Nürtingen

Johannesforum: Wendlinger Gemeindezentrum ausgezeichnet

Das Johannesforum wurde Ende vergangenen Jahres von der Architektenkammer des Landes für „Beispielhaftes Bauen“ ausgezeichnet. Seit der Eröffnung ist der Neubau Ort für Veranstaltungen, Begegnung und Inklusion.

Das Johannesforum wurde von der Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) im Rahmen des Wettbewerbs „Beispielhaftes Bauen“ ausgezeichnet. Nach Jahren kontroverser Diskussionen um den Abriss der alten Johanneskirche ist das Forum heute ein lebendiger Ort der Begegnung – und ein Symbol für gelungene Inklusion und Baukultur.


„Das Johannesforum hat unser Gemeindeleben bereichert“
„Wir freuen uns über die Auszeichnung“, sagt Peter Brändle, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Wendlingen und Hausherr des Johannesforums. Er sieht in der Prämierung eine Bestätigung für das Projekt, das Wendlingen eine neue Mitte gegeben hat. „Das Johannesforum hat unser Gemeindeleben bereichert.“
Tatsächlich ist das Gebäude praktisch jeden Tag geöffnet und genutzt: Ob Café Freiheit, Konfirmandenunterricht, Pfadfindergruppen oder Gottesdienste – das Forum wird rege genutzt. Im Sommer wird auch regelmäßig die „Rooftop-Bar“ geöffnet. Auch Brändles eigene Veranstaltungsreihe „Talk im Forum“ hat sich als fester Bestandteil im Wendlinger Veranstaltungskalender etabliert. Darüber hinaus steht das Forum für private Feiern und größere Veranstaltungen offen. So war es etwa schon Austragungsort des Regionalwettbewerbs von „Jugend musiziert“.


Raum für Gemeinschaft und Inklusion
Neben den Gemeinderäumen bietet das Johannesforum auch Wohnraum für Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Derzeit leben 23 Personen in der Wohneinrichtung der Bruderhaus-Diakonie. „Es ist ein tolles Miteinander in dem Haus“, betont Brändle.
Die barrierefreien Wohnungen sind Teil des inklusiven Gesamtkonzepts, das die AKBW besonders hervorhob. Durch die Mischung aus gemeinschaftlichen und privaten Bereichen werde Inklusion im Alltag greifbar.


Historische Kontroverse und gelungener Brückenschlag
Vor dem Neubau hatte der geplante Abriss der alten Johanneskirche die Stadt gespalten. Ein Bürgerentscheid im Jahr 2016 verfehlte das nötige Quorum damals, was den Weg für das Johannesforum frei machte. Viele Wendlinger, insbesondere Heimatvertriebene, hatten eine besondere emotionale Beziehung zur Kirche, die in den Jahren 1963/64 gebaut wurde. Viele hatten damals für das neue Unterboihinger Gotteshaus gespendet, um den Bau zu unterstützen.
„Dass es seit der Eröffnung des Forums ruhiger geworden ist, liegt an zwei Dingen“, erklärt Brändle. Zum einen sei die Integration der alten Stilelemente in den Neubau hervorragend gelungen: Die Natursteinfassade aus Gönninger Kalktuffstein wurde vorsichtig rückgebaut, gereinigt und gelagert. Gemischt mit lokal vorkommendem Gauginger Travertin sind die ursprünglichen Steine jetzt ein natürlicher Teil der neuen Fassade am Gemeindezentrum und stellen den Bezug zur ehemaligen Kirche her. Der frei stehende Kirchturm prägt weiterhin das Stadtbild und die Glocken läuten noch. Im Inneren des Forums finden sich zudem Kirchenfenster, die in die neuen Wände eingelassen wurden.
Der wichtigere Grund für die Akzeptanz sei jedoch die intensive Nutzung: „Es ist einfach lebendig“, sagt Brändle. Die rege Beteiligung und die Vielfalt an Angeboten haben viele Kritiker des Neubaus überzeugt.
Mit der Auszeichnung durch die Architektenkammer erfährt das Johannesforum nun auch überregional Anerkennung. Es verbindet historische Identität mit modernem Gemeindeleben und gelebter Inklusion – und steht beispielhaft dafür, wie Baukultur Wandel und Gemeinschaft fördern kann.

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