Esslingen

In Weststadt kein großes Parkhaus

Esslingen sieht einen geringeren Stellplatzbedarf für den Hochschulneubau und hat bisherige Pläne deutlich reduziert. Weil der Campus gut an den Nahverkehr angebunden ist und weil umliegende Parkhäuser nicht ausgelastet sind, soll eine Tiefgarage genügen.

Der Neubau der Hochschule Esslingen in der Neuen Weststadt nimmt zusehends Gestalt an – und damit rückt die Frage in den Fokus, wo Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Studierende, die mit dem Auto anreisen, künftig parken sollen. Die Stadt Esslingen hat sich in einem Vertrag mit dem Land dazu verpflichtet, „alle baurechtlich notwendigen Stellplätze für die neue Hochschule auf dem Stadtwerke-Areal unterzubringen und die Stellplätze für den ersten Bauabschnitt zu erstellen beziehungsweise zu finanzieren“. Nach bisherigen Berechnungen waren 201 Stellplätze für den ersten Hochschul-Bauabschnitt baurechtlich nötig. Doch mit Blick auf die Parkplatzsituation im Umfeld und die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr hat die Stadt ihre Planungen nun nach unten korrigiert.
Im Vertrag mit dem Land war keine verbindliche Stellplatzzahl vereinbart worden. Deshalb konnte der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) des Gemeinderats unlängst einen neuen Stellplatz-Schlüssel festlegen. Bislang war man von einem Bedarf von einem Stellplatz je vier Studierenden ausgegangen, mit Blick auf die gute Nahverkehrsanbindung galt ein Bonus von 40 Prozent. Außerdem musste die Stadt bei ihren Stellplatz-Berechnungen im Hinterkopf behalten, dass noch ein zweiter Bauabschnitt der Hochschule, für den bislang allerdings noch gar keine Planung vorliegt, irgendwann hinzukommen könnte. Für den dann entstehenden Bedarf an weiteren Parkplätzen muss es Entwicklungsmöglichkeiten geben – nach bisherigen Schätzungen war man dafür von weiteren 100 Stellplätzen ausgegangen. Zusammen mit den bislang vorgesehenen 201 Plätzen müssten damit insgesamt 301 Stellplätze eingeplant werden.
Lange Zeit war man im Rathaus davon ausgegangen, dass zur Unterbringung aller Stellplätze für die Hochschule und außerdem für die zukünftigen Nutzer des Stadtwerke-Areals ein oberirdisches Parkhaus mit 420 Stellplätzen erforderlich werden würde. „Dies entspräche ungefähr der Größe des Parkhauses ‚Beim Bahnhof’“, betont die Stadtverwaltung. Und sie gab im ATU zu bedenken: „Ein Parkhaus dieser Größenordnung wäre städtebaulich sehr schwer integrierbar und würde erhebliche Investitionskosten mit sich bringen.“

Tagsüber erhebliche freie Kapazitäten
Unter solchen Vorzeichen hat das Stadtplanungsamt die Auslastung der umliegenden öffentlich zugänglichen Parkhäuser untersucht und dabei „tagsüber erhebliche freie Kapazitäten“ festgestellt – also in jenen Zeiten, in denen der Bedarf der Hochschulangehörigen mutmaßlich am größten ist. Sollte ein Hochschulparkhaus in der bislang geplanten Größe realisiert werden, fürchtet das Stadtplanungsamt zudem, dass die Wirtschaftlichkeit der nahen Parkhäuser am Bahnhof und auf dem Dick-Areal sowie der Tiefgarage auf dem Hengstenberg-Areal geschwächt werden würde.
Deshalb kam das Stadtplanungsamt zu dem Schluss: „Die neue Hochschule wird sehr gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden und auch zu Fuß und mit dem Fahrrad gut erreichbar sein. Die Stellplätze für die Hochschule werden voraussichtlich zu marktüblichen Preisen angeboten. Vor diesem Hintergrund ist am neuen Standort ein deutlich reduzierter Bedarf zu erwarten.“ Die Errichtung zusätzlichen öffentlichen Parkraums sei daher „städtebaulich und wirtschaftlich nur in begrenztem Ausmaß sinnvoll“. Der ATU hat einstimmig zugestimmt, den Stellplatzschlüssel für die Hochschule abzusenken.
Die baurechtlich notwendigen Stellplätze reduzieren sich damit für den ersten Hochschul-Bauabschnitt auf 101, die bis zur Aufnahme des Lehrbetriebs zum Wintersemester 2025 bereitstehen müssen. Für den zweiten Hochschul-Bauabschnitt sollen etwa 50 weitere Stellplätze vorgehalten werden. In einer eingeschossigen Tiefgarage auf dem Stadtwerke-Areal könnten 235 Stellplätze entstehen. Im ATU fanden die Überlegungen des Stadtplanungsamtes einhellige Zustimmung.

Die Neue Weststadt im Kurzporträt
Projekt:
 Auf dem einstigen Esslinger Güterbahnhof-Areal entsteht mit der Neuen Weststadt ein urbanes Quartier, das auf 100 000 Quadratmetern Platz für 450 Wohnungen, Büro- und Gewerbeflächen sowie einen Neubau für die Hochschule Esslingen bietet. Mit dem Umzug wird die Hochschule ihren bisherigen Campus auf der Flandernhöhe räumen.
Zukunft: Im Rahmen eines Forschungsvorhabens unter dem Titel „Neue Weststadt – Klimaquartier” wird dort ein zukunftsfähiges Energiekonzept umgesetzt. Mit Power-to-Gas als Schlüsseltechnologie wird überschüssiger Ökostrom in „grünen“ Wasserstoff umgewandelt und zur Gasnetzeinspeisung, die Nutzung in der Mobilität und der Industrie aufbereitet.  (adi)

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