Esslingen

Warme Speisen und ein großes Stück Warmherzigkeit

Gemeinschaft, Gespräche, Geborgenheit, Mittagessen: Die Esslinger Vesperkirche startet am 19. Januar.

Er braucht eiserne Nerven. Bernd Schwemm hat als Projektleiter der Esslinger Vesperkirche viel erlebt in den vergangenen Jahren. Dennoch freut er sich auf die neueste Auflage der Veranstaltung von Sonntag, 19. Januar, bis Sonntag, 2. Februar, im „Neuen Blarer“ in der Altstadt. Das Motto lautet: Gemeinsam an einem Tisch. Zum 16. Mal öffnet die Esslinger Vesperkirche nun ihre Pforten. Getragen wird diese von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen und dem Esslinger Kreisdiakonieverband, Kooperationspartner sind die katholische Gesamtkirchengemeinde, die evangelisch-methodistische Kirche und die Caritas Region Fils-Neckar-Alb. Zum Essen gibt es jeden Mittag einen kurzen christlichen Impuls.

Von 11.30 bis 14.30 Uhr
Ein Fall aus den Vorjahren: Der Anruf kam kurz vor der Eröffnung. Ein aufgeregter Fahrer teilte mit, dass er den Lieferwagen mit den Essen für die Vesperkirche soeben gegen einen Laternenmasten in der Entengrabenstraße gefahren habe. Es sei ein medizinischer Notfall gewesen, ihm sei schwarz vor Augen geworden, er sei mit dem Wagen von der Straße abgekommen und liege nun im Krankenwagen. Da musste Bernd Schwemm schnell Fahrzeuge samt Fahrern organisieren, die die Essen von der Entengrabenstraße zur Vesperkirche brachten. Es habe geklappt. Irgendwie klappe es immer.
Diesen Optimismus nimmt er mit in die Durchführung der Vesperkirche 2025. Ab Sonntag, 19. Januar, freut sich das Team mit etwa 300 Ehrenamtlichen von 11.30 bis 14.30 Uhr im Gemeindehaus am Blarerplatz auf Gäste. Die Essen mit Suppe, Hauptgang (mit Fleisch oder vegetarisch), Salat, Getränken, Kaffee und Kuchen werden von 12 bis 14 Uhr serviert. Die Gäste zahlen einen symbolischen Beitrag von 1,50 Euro pro Mahlzeit (wer mehr geben kann, darf dies gerne), die regulär mit 7,50 Euro zu Buche schlagen würde. Für die Essen und andere Ausgaben zur Durchführung der Vesperkirche werden pro Jahr etwa 40 000 Euro benötigt, rechnet Bernd Schwemm vor. Das Geld komme durch Spenden zusammen.
Es geht aber nicht nur ums Essen. Die Vesperkirche, betont der Pfarrer Christoph Bäuerle, ist auch ein Ort der gelebten Diakonie und bietet Raum für Gemeinschaft, Geselligkeit, Begegnung. Seelsorger sind an allen Veranstaltungstagen anwesend, um sich im Bedarfsfall die Nöte, Sorgen und Ängste der Besucher anzuhören. Denn Menschen mit einem ganz unterschiedlichen sozialen Hintergrund kommen in die Vesperkirche: junge Erwachsene, Senioren, sozial Benachteiligte, Wohlhabende, Personen mit Migrationshintergrund, Obdachlose.

Jeder ist willkommen
Für manche sei es ein absoluter Luxus, eine warme Mahlzeit zu erhalten, sagt Bernd Schwemm. Viele würden hier auch Wertschätzung und Respekt erfahren, denn jeder sei in der Vesperkirche willkommen. Einen Nachschlag gibt es auf Nachfrage auch. Hungrig soll keiner aufstehen. 230 Essen werden pro Tag angeboten, sagt der Projektleiter. Was übrig bleibt, geht als Spende an die Tafel. Etwa 2200 Gäste kommen an allen Veranstaltungstagen ins „Neue Blarer“ mit seinen 150 Plätzen.
In dem Gemeindehaus ist die Logistik laut Bernd Schwemm besser als im früheren Veranstaltungsort. In der Frauenkirche seien schon die Vorbereitungen vor Beginn sehr aufwendig gewesen, die Kosten etwa für die Heizung seien in dem Gotteshaus um ein Vielfaches höher gewesen als im „Neuen Blarer“, und es seien mehr Ehrenamtliche benötigt worden. Die Gläser hätten in früheren Jahren die Esslinger Winzer zur Verfügung gestellt. Dann hätten sich die Wengerter neues Geschirr mit einem Henkel angeschafft, das sehr aufwendig zu spülen und somit für eine Nutzung in der Vesperkirche ungeeignet gewesen wäre. Zwei Tage vor Beginn sei das aufgefallen. Durch Zufall habe er einen ehemaligen Mitarbeiter der Stadtwerke Esslingen kennengelernt, der auf die Schnelle Ersatz von seinem früheren Arbeitgeber beschaffen konnte. Damit sei die Durchführung der Vesperkirche im letzten Moment gerettet gewesen. Bernd Schwemm braucht eben eiserne Nerven.

Info: Wer Kuchen für die Vesperkirche spenden möchte, kann sich an Bernd Schwemm unter bernd.schwemm@elkw.de wenden. (sw/hin)

Kommentare sind deaktiviert.