Nürtingen

Pflanzbeete werden in der Goethestraße in Wendlingen ökologisch umgestaltet

Viele Bäume und andere Pflanzen sollen zu einem angenehmen Stadtklima beitragen. Angesichts immer trocken werdender Sommer müssen diese bewässert werden. Das geht auch ökologisch.

Wasser ist ein knappes Gut. Im März war der regenärmste Monat seit der Wetteraufzeichnung. Sinkende Grundwasserpegel sind die Folge von monatelanger Trockenheiten, wie dies in unseren Breiten schon vorkommt. Viele Städte stellen daher ihr Wassermanagement auf den Prüfstand.

Ums Wasser sparen geht es auch bei der Maßnahme, bei der die Pflanzbeete entlang der Goethestraße in Wendlingen erneuert werden sollen. Die bepflanzten Beete mit Rabatten und Bäumen befinden sich zwischen den Parkräumen. Mit den Jahren sind die aus Betonsteinen gebauten Hochbeete gebrochen und unansehnlich geworden. Grund für die geborstenen Steine sind die Wurzeln der Bäume. Dies ist Anlass, sie zu Tiefbeeten umzubauen. Zwei Beispiele dafür gibt es bereits im unteren Teil der Goethestraße. Dort wurden die Beete mit Granitstein eingefasst. Weitere elf Beete sollen dem folgen. Um den Baumwurzeln mehr Raum zu geben, sollen jedem neu gepflanzten Baum künftig zwölf Kubikmeter Bodenvolumen zur Verfügung gestellt werden. In Vorbereitung der Neugestaltung waren 13 morsche Bäume gefällt worden. Für die Neubepflanzung sollen laut Bernd Eppinger, zuständig für die Grünanlagen der Stadt, drei bisher nicht näher benannte Baumarten gewählt werden. „Die sich für den Straßenraum eignen und Hitze und Trockenheit vertragen“, erklärte Eppinger in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt.

Die Einlaufschächte enthalten
ein Filtersystem

Mit der Neugestaltung soll auch die Bewässerung der Pflanzen in den Fokus genommen werden. Dafür sollen die Einlaufschächte gegen variable Schächte ausgetauscht werden. Das Neue an ihnen ist, dass im Winter wie bisher das gesamte Oberflächenwasser mit Streugut und Gummiabrieb von Reifen direkt in die Kanalisation läuft. Im Sommer wird ein Schieber umgestellt, sodass das Regenwasser über einen Filter ins Baumbeet fließen kann. Dadurch werden unter anderem Reifenabrieb und Ölrückstände herausgefiltert. Das überschüssige Wasser versickert ins Grundwasser. „Durch die elf umgebauten Einlaufschächte ergibt sich eine Wassermenge von jährlich etwa 800.000 Litern, die dem Grundwasserspeicher beziehungsweise den Pflanzen zusätzlich zur Verfügung stehen“, verdeutlichte Bernd Eppinger.

Neben der Neugestaltung der Baumbeete und dem naturnahen Ableiten des gefilterten Regenwassers ist für die Kommune ein dritter Gesichtspunkt von Relevanz. „Die hydraulische Belastung der Kläranlage ist nicht so hoch“, hob Markus Lämmle, der Erste Beigeordnete, im Nachgang der Sitzung hervor. Damit sich dies jedoch bemerkbar macht, müssen solche Systeme noch in vielen weiteren Straßen umgesetzt werden, bemerkte er dazu.

Alois Hafner hat noch einen
zusätzlichen Vorschlag

Alois Hafner begrüßte das Vorhaben grundsätzlich. Er hatte jedoch noch einen weiteren Vorschlag parat. Der CDU-Stadtrat nahm die Regenrinnen der Privathäuser neben der Straße in den Fokus. Dies sei weniger schmutzig als das von der Straße. Mit dem Einbau einer Rigole könne das Wasser in den angrenzenden Regeneinlauf an der Straße fließen. „Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe“, sagte er.

Das hielt auch Helga Münz-Bulach, von den Grünen, für einen guten Ansatz. „Wir müssen etwas für das Stadtklima machen“, begrüßte die Stadträtin den Vorschlag der Stadtverwaltung angesichts der Baumpflanzungen.

Die Kosten in Höhe von 170.082 Euro seien „viel Geld“, äußerte sich Ansgar Lottermann zur aktuellen Berechnung der Maßnahmen. Allein ein Drittel der Kosten entfällt auf das Bewässerungssystem. Das erachtet der Fraktionsvorsitzende der SPD zwar für „sinnvoll“, dennoch fragte er nach, ob es eine so teure Lösung sein müsse. Er sei auch bereit, Hafners Vorschlag mitzugehen.

Einen so großen baulichen Eingriff wie für eine Rigole auf einem privaten Grundstück hält Susanne Essig für schwierig. Die Stadträtin der Freien Wähler glaubt daher nicht, dass sich der Vorschlag Hafners rasch umsetzen lässt. Denn jeder Grundstückseigentümer muss natürlich vorher gefragt werden, ob er damit einverstanden wäre.

Skeptisch äußerte sich daher auch die Stadtverwaltung zu dem Vorschlag Hafners, auch wegen der zu rechnenden Höhe der Kosten. Trotzdem will man das Thema nicht gleich ad acta legen, sondern zuerst auf Durchführbarkeit geprüft werden. Auch soll bis zur nächsten Gemeinderatssitzung geklärt werden, welche Schadstoffe mit welchen Filtern zurückgehalten werden können.

Eine Entscheidung fällte der ATU dennoch. Er fasste den Baubeschluss für die Umgestaltung der Pflanzbeete. „Sonst sind wir eine Blühperiode hinten dran“, argumentierte Bürgermeister Weigel für eine rasche Fortsetzung der Planung. Außerdem seien die 170.082 Euro in diesem Haushaltsjahr eingeplant. (gki)

Kommentare sind deaktiviert.