Esslingen

Merkel’sches Bad hat wieder Oberwasser

Das Jugendstilbad hat nun noch mehr Stil: Das Merkel’sche Schwimmbad in Esslingen wurde saniert. Von April an dürfen Schulen und Vereine wieder rein. Die Öffentlichkeit muss aber noch bis zum Herbst warten.

Das Merkel’sche Schwimmbad sitzt nicht mehr auf dem Trockenen. Seit Herbst 2023 wurden vor allem das Sportbad, das Lehrschwimmbecken und der Eingangsbereich saniert. Nun hat die Einrichtung in der Mühlstraße in Esslingen wieder geöffnet. Schülerinnen, Schüler und Vereine dürfen sich seit April in die Fluten stürzen. Die Öffentlichkeit kann erst ab September in Merkel’schen Badefreuden schwelgen.
Die Tribüne im Sportbad fehlt. Das fällt sofort auf. Sie wurde abgebaut. In dem Bereich wurden beheizte Sitzstufen installiert, sagte Esslingens Finanzbürgermeister Ingo Rust bei der Eröffnungsfeier vor wenigen Tagen. Auch der Sprungbereich hat sich verändert: Der Sprungturm wurde abgebaut und durch eine Drei-Meter-Anlage sowie ein Ein-Meter-Brett ersetzt. Das zuvor geflieste Becken sieht nun edler aus mit seiner Edelstahlwanne und der Überlaufrinne. Das riesige Kunstwerk mit den Buntglasfenstern hat eine zusätzliche Glasfassade erhalten, die Wassertechnik wurde entscheidend verbessert.
Das habe auch einen ökologischen Effekt, führte Ingo Rust ein Schmankerl am Rande an: Früher wurde das nicht mehr gebrauchte Wasser des Merkel’schen Schwimmbads der Kanalisation zugeführt. Heute ist es so qualitätvoll, dass es für die Bewässerung städtischer Grünanlagen genutzt werden kann. Es ist viel getan worden. Etwa 12,5 Millionen Euro hat es laut Rust gekostet, das Jugendstilbad auf Vordermann zu bringen. Der Bund hat mit 5,6 Millionen Euro Förderung etwa 40 Prozent der Summe zugeschossen.

Schmuckstück sieht noch schmucker aus
Die Investition hat sich nach Ansicht von Ingo Rust gelohnt: Ein Esslinger Schmuckstück sieht nun noch schmucker aus. Die Öffentlichkeit darf dennoch erst im Herbst rein. Im Mai wäre sowieso Saisonende im Merkel’schen Schwimmbad gewesen, sagt der Finanzbürgermeister, denn dann ist das Neckarfreibad mit seinen Open-air-Badefreuden wieder für Wasserfreunde da. Und nur für einen Monat zu öffnen, wäre nicht sinnvoll gewesen. Daher bleibt das Merkel’sche Schwimmbad vorerst den Schulen und Vereinen vorbehalten.
Die Zeit bis Herbst wird für weitere Arbeiten genutzt. Michael Werner, Abteilungsleiter für den Bäderbetrieb der Stadtwerke Esslingen (SWE) als Betreiberin, zählt auf: „Es wird unter anderem noch an dem neuen Kassenbereich, an der Montage und der Installation der Kassenperipherie, der Neugestaltung des Sauna-Gastrobereichs sowie in verschiedenen Bereichen der technischen Anlagen gearbeitet.“ Diese Maßnahmen könnten aber unabhängig von der Nutzung des Lehr- und des Sportbeckens erfolgen.
Nötig geworden war die Sanierung laut Michael Werner, weil das Merkel’sche Schwimmbad in die Jahre gekommen war. Nach den Arbeiten entspreche das Bad nun den aktuellen Anforderungen etwa bei der Dämmung durch die neue Außenfassade oder bei der Barrierefreiheit durch die beiden Aufzüge: „Im Zuge der Sanierung wurden zudem die zeitgemäßen Brandschutzanforderungen umgesetzt und die gesamte Badewassertechnik erneuert.“
Mit der Übergabe des Merkel’schen Schwimmbads an die Schulen und Vereine machen die Stadtwerke und die Stadt einen Knopf an die Sanierung ihrer Bäderanlagen. Nacheinander waren alle drei Einrichtungen überarbeitet worden. Ab 2018 war zunächst das Neckarfreibad für Kosten in Höhe von etwa 2,6 Millionen auf Vordermann gebracht worden, rechnet Ingo Rust vor. Es wurde im Mai 2019 wieder eröffnet. Dann kam das Hallen-Freibad im Stadtteil Berkheim an die Reihe. Gut zehn Millionen Euro wurden für seine Sanierung von 2019 bis Juni 2021 ausgegeben: „Insgesamt wurden seit 2018 rund 25 Millionen Euro in die Sanierung der Esslinger Bäder investiert.“

25 Millionen Euro für drei Bäder
Das Merkel’sche Schwimmbad kam als letztes dran. Ein Schlag ins Wasser war die Sanierung nicht, darüber waren sich alle Beteiligten bei der Eröffnung einig. Viele Veränderungen stechen ins Auge: Das Lehrschwimmbecken hat eine Edelstahlverkleidung erhalten, Decke und Boden wurden erneuert, der Zugang zu den Duschen wurde neu gemacht. Auch Saunagänger können nach der Öffnung für die Öffentlichkeit im Herbst von den Arbeiten profitieren, denn der Gastrobereich wird gerade vergrößert und das Außenbecken wird erneuert.
Viel Energie haben die Verantwortlichen auch in die Energieversorgung gesteckt: Im Mineralbad wird Mineral-Thermalwasser genutzt, das mit 30 Grad aus der Tiefe kommt und nur um vier Grad zusätzlich erwärmt wird, teilt Holger Koller, der Pressesprecher der Stadtwerke, mit. Neu ist auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die mit ihren Full-Black-Modulen zur Innenstadt passe, ergänzt Stadtwerkechef Jörg Zou. Er und Oberbürgermeister Matthias Klopfer sprangen zur Eröffnung zwar nicht vom neuen Drei-Meter-Turm – sie freuten sich aber über das frisch herausgeputzte Bad. Denn das hat nach umfangreichen Sanierungen nun stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Das Merkel’sche Schwimmbad
Geschichte:
Das Merkel’sche Schwimmbad wurde von dem Esslinger Tuchfabrikanten Oskar Merkel gestiftet und 1907 eröffnet. Ende der 50er-Jahre wurde es um die Schwimmhalle mit dem 25-Meter-Becken und der Sprunganlage, den Sanitär- und Umkleidebereich sowie einem Lehrschwimmbecken im Untergeschoss erweitert. Es gilt als eines der schönsten noch erhaltenen Jugendstilbäder Deutschlands.
Betreiber: Die Stadtwerke Esslingen versorgen etwa 200 000 Menschen mit Erdgas, Wärme und Trinkwasser. Die SWE betreiben außerdem die drei Esslinger Bäder – das Merkel’sche Schwimmbad, das Neckarfreibad und das Hallen-Freibad in Berkheim. (sw)

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