Nürtingen

Ein Jahr nach dem Unfall mit zwei Toten in Nürtingen: Das Warten auf Antworten

Auch ein Jahr nach dem Unfall in der Bahnhofstraße, bei dem zwei Frauen ihr Leben verloren, ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Derweil gibt es Überlegungen, wie den Opfern am Unfallort gedacht werden könnte.

Es ist nicht mehr viel, das an den schrecklichen Unfall erinnert, der sich vor einem Jahr in der Bahnhofstraße ereignet hat. Dort, wo vor einer Weile noch Kerzen und Blumen niedergelegt waren, liegt jetzt ein alter Teppich. Die Spuren an der Hauswand, die der SUV hinterlassen hat, wurden überstrichen – die Stellen sind jedoch noch deutlich zu erkennen. Die Fußgängerampel gegenüber dem Bahnhof glänzt mehr als die übrigen Ampelmasten – sie ist noch relativ neu. Die alte Ampel hatte der Wucht des Aufpralls nicht standgehalten. Am 16. Juni 2024 verloren hier zwei junge Frauen – 27 und 28 Jahre alt – ihr Leben. Ein 54-Jähriger hatte die Kontrolle über seinen Mercedes-SUV verloren, fuhr über den Gehweg und hinterließ ein 50 Meter langes Trümmerfeld. Die beiden Frauen, die der Wagen erfasste, warteten an der Fußgängerampel. Die 28-Jährige starb noch am Unfallort. Die 27-Jährige wurde mit einem Hubschrauber in eine Klinik geflogen, erlag dort aber kurze Zeit später ihren Verletzungen. Neben den beiden Frauen wurde auch ein 16-Jähriger von dem Wagen erfasst – er überlebte schwer verletzt.


Der 54-jährige Fahrer konnte den völlig zerstörten Wagen eigenständig verlassen. Kurz nach dem Unfall saß er neben seinem Auto auf dem Gehweg. Die Polizei schloss rasch ein Verbrechen aus und sprach von einem Unfall. Alkohol wurde im Blut des Mannes nicht nachgewiesen. Im März dieses Jahres wurde jedoch bekannt, dass er unter dem Einfluss von Cannabis stand. Im Januar hatte die Staatsanwaltschaft Stuttgart die Ermittlungen übernommen. Noch immer stehe ein Gutachten aus, teilt Staatsanwältin Stefanie Ruben mit. Unter anderem müsse geklärt werden, ob die nachgewiesenen Drogen im Blut auch ursächlich für den Unfall waren. Derweil gibt es Überlegungen, wie den Verstorbenen am Unfallort gedacht werden könnte. Eine der beiden Frauen war Studentin an der HfWU. Vier Mitstudierende hätten sich zusammengeschlossen und sich an die Stadt gewandt, teilt Clint Metzger, Sprecher der Stadt Nürtingen, mit. Sie hätten wegen einer Gedenkstätte angefragt. Verschiedene Gestaltungsformen seien diskutiert worden – etwa Mosaiksteine auf dem Randstein oder gezeichnete Blumen an einer Häuserfassade. „Diese wären aus Sicht der Straßenverkehrsbehörde unkritisch“, so Metzger. Sollte die Mosaikvariante bevorzugt werden, würde der Bauhof das Vorhaben unterstützen. Ein Gedenkstein im herkömmlichen Sinn sei nicht im Gespräch gewesen. Dass in der Bahnhofstraße nach dem Unfall eine Blitzersäule aufgestellt werde, sei nie Thema gewesen, da der Unglücksort nicht als Unfallschwerpunkt gilt, sagt Metzger. Auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit sei nur aufgrund besonderer Umstände möglich – etwa bei unübersichtlichen Strecken oder wenn sich ein Kindergarten oder ein Pflegeheim in der Nähe befinde. „In diesem Fall trifft allerdings keiner dieser Punkte zu“, so Metzger.

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