Neckar Schurwald

Die Erfolgsgeschichte einer Vernunftehe

Die drohende Eingemeindung nach Esslingen führte vor einem halben Jahrhundert zur Gründung Aichwalds. Das Jubiläum wird in der Schurwaldgemeinde an diesem Wochenende groß gefeiert.

Vielen Älteren, die an das Jahr 1974 zurückdenken, fällt sofort die Fußball-WM ein und dass Deutschland in München zum zweiten Mal nach 1954 Weltmeister wurde. 1974 ist aber auch das Jahr, in dem eine andere Erfolgsgeschichte begonnen hat. Zum 1. Januar ist aus dem Zusammenschluss der drei bis dahin selbstständigen Schurwaldgemeinden Schanbach mit Lobenrot, Aichschieß mit Krummhardt und Aichelberg im Zuge der damaligen Verwaltungsreform die Gemeinde Aichwald hervorgegangen. Darum, dass es seinerzeit keine Liebesheirat war, wie nicht nur der heutige Bürgermeister Andreas Jarolim rückblickend sagt, schert sich heute niemand mehr. Damals wollten die drei Gemeinden mit ihrer nicht ganz freiwilligen Hochzeit einfach nur der drohenden Eingemeindung nach Esslingen entgehen.

„Gute und richtige Entscheidung“
Hätten sie das nicht getan, wären sie spätestens im Juli 1974 – just in dem Monat, als das deutsche Team um Bundestrainer Helmut Schön in München bei der Weltmeisterschaft den Fußball-Olymp erklommen hat – Ortsteile von Esslingen geworden: noch heute keine angenehme Vorstellung für viele Aichwalder. Deshalb spricht Andreas Jarolim 50 Jahre später noch immer von einer „guten und richtigen Entscheidung“. Aichwald habe sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten besser entwickelt, als es die einzelnen Stadtteile von Esslingen getan haben.
Kein Wunder, waren die drei Schurwaldgemeinden doch nicht ganz unvorbereitet in die verwaltungstechnische Ehe gegangen. Schon in den 1950er- und 1960er-Jahren hatten sie in vielen Bereichen erfolgreich zusammengearbeitet. Die Kooperation reichte vom gemeinsamen Bau des Wasserturms und einer modernen Schule bis hin zur Gründung eines Allgemeinen Sportvereins „Vorderer Schurwald“ im Jahr 1967. Die Gründung des Planungsverbandes „Vorderer Schurwald“ 1965 war ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu dem späteren Zusammenschluss. Der Verband hatte unter anderem die Aufgabe, einen gemeinsamen Flächennutzungsplan für Aichelberg, Aichschieß und Schanbach zu erstellen.

Erster Bürgermeister wird Richard Hohler
Im Mai 1971 wurde schließlich ein Ausschuss geschaffen, der die Bildung einer Einheitsgemeinde vorbereiten sollte. Diese wurde auch bei einer Bürgerbefragung im Jahr 1972 in hohem Maße befürwortet. Noch im selben Jahr stimmten die Gemeinderäte den Vereinbarungen für einen Zusammenschluss zu, der zum 1. Januar 1974 in Kraft getreten ist.
Der Übergangsgemeinderat der neuen Schurwaldgemeinde hat sich nur drei Tage nach dem offiziellen Zusammenschluss am 4. Januar 1974 erstmals getroffen. Ihm gehörten 30 Gemeinderäte von Aichschieß, Aichelberg und Schanbach an, die den bisherigen Schanbacher Bürgermeister Peter Kuhn per Losentscheid zum Amtsverweser bestimmten.
Drei Monate später, im April 1974, wurde der erste Aichwalder Gemeinderat gewählt. Am 15. September schließlich entschieden sich die Aichwalderinnen und Aichwalder für Richard Hohler und wählten ihn – für manche etwas überraschend – zum ersten Rathauschef der neuen Gemeinde. Dieses Amt gab Hohler altershalber erst im Jahr 2006 an seinen Nachfolger Nicolas Fink ab, der im Jahr 2018 als Nachrücker von Wolfgang Drexler in den baden-württembergischen Landtag wechselte. Seither steht Andreas Jarolim an der Spitze der Gemeindeverwaltung. (kai)

Aichwald feiert das Jubiläum
Vor 50 Jahren ist Aichwald als Reformgemeinde entstanden. 1974 schlossen sich im Zuge der Gemeindereform die einst eigenständigen Orte Schanbach mit Lobenrot, Aichschieß mit Krummhardt sowie Aichelberg zusammen – heute alles Teilorte von Aichwald. An diesem Wochenende, 21. und 22. September, wird das gefeiert. Zum Auftakt gab es am Freitag einen Festakt. Am Samstag und Sonntag wird dann mit den Bürgerinnen und Bürgern Aichwalds rund um das Gemeindezentrum an der Schurwaldhalle in Schanbach gefeiert. Eröffnung ist am Samstag, 21. September, um 17 Uhr. Ab 18 Uhr spielen zunächst „Widmann und Band“ und später die Gaudi-Band des Musikvereins Aichelberg.
Der Sonntag, 22. September, steht im Zeichen des bürgerschaftlichen Engagements in der Gemeinde. Nach einem ökumenischen Gottesdienst (10 Uhr) und einem Frühshoppen mit dem Musikverein Aichschieß stellen sich von 13 Uhr an Aichwalder Vereine und Institutionen vor. Am Gemeindezentrum werden 45 Stände aufgebaut. Außerdem gibt es ein Unterhaltungsprogramm unter anderem mit Tanz- und Musikvorführungen, Mitmach-Gymnastik und Rundfahrten mit der Feuerwehr. Ab 17.30 Uhr tritt die Band „2-Plugged“ auf. Weitere Informationen mit Orts- und Zeitplan unter www.aichwald.de. (gg)

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