In Denkendorf öffnet ein unkonventioneller Naturerlebnispfad. Ein zweieinhalb Kilometer langer Rundkurs führt über 13 Stationen.
Manchmal hatte der Denkendorfer Bürgermeister Ralf Barth Mitte vergangener Woche Mühe, sich Gehör zu verschaffen. So aufgeregt plapperten vor allem die vielen Kinder durcheinander, die zur Einweihung des Naturerlebnispfads gekommen waren. Sie konnten es kaum aushalten, bis endlich die ersten Kugeln durch die zehn Rinnen rollen durften. Konzipiert hat den rund zweieinhalb Kilometer langen Erlebnispfad, der Teil des Landschaftsparks Verband Region Stuttgart ist, der Ostfilderner Landschaftsarchitekt Tobias von Kortzfleisch.
Die Strecke führt um die Streuobstwiesen zwischen Körschtal und Autobahn. Zentrales Element sind Kugelbahnen in verschiedener Ausprägung und Gestaltung. Start und Ziel ist beim CVJM-Vereinsheim in der Heinrich-Werner-Straße. An 13 Stationen können sich die Besucher informieren, rasten und sich spielerisch oder sportlich betätigen.
Der Erste seiner Art im Landkreis
Neben den Kugelbahnen gibt es einen Kletterwald entlang des „Schneckengässles“, Spiel- und Turngeräte, einen Barfußpfad sowie Informationstafeln unter anderem zu Fauna, Flora und Geschichte. Außerdem Sitzbänke und Stationen mit einem Kugelquiz. Auch ein „Naschgarten“ mit Obstbäumen und Sträuchern wurde angelegt, ein Bienenhotel aufgestellt. Der Kugelpfad führt über Asphalt- und Feldwege und ist auch mit Kinderwagen gut zu begehen. Rollstuhlfahrern wird eine Begleitung empfohlen. All dies solle zu einem Ausflug in die Natur einladen und Lust machen, sich im Freien aufzuhalten, aber auch Informationen vermitteln, betonte Ralf Barth.
Mit dem Konzept eines Naturerlebnispfads sei der Denkendorfer Kugelpfad der erste seiner Art im Landkreis. Er wurde nicht einfach konzipiert und dann von einer Fachfirma umgesetzt, sondern ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem örtliche Vereine, Unternehmen und der kommunale Bauhof beteiligt waren. Unzählige fleißige Hände haben laut Barth geschraubt und gebastelt, gesägt und betoniert, gebuddelt und gepflanzt.
„Ohne das große ehrenamtliche Engagement hätten wir nur die Idee, aber nichts zum Anfassen“, erklärte der Landschaftsarchitekt Tobias von Kortzfleisch. Und tatsächlich ist die Liste derer, die mitgewirkt haben, lang: Örtliche Firmen spendeten Material, leisteten tatkräftige Arbeit oder unterstützen das Vorhaben finanziell. Die Landjugend packte beim Barfußpfad bei der Himmelstreppe mit an, der Obst- und Gartenbauverein pflanzte Bäume und Sträucher, der Naturschutzbund Nellingen befüllte das Bienenhotel und erstellte eine Wildbienenfläche, die Bürgerstiftung spendierte zwei Sitzbänke. Arbeiten im Wert von 60 000 Euro seien ehrenamtlich erbracht worden, rechnete der Bürgermeister vor. Hinzu kamen knapp 136 000 Euro an Zuwendungen – allen voran der Verband Region Stuttgart (70 000 Euro) und die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (28 000 Euro). Damit verblieben der Gemeinde weniger als die Hälfte der rund 270 000 Euro Gesamtkosten für das Projekt, freute sich Barth.
Jens Kulhanek ist „Mister Kugelpfad“
Seinen Ideenreichtum und sein handwerkliches Geschick hat Jens Kulhanek, der Leiter des örtlichen Bauhofs, in das Projekt eingebracht. Er hat getüftelt und ausprobiert, wie man unter anderem Rinnen in krumme Holzstämme fräst, wie viel Neigung die Bahnen benötigen, damit die Kugeln richtig rollen, oder was es braucht, damit alle Kugeln am Ende wieder aus den Stationen herauskommen. Dafür wurde „Mister Kugelpfad“ vom Bürgermeister das „Kugelbahnendiplom“ überreicht. Fast euphorisch ob des Entstandenen zeigte sich Alexander Lahl, der Regionaldirektor des Verbands Region Stuttgart: „Bombastisch, was Sie hier für die Erlebbarkeit von Natur und Landschaft geleistet haben. Da geht einem das Herz auf.“ Da sei die 70 000-Euro-Förderung des Verbands gut angelegt.
Natur und Spaß erleben
Strecke: Der Naturerlebnispfad führt vom Start am Westeingang des Friedhofs beim CVJM-Vereinshaus in großen Serpentinen bis zum Weg entlang des Lärmschutzwalls an der A 8 und dann über die Friedhofstraße in einem Bogen um das Kloster hinunter in den Maierhof. Von dort geht es entlang der Körsch wieder zurück zum Ausgangspunkt. Einsteigen in den Rundkurs kann man unter anderem am Kloster oder am Wanderparkplatz „Kleines Viadukt“.
Kugeln: Die bunten Holzkugeln gibt es für 50 Cent an den Automaten beim Start oder im Klosterhof. (urh)
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