Die Stadt Esslingen übernimmt das Gelände an der Flandernstraße 2026 nach dem Umzug der Hochschule in die Neue Weststadt. Der Kaufpreis muss dann fließen, die Weitervermarktung wird dauern. Die Verzögerung kostet die Stadt einiges Geld. Nun soll die Planung forciert werden.
Händeringend sucht die Stadt Esslingen Möglichkeiten, Wohnraum zu schaffen. Eine Option für einen großen Wurf ist das Hochschulareal an der Flandernstraße. Sobald der dortige Hochschulstandort 2026 in die Neue Weststadt verlegt wird, übernimmt die Kommune das Gelände vom Land. Seit 2016 ist dieser zeitliche Horizont bekannt. Ursprünglich sollten die Bagger anrollen, sobald die Hochschule umgezogen ist. Doch ein realisierbares Konzept fehlt bis heute – auch die Pläne, sich mit diesem Projekt an der Internationalen Bauausstellung (IBA) zu beteiligen, haben sich zerschlagen. Im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) des Gemeinderats hat die Verwaltung jüngst den Stand der Dinge vorgestellt. Klar wurde, dass eine Vermarktung des Areals angesichts der Situation am Immobilienmarkt deutlich schwieriger und nach aktuellem Stand auch weniger lukrativ geworden ist.
CDU-Fraktionschef Tim Hauser hatte die Debatte mit einem Haushaltsantrag angestoßen: Weil er findet, „dass Projekte dieser Größenordnung mit bis zu 500 Wohneinheiten stärker in den Fokus gerückt werden müssen“, hatte Hauser um Aufklärung gebeten, wie Planungsprozesse so gestaltet werden können, dass sie auch bei zeitlichen Verzögerungen, etwa durch stockende Aktivitäten der Baubranche, fertig in der Schublade liegen. Hausers Kritik: „Wir sind oft Champions League in der Planung und nur Kreisklasse in der Umsetzung.“
Im ATU hat Stadtplanungsamtschef Axel Fricke nun deutlich gemacht, dass es mit einem zeitnahen Baubeginn nach dem Auszug der Hochschule wohl nichts werden wird. Für Anfang 2025 strebt die Verwaltung einen Grundsatzbeschluss zur Entwicklung des neuen Stadtquartiers und zur schrittweisen Vermarktung von Teilflächen an. Die Stadt will ihre städtebauliche Rahmenplanung für dieses Projekt noch 2025 unter Dach und Fach bringen – allerdings werde man danach „nicht gleich loslegen können“, weil die Vermarktung der Flächen herausfordernd werden dürfte.
Die bestehenden Gebäude abreißen?
Immerhin wurden inzwischen wichtige Voruntersuchungen angestellt, die weiter ergänzt werden. Eine zentrale Frage ist noch unbeantwortet: Sollen die bestehenden Gebäude fallen oder ganz oder zumindest teilweise erhalten und neu definiert werden?
Inzwischen mehren sich die Zeichen, dass das rund 67 000 Quadratmeter große Areal nicht en bloc vermarktet wird, zumal eine abschnittsweise Realisierung „eine detailliertere und vor allem differenziertere Planung, Steuerung und Entwicklung“ ermögliche. Entscheidend sei eine qualitativ hochwertige Planung aus einem Guss. Kniffliger ist, dass sich die Stadt verpflichtet hat, den Kaufpreis von 23 Millionen Euro innerhalb von drei Wochen nach dem Auszug der Hochschule zu begleichen.
Da das Geld an das Land fließen muss, eine Refinanzierung durch Weiterverkauf jedoch auf sich warten lässt, muss die Stadt den Kaufpreis vermutlich 2026 und 2027 zwischenfinanzieren, was den städtischen Haushalt erheblich belasten wird – ein sehr hoher sechsstelliger Zinsbetrag pro Jahr gilt als nicht unrealistisch. Derzeit ist das Projekt weder im Doppelhaushalt noch in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt finanziert. Deshalb müsse „die haushaltsrechtliche Grundlage für den Eintritt der Stadt in den Vertrag und die abschnittsweise Vermarktung über einen Nachtragshaushalt 2025 hergestellt werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Darüber, welche Preise später am Immobilienmarkt zu erzielen sind, kann aktuell nur spekuliert werden. Die Stadt hofft auf steigende Preise, der Verkauf soll nicht übers Knie gebrochen werden.
Im ATU betonte Carmen Tittel (Grüne) die große Bedeutung des Areals für die gesamte Stadt. Sie empfahl, das Gelände in eigener Hand zu behalten. Tittel plädiert für einen Erhalt der Gebäude, allerdings bereitet ihr eine mögliche PCB-Belastung Sorgen. Heidi Bär (SPD) bedauerte, dass der Bericht der Verwaltung so lange auf sich warten ließ. Auch ihr gefällt der Gedanke, dass die Stadt dort selbst baut. Wichtig sei, dort möglichst viel bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Eberhard Scharpf (Freie Wähler) monierte: „Seit 2016 wurde nicht viel gemacht.“ Nun werde der Verkauf immer schwieriger. Die Hoffnung auf sinkende Baupreise teilt Scharpf nicht. Karin Pflüger (CDU) schrieb der Stadt nochmals ins Stammbuch, sie möge „einen Zahn zulegen“. Und Johanna Renz (Linke) favorisiert ebenfalls eine Bebauung des Geländes unter städtischer Regie. Ulrich Fehrlen (FDP) meinte indes augenzwinkernd: „In zehn oder fünfzehn Jahren wird es sich zeigen, wer das bessere Geschäft gemacht hat – das Land oder wir.“ Für OB Klopfer ist klar: „Beide werden Gewinner sein.“ (adi)
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