Esslingen

Durchs Koki weht ein frischer Wind

Esslingens Kommunales Kino war und ist auf vielfältige Art gefordert – zuletzt hat sich dort einiges getan. Die Gastronomie spielt im Konzept eine wichtige Rolle.

Das Kino ist in stetem Wandel: Filme kommen und gehen, der technische Fortschritt ist rasant, und die Erwartungen des Publikums werden nicht geringer. Wer da auf der Höhe der Zeit bleiben möchte, muss ständig am Ball bleiben. Esslingens Kommunales Kino (Koki) hat seit seinen Anfängen im Jahr 1981 viele Veränderungen erlebt. Geblieben ist das große Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen, die das Koki zu einer unverzichtbaren Größe im kulturellen Leben der Stadt gemacht haben.
Die Kinotechnik wird im Koki stets aktuellen Standards angepasst, neue Angebote bereichern das Programm, Bewährtes wird gepflegt. Zuletzt haben das Kommunale Kino und sein Förderverein viele Ideen, Zeit und Geld in die hauseigene Gastronomie „Lux“ investiert. Anfang Mai wurde dies mit einer „Grand Opening Party“ gefeiert.
Weil man im kleinen Filmtheater auf der Maille weiß, dass es nicht mehr genügt, mit einem attraktiven Filmprogramm zu punkten, haben die Kinomacherinnen und -macher ihre hauseigene Gastronomie „Lux“ schon länger im Blick. Doch der Plan, das Angebot durch einen Pächterwechsel aufzuwerten, ist noch nicht aufgegangen: Ein neuer Gastronom hatte erst zugesagt und war dann kurzfristig wieder abgesprungen – der hauseigene Förderverein Freiraum hat daraufhin spontan den Gastronomiebetrieb übernommen. „Wir sind zwar keine Gastronomen“, sagt Norbert Eitel, der sich im Vorstand von Koki und Freiraum engagiert. „Aber wir geben unser Bestes, um ein gastronomisches Angebot aufrechtzuerhalten, weil das zum Kinobesuch dazugehört und weil wir wissen, dass das ‚Lux’ ein wichtiger Ort des Austauschs und der Begegnung ist.“
Freiraum und Koki haben zuletzt viel dafür getan, das „Lux“ neu aufzustellen. So präsentiert sich das Foyer des Kommunalen Kinos nun deutlich attraktiver, am Tresen hat sich einiges getan, bei der Außengastronomie wurde bereits 2024 kräftig nachgebessert. Und der Eigenbetrieb Städtische Gebäude hat zum Beispiel am Dach des Wintergartens viel getan. Trotzdem sieht man sich noch lange nicht am Ziel. „Wir sind froh, dass wir einen versierten Koch gefunden haben, der unser Angebot deutlich aufgewertet hat“, sagt Ines Hartmann aus dem Koki-Vorstandsteam, die ehrenamtlich auch in der Gastronomie mitarbeitet.

Erfahrene Gastro-Leitung gesucht
Damit das „Lux“ seinen Weg weitergehen kann, würden die Kinomacher gerne eine erfahrene Gastro-Leitung engagieren. „Wir wünschen uns jemanden, der oder die Lust haben, das Zusammenspiel von Kino und Gastronomie ideenreich zu gestalten und mutig auch mal Neues ausprobieren“, umreißt Norbert Eitel das Anforderungsprofil. Ina Riedinger aus der Koki-Geschäftsstelle ist überzeugt: „Das Drumherum wird für viele Kinobesucher immer wichtiger. Sie wollen nicht nur einen Film anschauen und wieder nach Hause gehen, sondern vorher etwas trinken, sich mit anderen treffen und hinterher über den Film reden. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Interessant sind aber auch gastronomische Angebote, die auf den jeweiligen Film abgestimmt sind, oder etwa ein Film-Brunch am Sonntagvormittag.
So sehr sich die Koki-Crew um einen attraktiven Rahmen bemüht – im Mittelpunkt steht natürlich auch in Zukunft ein profiliertes Filmprogramm für unterschiedliche Altersgruppen und Interessen. Nach dem Abschied der langjährigen Geschäftsführerin Sibylle Tejkl kümmert sich inzwischen Ina Riedinger um Programm und Konzeptionelles. Und für sie ist klar, dass sich auch das inhaltliche Profil des Kommunalen Kinos weiterentwickeln muss, ohne Bewährtes zu vernachlässigen.
Das fängt bereits beim Nachwuchs an: Um den noch gezielter an das Medium Film heranzuführen, soll es zusätzlich zum bewährten Gonzo-Kinderkino einen Mini-Filmclub geben: Über einen längeren Zeitraum sollen sich dessen Mitglieder einmal wöchentlich treffen, gemeinsam einen Film anschauen und sich hinterher mit dem Gesehenen auseinandersetzen. Denkbar ist für Ina Riedinger auch eine Bildungspartnerschaft mit einer örtlichen Schule. Und das 40-jährige Bestehen des Gonzo-Kinderkinos ist ein willkommener Anlass, das junge Profil des Koki weiter zu schärfen.
Mit der Außengastronomie soll in der warmen Jahreszeit wieder durchgestartet werden. Und dann warten noch – wie in jedem Jahr – zwei große Festivals, die gestemmt sein wollen: erst das Open-Air-Kino auf der Esslinger Burg, das vom 31. Juli bis zum 9. August steigen wird. Demnächst werden dafür wieder freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht. Und dann von Mitte August bis etwa Mitte September das Kino am Hochschulcampus, mit dem das Koki sein Open-Air-Angebot nach den turbulenten Tagen auf der Burg in kleinerem Rahmen fortsetzen wird. „Wir waren und sind an allen Ecken und Enden gefordert“, sagt Koki- und Freiraum-Vorstand Norbert Eitel. „Doch uns trägt die Freude an der gemeinsamen Arbeit und der Wunsch, dem Publikum einen schönen Kinobesuch zu ermöglichen.“

Das Koki im Kurzporträt
Geschichte:
Der Kulturverein Kommunales Kino Esslingen wurde 1981 gegründet und zählt heute rund 1300 Mitglieder. Seit 1987 betreibt der Verein im denkmalgeschützten Lorch-Areal an der Maille-Kreuzung ein professionell ausgestattetes Programmkino mit analoger und digitaler Projektionstechnik, das konsequent an den aktuellen Stand der Kinotechnik angepasst wird und Platz für 83 Besucher bietet. Seit 2006 wird das Koki vom Förderverein Freiraum unterstützt.
Konzept: Im Mittelpunkt des Programms stehen aktuelle Filme aus aller Welt jenseits des Mainstreams, filmgeschichtlich interessante Werke, Festivalentdeckungen, Filme ohne Verleih und vieles mehr. Dem Gonzo-Kinderkino, das junge Zuschauer im Alter von fünf bis zwölf Jahren anspricht, gilt die besondere Aufmerksamkeit. Projekte wie das Queerfilm-Festival und eine Architekturfilmreihe setzen Akzente. Eine Vielzahl von Specials wie Vorstellungen mit Lesungen, Live-Musik, Podiums- und Filmgesprächen oder kulinarischen Zusatzangeboten runden das Projekt ab. Seit 1993 organisiert das Koki jeden Sommer das „Kino auf der Burg“, das an guten Abenden mehr als 2500 Besucher anlockt. Und im Herbst geht das Open-Air-Vergnügen im Kino am Campus weiter.
Wirtschaft: Das bewirtete Foyer „Lux“ im verglasten Innenhof mit Außenbereich ergänzt den Kinobesuch gastronomisch. Seit einem Jahr wird das „Lux“ unter der Leitung des Fördervereins Freiraum betrieben. (adi)

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