Esslingen

Esslingen rückt näher an den Neckar

Lange wurde geplant, jetzt beginnt der Bau des Neckaruferparks. Es entsteht ein kleines, aber wichtiges Naherholungsgebiet.

Grün ist die Hoffnung, und die hat Esslingen nie aufgegeben, wenn es um die kleine grüne Oase zwischen Bahngleisen und dem Neckar ging. Über zwei Jahrzehnte lang wurden die Planungen für den Neckaruferpark in der mit Freiflächen unterversorgten Weststadt verändert, aber nie fallengelassen. Jetzt wird er Realität – endlich. Wesentliche Voraussetzung dafür war, dass die Stadt 2018 zwei Hektar Fläche von der Bahn doch noch kaufen konnte. Bereits Ende der 1990er-Jahre wurden im Rahmen eines Bürgergutachtens Ideen entwickelt, daraufhin gab es zahlreiche Test-Entwürfe für das nur rund 50 Meter breite Areal. Das Gelände mit seinen großen Höhenunterschieden, zu dem wertvolle, aber auch sanierungsbedürftige Natursteinmauern gehören, sei eine Herausforderung für die Planer gewesen, so die Stadt. Zudem gebe es Altlasten.
„Es gibt eine große Sehnsucht der Esslingerinnen und Esslinger nach ihrem Neckar. Hier werden sie nah an ihn herankommen“, sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer beim symbolischen Spatenstich vergangene Woche. Das neue Erholungsgebiet am Fluss, das von WGF Objekt Landschaftsarchitekten in Nürnberg geplant wurde, wird aus verschiedenen Bereichen bestehen. Den Auftakt der rund zweieinhalb Jahre dauernden Bauarbeiten macht der auf Höhe der Bahnhofsunterführung geplante Stadtbalkon, eine Art Terrasse, die Platz für Sitzgelegenheiten, Gastronomie oder Veranstaltungen bietet. Danach wird stückweise flussabwärts weitergebaut.

Naturufer, Kiesstrand, Rad- und Fußwege
Ein Teilstück des Neckarufers wird zum Naturufer umgestaltet. Auch ein Steg wird entstehen. Am Hechtkopf, wo der Roßneckarkanal in den Neckar fließt, ist mit einem Kiesstrand ein direkter Zugang zum Fluss vorgesehen. Der Bereich wird als Parkeingang von Mettingen aus neu gestaltet. In weiteren Abschnitten werden die Natursteinmauern saniert und getrennte Rad- und Fußwege angelegt. Nicht umgesetzt wird vorerst das in der Mitte des Parks geplante „Neckarplateau“. Die Entsorgung von Altlasten in diesem Abschnitt würde mit massiven Kostensteigerungen zu Buche schlagen. Um nicht in Verzug zu geraten und damit Fördergelder zu gefährden, wurde der Bau des Plateaus zurückgestellt. Für das rund 9,5 Millionen Euro teure Vorhaben rechnet man im Rathaus mit Zuschüssen in Höhe von sechs Millionen Euro. Dafür muss der Park bis Ende 2025 fertiggestellt sein. Realisiert werden soll noch immer die Freitreppe. Aber die bisherige Planung müsse überarbeitet werden, hieß es aus dem Grünflächenamt. Aufgeschoben ist zudem die Umgestaltung des Neckarufers am Pliensauturm.
Weil die Neue Weststadt immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner anzieht, ist der Bedarf an wohnungsnahen Freiflächen dort besonders groß. Zudem müssen sich die Innenstädte gegen zunehmende Hitze und Trockenperioden wappnen. „Bei der neuen Parkanlage stehen Aspekte der Klimawandelanpassung besonders im Fokus“, betont die Stadt. Auch die Artenvielfalt werde durch neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere nachhaltig gefördert.
Ohne Sperrungen werden die Bauarbeiten nicht ablaufen. Aus Sicherheitsgründen wird das gesamte Baufeld abgeriegelt. Auch der Neckaruferweg zwischen Pliensaubrücke und Unterführung bei der Schenkenbergstraße in Mettingen wird ab 6. November bis zur Fertigstellung des Parks Ende 2025 gesperrt. Von der Sperrung ist auch die Unterführung zwischen dem Hengstenberg-Areal und der Roßneckarbrücke betroffen. Für den Radverkehr wird eine Umleitung eingerichtet.

Langer Weg bis zum Baustart
Vorlauf: Erst im Jahr 2018 konnte die Stadt Esslingen ein für den Neckaruferpark essenzielles Grundstück von der Bahn erwerben. Von da an wurden die Pläne für den Grünstreifen immer konkreter. Bereits im Jahr 1997 setzten sich Bürgerinnen und Bürger erstmals mit der Idee für einen Park auseinander, 2011 war er Teil eines städtebaulichen Wettbewerbs.
Radschnellweg: Nach der aktuellen Trassenführung wird der geplante Radschnellweg von Stuttgart bis nach Reichenbach nicht durch den Neckaruferpark führen. Auf Esslinger Gemarkung ist die Route zunächst südlich des Neckars an der B 10 entlang bis nach Weil geplant und soll dann weiter durch die Pliensauvorstadt bis zum Alicensteg gehen. Von hier aus verläuft die Trasse südlich des Neckars am Ufer weiter und entlang der K 1215 an Sirnau vorbei. Kurz vor dem Kraftwerk Altbach wechselt die Route ans Nordufer des Neckars. (pep)

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