1250 Kerzen passen schlecht auf eine Geburtstagstorte. Darum möchte Esslingen seinen Geburtstag im Jahr 2027 anders feiern. Die Bürgerinnen und Bürger können unter dem Motto „Besonders seit 777“ das Programm mitgestalten.
Mit seinen fast 1250 Jahren ist Esslingen noch immer fit wie ein Turnschuh. Dieser etwas flapsige Vergleich kratzt kein bisschen am distinguierten Renommee der altehrwürdigen ehemaligen freien Reichsstadt, die 777 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Denn auch sie selbst begeht ihren Geburtstag augenzwinkernd und humorvoll. Mit flotten Sprüchen und zusammen mit ihren Einwohnern lässt die Neckarstadt in ihrem Jubiläumsjahr 2027 die Korken knallen. Dabei ist es Programm, dass die Bürger das Programm mitgestalten.
Esslinger feiern also Esslingen. Doch Esslingen feiert auch sich selbst. Mit einem breiten Schmunzeln in den Mundwinkeln. „Wir wollen es humoristisch angehen und nicht staatstragend“, sagt Michael Metzler, Geschäftsführer des Esslinger Stadtmarketings, der das Jubiläum gemeinsam mit der Stadtverwaltung koordiniert. Witzige Slogans sollen daher Werbung für 2027 machen: „Wie darf man sich mit 1250 fühlen? Sexy“, „Ihr könnt ruhig Alter zu mir sagen“, „777 ist eine Schnapszahl. Na dann. Prost“ oder „In 2027 heißen wir übrigens Feierlingen“.
Diese markigen Bonmots zum Stadtjubiläum zieren bereits Postkarten, Aufkleber, Flyer und Aufsteller. Die Kampagne habe aber auch auf andere Weise Fahrt aufgenommen, berichtet Michael Metzler: „Zwei O-Busse des Städtischen Verkehrsbetriebs fahren durch Esslingen und werben mit großen Aufdrucken für das Jubiläumsjahr.“ Eine Plakataktion im Stadtgebiet sowie neu eingerichtete Jubiläumskanäle auf Social Media ergänzen den Kommunikationsauftritt. Die frechen Sprüchen sollen später aber auch auf Merchandising-Artikeln zum städtischen Geburtstag wie T-Shirts, Pullovern oder Tassen für eine knackige Note sorgen, ergänzt Stadtsprecherin Nicole Amolsch.
1,25 Millionen Euro fürs Jubiläumsjahr
Esslingen kokettiert somit schelmisch mit seinem Alter. Und es nimmt seine Einwohnerinnen und Einwohner mit auf seinen Guten-Laune-Trip. Bürger, Vereine, Gruppen, Nachbarschaftstreffs, Freundeskreise oder Institutionen können eigene Projekte zur Gestaltung des Stadtjubiläums einreichen. Der Ideenpool ist breit. Denkbar sei alles, sagt Nicole Amolsch – Musicals, Buchprojekte, Ausstellungen, Stadtverschönerungen oder Vorträge. Möglich wären auch Konzerte, Sportevents, Publikationen oder Workshops. Die Mitmachachse verlaufe nicht nur quer durch die Esslinger Innenstadt, sondern alle Stadtteile könnten mit dabei sein.
Ein Stadtfest Made by Esslingern soll es werden. Finanzielle Rückendeckung gibt es auch. Der Gesamtetat für das Stadtfest beträgt laut Michael Metzler 1000 Euro pro städtischem Jubiläumsjahr – 1,25 Millionen Euro stehen somit zur Verfügung. Die Summe stammt aus dem städtischen Haushalt. Es solle aber ergänzend dazu versucht werden, Sponsoren und Spender für das Mammut-Event zu finden, sagt Michael Metzler. Doch unabhängig vom Erfolg dieser Vorsätze werden etwa 40 Prozent der 1,25 Millionen Euro in die Bürgerbeteiligung fließen. Mit insgesamt 530 000 Euro werden die von den Einwohnern ausgedachten Projekte unterstützt.
Die Ideen dafür können online über die Jubiläums-Webseite abgegeben werden. Zwei Fristen gilt es dabei zu beachten. „Große Projekte mit einer Fördersumme ab 1000 Euro müssen bis Donnerstag, 30. Oktober 2025, eingereicht werden“, sagt Nicole Amolsch. Für kleinere Beiträge zum Stadtjubiläum bleibt bis Ende April 2026 Zeit. Nach diesen beiden Terminen wirft eine Jury einen Blick auf die eingegangenen Vorschläge. Das Preisgericht werde unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Matthias Klopfer stehen und mit städtischen Mitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen besetzt sein, sagt Michael Metzler. Die Jury entscheidet, ob die eingegangenen Beiträge den Weg in das Förderprogramm schaffen oder nicht.
Parallel zum Brainstorming der Bürgerinnen und Bürger möchte die Stadtverwaltung ihre kleinen grauen Gehirnzellen anstrengen. Ein städtisches Programm zum Stadtjubiläum wird es laut Nicole Amolsch ergänzend zu dem von Einwohnern gemachten Part geben. Wer aber schon einmal einen Termin rot im Kalender anstreichen möchte, der kann den Rotstift wieder wegpacken. Denn ein Jubiläumswochenende oder eine Festwoche mit einem geballten Programm wird es laut der Stadtsprecherin nicht geben. Gefeiert werde das ganze Jahr über, von Januar bis Dezember, und nicht etwa konzentriert im Sommer. Natürlich werde es die Esslinger Festklassiker mit Neujahrsempfang, Schwörfest, Estival oder Weihnachtsmarkt auch im Jubiläumsjahr geben, fügt Nicole Amolsch hinzu. Doch Geburtstagsparty sei das ganze Jahr über. Schließlich ist der Jubilar fit wie ein Turnschuh.
Bürger gestalten Stadtjubiläum
Auswahlkriterien: Einzelpersonen, aber auch organisierte Gruppen, Vereine oder Institutionen können Vorschläge zur Gestaltung des Stadtjubiläums einreichen. Besonders gefördert werden laut Pressesprecherin Nicole Amolsch Projekte, die innovativ sind, die Stadt überregional stärken und kulturelle Vielfalt sowie Integration fördern. Die genauen Kriterien stehen auf der Homepage.
Kontakt: Ansprechpartnerin für Fragen rund ums Esslinger Stadtjubiläum und Koordinatorin der Bürgerprojekte ist Simone Lämmle. Sie ist unter der Email-Adresse Simone.Laemmle@ esslingen.de oder der Rufnummer 07 11/35 12 41 17 zu erreichen. Mehr Informationen zum Stadtjubiläum findet man auf der Internetseite http://www. besondersSeit777.de (sw)
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