Neckar Schurwald

Moderne Kunst auf dem Dorf verankern

Die Kunsttage Aichwald punkten mit großen Namen. Auch wird mit ihnen junge Kunst gefördert. Zudem stehen soziale Zwecke im Fokus der Aktivitäten.

Anspruchsvolle Kulturarbeit und soziales Engagement zu verbinden, das reizt den Mediziner Wolfgang Sperber. Mit dem Team der Aichwalder Kulturtage holt der Kunstfreund jedes Jahr Werke bekannter Künstler ins evangelische Gemeindehaus nach Aichschieß. Damit will er „ein Publikum erreichen, das sonst nicht in Museen geht“. Gemeinsam mit Ulrike Blum leitet er den Verein, der Kunstgenuss im Dorf möglich macht. Am 17. November wird eine Schau mit Zeichnungen des Schauspielers Armin Müller-Stahl eröffnet.
Tatkräftig unterstützt wird das Kulturprojekt von Pfarrer Jochen Keltsch. Die evangelische Kirche stellt nicht nur die Räume zur Verfügung, die Gemeinde hilft auch bei den Vorbereitungen. Im Treppenhaus hängen Bilder früherer Ausstellungen. „Über Kunst und Religion ins Gespräch zu kommen“, das gefällt Wolfgang Sperber.
„Auf der ART in Karlsruhe holen wir uns Inspirationen für unser Programm“, sagt Sperber. Das ganze Jahr über plant der Verein Ausflüge in größere Kunsthäuser. Wichtig ist es Ulrike Blum, den Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern zu halten. Deshalb besuchen die Männer und Frauen Ateliers, um mit Kunstschaffenden ins Gespräch zu kommen. Über die Jahre haben sie auch ein dichtes Netzwerk mit Galerien aufgebaut. Das zahlt sich aus, wenn man auf die Liste der Ausstellungen blickt.
Neben großen Namen wie dem Glaskünstler Hans Gottfried von Stockhausen oder dem Zeichner und Grafiker Horst Janssen entdecken die Veranstalter auch junge Kunst: Im Frühjahr 2023 zeigte der Stuttgarter Jan-Hendrik Pelz in Aichwald sein Projekt „An Inner Place“, das Geflüchteten in der Fremde ein Gesicht gibt. Die Installation des Malers war danach auch auf der Documenta in Kassel zu sehen.
2015 nahm der Verein nach zweijähriger Pause die Tradition des Aichwalder Kunstkreises wieder auf, der sich nach neun Ausstellungsjahren und dem Tod seines Gründers Frieder Gadesmann aufgelöst hatte. Der evangelische Theologe und Erziehungswissenschaftler war ein Motor für Kulturarbeit, die breite Schichten erreicht. „Wichtig ist es uns, die Kunst im Gemeinwesen zu verankern“, sagt Ulrike Blum. So gibt es etwa für die Grundschüler aus Aichschieß kindgerechte Führungen. Die Vernissagen gestaltet das Team in der evangelischen Kirche Aichschieß festlich. „Da bauen wir auf unsere Kooperationen“, sagt Wolfgang Sperber. Dazu gehört die Freie Musikschule Engelberg, die Ekkehard Hessenbruch leitet. „Dass unsere jungen Musikerinnen und Musiker hier spielen dürfen, ist ein Gewinn“, betont der Cellist und Pädagoge.
Das soziale Engagement des Vereins ist für Ulrike Blum nicht von der Kunst zu trennen: „Es ist uns wichtig, die verdienstvolle Arbeit von sozialen Organisationen vor Ort, aber auch in der ganzen Region zu unterstützen.“ Auf der Liste der Geförderten stehen das Deutsche Rote Kreuz in Aichwald, der Verein Wildwasser in Esslingen und die Telefonseelsorge.
Auf die Ausstellung mit Werken des deutschen Schauspielers Armin Müller-Stahl freut sich der Vereinschef. Der 93-Jährige ist vielen aus Filmen wie „Die Buddenbrooks“ oder „Illuminati“ bekannt. Ihn nun auch als begabten Maler und Zeichner zu erleben, das ist für das Team der Kunsttage eine ganz besondere Entdeckung.

Armin Müller-Stahls Malerei
Vielseitig: Als Schauspieler hat es Armin Mueller-Stahl nach Hollywood geschafft, weniger bekannt ist er als Schriftsteller, Musiker oder Maler. Die Bilder des 93-Jährigen sind bei den Aichwalder Kunsttagen zu sehen.
Ausstellungen: Obwohl Armin Mueller-Stahl schon seit Jahrzehnten malte, fanden seine ersten Ausstellungen erst statt, als er schon 70 Jahre alt war. In der evangelischen Kirche in Aichschieß wird die Ausstellung am Freitag, 17. November, 18 Uhr, eröffnet. Danach sind die Arbeiten im Gemeindehaus zu sehen. Öffnungszeiten sind samstags (14 bis 19 Uhr) und sonntags (11 bis 18.30 Uhr), 18. und 19. sowie 25. und 26. November. (eli)

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