handbohrdreher No. 18“ beginnt. Zweiter Schauplatz: Die ehemalige Gastwirtschaft „Zur Sonne“ mit der dazugehörigen „Clossʼschen Sonnenbrauerei“ in der östlichen Kirchstraße. Hier wird die von Schnizler, Julius Closs und Walter Rauch gegründete Metabowerk GmbH ihren Stammsitz haben, bis die „Sonne“ 1969 endgültig zu klein wird. Dritter Schauplatz: Die Steinachwiesen an der Metabo-Allee, wo Metabo bis heute sitzt. Wie das aussah, verraten in der Ausstellung die wandfüllenden Luftaufnahmen, welche die eine oder andere Erinnerung wecken dürften. Große Karten, die Nürtingen und das weltumspannende Netzwerk von Metabo zeigen, verraten den Besucherinnen und Besuchern, an welcher Stelle sie sich gerade bei ihrer Reise durch die Zeit befinden.
Schwäbischer Tüftlergeist
„Es gibt Exponate, die die Besucherinnen und Besucher überraschen werden. Der berühmte schwäbische Tüftlergeist von Metabo hat die Drehmechanik, die zum Metallbohrdreher gehört, einst auch anderweitig entwickelt, etwa für Küchengeräte“, verrät Museumsleiterin Melina Wießler.Ein weiteres Beispiel für die Innovationskraft des Unternehmens mit schwäbischen Wurzeln, das stets die Kundenbedürfnisse im Fokus hat, zieht sich wie ein roter Faden von Anfang an durch die Historie der Produktentwicklungen bei Metabo: mehrere Funktionen effizient zu vereinen, indem zum Beispiel ein Antrieb für unterschiedliche Geräte entwickelt wird. Ein modernes Beispiel dafür ist die weltweit erste herstellerübergreifende Akku-Allianz CAS, die Metabo 2018 gegründet hat. Mittlerweile nutzen mehr als vierzig Elektrowerkzeug- und Maschinenhersteller die Metabo-Akkutechnologie in über 400 verschiedenen Elektrogeräten. „Der gegenwärtig zentrale Gedanke des Teilens von Wissen und Ressourcen ist wirtschaftlich sinnvoll und dient gleichzeitig der Nachhaltigkeit“, erklärt Nadine Lillich, Vice President Global Brand & Product Marketing bei Metabo und Koki Holdings.
Historische Maschinen
Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit Metabo erarbeitet. Angesichts des Jubiläumsjahrs des Unternehmens lag es auf der Hand, eine solche für 2024 zu konzipieren. „Das Gesicht einer Stadt und ihrer Gesellschaft ist immer auch von den dort ansässigen Unternehmen geprägt. So auch in Nürtingen. Was uns im aktuellen Fall so begeistert hat, ist die Sammlung historischer Maschinen. Das gibt uns die Möglichkeit, den Aufstieg von Metabo anhand bedeutender Exponate zu erzählen“, kommentiert Bürgermeisterin Annette Bürkner die Sonderausstellung. „Es ist eine Mammutaufgabe, hundert Jahre bewegter und bewegender Firmengeschichte aufzuarbeiten und darzustellen. Aber die Mühen haben sich gelohnt und wir laden die Museumsgäste ein auf eine inspirierende und aufregende Zeitreise“, freut sich Karin Lang, Leiterin der Unternehmenskommunikation von Metabo und Koki Holdings Europe.
Die Ausstellung ist nicht nur dazu gedacht, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, sondern sich auch selbst in diese Geschichte einzubringen: Hat man die Ausstellung erkundet, steuert man auf eine große Wand zu, die Platz bietet für persönliche Erinnerungen: sei es der erste Metabo-Winkelschleifer in der eigenen Werkstatt oder die Ausbildung bei Metabo. „Wer möchte, kann uns auch Fotos schicken, die wir dort aufhängen. Vorausgesetzt, alle abgebildeten Personen sind damit einverstanden“, erläutert Wießler.
Laubbläser-Parcours
Ein weiteres interaktives Highlight für große wie kleine Besucherinnen und Besucher: Der Laubbläser-Parcours. „Die Idee bekamen wir von Metabo-Mitarbeitern, und die hat uns nicht losgelassen“, so Wießler. Dort, wo einst die Hölderlin-Abteilung war, können nun Bälle mit Laubbläsern über Rampen und Durchgänge gepustet werden. Das ist anfangs vielleicht gar nicht so einfach. Aber wenn man sich beim Ausstellungsrundgang in Sachen Beharrlichkeit von Metabo hat inspirieren lassen, dürfte auch das am Ende kein Problem sein.
Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Oktober im Nürtinger Stadtmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Samstag 14.30 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. (nt)
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