Die Esslinger Kulturverwaltung stellt Weichen für die Zukunft der städtischen Galerie Villa Merkel und des Bahnwärterhauses.
Die städtische Galerie Villa Merkel genießt in der Kunstszene einen guten Ruf, doch das Publikumsinteresse vor Ort ist ausbaufähig. Deshalb arbeiten die Esslinger Kulturverwaltung und die Galerieleitung seit zwei Jahren an Ideen, wie sich die Villa stärker öffnen und wie sich das benachbarte Bahnwärterhaus neu beleben ließe. Einiges wurde bereits umgesetzt, manches wartet noch auf Realisierung. Das Bahnwärterhaus soll nun zum spartenübergreifenden Kreativlabor werden. Dafür gab’s im Kulturausschuss einmütige Zustimmung.
Rund um die Galerie hat sich einiges getan: So wurde die Beflaggung vor der Villa Merkel reaktiviert, Banner machen auf das Haus und seine Ausstellungen aufmerksam, an der Unterführung Fabrikstraße prangt ein Hinweis mit der Aufschrift „Ab in die Villa“. Parkmöglichkeiten für Fahrräder wurden ergänzt. Ein leuchtend rotes Kunstwerk am Eingang soll symbolisch den roten Teppich ausrollen und für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen den Zugang zum Haus erleichtern. Für diejenigen, für die der Weg ins Obergeschoss zu beschwerlich ist, sollen Filmclips einen Eindruck vom dort Gebotenen vermitteln.
Die bislang eher abschreckende Unterführung von der Fabrikstraße aus wurde neu gestaltet, die Werbung in der Stadt wird etwa durch Banner in der Bahnhofstraße intensiviert. Zentraler Anspruch von Galerieleitung und Kulturverwaltung ist es, die Villa Merkel stärker zu öffnen – etwa durch Kooperationen mit anderen Veranstaltern und Kulturakteuren wie das Theaterprojekt „Esslinger Suppkultur“ oder die Beteiligung am Kulturrucksack. Zeichenworkshops, Führungen und Gespräche zum Haus runden das Angebot ab.
Kulturfest und Außengastronomie
2024 wurden 60 öffentliche Führungen und 89 Veranstaltungen für unterschiedlichste Zielgruppen angeboten. Ein Höhepunkt war das viertägige Kulturfest „Ab in Onkel Oskars Garten“, das vor allem junges Publikum lockte. Ein Hit war in den Sommermonaten auch die Außengastronomie unterhalb des Wintergartens.
Ein zentraler Baustein im Konzept der städtischen Galerie soll das Bahnwärterhaus werden, um das es in den vergangenen Jahren still geworden war, nachdem die Stadt dort aus Einsparungsgründen den Ausstellungsbetrieb eingestellt hatte. Nun soll das kleine Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert wiederbelebt werden. Gemeinsam mit potenziellen Nutzern wurde ein Konzept entwickelt, das nun Zug um Zug realisiert werden soll. Erklärtes Ziel ist es, das Bahnwärterhaus „im Zusammenspiel mit der städtischen Galerie und dem Merkelpark als offenes Haus für die Stadtgesellschaft zu etablieren und die Attraktivität des Standortes zu steigern“. Zusammen mit vielen Esslingerinnen und Esslingern soll ein Kreativ-Labor entstehen, das kulturelle Angebote in kleinerem Rahmen ermöglicht.
Die Pläne für die Villa Merkel fanden jüngst im gemeinderätlichen Ausschuss für Kultur, Sport und Soziales viel Beifall – das Konzept für die künftige Nutzung des Bahnwärterhauses wurde einstimmig abgesegnet. Einhellig wurde von den Ratsmitgliedern gelobt, dass sich die städtische Galerie zusehends geöffnet habe und ihren Weg, mehr als nur elitäres Publikum anzusprechen, konsequent weitergehen wolle. Sabine Mickeler (CDU) sorgt sich allerdings um das Sicherheitsgefühl vor allem in den Abend- und Nachtstunden. Der Merkelpark und die Unterführung unter der Bahnlinie werde von vielen vor allem bei Dunkelheit als Angstraum empfunden – für viele Frauen sei das „eine No-Go-Area“. Mickeler regte zudem an, dass neben der digitalen auch eine telefonische Buchung des Bahnwärterhauses möglich sein soll, um Senioren die Nutzung zu erleichtern. Aglaia Handler (CDU) verwies auf Hundekot rund um die Villa Merkel: Das passe nicht zu den Bemühungen, kunstinteressiertes Publikum stärker zu interessieren. Edda Höfer, die für die Linken als beratendes Mitglied im Kulturausschuss sitzt, regte zudem an, die Probenräume im Bahnwärterhaus auch mit digitalem Klavier oder Schlagzeug auszustatten.
Die Villa Merkel und ihr Konzept
Das Haus: Die Villa Merkel wurde 1872/1873 für den Unternehmer Oskar Merkel gebaut. Er ließ sein Familiendomizil im Stil der Neurenaissance in einem Landschaftsgarten errichten. Seit 1973 wird die Villa als städtische Galerie genutzt, zu der das Bahnwärterhaus in der Nachbarschaft gehört, das 1895/1896 gebaut wurde.
Das Konzept: Esslingens städtische Galerie hat es sich zur Aufgabe gemacht, jüngere Positionen der internationalen Gegenwartskunst zu präsentieren. Die Villa Merkel versteht sich gegenüber Künstlerinnen und Künstlern als „kompetente Zuspielpartnerin“, die helfen möchte, Neues auf den Weg zu bringen. (pep/adi)
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