Esslingen

Bücherei bleibt ein heißes Thema

Die Esslinger Stadtverwaltung hat ihre ersten Pläne für einen möglichen Umzug der Bibliothek ins einstige Modehaus Kögel vorgestellt. Eine Entscheidung soll Mitte Mai fallen. Die Zukunft des Pfleghofs bleibt ein Thema.

Die Diskussion über die Zukunft der Esslinger Stadtbücherei geht in eine entscheidende Phase: Mitte Mai soll der Gemeinderat entscheiden, ob die Pläne für einen Umzug der Bibliothek ins frühere Modehaus Kögel weiter vorangetrieben werden. OB Matthias Klopfer hatte im Herbst angeregt, die Volkshochschule im früheren Karstadt-Warenhaus in der Bahnhofstraße anzusiedeln und die Bücherei bei Kögel. Davon verspricht er sich Impulse für die gebeutelte Innenstadt. Bisher hatte der Gemeinderat nur hinter verschlossenen Türen darüber diskutiert. Nun hat er erstmals öffentlich getagt – und das vor vielen Zuhörerinnen und Zuhörern.
Mittlerweile hat die Verwaltung Klopfers Idee mit Zahlen, Daten und Informationen unterfüttert. Für den OB steht fest, dass eine neue Bibliothek im Kögel-Haus „eine sehr gute, wirtschaftliche und zeitnah realisierbare Lösung“ wäre. Mit Blick auf den Bürgerentscheid vom Frühjahr 2019, der eine klare Mehrheit für einen Verbleib im Bebenhäuser Pfleghof gebracht hatte, befand Klopfer: „Damals konnte niemand ahnen, dass Kögel schließen würde. Wenn sich die Möglichkeit eines Umzugs dorthin ergibt, sind wir gut beraten, neu nachzudenken.“ In der Verwaltung habe er für seine Überlegungen „ausschließlich Zustimmung erhalten“. In der Bürgerschaft spüre er „große Zustimmung“, so der OB.
Die Kulturamtsleiterin Alexa Heyder erläuterte, wo sie die Vorteile eines Umzugs ins Kögel-Haus sieht. Im Gebäudekomplex von Zehentgasse 1, Rathausplatz 14 sowie Fischbrunnen 4 und 4/1 könne eine moderne Bibliothek an exponierterer Stelle mit mehr Platz, mehr Barrierefreiheit, weniger denkmalbedingten Einschränkungen und besseren Voraussetzungen für eine zukunftsgerichtete Bibliotheksarbeit entstehen. Vieles von dem, was die CDU mit ihrem Antrag, alternativ ein Konzept für ein digitales Bürger- und Medienzentrum zu entwickeln, gefordert hatte, sei in einer Bücherei im Kögel-Haus realisierbar. Deshalb verzichtete die Stadt darauf, diesen Gedanken weiter zu verfolgen. Und mit Blick auf die Bürgerbeteiligung zu einer neuen Bibliothek im Pfleghof versicherte Heyder: „Kögel bietet alles, was sich die Menschen wünschen.“ Davon könne man sich in einer Infoveranstaltung am 5. März ab 18.30 Uhr und bei Besichtigungen am 9. März (11 bis 15 Uhr) überzeugen. Viel Lob für die Pläne der Stadt gab’s von Christian Spiegel vom Jugendgemeinderat, der sich viele Arbeitsplätze erhofft.

Breite Zustimmung zeichnet sich ab
Im Gemeinderat zeichnete sich bei vielen Zustimmung ab. Carmen Tittel (Grüne) sieht „einen Mehrwert für die Bibliothek und die Innenstadt“. Die Bürgerschaft erwarte allerdings „ein klares Bekenntnis zu einer Nachnutzung des Bebenhäuser Pfleghofs“. Außerdem wünschen sich die Grünen keine bloße Anmietung der Immobilie Kögel, sondern die Möglichkeit, „dass die Gebäude mittelfristig ganz oder zumindest teilweise von der Stadt erworben werden können“. Ulrike Gräter (SPD), die 2018 mit Wolfgang Drexler und Klaus Hummel das Bürgerbegehren für eine Bibliothek im Pfleghof initiiert hatte, sieht im Kögel-Gebäude „ein neues Tableau an Möglichkeiten für die Stadtbücherei“. Unverzichtbare Bedingung für die SPD sei, dass der Pfleghof im Besitz der Stadt bleibe. Annette Silberhorn-Hemminger (Freie Wähler) sieht bei Kögel ein großes Potenzial an Räumen und Chancen. Wichtig seien ein realistischer Zeit- und Finanzierungsplan und ein Konzept für die künftige Nutzung des Pfleghofs.

Zweifel an Belebung der Innenstadt
Sven Kobbelt (FDP) befand: „Das Konzept ist gut, die Anforderungen an eine moderne Bibliothek werden umgesetzt.“ Mit dem Geld, das für den Pfleghof eingeplant war, lasse sich bei Kögel „eine schnelle und kostengünstige Lösung“ realisieren. Tim Hauser (CDU) hegt indes Zweifel, „ob es die erhoffte Belebung der Innenstadt bringt, wenn die Bücherei 130 Meter weiter in ein anderes Gebäude umzieht“. Und er fordert ein Konzept nebst Kostenschätzung für den Bebenhäuser Pfleghof und das Nebengebäude Heugasse 11. Martin Auerbach (Linke) sieht noch viele offene Fragen vor einer Entscheidung über eine Bücherei im Modehaus. Er vermisst ein Gesamtkonzept für die Zukunft der Innenstadt. Dilek Toy (FÜR) ist „nach wie vor empört über die raffinierte Art und Weise, wie die Umsetzung des Bürgerentscheids ausgebremst wurde“. Und: „Kein schwäbischer Häuslebauer würde auf die Idee kommen, eine teure Wohnung anzumieten, wenn er ein eigenes Haus besitzt.“ (adi)

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