Die evangelische Kirchengemeinde startet eine Talk-Reihe im Johannesforum. In dem Format will Pfarrer Peter Brändle mit interessanten Gästen politische, aber auch Lebensfragen diskutieren. Los geht’s am 22. November mit Nils Schmid und Markus Weingardt.
Von Philip Sandrock
Ein Pfarrer als Talkmaster? Dass das geht, will Pfarrer Peter Brändle ab November mit einer neuen Veranstaltungsreihe „Talk im Forum“ im Johannesforum zeigen. „Der Plan ist, interessante Gäste einzuladen, mit denen ich mich über relevante und aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Sport, Lifestyle, Existenz und auch Kirche unterhalte“, sagt Brändle im Gespräch mit unserer Redaktion.
Pazifismus in Zeiten des Krieges?
Losgehen soll es am Mittwoch, 22. November, dem Buß- und Bettag, um 19.30 Uhr mit zwei sachkundigen Talkgästen zum Thema „Pazifismus am Ende?“. Darüber wird sich der Wendlinger Pfarrer mit Nils Schmid, dem Nürtinger SPD-Bundestagsabgeordneten und außenpolitischen Sprecher seiner Fraktion und Markus Weingardt, Friedens- und Konfliktforscher der Tübinger Stiftung Weltethos unterhalten.
„Das Thema hat in den vergangenen Tagen eine völlig neue Dimension bekommen“, sagt Brändle. Denn als die Veranstaltung geplant wurde, sei es vor allem um den Krieg in der Ukraine gegangen und die veränderte Einstellung der Politik, die dieser Konflikt mit sich gebracht habe. Jetzt sei der Nahe Osten durch den Terror der Hamas in einen neuen Großkonflikt geraten. Auch hier stelle sich die Frage, wie es um den Pazifismus stehe. Weingardt, promovierter Politikwissenschaftler, hat unter anderem in Jerusalem studiert und ist Friedens- und Konfliktforscher mit dem Schwerpunkt Religion und Konflikt/Frieden.
Nils Schmid ist Jurist mit Doktortitel und Außenpolitik-Experte der SPD. Er macht sich unter anderem für dauerhafte Militärhilfen für die Ukraine stark. Mit beiden will Brändle am 22. November ausloten, welcher Weg bei der Konfliktlösung nachhaltiger ist: unbedingter Pazifismus oder Realpolitik.
„Es sind zwei hochinteressante Gesprächspartner“, sagt Brändle. Und es soll auch nicht nur bei seinen Fragen bleiben: „Das Publikum bekommt zu Beginn der Veranstaltung Fragekärtchen, darauf können die Zuhörer notieren, was ihnen in Pazifismusfragen auf den Nägeln brennt.“ Die Fragen werden dann gesammelt, nach Themenfeldern sortiert und in der zweiten Hälfte des Abends ins Gespräch eingebracht.
Buß- und Bettag als Starttag gewählt
Getalkt wird im Großen Saal des Johannesforums.
„Dort wird auch ein Team von Ehrenamtlichen für eine kleine Bewirtung sorgen“, sagt Brändle. Der Buß- und Bettag wurde bewusst als Starttag für das neue Format gewählt, weil es an diesem Tag bisher traditionell eine Kirchenveranstaltung gab. „Ich sehe den Talk im Forum als eine Möglichkeit, Lebensthemen Raum zu geben“, sagt Brändle. Dabei stünden nicht nur kirchliche Themen im Fokus – spielten aber dennoch eine Rolle. Wichtiger sei es jedoch, spannenden Themen mit interessanten Menschen ein Forum zu bieten.
Lisa Federle kommt im März
Nach dem Auftakt im November gibt es erst mal eine längere Pause. Weitergehen wird der „Talk im Forum“ dann am 7. März. Für diesen Termin hat die Tübinger Ärztin Lisa Federle bereits zugesagt. Federle hat sich in Tübingen schon in den 2010er-Jahren einen Namen mit ihrer „rollenden Arztpraxis“ gemacht, mit der sie Geflüchtete in ihren Notunterkünften medizinisch betreute. Spätestens seit der Corona-Pandemie wurde sie bundesweit durch ihr Engagement in Tübingen bekannt. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Autobiografie „Auf krummen Wegen geradeaus“ veröffentlicht, in der sie unter anderem über ihren Ausbruch aus einem sittenstrengen protestantischen Elternhaus berichtet. Als dritten Talkgast erwartet Brändle am 16. Mai Markus Ewald. Er war von 2008 bis 2022 Oberbürgermeister der Stadt Weingarten. Zuvor war er vier Jahre Bürgermeister von Bad Urach. Er ist seit einem schweren Verkehrsunfall vor fünf Jahren an den Rollstuhl gefesselt und gab vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen sein Amt auf. Wie es danach weitergeht sei noch offen. „Wir möchten das neue Format ausprobieren und schauen, wie es angenommen wird“, sagt Brändle. Der Eintritt istn frei. Zur Deckung der Unkosten wird allerdings um eine Spende gebeten.
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