Neckar Schurwald

Maibaumtradition lebt auf

In Lichtenwald soll ein alter Brauch aufleben. Ein neu gegründeter Verein möchte wieder einen Maibaum stellen und bereitet ein Dorffest als Gemeinschaftserlebnis vor. Der Baum kommt aus dem Gemeindewald.

Wie in vielen ländlichen Kommunen in der Region war es auch in Lichtenwald Brauch, einen Maibaum aufzurichten und dabei zu einer Hocketse zusammenzukommen. Doch das ist vor einigen Jahren eingeschlafen. Einige Lichtenwalder wollen diese Tradition nun wieder beleben und haben dafür den Verein Maibaumfreunde Lichtenwald gegründet. Die Vorbereitungen für das Maibaumstellen und das Fest laufen auf Hochtouren.
„Da wird er stehen, mitten in der Gemeinde, nicht zu übersehen“, sagen Marco Wittek und Sven Schlotz und weisen auf einen Fleck Erde bei der künftigen Boulebahn zwischen dem Sportgelände und der Mehrzweckhalle Lichtenwald. Die beiden Vorstandsmitglieder des Vereins Maibaumfreunde Lichtenwald haben den Standort für den Maibaum und einen Maihock mit Bedacht gewählt. Der Platz vor der Halle sei bereits als Festplatz erprobt, in der Halle stehen Küche und Toiletten zur Verfügung. „Und er ist für alle leicht erreichbar“, sagt Sven Schlotz.

Die Dorfgemeinschaft zusammenbringen
Wittek und Schlotz unterhielten sich im vergangenen Herbst bei einer Wanderung über ein Problem, das etliche Gemeinden im ländlichen Raum betrifft, in Lichtenwald jedoch sehr deutlich spürbar ist. „Es gibt immer weniger Gelegenheiten für die Menschen im Ort, zusammenzukommen, gemeinsam Zeit zu verbringen und miteinander zu feiern“, sagt Wittek. Doch nur zu klagen helfe nicht, „und so haben wir beschlossen, dass wir etwas für die Dorfgemeinschaft tun wollen“, ergänzt Schlotz.
Mit Blick auf die Nachbarkommunen wurde auch die Zielrichtung deutlich. „In jedem Ort in der Region wird ein Maibaum gestellt und dann wird gefeiert. Bei uns ist das spätestens 2019 eingeschlafen, schon damals gab es kein Maifest mehr“, sagt Marco Wittek. Klar war, dass es mit viel Aufwand verbunden sein würde, eine Tradition wieder aufleben zu lassen und damit auch das gesellige Leben der Dorfgemeinschaft zu fördern. „Aber in allen anderen Gemeinden im Umland klappt es. Es braucht eben die Leute, die anpacken und die es machen.“
Die sind mittlerweile zur Stelle. Nach der Vereinsgründung im Januar stieg die Zahl der Mitglieder rasch auf etwa 40 an. Auch Freunde und Nachbarn sind aktiv und haben ihre Hilfe für den Maihock zugesagt, die Feuerwehr, der TSV, weitere Organisationen und Privatleute leihen Equipment fürs Fest. „Im Dorf ist doch alles vorhanden.“ Auch an der Stelle wolle der Verein die gegenseitige Unterstützung als Prinzip einer guten Dorfgemeinschaft fördern, erklärt Wittek.
Bürgermeister Ferdinand Rentschler hat die Unterstützung der Gemeinde zugesagt. So konnte der Verein gemeinsam mit dem Förster einen Baum im Gemeindewald aussuchen und fällen, und die Gemeinde nimmt zweckgebundene Spenden für den – nicht gemeinnützigen – Verein entgegen.
Diese Zuwendungen sind sehr willkommen, denn das Vorhaben ist nicht ganz günstig. Für den ersten Aufschlag wird der etwas mehr als zehn Meter hohe Maibaum etwa einen Meter tief im Boden eingegraben. Dies sorge in den wenigen Tagen, an denen der Baum in diesem Jahr aufgerichtet bleibe, für ausreichende Standfestigkeit. „Das ist aber nicht die endgültige Lösung“, sagen Schlotz und Wittek. Künftig soll eine professionelle Halterung für den Maibaum, eine sogenannte Spange, fest im Boden verankert werden. Diese Vorrichtung ist nicht im Billigregal zu finden. Einschließlich Fundament werde der Verein etwa 16 500 Euro dafür aufbringen müssen, eine Summe, die sich jedoch schnell amortisiere. So sitzt bei der Vorrichtung die Buchse, in die der Fuß des Baums eingepasst wird, auf einem Scharnier: umgeklappt kann der Baum somit im Liegen eingesetzt werden.

Mit Traktor und Seilen in Position ziehen
Dies spart viel Geld, da der Baum nicht per teurem Kranwagen freischwebend senkrecht in seine Position gebracht werden muss, sondern mit einem Traktor und Seilen in seine Position gezogen werden kann. „Wir wollen das richtig gut machen und so gestalten, dass es weitergehen kann. Der Maibaum und der Maihock sollen keine Eintagsfliege sein, sondern in Zukunft dauerhaft zum Dorfleben gehören“, erklären Schlotz und Wittek.

Tradition und Dorffest
Der Maibaum:
Die Ursprünge der Maibaumtradition sind nicht eindeutig nachgewiesen. In Süddeutschland und Österreich sind der Brauch und das dazu gefeierte Dorffest seit dem Spätmittelalter dokumentiert. Ab dem 16. Jahrhundert sind Maibäume mit Figurengruppen, Wappen oder Handwerkszeichen an Querbalken bekannt.
Das Fest in Lichtenwald: Start ist am Mittwoch, 30. April, um 17.30 Uhr, mit dem traditionellen Maibaumstellen, begleitet vom Jugendorchester des Musikvereins Köngen. Der Maibaumhock am Donnerstag, 1. Mai, beginnt um 11.30 Uhr, begleitet von den Chorälchen des Gesangsvereins Frohsinn Lichtenwald und später dem Alleinunterhalter Roli Schubert.
Die Spendenaktion: Der Verein freut sich über Spenden für die Maibaumspange, die Aktion ist zu finden unter: https://www.gofundme.com/f /maibaumspange-lichtenwald; Kontakt zum Vorstand gibt es unter: maibaumfreunde- lichtenwald@gmx.de. (pst)

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