Neckar Schurwald

Wasserstoff befördert Energiewende

Die Bauarbeiten für den Fuel Switch schreiten rasant voran. Parallel dazu hat das Kraftwerk auf der Gemarkung von Altbach und Deizisau sein Informationscenter neu gestaltet. Dort werden regelmäßig Führungen angeboten.

Sie ist schon da. Gut abgedeckt steht die neue Gasturbine samt dem dazugehörigen Generator am Rande der Baustelle auf dem Kraftwerksgelände auf Gemarkung von Altbach und Deizisau. Auf weiteren Flächen stehen allerhand verpackte Komponenten, die auf ihren Einbau für den sogenannten Fuel Switch, also den Wechsel von Kohle auf Gas, warten. „Es wurde schon viel angeliefert“, erklärt Jens Rathert. Er ist der Technische Projektleiter für den Fuel Switch. Zudem hat die EnBW das Infocenter am Kraftwerk neu gestaltet.
Los gingen die Bauarbeiten im November 2023. Ende 2026 soll alles fertig sein, damit die neue Gasturbine Strom und Wärme liefern kann. Die Kohlekraft soll von da an Geschichte sein. 600 Millionen Euro kostet der Umbau des Kraftwerks. Angeliefert wird das Gas über eine neue Leitung, die über den Schurwald kommend nach Altbach verlaufen soll. In der ferneren Zukunft soll die neue Turbine mit Wasserstoff betrieben werden. 2027 wird die EnBW aber noch nicht soweit sein. Die Kraftwerksbetreiber rechnen damit, Mitte der 2030er-Jahre von Gas auf grünen Wasserstoff umsteigen und damit klimaneutral Strom und Wärme herstellen zu können. Die Gasturbine kann nach wenigen Umbauarbeiten auch Wasserstoff statt Gas verbrennen. Der Wasserstoff könnte dann über die genannte neue Leitung über den Schurwald kommen.
Doch warum ist die Gasturbine überhaupt noch notwendig? Die Energiewende mit dem Ausbau der Wind- und Sonnenenergie ist in vollem Gange. Es fehlt jedoch Speicherkapazität. Nicht immer scheint die Sonne ausreichend oder weht der Wind kräftig genug. Der Strom soll trotzdem fließen. Dafür müssen auch in Zukunft Energie und Wärme am Kraftwerk produziert werden.
Damit das alles einmal so funktioniert, wie es geplant ist, ist noch viel zu tun. In Spitzenzeiten werden rund 600 Menschen gleichzeitig auf der Baustelle arbeiten, erklärt Projektleiter Rathert. Eine Herausforderung sei der Platz. Viele Komponenten kämen vorgefertigt aus der ganzen Welt und müssten bis zu ihrem Einbau gelagert werden. „Wir nutzen jede Ecke“, sagt der Projektleiter. Auch die Fläche für das neue Heizkraftwerk 3 sei „relativ eng“. Umso wichtiger sei es, dass alle Arbeiten reibungslos ineinandergreifen. Und nicht nur die begrenzte Fläche ist eine Herausforderung. Auch der Untergrund direkt neben dem Neckar könnte für ein Bauvorhaben dieser Dimension besser sein. 1200 Pfähle seien in den Boden gerammt worden, um darauf das Fundament zu errichten. Derzeit würden die letzten Schritte unternommen, um dann die Gasturbine in das Gebäude einzubauen.
Das Ziel ist die klimaneutrale Energieerzeugung ab Mitte der 2030er-Jahre mit grünem Wasserstoff. Damit ist der Kraftwerksumbau in Altbach/Dezisau ein wichtiger Teil der Energiewende. Darauf wies der Leiter Erzeugung Betrieb der EnBW AG, Andreas Mühlig, während der Einweihung der neuen Ausstellung im Informationscenter des Kraftwerks hin. Diese erklärt, wie die Energiewende funktioniert, welche Chancen und Herausforderungen es gibt. „Jetzt gilt es, den entscheidenden Schritt zu gehen“, sagte er mit Blick auf den Fuel Switch. Rückenwind gibt es dafür von der Landespolitik. Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, sagte: „Die Energiewende ist mehr als Fotovoltaik und Windkraft.“ Vielmehr gehe es um eine umfassende Transformation. Wasserstoff sei ein „echter Hoffnungsträger“, um eine Brücke zur Sonnen- und Windenergie zu schlagen. „Das Wetter hat so seine eigenen Launen“, brachte es der Altbacher Bürgermeister Martin Funk auf den Punkt. Dass die neue Energie auch in Zukunft am Standort Altbach/Deizisau erzeugt wird, werde von einem großen Teil der Einwohner getragen. Daran erinnerte der Deizisauer Bürgermeister Thomas Matrohs. „Wir wollen nicht als Verhinderer, sondern als Ermöglicher der Energiewende wahrgenommen werden“, sagte er.

Bereits 150 000 Führungen wurden von Besuchern genutzt
Besuchercenter:
Ob Schulklassen, Vereine, Fachverbände oder Studenten – das Infocenter bietet regelmäßige Führungen an. In den vergangenen 20 Jahren hätten rund 150 000 Besucher dieses Angebot genutzt, erklärte die Center-Leiterin Ruth Siamos. Und gerne dürften es noch mehr werden.
Führungen: Wer eine Führung im Kraftwerk Altbach/Deizisau machen möchte, muss sich onine anmelden unter https://besichtigungen.enbw.com/. Kinder im Alter unter 14 Jahren dürfen aus sicherheitstechnischen Gründen nicht an dem Rundgang teilnehmen. Es gibt aber auch virtuelle Führungen.
Inhalt: Derzeit werden am Standort zwei Heizkraftwerkblöcke, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen, betrieben. Auf der Führung erfahren die Besucher, wie aus Kohle Strom und Fernwärme werden. Im Infocenter wird zudem über Chancen und Herausforderungen der Energiewende informiert. (bra)

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