Nürtingen

Wendlingen bringt Bürger-App an den Start

Zusammen mit einem Heilbronner Start-up will die Stadt Wendlingen im März eine Bürgerapp starten. Die Smartphone-Anwendung soll die Kommunikation mit der Verwaltung erleichtern und könnte sogar im Katastrophenfall helfen.

Dem Bürgermeister eine Mitteilung direkt per Smartphone senden? Bald könnte das in Wendlingen Realität werden. Die Stadt plant, zusammen mit dem Heilbronner Start-up NQT Solutions, bis März eine Bürger-App namens „Bürgerstimme“ einzuführen. Wendlingen will dabei eine Vorreiterrolle einnehmen: Nach Göppingen ist sie die zweite Kommune, die das Produkt der Gründer Timon und Nicolas Quatvasel nutzt. „Wir brauchen ein Kommunikationsmittel, das über klassische Wege hinausgeht“, erklärt Bürgermeister Steffen Weigel. Insbesondere jüngere Menschen kommunizieren heute vor allem via App und Social Media, während Telefon, E-Mail oder Postweg an Bedeutung verlieren. Eine Erweiterung der Social-Media-Kanäle kam für Wendlingen jedoch nicht infrage. „Wir wollten eine eigene Lösung“, so Weigel. So kam die Stadt auf die App-Lösung von NQT Solutions.


Eine App für mehr Bürgernähe
Die Entwickler der „Bürgerstimme“ haben vor dem Start 125 Bürgermeister und Verwaltungsfachleute aus Süddeutschland befragt. Das Ergebnis: Ein Großteil der Kommunen sieht Verbesserungspotenzial in der Kommunikation mit den Bürgern. Informationen sollten einfacher zugänglich sein, während Anliegen der Bürger unkompliziert die zuständigen Stellen erreichen sollten. „Unser Ziel war eine zentrale, intuitive und native Lösung“, erklärt Nicolas Quatvasel. Zwei Jahre Entwicklungszeit mündeten in eine App, die einfach zu bedienen ist, aber dennoch zentral gesteuert werden kann. Wendlingens Wirtschaftsförderer Richy Bauer, der das Projekt gemeinsam mit Kristina Kappels aus der Öffentlichkeitsarbeit umsetzt, lobt die modulare Struktur: „Wir können Funktionen flexibel hinzufügen oder weglassen.“
So können sich Wendlinger Bürger künftig nicht nur über aktuelle Nachrichten aus ihrer Stadt informieren, sondern auch auf wichtige Informationen aus der Verwaltung zugreifen. Dazu gehören etwa die drei aktuellsten Ausgaben des Amtsblatts, die jederzeit in der App abrufbar sind. Auch ein Veranstaltungskalender wird integriert, sodass die Bürger keine wichtigen Termine oder Events in Wendlingen mehr verpassen.
Ein besonderes Highlight der App ist die Möglichkeit, sogenannte Push-Benachrichtigungen zu versenden. Damit kann die Stadtverwaltung wichtige Informationen schnell und gezielt an alle Nutzer übermitteln. „Das hätten wir beispielsweise beim Brand im Otto-Quartier gut gebrauchen können“, sagt Bürgermeister Weigel. Damals informierte die Nina-Warnapp erst Stunden nach dem Ausbruch des Feuers. Mit der eigenen App wäre eine sofortige Alarmierung möglich gewesen – ein Vorteil auch bei Hochwasser oder anderen Gefahrensituationen.
Doch die App funktioniert auch in die Gegenrichtung: Bürger können direkt mit der Verwaltung in Kontakt treten. Über die App können Termine im Bürgeramt gebucht oder über die sogenannte „Mängelmelder“-Funktion Schäden wie defekte Straßenbeleuchtung, illegale Müllablagerungen oder schadhafte Straßen gemeldet werden. Dazu lassen sich Fotos und Standortdaten hochladen, sofern die entsprechende Funktion im Smartphone aktiviert ist. „Bisher gingen solche Meldungen in der Zentrale ein und wurden intern verteilt. Künftig werden sie direkt an den Bauhof weitergeleitet“, erklärt Bauer.
Ein weiteres innovatives Element ist die Möglichkeit, Bürgerbefragungen über die App zu organisieren. Die Stadt kann dabei gezielt bestimmte Zielgruppen wie Familien oder Senioren ansprechen. Alternativ lassen sich auch repräsentative Umfragen durchführen, bei denen Zufallsbürger ausgewählt werden, um ihre Meinung zu bestimmten Themen abzugeben.

Datenschutz und Sicherheit im Fokus
Neben den Funktionen spielt der Datenschutz eine zentrale Rolle. „Die Server werden ausschließlich in Deutschland betrieben“, betont Weigel. Die Authentifizierung erfolgt per Brief, um sicherzustellen, dass nur Wendlinger Bürger Zugriff haben. In den Wochen vor dem Start erhalten alle Haushalte einen Registrierungscode. „Wir hoffen natürlich auf eine rege Teilnahme“, so Bauer.
Mit der Einführung der „Bürgerstimme“ beschreitet Wendlingen neue Wege in der Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Bürgern. „Es geht nicht nur um Effizienz, sondern auch um Bürgernähe“, fasst Bürgermeister Weigel zusammen. Die App soll den Austausch erleichtern, die Reaktionszeit verkürzen und die Bürger stärker in lokale Entscheidungsprozesse einbinden. Von den Erfahrungen, die damit vor Ort gemacht werden, könnten dann auch weitere Städte profitieren, so Weigel.

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