Neckar Schurwald

Die Szene trifft sich im Musikcafé Eisele

Das Musikcafé Eisele in Köngen feiert 40-jähriges Bestehen. Bis heute spielt Live-Musik dort die Hauptrolle, die Kneipe versammelt Generationen.

Die Anfänge der Kultband „Klauboys“ sind im Musikcafé Eisele in Köngen zu verorten. Rock, Punk und Polka prägen den Stil der schwäbischen Band mit Haartollen und extravaganten Schuhen bis heute. Mit Lust und Witz ­kopieren sie das finnische Original, die „Leningrad Cowboys“. Doch haben sie ihren ei­genen Stil. Diesen haben die „Klauboys“ auch Anfang Juni wieder unter Beweis gestellt. Erneut im „Eisele“, denn das Musikcafé gibt es seit vier Jahrzehnten. Und das wurde an Pfingsten drei Tage lang gefeiert. Ehrensache, dass die „Klauboys“ dabei einen Auftritt hatten. Seit 40 Jahren ist die Kneipe am Köngener Kreisverkehr bei Rockfans aus der ganzen Region beliebt. „Dass viele Größen der Musikszene bei uns gastieren“, mache ihn stolz, sagt Karl-Heinz („Charlie“) Mayer, lange Zeit musikalischer Kopf der Köngener Kultkneipe.
Die „Klauboys“ habe man bei einem Talentabend entdeckt, erinnert sich Mayer. Seitdem sind die 17 Musikerinnen und Musiker erfolgreich in der Region unterwegs. „40 Jahre Rock ’n’ Roll“ stand auf den Plakaten zur Jubiläumsfeier. Das Profil des Hauses hat der Musiker Karl-Heinz Mayer seit 1985 geprägt. Damals machte er aus dem ehemaligen Bäckereicafé der Eiseles in der Bahnhofstraße ein Musikcafé. „Meine Familie hat in dem Gebäude eine Bäckerei betrieben“, erinnert sich Karl-Heinz Eisele, dem das Haus gehört. Im Nebenhaus gab es ein Lebensmittelgeschäft, das im Köngener Unterdorf die Nahversorgung sicherte. 1966 starb der Vater. Dann übernahmen wechselnde Gastronomen das Lokal, das heute mit seiner verkehrsgünstigen Lage punktet. Vor dem Bau der B 313 war das „Eisele“ allerdings nur über eine Schotterpiste zu erreichen.
Die Vision, die Musikszene in einem Lokal zu vernetzen, hatte „Charlie“ Mayer schon lange. Als Pächter des „Krokodil“ in Kirchheim war er in der Region bekannt, an Erfahrung in der Gastronomie fehlte es ihm nicht. Erst war sein Musikerkollege Siggi Manz mit im Boot, dann seine Ehefrau Manola. Im Musikcafé „Eisele“, das auch einen Probenraum für lokale Bands hatte, liefen seit 1985 viele Drähte zusammen. Wie wichtig Auftrittsmöglichkeiten für Bands sind, weiß Mayer aus eigener Erfahrung. Mit der entsprechenden Ausrüstung fehlte es da im „Eisele“ an nichts. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir attraktive Möglichkeiten bieten“, erinnert sich Mayer. Seine Bandkontakte aus Deutschland und Europa machten in der Köngener Kulturkneipe Station. Viele haben den intimen Rahmen im holzverkleideten Gastraum genossen. Ein langjähriger Weggefährte ist der Gitarrist Werner Dannemann.

Für viele wie ein zweites Wohnzimmer
Über den Erfolg des Musikkneipen-Konzepts freut sich auch Karl-Heinz Eisele. Als seine Familie die Bäckerei aufgab, habe es Pläne gegeben, dass das benachbarte Autohaus das Gelände ­übernehmen könnte. Die haben sich zerschlagen. Eisele ist froh, dass das Musikcafé die Jahrzehnte überdauert hat: „Das ist einfach was Besonderes.“ Im Großraum Stuttgart gebe es nicht mehr so viele Kneipen, die Live-Musik anbieten. Zum Jubiläum hat Eisele T-Shirts bedruckt. „Generationen sind hier groß geworden“, erinnert er sich. Für die Jugend aus Wendlingen und Köngen war das Musikcafé ein zweites Wohnzimmer. Der Inhaber freut sich, dass der Unternehmer Jochen Maier das Haus jetzt erfolgreich weiterführt.
Als „Gast seit den ersten Tagen“ ging es Jochen Maier darum, „dass das Eisele weiter besteht“. Er stieg mitten in der Coronapandemie ein. Da wusste niemand, wie sich das in Zeiten von Lockdowns und Einschränkungen wirtschaftlich darstellen lässt. „Heute hat sich das Haus erholt, die Gäste strömen und fühlen sich wohl“, schwärmt Maier. Geöffnet ist täglich ab 11.30 Uhr. Der Andrang bei den Konzerten sei ebenso groß wie bei Fußball-Liveübertragungen oder bei Dartsturnieren. Im Sommer ist der Biergarten ein Anziehungspunkt. Neben der üppigen Getränkekarte gibt es ein kleines Angebot an Speisen. Pizza, Flammkuchen und Currywurst „aus dem Weck“ sind bei den Gästen beliebt.
Vor dem Haus parken schwere Motorräder, E-Bikes und Oma-Fahrräder. Das Publikum ist gemischt. Die Einrichtung ist urig und rustikal. An den Wänden erinnern Plakate an die gute, alte Zeit des Rock ’n’ Roll. Das Musikprogramm verantwortet heute Frank Bokowits. Er setzt auf einen „guten Mix zwischen junger Szene und bekannten Bands“. Das Herzstück des Hauses bleibt die Live-Musik. Deshalb gibt es ab 5. November wieder die Session: Das ungezwungene Zusammenspiel kommt bei Gästen und Musikern gut an. (eli)

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