Eine jüngst von den Planern ins Spiel gebrachte Übergangsroute für den Radschnellweg im Plochinger Bruckenwasen sorgt für Unmut bei einem Verein.
Wo soll der Radschnellweg in Plochingen entlangführen? Diese Frage wird schon lange heiß diskutiert. Denn das Land favorisiert eine Trasse, die von der Stadt abgelehnt wird – der Plochinger Vorschlag wiederum überzeugt das Land nicht. Jetzt liegt ein Kompromissvorschlag für eine Interimslösung auf dem Tisch, mit dem die Zeit bis zu einer Entscheidung überbrückt werden könnte und den sich offenbar beide Seiten vorstellen könnten. Dafür gehen jetzt aber andere auf die Barrikaden.
Schon seit Jahren wird über die Trassenführung des Radschnellwegs RS 4 zwischen Reichenbach und Stuttgart diskutiert. Einer der größten Knackpunkte dabei ist die Route im Bereich des Landschaftsparks Bruckenwasen in Plochingen. Denn in der Stadt ist man strikt dagegen, dass das Naherholungsgebiet durch einen Radschnellweg zerschnitten wird. Deshalb wird die Vorzugsvariante des Landes vehement abgelehnt. Diese würde südlich entlang der Fils, durch die bestehende Bahnunterführung und den westlichen Teil des Bruckenwasens bis zu einer geplanten Radbrücke über den Neckar im Bereich der Wernauer Kläranlage führen. Stattdessen schlägt die Stadt Plochingen eine Route entlang der B 10 vor samt neuer Bahnunterführung am südlichen Ende des Bruckenwasens. Inzwischen haben sich Stadt und Land auf eine weitergehende Untersuchung dieser Alternativroute geeinigt, gezahlt wird das vom Land.
Bei einem Ortstermin mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann vor einigen Tagen kam nun ein Kompromissvorschlag für eine Übergangslösung bis zur endgültigen Entscheidung über den Trassenverlauf aufs Tapet. Dieser sieht vor, dass der Radschnellweg interimsweise vom Filsweg unter der bestehenden Bahnunterführung her und dann nach links entlang der Bahntrasse geführt werden würde. Allerdings würde die Route dabei über das Gelände des dort ansässigen Obst- und Gartenbauvereins Plochingen (OGV) führen – für den Verein undenkbar.
Zumal man sich beim OGV übergangen fühlt: Man habe nur zufällig von der Interimslösung erfahren. „Ich war komplett überrascht und perplex“, so der Vereinsvorsitzende Günter Dieterle. Abgesehen davon sei sein Verein gegen die vorgeschlagene Kompromisslösung: „Das ist keine gute Lösung für gar niemanden – weder für uns noch für die Nutzer“, so Günter Dieterle.
In einem Brief an den Plochinger Bürgermeister Frank Buß hat er nun 23 Punkte aufgeführt, die aus Sicht des OGV gegen die Route über das Vereinsgelände sprechen. Unter anderem kritisiert Dieterle im Namen des Vereins Beeinträchtigungen beim Zugang und bei der Zufahrt zum Vereinsgelände sowie bei Aktivitäten dort, sollte die Interimstrasse kommen. Zudem berge diese Gefahren für Radfahrer und Fußgänger sowie Tiere und Pflanzen. Im Übrigen gehöre auch der Vereinsgarten des OGV zum Bruckenwasen – die Vorgabe, die Route nicht über das Gelände des Landschaftsparks zu führen, werde also auch hier nicht erfüllt. Die Interimslösung sei daher „aufgrund der zahlreichen Nachteile nicht geeignet und für den Verein untragbar“, so Dieterle – das sei Konsens im OGV.
Plochingens Bürgermeister Frank Buß hingegen weist darauf hin, dass der neue Lösungsansatz noch nicht auf seine technische Machbarkeit hin untersucht worden sei. „Deshalb ist noch unklar, ob er überhaupt umsetzbar ist“, so Buß. Im Übrigen habe er Günter Dieterle bei einem zufälligen Treffen umfassend über den Interimsvorschlag informiert – und damit sogar vor dem Gemeinderat, der erst dieser Tage offiziell davon erfahre. Ohnehin werde zunächst gar nichts in der Sache passieren. Erst wenn der Radschnellweg bis zur Querspange gebaut worden und der Vergleich von Vorzugs- und Alternativtrasse abgeschlossen sei, also voraussichtlich im Jahr 2027, sei möglicherweise der richtige Zeitpunkt, um über eine Interimslösung zu diskutieren. (meb)
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