Neckar Schurwald

Freudestrahlende Sprachlosigkeit

Nach ihrem klaren Wahlsieg wartet auf die neue Wernauer Bürgermeisterin Christiane Krieger erst einmal noch eine ganze Menge Arbeit im Rathaus der Tübinger Kreisgemeinde Starzach. Im Januar aber soll’s dann an neuer Wirkungsstätte losgehen: mit vollem Elan – und Respekt.

Für einen kleinen Moment hat Christiane Krieger am Abend des Wahltags am 8. Oktober in der gut besuchten Wernauer Stadthalle selbst ihren Ehemann Jonas überrascht: Obwohl sich ihr deutlicher Sieg bei der Bürgermeisterwahl schon nach Auszählung der ersten Stimmbezirke abgezeichnet hatte, suchte sie am Sonntag gegen 20 Uhr bei ihrer Dankesrede kurz nach den richtigen Worten. „Ich bin immer noch etwas sprachlos, was nicht meinem Normalzustand entspricht – fragen Sie doch mal die Leute, die mich kennen.“ Ihr Gatte lächelte, nickte bestätigend und als der Beifall abebbte, fügte die 31-Jährige das aus ihrer Sicht „wichtigste Wort“ des Tages hinzu: „Danke!“
Grund genug dafür gab es. Krieger dankte all ihren Helferinnen und Helfern, den Freien Wählern Wernau, die die parteilose, junge Frau bei ihrer Kandidatur unterstützt hatten, dem Rathausteam in Starzach, das während des Wahlkampfs die Arbeit der Hauptamtsleiterin teilweise auffangen musste, ihrem „sachlich-fairen Konkurrenten“ – und „natürlich all meinen Wählerinnen und Wählern“. 3283 Stimmen hatte Krieger auf sich vereinigen können, was einem Prozentanteil von 70,1 entsprach. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,7 Prozent.

Michael Lauinger „ein wenig enttäuscht“
„Ein wenig enttäuscht“ war Kriegers Mitbewerber Michael Lauinger, für den sich 1299 Wahlberechtigte (27,8 Prozent) ausgesprochen hatten. „Ich habe mir im Vorfeld schon das Ziel gesetzt, ein ernsthafter Herausforderer zu sein“, erklärte der 41 Jahre alte Polizeihauptkommissar. Lauinger bedankte sich ebenfalls bei seinen Unterstützerinnen und Unterstützern, bei seinen Wählerinnen und Wählern sowie bei seiner Familie: „Ich wollte, dass die Menschen in Wernau eine ebenso echte wie demokratische Wahl haben, und ich denke, dass ich erhobenen Hauptes aus der Sache rausgehen kann.“
Er gratulierte der Siegerin als einer der Ersten und ausgesprochen herzlich. „Wir sind fair miteinander umgegangen. Der Wahlkampf hat sich um Sachthemen und nie um Persönliches gedreht“, erklärte Lauinger. Der neuen Bürgermeisterin wünschte er deshalb „alle Gute für eine schwere Aufgabe und ein glückliches Händchen in den wichtigen Situationen“. Ganz ähnliche Worte wählten im Laufe des Abends noch viele weitere Gratulanten, darunter zahlreiche Wernauer Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie etliche Rathauschefs aus den Nachbarkommunen, die Krieger als erst vierte Bürgermeisterin im Landkreis willkommen hießen.
Freudig gratuliert hat auch Amtsinhaber Armin Elbl: „Ganz offensichtlich haben Sie es in den vergangenen Wochen geschafft, die Wernauerinnen und Wernauer nicht nur sehr gut kennenzulernen, sondern die Bevölkerung auch von sich zu überzeugen.“ Elbl wird sein Amt noch bis zum Jahresende ausüben, ehe Krieger im Januar übernimmt.
Bis dahin allerdings hat die Starzacher Hauptamtsleiterin bei ihrem jetzigen Arbeitgeber noch einiges zu erledigen. „In der Kürze der Zeit wird meine Nachfolge dort nicht mehr zu regeln sein. Ich muss für mein jetziges Team also noch ein paar Pakete zusammenschnüren, damit es in der Gemeinde reibungslos weitergeht“, betonte sie.

Ein riesiger Vertrauensvorschuss
Das besagte Team, etliche davon waren nach Wernau gekommen, um im Fall der Fälle ebenfalls gleich zu gratulieren, dürfte diese Ansage mit Wohlwollen, aber doch mit einer gewissen Ehrfurcht vor den anstehenden Aufgaben zur Kenntnis genommen haben.
Recht schnell vorbei war es mit der eingangs zitierten Sprachlosigkeit, die längst einem stetigen Freudestrahlen gewichen war: „Sie haben mich zur neuen Bürgermeisterin von Wernau gewählt, was mir eine große Ehre ist, mir angesichts der riesigen Aufgabe aber auch großen Respekt abnötigt“, sagte Krieger in Richtung Publikum und versprach, sich mit „dem gleichen Engagement wie im Wahlkampf künftig der Stadt zur Verfügung zu stellen“. Den riesigen Vertrauensvorschuss, den sie von gut 70 Prozent der Wählerinnen und Wähler erhalten habe, wolle sie in den nächsten acht Jahren zurückzahlen. „Und die anderen 30 Prozent von mir und meinen Ideen überzeugen.“ Einen weiteren Appell, mit dem sie bereits im Wahlkampf aufgetreten war, schob sie hinterher: „Kommunalpolitik für alle in Wernau zu machen, gelingt nur, wenn wir miteinander und nicht übereinander reden: hart in der Sache zwar, aber mit Offenheit und Achtung für unser Gegenüber.“ Dabei die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen, sei ihr ein Herzensanliegen, versicherte sie.

eas / Foto: Ines Rudel

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