Der Glasfaserausbau verläuft in Altbach und Deizisau bislang überhaupt nicht nach Plan. Nun hat das zuständige Unternehmen einen neuen Zeitrahmen vorgestellt. In den Gemeinderäten beider Orte überwiegt jedoch die Skepsis.
Der gehörig stockende Ausbau des Glasfasernetzes sorgt in Altbach und Deizisau seit Jahren für Aufregung. Erwartungen wurden enttäuscht, Vertrauen ist verloren gegangen. Nun hat das zuständige Telekommunikationsunternehmen, die GVG Glasfaser, einen neuen Zeitplan präsentiert. Dieser sieht vor, dass der Ausbau im September weitergeht. Bis Ende 2026 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
„Das ist hier mittlerweile ein sehr emotionales Thema“, sagte Deizisaus Bürgermeister Thomas Matrohs in der Sitzung des Gemeinderats Mitte März. Man sei 2022 mit viel Schwung in das Projekt Glasfaser gestartet. Damals hatte die GVG in beiden Gemeinden mit dem eigenwirtschaftlichen – also vom Unternehmen selbst finanzierten – Ausbau des Netzes geworben. Doch schnell häuften sich Verzögerungen. Bei den Arbeiten traten bauliche Mängel auf, Tiefbauunternehmen wurden ausgetauscht, die GVG selbst geriet zwischenzeitlich in finanzielle Nöte. Aus dem ursprünglichen Ziel, den Ausbau bis Ende 2024 abzuschließen, wurde nichts. „Die vergangenen anderthalb Jahre waren sehr ernüchternd“, sagte Matrohs.
All dies gilt auch für Altbach, mit dem Unterschied, dass dort ein etwas größerer Teil des Netzes bereits verlegt ist. Dafür sehe die Gemeinde „inzwischen aus wie ein Flickenteppich“, kritisierte Manuela Veigele von der UWV Altbach.
Um die Wogen zu glätten, hat Michael Hegemann in beiden Orten Sitzungen des Gemeinderats besucht. Er ist seit November einer der Geschäftsführer der GVG, die Ende 2024 nahezu ihr komplettes Führungspersonal ausgetauscht hatte. „Ich möchte mich im Namen des Unternehmens für die Verzögerungen entschuldigen“, sagte Hegemann zunächst in Deizisau und dann in Altbach. Er fügte hinzu: „Das war bislang ein steiniger Weg, den Sie mit uns gehen mussten.“
In Zukunft soll sich das allerdings ändern. „Wir haben entschieden, dass wir hier weiterbauen werden“, sagte Hegemann. Bis Ende Mai will die GVG die notwendigen Verträge abschließen. Ein neuer Ausbaupartner stehe zwar noch nicht fest, man befinde sich aber in guten Gesprächen mit Tiefbauunternehmen. Im September soll es dann mit den tatsächlichen Bauarbeiten losgehen. Die GVG peilt an, bis Ende 2026 den letzten der planmäßig vorgesehenen Haushalte an das Glasfasernetz in Altbach und Deizisau angeschlossen zu haben. Schon während des laufenden Ausbaus könne man erste Kunden schalten, sagte Hegemann. All dies sei konservativ geplant, die Umsetzung absolut realistisch.
Skepsis in beiden Gemeinderäten
Dennoch reagierten die Gemeinderäte in beiden Orten mit Skepsis auf den Vortrag des GVG-Geschäftsführers. Zu viel Kredit hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren verspielt. Man höre nun zum dritten Mal, dass es mit dem Ausbau richtig losgehen soll, sagte Oliver Krüger von der Deizisauer CDU-Fraktion. Er richtete deshalb klare Worte an Hegemann und die GVG: „Wenn wir überhaupt an der Kooperation festhalten, ist das ist für Sie der letzte Schuss.“
Sein Ratskollege Gerhard Knospe (FWG) zitierte mit Blick auf den neuen Zeitplan Johann Wolfgang von Goethe: „Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ In Altbach bezeichnete Achim Weber von der SPD-Fraktion Hegemanns Vortrag gar als „Luftnummer“. Allerdings sei man auf die GVG angewiesen. „Ansonsten würde ich den Antrag stellen, die Zusammenarbeit aufzukündigen“, sagte Weber.
Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart, war bei den Sitzungen ebenfalls zu Gast. Über die Zusammenarbeit mit der GVG in Altbach und Deizisau sagte er: „Der bisherige Prozess ist nicht zufriedenstellend.“ Einen Ersatz zu finden, würde seiner Einschätzung nach aber zwei bis drei Jahre dauern. Dem Unternehmen sei außerdem zugute zu halten, dass es den Ausbau eigenwirtschaftlich vornehme, ohne Förderung durch öffentliche Gelder.
Andrea Barth von der Altbacher SPD-Fraktion kommentierte dies mit den Worten: „Ich entwickle langsam eine Allergie gegen den Begriff eigenwirtschaftlicher Ausbau.“ Schließlich arbeite jeder Selbstständige für die eigene Kasse, das sei nichts Besonderes. Auch weitere Gemeinderäte hoben hervor, dass die GVG nicht einfach einen Dienst für das Allgemeinwohl leiste, sondern an dem Projekt Geld verdienen wolle.
Als Zugeständnis nach den Verzögerungen forderte Mathias Lipp (Unabhängige Wählervereinigung), in Altbach den Haldenrainweg mit auf Plan zu nehmen – „ob wirtschaftlich oder nicht“. Dort gilt der Netzausbau ebenso wie in der Edelhalde als technisch schwierig. Hegemann vermied bei diesem Thema eine klare Zusage. Lipps Appell an ihn und die GVG lässt sich jedoch auch auf Deizisau übertragen: „Sie stehen nun in der Pflicht.“
Das Projekt Glasfaserausbau
Umfang: Nach eigenen Angaben will die GVG in Altbach und Deizisau insgesamt rund 2000 Haushalte an das Glasfasernetz anschließen. Dazu müssen zusammengenommen etwa 30 Kilometer Trasse verlegt werden. Dies sei ein riesiges Infrastrukturprojekt, sagte GVG-Geschäftsführer Michael Hegemann. Die GVG investiere rund 15 Millionen Euro.
Telekom: Im Kreis Esslingen ist die GVG lediglich mit dem Ausbau des Glasfasernetzes in Altbach und in Deizisau beauftragt. Ansonsten ist die Deutsche Telekom der wichtigste Akteur im eigenwirtschaftlichen Bereich. Das Unternehmen baut auch in Altbach, dort allerdings nur im Gewerbegebiet und damit auf deutlich weniger Fläche als die GVG. (vas)
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