Esslingen

Neue Pläne für alte Brücke

Der Mittelteil der Esslinger Pliensaubrücke wird neu gebaut – und wegen der wachsenden Zahl an Fußgängern und Radfahrern breiter als zunächst geplant. Davon wird auch der Merkelpark betroffen sein. Zudem werden Umleitungen nötig werden.

Die Esslinger Pliensaubrücke ist hoch frequentiert. Nicht nur viele Fußgänger, auch zahlreiche Radlerinnen nutzen die Verbindung zwischen Pliensauvorstadt und Innenstadt. Doch neben dem regen Verkehr hat auch der Zahn der Zeit an der Substanz der Brücke genagt. Vor allem der Mittelteil der Querung über dem Neckar ist marode und soll deshalb neu gebaut werden, wie der Gemeinderat im vergangenen Jahr beschlossen hat. Inzwischen sind die Planungen vorangeschritten. So ist jetzt klar, dass die rund 12,3 Millionen Euro teure neue Brücke etwas breiter werden soll als ursprünglich vorgesehen. Denn eine Verkehrszählung im Juni hat ergeben, dass offenbar mehr Fuß- und Radverkehr über die Pliensaubrücke läuft als noch bei den Verkehrszählungen in den Jahren 2018 und 2020.
Deshalb plant man die neue Querung nun mit sechs Metern Breite statt der ursprünglich vorgesehenen fünf Meter, und die Rampe in den künftigen Neckaruferpark hinunter soll fünf statt der bislang geplanten vier Meter breit werden – auch weil man den Fuß- und Radverkehr auf der gesamten Brücke getrennt voneinander führen will, um Konflikte zu vermeiden und die Sicherheit zu erhöhen. An den Übergängen zur Steinbogenbrücke und zur Bahnbrücke mit dem Treppenabgang zum Promenadenweg wird die Brücke auf bis zu 8,50 Meter aufgeweitet.
Zudem hat man sich mit der Arbeitsgruppe Barrierefreiheit auf eine knapp 100 Meter lange Rampe von der Pliensaubrücke in den künftigen Neckaruferpark hinunter geeinigt, die mit mehreren Podesten durchsetzt ist. Auch ein Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen ist geplant. Bis die Rampe tatsächlich genutzt werden kann, wird es aber noch dauern. Denn fertiggestellt wird die neue Brücke nach derzeitigen Plänen voraussichtlich erst im Jahr 2027 – und während der Bauarbeiten wird der Fuß- und Radverkehr über die Vogelsangbrücke umgeleitet. Dort will man dem Autoverkehr eine Fahrspur abknapsen, die dann Radlern zur Verfügung gestellt wird.

Schwere Arbeiten über das Wasser
Auch im Merkelpark wird sich einiges ändern. Denn durch den Park und über die Pulverwiesenbrücke wird die Baustraße für den Neubau der Pliensaubrücke eingerichtet. Zwar sollen schwere Arbeiten über das Wasser mittels Pontons, Materialschiffen oder Schwimmkränen erfolgen. Dennoch könnten viele Maschinen und Materialien nur über den Landweg angeliefert werden, weshalb die Baustraße durch den Merkelpark nötig werde. Die Baustraße könnte zudem auch noch genutzt werden, wenn die neue Brücke fertig ist, und zwar für den zweiten Bauabschnitt des Neckaruferparks. Wenn dieser fertiggestellt ist, soll die Baustraße dann zurückgebaut und der Parkweg in neuer Form angelegt werden, nämlich breiter und mit neuem Belag. Damit ergebe sich künftig auf insgesamt knapp drei Kilometern Länge ein durchgängig komfortabler Fuß- und Radweg von der Siemensstraße bis zur Pulverwiesenbrücke einschließlich der Anbindung an die Pliensaubrücke, kündigt die Stadt an.
Im Ausschuss für Bauen, Mobilität und Klimaschutz kamen die Pläne gut an. Vor allem der von den Planern anvisierte leichte und filigrane Bau als Ersatz für den maroden Mittelteil der Pliensaubrücke wurde in dem Gremium gelobt – zumal die aktuelle Brückenmitte als optisch unattraktiv gilt und seit Jahren von hohen Gittern verunziert wird. Der CDU-Rat Herbert Schrade lobte zudem, dass der historische Pliensauturm künftig besser zur Geltung komme. Carmen Tittel, Fraktionsvorsitzende der Grünen, ist zwar „froh, wenn es bald losgeht“. Sie gab aber zu bedenken, dass man das unebene Pflaster rechts und links auf der Steinbogenbrücke abschleifen müsse, damit eine getrennte Führung von Fuß- und Radverkehr Sinn ergebe. Das bekräftigte Andreas Klöpfer von der Ratsgruppe WIR/Sportplätze erhalten – und forderte zudem den Bau eines zweiten Neckarstegs zwischen Pliensauvorstadt und Esslinger Zentrum. Rena Farquhar, Fraktionschefin der FDP, lobte zwar die geplante Trennung von Fuß- und Radverkehr auf Brücke und Rampe, sieht aber Probleme für Radler, die künftig von der Rampe aus in Richtung Merkelpark fahren wollen. Denn sie müssten eine 180-Grad-Kurve bewältigen und dabei noch den Verkehr auf dem Weg am Neckarufer im Blick behalten.
Die Entwurfsplanung soll voraussichtlich im Frühjahr 2025 fertig sein – dann kann der Baubeschluss erfolgen.

Historie der Neubaupläne
Bauwerk:
Die Pliensaubrücke in Esslingen besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: der historischen Steinbogenbrücke aus dem 13. Jahrhundert über der B 10, dem vor etwa 20 Jahren gebauten Pliensausteg über den Bahngleisen und der 1964 gebauten und inzwischen maroden Stahlbetonbrücke als Mittelteil über dem Neckar.
Pläne: Bereits im Jahr 1998 hatte die Stadt einen Wettbewerb zum Neubau einer Fußgängerbrücke über Neckarstraße, Gleise und Schifffahrtskanal ausgelobt und einen Siegerentwurf gekürt. Im Anschluss wurde der Pliensausteg errichtet. Die Erneuerung der Verbindung über den Neckar bis zur Steinbogenbrücke hingegen wurde aus finanziellen Gründen verschoben. Weil die Pläne inzwischen als nicht mehr zeitgemäß gelten, wird jetzt neu geplant. (meb)

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