Neckar Schurwald

Feierlaune und Zukunftssorgen

Die katholische Martinskirche in Aichelberg wurde vor 50 Jahren geweiht – Jubiläumsfest vom 22. bis 24. September

Wenn die Aichelberger Katholiken der Kirchengemeinde Baltmannsweiler-Aichwald vom 22. bis 24. September feiern, dann ist es genau 50 Jahre her, dass die Kirche St. Martin in Aichelberg geweiht wurde: Und zwar am 23. September 1973 vom damaligen Weihbischof Anton Herre. Seiher rufen die beiden Glocken namens Ave Maria und St. Martinus die Gläubigen zum Gottesdienst. Den hält seit knapp eineinhalb Jahren der Pfarrer Robert Aubele.
Der Vorläufer der Kirchengemeinde Baltmannsweiler-Aichwald war erst im Mai 1958 aus der Taufe gehoben worden, als der Bischof von Rottenburg die Seelsorgestelle mit den Orten Baltmannsweiler, Hohengehren, Aichschieß mit Krummhardt, Schanbach mit Lobenrot und Aichelberg errichtete. Daraus ging dann im Jahr 1964 die selbstständige Pfarrei Mariä Himmelfahrt hervor – mit 1289 Katholiken verteilt auf sieben Orte. Noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatte es auf dem vorderen Schurwald in einer evangelisch dominierten Gegend so gut wie keine katholischen Christen gegeben. Das änderte sich jedoch, als nach 1945 viele Flüchtlinge katholischen Glaubens vor allem aus Tschechien auf den Schurwald kamen. Sie gingen anfangs zum Gottesdienst nach Plochingen, Esslingen oder ins Remstal.
„In Aichelberg haben die ersten katholischen Gottesdienste in der evangelischen Feldkirche stattgefunden“, erzählt Aubele. Mit der Zeit sei der Wunsch nach einer eigenen Kirche aber immer stärker geworden. In Baltmannsweiler war eine erste Notkirche im Jahr 1952 eingeweiht worden, die 13 Jahre später von der heutigen Maria-Himmelfahrtskirche ersetzt wurde. 1966 erhielten die Aichschießer Katholiken ein eigenes Gotteshaus. Den Schlusspunkt setzte Aichelberg mit dem Neubau der Martinskirche im Jahr 1973, die nach den Plänen des Esslinger Architekten Andres Derer und mit viel Eigenleistung gebaut wurde. Heute sind 410 der 2245 Aichelberger katholisch.
Die Martinskirche ist nahezu in ihrem ursprünglichen Zustand, wie Thorsten Matznick, der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, weiß. An den Kirchenraum schießt sich direkt ein Gemeindesaal an, der durch eine mobile Wand abgetrennt werden kann. Es gibt eine kleine Küche, Toiletten und einen Jugendraum. Im Jahr 2008 bekam das ­Gemeindezentrum eine Solaranlage aufs Dach.
Nach der Zukunft der Kirche gefragt werden sowohl Matznick als auch Aubele nachdenklich. „Wir stehen heute vor einer strukturellen Frage“, sagt Aubele und verweist einerseits auf die „dünne Personaldecke“ der Katholischen Kirche und andererseits auf die immer weiter zurückgehenden Mitgliederzahlen. Die Kirchengemeinde müsse sich die Frage stellen, ob sie auch künftig drei Kirchen brauche. Ein weiteres Problem ist laut Matznick das nachlassende Interesse am ehrenamtlichen Engagement: „Kirche ist heute anders als früher kein selbstverständlicher Teil des eigenen Lebens mehr.“ Doch anders als in anderen Gegenden finden in den drei Kirchen der Kirchengemeinde noch immer an jedem Wochenende Gottesdienste statt.

Motto: Im Hinblick auf den Namensgeber der Kirche St. Martin, der seinen Mantel mit einem Armen geteilt hat, steht das Jubiläumsfest unter dem Motto „Teilen“. Am Freitag, 22. September, wird Kultur geteilt, wenn ab 19.30 Uhr der Journalist und Kabarettist Peter Dietrich alias Bruder Theo zu Gast ist. Als Mönch greift er religiöse, kirchliche und aktuelle Themen auf.

Fest und Gottesdienst: Am Samstag, 23. September, beginnt um 13 Uhr eine Schnitzeljagd für Kinder und Jugendliche, danach wird gegrillt und es gibt Pizza. Ab 18.30 Uhr heißt es „Talente und Essen teilen“, wenn es in der Kirche ein Programm mit musikalischen und kulturellen Beiträgen gibt und jeder etwas fürs Büfett mitbringt. Am Sonntag, 24. September, 10 Uhr, steht der Festgottesdienst unter dem Motto „Glauben teilen“. Mit dabei sind auch ehemalige Ministranten und ein Projektchor. Danach gibt es einen Sektempfang. 

kai / Foto: Andreas Kaier

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