Der Esslinger Gemeinderat macht den Weg frei für den Bau einer Linksabbiegespur von der Schorndorfer in die Plochinger Straße.
Die Pläne für eine Linksabbiegespur aus der Schorndorfer Straße in die Plochinger Straße beschäftigen den Esslinger Gemeinderat schon länger. Nun haben der Mobilitäts- und der Verwaltungsausschuss in ihren Sitzungen Ende November der Realisierung zugestimmt, auch wenn nicht alle Ratsmitglieder ihre Bedenken ausgeräumt sahen.
Versüßt wurde die Zustimmung zu diesem rund 1,3 Millionen Euro teuren Projekt durch die Tatsache, dass die Stadt mit der Sanierung und dem barrierefreien Umbau des Knotenpunkts von Schorndorfer und Ulmer Straße die Voraussetzungen für die Verlängerung der Fahrradstraße Hindenburgstraße schafft. Einer Entwurfsplanung zur Weiterführung von der östlichen Hindenburgstraße bis zur Landhausstraße in Oberesslingen auf einer Strecke von 480 Metern hat der Mobilitätsausschuss ebenfalls zugestimmt. Längerfristiges Ziel ist eine durchgängige Fahrradverbindung bis an die Stadtgrenze zu Altbach.
Grundsätzlich hatte der Mobilitätsausschuss die Einrichtung eines Linksabbiegers aus der Schorndorfer Straße in die Plochinger Straße schon im September 2022 mit Mehrheit beschlossen. Nach dem jüngsten Baubeschluss sieht das Konzept der Verwaltung für die Neuordnung des Knotenpunkts vor, dass der motorisierte Individualverkehr aus der Schorndorfer Straße nicht mehr in die Hindenburgstraße gelangen soll. Stattdessen entsteht am Knotenpunkt Schorndorfer Straße eine Linksabbiegespur in Richtung Zell und Plochingen. „Mit einer Länge von 70 Metern wird diese Abbiegespur länger als der bisherige Linksabbieger in die Hindenburgstraße und damit zur Staureduzierung beitragen“, heißt es im Rathaus.
Linksabbiegespur wird zur Busspur
Die bisherige Linksabbiegespur aus der Schorndorfer in die Hindenburgstraße wird zur Busspur, um die bisherigen Routen der Buslinien 102, 103 und 132 beibehalten zu können. Die Bushaltestelle Herderschule wird in stadtauswärtiger Richtung barrierefrei umgebaut, die dortigen Ampelanlagen erhalten eine Blindensignalisierung.
Der Umbau des Verkehrsknotens eröffnet die Möglichkeit, die Fahrradstraße Hindenburgstraße in Richtung Zell zu verlängern. 2024 soll ein erster Abschnitt auf einer Länge von rund 140 Metern zwischen der Schorndorfer und der Keplerstraße als Fahrradstraße gestaltet und ausgewiesen werden, die Kosten werden mit 525 000 Euro kalkuliert. Die Bushaltestelle Schorndorfer Straße wird barrierefrei ausgebaut, die dortigen Ampelanlagen werden ebenfalls mit einer Blindensignalisierung ausgestattet.
Bessere Infrastruktur für Fußgänger
„Durch Vorbauten an Kreuzungen und breitere Gehwege wird die Infrastruktur für Fußgänger verbessert“, verspricht die Verwaltung. Und die Überlegungen der Stadt reichen noch weiter: Schrittweise soll die Fahrradstraße über Landhausstraße und Alte Heusteige bis nach Zell fortgeführt werden. So würde eine fast fünf Kilometer lange durchgängige Fahrradstraße entstehen, die die Stadtteile Zell und Oberesslingen mit der Innenstadt verbindet.
„Die Verlängerung der stark frequentierten Fahrradstraße ermöglicht noch mehr Bürgerinnen und Bürgern den Umstieg vom Auto auf klimafreundliche Verkehrsmittel wie das Rad“, findet Baubürgermeister Hans-Georg Sigel. „Damit wir als Stadt bis 2040 Klimaneutralität erreichen, müssen wir verstärkt auf umweltfreundliche Mobilität setzen.“ Andreas Fritz (Grüne) sieht „wichtige Schritte auf dem Weg zur Verkehrswende“. Die Verlängerung der Fahrradstraße sei richtig – allerdings sieht er am anderen Ende der Fahrradstraße hin zur Innenstadt noch Handlungsbedarf: „Da ist die Anbindung hin zur Ringstraße noch nicht so toll.“ Heidi Bär (SPD) findet mit Blick auf den langen Entscheidungsprozess: „Manchmal dauert es etwas länger, dafür wird es besser.“ Gerade die geplanten Fortschritte bei der Barrierefreiheit im Kreuzungsbereich und an den Bushaltestellen seien wichtig. Hermann Falch (Freie Wähler) signalisierte Zustimmung – „allerdings mit leichtem Bauchgrummeln, weil wir nur hoffen können, dass sich die Vorhersagen der Verkehrsplaner bestätigen werden“. Für Radler seien die Pläne ein guter Schritt, für die Schülerinnen und Schüler der Herderschule bringe der Umbau mehr Sicherheit.
Für Rena Farquhar (FDP) ist Barrierefreiheit selbstverständlich, die Verlängerung der Fahrradstraße begrüßt sie. Tim Hauser (CDU) plagen hingegen „stärkere Bauchschmerzen“. Die Bedenken, dass es nach dem Umbau des Verkehrsknotens zu massiven Stauungen auf der Schorndorfer Straße kommen könnte, seien nicht ausgeräumt. Ob die mittelfristige Verlängerung der Fahrradstraße um 480 Meter die Situation wesentlich verbessern werde, sei ungewiss. Hauser hätte sich ein Gesamtkonzept für den Radverkehr gewünscht. Tobias Hardt (Linke) begrüßt den barrierefreien Umbau des Kreuzungsbereichs und der Bushaltestellen und dass sich nicht nur für Radler, sondern auch für Fußgänger Verbesserungen ergeben.
Esslingens erste Fahrradstraße
Grundsätzliches: Fahrradstraßen sind Verkehrswege im Stadtverkehr, auf denen der Radverkehr klaren Vorrang hat. Autos und andere Fahrzeuge müssen auf der gesamten Fahrbahn Rücksicht auf Radfahrerinnen und -fahrer nehmen. Radler dürfen nebeneinander fahren. Gehwege sind den Fußgängern vorbehalten. Das Tempo bestimmen die Radfahrer, maximal gilt Tempo 30. Fahrradstraßen erkennt man an einem speziellen Verkehrszeichen. Ein Zusatzzeichen zeigt an, wenn Kraftfahrzeuge die Straße weiterhin befahren dürfen.
Lokales: Die Esslinger Hindenburgstraße zählt mit bislang 1,85 Kilometern zu den längsten Fahrradstraßen in Deutschland. 2013 war ein Teilstück als erste Fahrradstraße im Landkreis freigegeben worden, 2015 wurde die komplette Strecke eingeweiht. Radler gelangen auf der Hindenburgstraße von den östlichen Stadtteilen in die Innenstadt. 2024 soll zunächst ein 140 Meter langer Abschnitt zwischen der Schorndorfer Straße und der Keplerstraße zur Fahrradstraße werden; in einem nächsten Schritt soll diese bis zur Landhausstraße verlängert werden. (adi)
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