Nürtingen

Oberboihinger will Begegnungsprojekt auf die Beine stellen

Für das Projekt „Generationenbrücke“ will Dietmar Hierl ein kleines Team zusammenstellen. Er hofft auf Unterstützung von Städten und Gemeinden.

Mit dem Ehrenamt ist Dietmar Hierl aus Oberboihingen gut bekannt. 40 Jahre lang spielte er im Musikverein Wendlingen, war Pressewart, Ausbilder und Organisator von Veranstaltungen. Er stand fünf Jahre lang bei der „Sackbendel Komede“ auf der Bühne und er war Elternbeiratsvorsitzender. Dann bremste ihn eine schwere gesundheitliche Krise aus. Auf dem Weg aus dieser heraus gab ihm seine Tochter einen Rat: „Du musst wieder raus unter die Leute.“ Also fährt er seit einem Jahr zwei- bis dreimal pro Woche für die Sozialstation Wendlingen Essen aus, im Durchschnitt etwa 25 Portionen pro Tour. Die Kunden der Sozialstation wohnen in Wendlingen, Köngen, Unterensingen und Oberboihingen.

Auch wenn er dabei nur wenige Minuten pro Haushalt Zeit hat, schließlich soll der letzte Kunde allerspätestens um 13 Uhr sein Essen haben, hat er dabei eines gemerkt: „Ich bin oft der Höhepunkt des Tages.“ Wo kein Pflegedienst komme, vielleicht nur einmal pro Woche jemand zum Putzen, fehle vielen Senioren die Ansprache, sagt er. Ja, es gebe bereits wertvolle Angebote, um die Senioren aus ihrem oft eintönigen Tagesablauf zu holen, meist von kirchlicher Seite. Aber das reiche noch nicht aus.

Vor vier Monaten hat Hierl im Fernsehen eine Reportage gesehen: Dort wurden Projekte vorgestellt, bei denen junge Menschen zwischen 15 und 18 Jahren Senioren besuchen. Sie plaudern mit ihnen, machen Spiele oder schauen alte Fotos an, sie helfen auch mal bei kleinen Dingen rund ums Haus. Dafür gibt es ein Taschengeld. Hierl war begeistert, hatte aber ein Problem: Da er durch Zufall auf den Beitrag stieß, hat er ihn nicht von Anfang an gesehen und ihn später auch nicht in der Mediathek gefunden. So wusste er nicht, auf welche konkrete Stadt sich die Reportage bezog. Auch eine direkte Nachfrage beim Fernsehsender half nicht weiter.

Es gibt noch viele Fragen zu klären
Inzwischen weiß er aber: Begegnungsprojekte zwischen den Generationen gibt es etwa in Mannheim, Speyer und Mosbach, sie heißen meist „Taschengeldbörse“. Nach ihrem Vorbild wünscht sich Hierl ein Angebot in Wendlingen, Köngen, Unterensingen und Oberboihingen, allerdings unter anderem Namen. Weil nicht der Verdienst im Mittelpunkt stehen soll, sondern die Begegnung, heißt sein Arbeitstitel „Generationenbrücke“. Ob dieser Titel bleibt, will er gemeinsam mit dem kleinen Team entscheiden, das er für das Projekt zu finden hofft. „Optimal wäre mindestens eine Person aus jeder Gemeinde, gerne auch Jüngere zwischen 20 und 40 Jahren. Ich muss da nicht der Chef sein.“
Er weiß, dass es für so ein Projekt vieles zu besprechen gibt: Wie werden die Jugendlichen ausgewählt und an die Besuche herangeführt? Wie läuft die Versicherung, wie ist der Datenschutz gesichert? Ähnlich wie bei einem „Rat-und-Tat-Reparaturservice“ muss festgelegt werden, was als angemessene „kleine Hilfe“ gilt und was die Jugendlichen ablehnen sollen. Möglichst sollen Jung und Alt etwas gemeinsam machen, das kann auch Blumengießen sein. Im besten Fall könnten sich der eine oder andere „Ersatzenkel“ und die eine oder andere „Ersatzoma“ finden.
„Ich muss das Rad ja nicht neu erfinden“, sagt Hierl und hat deshalb mit drei Städten mit derartigen Projekten Kontakt aufgenommen. Er habe auch schon Antworten bekommen und hake, wo nötig, weiter nach. Auch mit jungen Leuten in Nabern habe es bereits ein solches Projekt gegeben, berichtet er.

Er will keinen Verein gründen, mit allem, was da an Aufwand dazugehört, sondern hofft auf die Unterstützung der vier Städte und Gemeinden. Deswegen hat er vor wenigen Tagen die vier Bürgermeister angefragt, ob die Kommunen die Trägerschaft übernehmen und technische Unterstützung leisten könnten, etwa mit Räumlichkeiten zur Vorstellung des Projekts und mit Hilfe bei der Werbung.

Info: Leserinnen und Leser die das Projekt von Anfang an mit entwickeln möchten und .wer sich vorstellen kann, im Projektteam „Generationenbrücke“ mitzuarbeiten, kann sich unter der Telefonnummer (0 70 22) 9 77 51 11 oder unter E-Mail an dietmar-hierl@t-online.de melden.

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